Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 35
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881098



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ist eine Möglichkeit.“

      Die Lösung fiel ihnen dann zu, als sie die Schriften miteinander verglichen. Auf der Karte waren die Schriftzeichen mit denen der anderen Karte absolut identisch.

      Jetzt war alles klar, und es gab auch keinen Zweifel mehr.

      „Die Insel liegt südlich von Tuticorin“, sagte Hasard. „Wir hätten sie früher oder später ohnehin passiert und wären sicher auf ein paar Schiffbrüchige aufmerksam geworden, wenn das Eiland so klein ist. Sie liegt also auf unserem Weg, und wir könnten sie bequem in ein oder zwei Tagen erreichen.“

      „Wenn der Wind nicht wäre, der uns im Stich gelassen hat“, brummte Ferris Tucker. „Aber sehr lange werden wir wohl nicht bekalmt bleiben. Das ändert sich hier schnell.“

      Eins der Wörter hieß Tuticorin, das stand jetzt fest.

      „Was kann das erste Wort bedeuten?“ fragte der Seewolf.

      „Hilfe – möchte ich jedenfalls behaupten, auch weil es logisch ist“, erwiderte der Kutscher.

      „Und der Rest?“

      Da konnte der Kutscher nur mutmaßen, lag aber damit ebenfalls sehr richtig.

      „Der Hinweis, wo die Insel liegt, und da das eine Wort Tuticorin bedeutet, wie wir ja jetzt zweifelsfrei wissen, kann das andere nur der Hinweis darauf sein, daß die Insel südlich von Tuticorin liegt. Das ist eigentlich schon alles.“

      „Genau, so muß es sein.“ Hasard nickte. „Und da der Hilferuf noch nicht alt ist, werden sich diese Leute auch vermutlich noch auf der Insel befinden, falls es da zufällig Wasser gibt.“

      „Wenn nicht, kann es zufällig Kokospalmen geben“, meinte der Kutscher. „Und mit deren Hilfe kann man wochen- oder gar monatelang ohne Wasser auskommen. Aber es gibt ja noch den Monsun, und der bringt den armen Kerlen schon genügend Wasser.“

      Das Rätsel war also gelöst, und jetzt brauchten sie nur noch ein bißchen Wind zum Weitersegeln. Doch der Wettergott ruhte sich aus und Äolus schlief auch weiterhin und dachte nicht daran, seinen Atem zu vergeuden.

      Um die Langeweile zu vertreiben, badeten sie im Meer und angelten, und bis zum späten Nachmittag hatten sie ein paar stattliche Exemplare an Bord.

      Der Kutscher und Mac Pellew brieten saftige Fischschnitten und würzten sie mit Tomaten, Chili, Knoblauch und Zwiebeln. Dazu gab es eine sehr scharfe Soße.

      Als sie schließlich alle satt waren, schlug der Profos vor, den würzigen Knoblauchatem in die Segel zu blasen, damit sie wieder Fahrt aufnähmen.

      Aber Mac Pellew meinte etwas verdrießlich, die Segel würden sicherlich Feuer fangen und verbrennen.

       8.

      Gegen Ende des zweiten Tages fuhr ein Windhauch über das Wasser und kräuselte es. Durch den Golf von Mannar wehte gleich darauf eine laue Brise, die die Segel schwach füllte.

      Im Nu war alles auf den Beinen. Der Luftzug war ein wenig kühl und daher sehr angenehm, und er brachte die Arwenacks schnell auf Trab.

      Schon nach einer knappen Stunde konnten sie weitersegeln. Es wurde eine sternenklare Nacht mit seidigem Halbmond und glitzerndem Wasser. Der Morgen brachte wieder Hitze und zwischendurch mal einen kräftigen Regenschauer.

      Wieder segelten sie dicht unter der Küste und hielten Ausschau nach der Insel, doch sie war noch etwas mehr als eine ganze Tagesreise entfernt.

      Natürlich war es wieder mal Dan O’Flynn, der mehr sah als der Ausguck, obwohl der eine wesentliche bessere Position hatte.

      Gary Andrews, der in der Tonne stand, wollte gerade voraus deuten und etwas sagen, als Dan ihm schon zuvorkam.

      „Rauchsäule Backbord voraus, Sir“, sagte er.

      „Rauch an Backbord vor … Verdammt!“ fluchte Gary. „Der Kerl mit seinen Glupschaugen kann wohl hinter die Kimm blicken, was?“

      Noch sehr weit voraus kräuselte sich ein winziger Kringel scheinbar über dem Festland. Der Kringel verdickte sich manchmal, wurde dann aber wieder dünn und qualmte erneut auf.

      „Das ist die Insel“, behauptete Dan.

      „Ist sie nicht“, widersprach Smoky. „Der Rauch stammt vom Festland. Wollen wir wetten?“

      Smoky holte schon zwei Goldmünzen hervor und hielt sie Dan O’Flynn unter die Nase.

      „Die bist du schon los“, sage Dan.

      „Mann, ich hab auch verdammt gute Augen“, protestierte der Decksälteste. „Und wenn ich sage, dieser Rauch steigt vom Festland auf, dann stammt er nicht von einer Insel. Klar, Mister?“

      „Gar nicht klar“, sagte Dan grinsend.

      „Na, das werden wir ja sehen.“

      „Ganz sicher.“

      Zehn Minuten später knöpfte Dan O’Flynn dem verstörten Smoky zwei Goldmünzen ab und schenkte sie Clint, der sie verblüfft und mit knallroten Ohren in Empfang nahm und sich vor Aufregung fast verschluckte. Das Bürschchen hatte noch nie zwei Goldmünzen besessen, nicht mal eine.

      „Was – was soll ich damit tun, Sir, äh – Mister O’Flynn?“ stammelte Clint fassungslos.

      „Dafür kannst du einen ausgeben, wenn wir wieder auf Great Abaco im Stützpunkt sind“, sagte Dan lachend. „Mein Daddy hat da eine feine Kneipe, die sich Rutsche nennt. Rutsche deshalb, weil da immer die Besoffenen durchrutschen und dann im Wasser landen. Na, das wirst du ja alles noch kennenlernen.“

      Das Bürschchen mit dem quirligen Haarschopf freute sich sehr und war natürlich auf den Stützpunkt schon mächtig gespannt.

      Smoky stand recht belemmert da. Er trauerte seinen Münzen jedoch nicht nach. Aber er konnte einer Wette ja nie widerstehen, obwohl er meist verlor.

      „Sie geben Rauchsignale“, sagte Hasard und ließ auf die jetzt deutlich erkennbare Insel zuhalten. Sie lag nicht weit vom Festland entfernt und war dicht mit Palmen bewachsen.

      Die Rauchzeichen erloschen. Man mußte sie von der Insel her längst bemerkt haben, aber seltsamerweise ließ sich keiner sehen.

      „Eine feine Brandung“, sagte Hasard. „Da werden wir uns höllisch in acht nehmen müssen. Vor der Insel liegt eine Korallenbank. Haltet Ausschau und paßt auf Untiefen scharf auf. Wir gehen nachher vor Anker und setzen die Jolle aus.“

      Ein paar Minuten später änderte sich das Bild, als sie dicht bei der Insel waren.

      Am Strand erschien ein dürres Individuum, das von Carberry gleich als „seltsamer Heiliger“ bezeichnet wurde.

      Der Kerl sah merkwürdig genug aus. Er hatte lange, strähnige schwarze Haare, die ihm bis weit über die Schultern fielen, und trug um den dürren Oberkörper einen Fetzen, der sich früher mal Hemd genannt hatte, jetzt aber überwiegend aus Löchern bestand. Um seine Hüfte war eine Art Lendenschurz geschlungen, und an der Seite trug er einen abgewetzten alten Lederbeutel.

      Das merkwürdige Individuum war rein aus dem Häuschen, als es die Schebecke auf die Insel zuhalten sah. Es schrie und keifte, hüpfte von einem Bein auf das andere und benahm sich wie ein Irrer, der einen Veitstanz aufführt.

      Das magere Männchen hatte auch einen Bart, wenn man den Pinsel etwas großzügig als solchen bezeichnen wollte. Aber dann mußte man schon wirklich sehr großzügig sein, denn das struppige Ding ähnelte eher einem alten Ziegenbart, in dem die Motten hausten.

      Der Kerl hüpfte einbeinig herum, vollführte dann einen Handstand, sprang wieder auf die Füße und kratzte sich mit beiden Händen den Kopf, als wolle er sich die Haare raufen.

      „Nur einer“, sagte Don Juan erstaunt. „Aber er benimmt sich wie tausend Verrückte.“

      Jetzt