Der Kaperschiffer vor hundert Jahren. Фредерик Марриет

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Название Der Kaperschiffer vor hundert Jahren
Автор произведения Фредерик Марриет
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788711447727



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Doch wie Ihr wollt — Ihr seid in jedem Anzug ein sauberer Bursche.“

      „Ehe ich auf Euer freundliches Erbieten eine Antwort geben kann, muss ich zuvor mit meinem Schiffseigenthümer sprechen, Kapitän Levee.“

      „Dies müsst Ihr freilich; wollen wir gleich hingehen?“

      „Recht gern,“ entgegnete ich.

      Und wir brachen demgemäss auf.

      Wir waren kaum in dem Comptoir angelangt, als Kapitän Levee sogleich zur Sprache brachte, was ihm auf dem Herzen lag; er erklärte meinem Schiffseigenthümer, dass er mich zum ersten Lieutenant des Kapers haben möchte und dass ich, wenn er nichts dagegen habe, mit ihm nach London gehen müsse.

      „Was einen Ausflug von fünf oder sechs Wochen nach London betrifft, Kapitän Levee, so kann dagegen nichts zu erinnern sein,“ erwiederte der Rheder; „anders aber gestaltet sich die Frage in Betreff des ersten Lieutenants. Ich rüste eben ein Schiff aus und war Willens, Mr. Elrington das Kommando anzubieten. Dies geschieht jetzt, und er mag entscheiden, ob er lieber unter Eurem Befehl segelt, oder ein eigenes Schiff kommandirt.“

      „Dies will ich für ihn entscheiden,“ entgegnete Kapitän Levee. „Er muss beim eigenen Schiff bleiben, denn es wäre nicht freundschaftlich von meiner Seite, wenn ich seiner Beförderung in den Weg treten wollte. Ich hoffe nur, wenn’s ein Kaper ist, dass wir einen Kreuzzug zusammen machen.“

      „Ueber das Letztere kann ich mich noch nicht erklären,“ erwiederte der Rheder. „Die Bestimmung des Schiffs ist noch ungewiss; aber ich biete Mr. Elrington, noch ehe er seinen Ausflug nach der Hauptstadt macht, das Commando über dasselbe an, falls es ihm genehm ist, auf meinen Vorschlag einzugehen.“

      Ich antwortete, dass mir dieses Vertrauen grosse Freude mache, und dankte dem Schiffseigenthümer für seine gute Meinung von mir. Wir unterhielten uns noch einige Minuten, worauf wir Abschied nahmen.

      „Lasst Euch jetzt rathen,“ sagte Kapitän Levee, als ich ihn nach seiner Wohnung begleitete. „Ihr müsst die Tracht eines Kriegsschiffkapitäns tragen — ungefähr so wie ich; denn da Ihr Kapitän seid, so habt Ihr das Recht dazu. „Kommt mit mir und lasst mich für Eure Ausstattung sorgen.“

      Ich war mit Kapitän Levee einverstanden, dass es so am besten sein dürfte; wir machten uns daher auf den Weg, bestellten einen Anzug für mich und kauften noch andere erforderliche Gegenstände. Kapitän Levee wollte Alles bezahlen, aber ich duldete es nicht, da ich hinreichend Geld besass. In der That hatte ich mit meinem Sold und dem Geschenk von fünfzig Guineen über siebenzig Guineen in meiner Börse, und meine Equipirung kostete mich nicht mehr als fünfzig, obschon der Degen und die Pistolen sehr schön waren.

      Wir brachen erst drei Tage nach der anberaumten Zeit auf. Um Tagesanbruch erschienen zwei starke, gut geschulte Pferde an der Thüre — eines für Kapitän Levee und das andere für mich. Unsere Begleitung bestand aus zwei Dienern, die zu der Mannschaft von Kapitän Levee’s Kaper gehörten — starke, wild aussehende, entschlossene Männer, die bis an die Zähne bewaffnet waren und gleichfalls ein paar kräftige Gäule ritten. Der Eine hatte Kapitän Levee’s Mantelsack, der schwer von Gold war, unter seiner Obhut, während der Andere einen viel leichteren, meiner Wenigkeit angehörig, zu verwalten hatte. Wir reisten drei Tage ununterbrochen fort, und legten des Tages gegen dreizehn Reisestunden zurück; Abends machten wir Halt, um in den Wirthshäusern, die uns in den Wurf kamen, zu übernachten. Am vierten Tage begegnete uns ein kleines Abenteuer; denn als wir Abends einen Berg hinaufritten, fanden wir unsern Weg durch fünf Kerle mit Kreppmasken versperrt, welche uns Halt geboten und Auslieferung unseres Geldes verlangten.

      „Da habt Ihr’s!“ rief Kapitän Levee, indem er seine Pistole abfeuerte und zu gleicher Zeit sein Pferd zügelte. Die Kugel traf ihren Mann, so dass derselbe auf die Gruppe seines Thiers zurücksank, während die Andern vorwärts stürzten. — Ich hielt meine Pistolen bereit und feuerte auf denjenigen, der sein Ross gegen mich hin spornte. Letzteres bäumte sich jedoch, und hierdurch wurde sein Herr gerettet; denn die Kugel drang durch den Kopf des Thiers, so dass es todt zusammenbrach und den Reiter an den Dickbeinen, welche unter seinem Leibe lagen, gefangen hielt. Unsere beiden Diener waren nun gleichfalls herbeigekommen, und hatten sich unmittelbar nach dem ersten Angriff uns in Reih und Glied angeschlossen; nun aber die zwei Räuber gefallen waren und die Uebrigen sich in der Minderheit sahen, liessen die Strauchdiebe einige Kugeln gegen uns fliegen, wandten ihre Pferde um und gallopirten von hinnen. Wir würden sie verfolgt haben, aber Kapitän Levee meinte, es sei besser, dies zu unterlassen, weil es leicht möglich wäre, dass sich mehrere von der Bande in der Nähe befänden, und wenn wir den Flüchtigen nachsetzten, könnten wir uns leicht trennen und einzeln abgeschnitten werden.

      „Was sollen wir mit diesen Kerlen anfangen?“ fragten unsere Diener den Kapitän Levee.

      „Sie mögen zusehen, wie sie fortkommen,“ versetzte Kapitän Levee; „denn ich will mich in meiner Reise durch eine solche Geschichte nicht aufhalten lassen. Ich stehe dafür, sie verdienen den Galgen nicht mehr, als die Hälfte der Leute, denen wir begegnen. Jetzt vorwärts — tummelt euch, dass wir in’s Nachtquartier kommen. Mr. Elrington,“ fügte Levee gegen mich bei, als wir zu gallopiren begannen, „im Grunde ist’s nicht weiter, als ein bischen Kapern auf dem Land, und wir dürfen sie nicht zu scharf beurtheilen.“

      Wenn ich an das zurückdachte, was ich an Bord der Rache mitangesehen hatte, so muss ich bekennen, Madame, dass ich Kapitän Levee vollkommen Recht geben musste, und dass diese Landstrassenhelden nicht schlimmer waren, als wir selber.

      Auf unserer Reise begegnete uns nichts weiter, und als wir in London anlangten, lenkten wir unsere Pferde nach einem fashionablen Wirthshaus in St. Pauls. Wir nahmen unsere Zimmer in Besitz, und da Kapitän Levee wohl bekannt war, so fanden wir herzliche Aufnahme und gute Bedienung. Das Wirthshaus stand im Ruf, und die Witzlinge und Lebemänner des Tages pflegten sich daselbst zu versammeln, so dass ich bald mit einer grossen Anzahl von Jünglingen vertraut war, die in lebensfroher Heiterkeit ihr Geld wie Fürsten verthaten. Aber in solchen Gesellschaften kannte man weder Maas noch Ziel, und der Kopf schmerzte mich jeden Morgen von der Ausschweifung der vorigen Nacht; auch stifteten wir bei unsern abendlichen Ausflügen in der Regel einen Tumult an, und es lief selten ohne Beulen, ja mitunter nicht ohne ernstliche Wunden ab, welche die Krakeler schlugen, oder mit nach Hause nehmen mussten. Nach vierzehn Tagen hatte ich dieses wüste Leben satt, und ich theilte dies eines Morgens dem Kapitän Levee mit, als ich ihm eben einen Säbelhieb verband, den er in einer Balgerei davon getragen hatte.

      „Ihr habt Recht,“ versetzte er. „Unser Treiben ist sehr thöricht und unehrenhaft, aber wenn man unter so lustigen Vögeln lebt, muss man mitmachen. Ausserdem, wie könnte ich meines Geldes los werden, das mich in der Tasche brennt, wenn ich an einem Tage nicht so viel ausgebe, als für drei Wochen reichen würde.“

      „Gleichwohl möchte ich Euch lieber eine Wunde verbinden, die Ihr in einem ehrenhaften Kampf mit dem Feinde davon getragen hättet, als eine, die Ihr in einer nächtlichen Schlägerei holtet; auch sähe ich Euch weit lieber an der Spitze Eurer Leute im Gefecht, als dass Ihr hier mit anderen trunkenen Gesellen umhertaumelt und in den Strassen Streit sucht.“

      „Ich fühle wohl, dass es unter meiner und unter Eurer Würde ist, Ihr unbärtiger Mentor,“ entgegnete Kapitän Levee. „Nun ja, es bedarf nicht eben eines Bartes, um ausfindig zu machen, dass ich mich wie ein Esel benommen habe. Na, was sagt Ihr dazu — wollen wir ein anderes Quartier nehmen, und ein anständiges Leben führen; denn so lange wir uns hier aufhalten, wird uns dies nun und nimmermehr gelingen.“

      „Aufrichtig gestanden, es wäre mir lieber so,“ erwiederte ich; „denn unser gegenwärtiges Leben will mir gar nicht gefallen.“

      „So sei es denn,“ sagte er. „Ich will den Vorwand brauchen, dass ich ausziehe, um in der Nähe einer schönen Dame zu sein. Dies ist ein guter zureichender Entschuldigungsgrund.“

      Am anderen Tag mietheten wir uns ein anständiges Quartier, zogen ein und liessen unsere Bedienten sammt den Pferden im Wirthshaus. Wir speisten mit der Familie, und weil auch noch andere das Gleiche thaten, so hatten wir recht angenehme Gesellschaft, namentlich da unter den Kostgängern