Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Название Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)
Автор произведения Perry Rhodan
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845353784



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Ihr Gesicht war angespannt, und sie eilte durch einen Korridor. Die Aufnahme stammte offenbar von einer Sonde, die sie in geringem Abstand begleitete. »Kommandant, einer der Raumjäger ist entwendet worden. Die Kameras haben den Dieb aufgezeichnet. Es ist Eccpre Allocnar.«

      »Wie kann er ...«

      »Ich kann mir nicht erklären, wie er den Jäger überhaupt erreichen konnte, und schon gar nicht, wieso er in der Lage ist, ihn zu fliegen. Ich starte in einer Minute und verfolge ihn. Ich werde ihn einholen. Erwarte deine Anweisungen.«

      »Fang ihn ab. Zwing ihn anzuhalten.«

      Die Pilotin erreichte einen MASCER-Jäger, der auf dem Landefeld seitlich neben dem Kelchbau parkte. Die meisten der kleinen Schiffe waren auf einem Raumhafen jenseits des Ylatoriums stationiert.

      »Autorisierst du Gewalt?«, fragte sie.

      »Schieß ihn manövrierunfähig. Weitere Anweisungen bekommst du, sobald du ihn eingeholt hast. Ich schicke dir Verstärkung.«

      »Ove Heller hat sich schon auf den Weg gemacht. Er kann kurz nach mir starten. Schöman Ende.« Das Holo zeigte noch, wie sie unter die Maschine rannte und dort den Einstieg öffnete, dann brach die Aufnahme ab.

      »Verdammt!«, kommentierte Jindo, nahm Kontakt mit einem Unterstaffelführer auf, der das Kommando über zehn Raumjäger führte, und befahl ihm, die beiden Piloten, die bereits unterwegs waren, zu unterstützen.

      Danach eilte er ins Badezimmer, um seine Uniform anzuziehen. Die Tür ließ er offen, sodass er und Ghizlane sich unterhalten konnten.

      »Wer ist dieser Allocnar?«, fragte Ghizlane laut.

      »Eccpre Allocnar«, antwortete er, »ist ein Eremit. Der einzige Onryone im Ylatorium.«

      »Ein Onryone? Ich dachte, die wenigen, die es noch gibt, hätten sich in ihre Enklave in Neu-Atlantis zurückgezogen.«

      »Alle«, stimmte Jindo zu, »bis auf einen – Eccpre Allocnar. Er bezeichnet sich selbst als Überbleibsel.«

      »Du weißt viel von ihm.«

      »Er ist ein Kuriosum, über das man hin und wieder redet. Bis eben ging ich davon aus, dass er völlig harmlos ist.« Er verließ dem Sanitärbereich. Die Uniform saß tadellos. »Ich glaube nicht an einen Zufall. Allocnar hat nicht ohne Grund ausgerechnet jetzt den Jäger entwendet. Du hattest den richtigen Riecher ... es hängt mit Rhodan zusammen, da bin ich mir sicher. Komm mit!«

      Während sie den Raum verließen, sagte Ghizlane: »Aber Perry ist längst zur Erde unterwegs oder sogar schon dort angekommen. Warum stiehlt der Onryone zu diesem Zeitpunkt einen Raumjäger?«

      Jindos zentrales Büro, ausgestattet mit aller nötigen Technologie, lag nur wenige Meter entfernt hinter einer energetischen Sicherheitsschleuse.

      »Orterbild meiner Schiffe!«, befahl er der Positronik, und ein Holo baute sich auf.

      Ghizlane fand sich mühelos zurecht – als Kommandantin des Flaggschiffs hatte sie Tausende schematische Bilder wie dieses gesehen.

      Die Erde und der Mond bildeten die Fixpunkte der Darstellung. Ein kleines rotes Kreuz, weiter von Luna entfernt als die vergleichbaren Symbole, stand zweifellos für den gestohlenen Raumjäger in der Gewalt des Onryonen. Demnach war er auf einem Kurs in den Leerraum – zumindest lag kein solarer Planet auf seinem direkten Weg.

      Eccpre Allocnar war vor mittlerweile zwölf Minuten gestartet und beschleunigte konstant mit sehr hohen Werten. Folglich blieben mindestens sechsundzwanzig weitere Minuten, um die halbe Lichtgeschwindigkeit zu erreichen und in den Linearraum einzutauchen.

      Sollte ihm das gelingen, wurde eine Verfolgung schwierig bis unmöglich. Allerdings waren für eine Linearraumetappe Berechnungen nötig, der Einsatz von LOOKOUT-Sonden, der die Eisberge des aktuellen Linearlabyrinths kartografierte, der eine sichere Passage erst ermöglichte. Diese Hindernisse veränderten ständig ihre Position, und eine Etappe ohne vorherige Absicherung bedeutete ein großes Risiko. Wobei die für den Nahkampf optimierten Raumjäger ohnehin nur eine extrem geringe Reichweite besaßen.

      Was in aller Welt plante der Onryone? Glaubte er wirklich, er könnte fliehen und entkommen?

      Etwas stimmte nicht. Ghizlane überkam ein ganz mieses Gefühl.

      Das Holo zeigte auch die Verfolger, in unterschiedlicher Entfernung.

      Am nächsten kam die Pilotin, die die erste Meldung gebracht hatte – Nigella Schöman, wie Jindo sie informierte. Der von ihr erwähnte Ove Heller flog in wenigen Lichtsekunden Abstand, die danach alarmierte Staffel blieb wiederum abgeschlagen.

      Jindo vergrößerte den Maßstab, bildete bald das gesamte Solsystem bis zur Plutobahn ab. Die Verfolgungsjagd spielte sich in diesem Gesamtbild noch nah an Terra und Luna ab, momentan näherte sie sich der Marsbahn an. Dieses Bild diente der groben Gesamtorientierung und der Anzeige weiterer im System stationierter Schiffe, ein zweites Holo zeigte den aktiven Ausschnitt in starker Vergrößerung.

      »Sie können ihn tatsächlich einholen«, gab sich Jindo überzeugt. »Sämtliche Raumjäger haben dieselbe Leistung, aber meine Piloten sind besser. Vor allem Schöman und Heller. Sie werden ihre Jäger überlasten, gerade so weit, dass sie keinen echten Schaden davontragen.«

      »Wieso ziehst du nicht Einheiten von außerhalb dazu?«

      »Es stehen Schiffe bei Terra und momentan in Höhe des Saturn, aber auf der gegenüberliegenden Seite der Sonne. Außerdem einige an den Grenzen des Solsystems. Allocnar fliegt in eine andere Richtung. Meine Leute kommen zurecht.«

      »Sicher?«

      Er sah sie wütend an. »Bei einem Vorfall in deiner ORATIO ANDOLFI werde ich dir auch nicht reinreden, Lane!«

      Tatsächlich zeigte das Orterholo, dass Schöman aufholte. Sie nahm außerdem Funkkontakt mit dem Onryonen auf, was sie gleichzeitig zu Jindo übertrug. Sie sprach eine Warnung aus, befahl Allocnar, sich zu stellen, und drohte massiven Beschuss an.

      Ghizlane konzentrierte sich auf das Holo.

      Etwas stimmte nicht. Sie übersah ein Detail, da war sie sicher. Irgendetwas ...

      Sie fluchte. »Jindo! Erweitere die Darstellung über die Plutobahn hinaus!«

      »Was ...«

      »Jenseits des Pluto steht ein Topsiderschiff! Die OCHVRUR von Kommandantin Hokkno! Sie hat das Auslieferungsultimatum gestellt und erwartet an dieser Position, dass wir ihr Rhodan übergeben!«

      »Glaubst du etwa, dass ...«

      »Erweitere den Radius!«

      Er gab einen entsprechenden Befehl.

      Das Holo rechnete einige Sekunden, ehe es ein klares Bild lieferte.

      Es gab keinen Zweifel: Eccpre Allocnar raste mit dem gestohlenen Raumjäger direkt auf die OCHVRUR zu.

      3.

      Ein Traumspiel (7)

      Ich schlafe nicht, und ich träume nicht. Aber es gibt keine Worte, die die Bilder besser beschreiben könnten, die um mich wirbeln. Meine Erinnerungen werfen mich hinein, mal in dieses, mal in jenes Ereignis der Vergangenheit.

      Es darf nicht vergessen werden, und so erlebe ich es wieder mit, all das Schöne, all das Schreckliche, seit Terra und Luna versetzt wurden. Und ich kann mich auch der Gräber nicht länger verwehren.

      Dank der Bilder des Nicht-Traumes habe ich Jathao Vanoths Auftauchen durchlebt ... seine Botschaft, die Unruhen und Aufstände, die er unwillentlich hervorgerufen hat ... und am Ende das Experiment, das Pluto zerrissen hat, zwei Jahrhunderte nach Vanoths Tod, aber angestoßen von seinen Ideen. Ohne ihn wäre es nie geschehen, doch am katastrophalen Scheitern trägt er keine Schuld.

      Oder?

      Hat er gewusst, dass es scheitern musste und welche entsetzlichen Folgen es nach sich ziehen würde?

      Ein