Название | Chronik eines Weltläufers |
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Автор произведения | Hans Imgram |
Жанр | Языкознание |
Серия | Karl May Sonderband |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783780216243 |
Freitag, 29. Juli 1864:
Vorsichtig folgten wir der Fährte. Dann entdeckten wir die Sioux. Sie ritten auf eine steile Höhe zu. Beide Anführer ritten allein, und zwar eine bedeutende Strecke hinter den anderen her. Die Squaw und ihre Söhne waren nicht dabei. Wir beschlossen, uns die beiden Anführer zu schnappen. Es gelang Winnetou und mir, sie von den Pferden zu holen und sie zu fesseln. Obwohl sie uns nichts verraten wollten, ahnten wir, dass die Squaw mit ihren beiden Kindern irgendwo beim letzten Lager zurückgelassen worden war. Wir fanden dort das Loch, in das man die drei Indianer zusammen mit den Klapperschlangen geworfen hatte, und waren erstaunt, oben am Rand den älteren Upsaroka-Knaben zu sehen; ebenso zwei skalpierte Sioux-Leichen. Er erzählte uns, dass seine Mutter ihre Handfesseln durchgebissen und dann die Klapperschlangen so lange gewürgt hätte, bis sie tot waren. Nun lag sie im Fieber. Die beiden Sioux hatten sich von der Grube entfernt, sodass es den Knaben gelungen war, den Rand des Lochs zu erklimmen. Als einer der beiden Sioux zurückkam, lehnte er sein Gewehr an einen Baumstamm und blickte in die Grube hinab. Da nahm der Älteste das Gewehr und schoss ihn nieder. Als auch der zweite Sioux zurückkam, wurde er das Opfer des jüngeren Bruders. Sie skalpierten ihre besiegten Gegner. Dadurch wurden die beiden jungen Burschen Krieger ihres Stammes. Wir mussten für die Squaw unbedingt frisches Wundkraut haben. Während wir noch danach suchten, kamen die Upsarokas. Ich schickte den Häuptling in den Wald hinein. Nach einiger Zeit kehrte er zurück. Er trat zu uns mit den Worten: „Old Shatterhand und Winnetou haben bewiesen, dass sie unsere Brüder sind, denn sie haben ihr Leben für meine Squaw und meine Söhne gewagt, und meine Söhne sind durch sie zu Kriegern geworden.“ Der Upsaroka-Häuptling ‚Schwarze Schlange‘ war damit einverstanden, dem gefangenen Unterhäuptling der Sioux, ‚Langer Leib‘, das Leben zu schenken und ihn mit seinen Kriegern ohne Kampf nach Hause ziehen zu lassen. Der Indianer-Agent Folder aber sollte am Marterpfahl sterben. ‚Schwarze Schlange‘ bestand unbedingt darauf, mit ihm in ihr Dorf zu reiten, was wir nicht abschlagen konnten.
Donnerstag, 4. August 1864:
Die Upsaroka boten, als wir ihr Wigwam erreicht hatten, alles Mögliche auf, um uns zu beweisen, dass sie es mit der Pfeife des Friedens ernst und aufrichtig gemeint hatten. Das einzige Ereignis, an dem wir uns nicht beteiligten, war die Hinrichtung Folders am Marterpfahl. Einer der größten Indianerquäler büßte da seine Schandtaten.
Samstag, 6. August 1864:
Die Squaw konnte schon nach einigen Tagen das Zelt verlassen und war nach einer Woche so gesund wie je. Wir verabschiedeten uns von den Upsarokas, deren Gastfreundschaft wir über eine Woche genossen hatten, und setzten unseren unterbrochenen Ritt weiter fort.
Mittwoch, 10. August 1864:5
Wir hatten uns vor einigen Tagen von den Upsarokas verabschiedet und Dick Hammerdull und Pitt Holbers noch eine Strecke weit begleitet, weil beide die Black Hills zum Ziel hatten.
Der Weg von Winnetou und mir war nach Süden gerichtet, dem North Platte River zu, an dessen Ufer wir aufwärtsreiten wollten. Wir waren seit drei Tagen wieder allein unterwegs und befanden uns etwa auf der Höhe des Blutsees, der nicht aus Wasser, sondern aus tiefem Sand bestand und so genannt wurde, weil hier einmal eine Schar Schoschonen von Weißen niedergemetzelt worden war. Hier stießen wir auf eine recht neue Querspur, die auf einen größeren Reitertrupp schließen ließ. Winnetou wollte unbedingt wissen, wer da in unserer unmittelbaren Umgebung ritt, und wir machten uns als Treffpunkt eine markante Tanne aus. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt bemerkte ich, dass zwei Reiter meiner Spur folgten. Ich versteckte mich und erkannte in den beiden den Dicken Jemmy und den Hobble-Frank, obwohl ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Sie erzählten mir, dass ihre Kameraden, der Lange Davy, Martin Baumann, der Indianer Wohkadeh und der Neger Bob, in einer Schlucht auf sie warten würden. Zusammen seien sie auf dem Weg nach dem Yellowstone, um den Bärenjäger Baumann, den Vater von Martin Baumann, zu befreien, der mit einigen Gefährten am Devils Head in die Hände der Ogellallah-Indianer gefallen sei, welche planten, ihn am Grab des ‚Bösen Feuers‘ zu töten. Vor einiger Zeit erst war ich mit Winnetou an diesem Grab gewesen. Ich versprach den beiden, mit Winnetou ihren Lagerplatz aufzusuchen, den sie mir eingehend beschrieben hatten. Als sie sich von mir entfernt hatten, um zu ihren Kameraden zu reiten, kam ein Trupp Schoschonen-Indianer an, die ihre Spur entdeckten und verfolgten. Kurz danach tauchte Winnetou an unserem vereinbarten Treffpunkt auf, und auch die Schoschonen kehrten mit zwei Gefangenen zurück: Hobble-Frank und dem Dicken Jemmy. Winnetou hatte den Ort entdeckt, wo die Krieger der Schoschonen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Es war ein anderer Stamm als der, den ich mit Winnetou besucht hatte, bevor wir die Upsaroka-Squaw und ihre beiden Söhne retten konnten. Mit Winnetou ritt ich nun zur Schlucht, wo die vier anderen auf ihre beiden Kameraden warteten, die ja nun gefangen waren. Wir erzählten ihnen, was geschehen war, und noch am selben Abend brachen wir in Richtung des Schoschonen-Lagers auf, um die beiden zu befreien. Es gelang uns, einen der Wächter des Lagers unschädlich zu machen und den Häuptling ‚Tapferer Büffel‘ in seinem Zelt zu überwältigen und fortzuschaffen. Ich konnte den ‚Tapferen Büffel‘ überzeugen, dass wir keinerlei feindliche Absichten gegen seinen Stamm hegten. Wir rauchten zusammen die Pfeife des Friedens und er wollte mit seinen Kriegern mit uns ziehen, um den Bärenjäger aus den Händen der Ogellallah-Sioux zu befreien.
Donnerstag, 11. August 1864:
Wie eine lange, dünne Schlange wand sich der Zug der Schoschonen durch die Blue Grass Prairie. Unterwegs sahen wir Zeichen der Ogellallah, die jedoch Wohkadeh galten, der ihnen nachfolgen sollte. Doch Wohkadeh, der eigentlich ein Mandan-Indianer war und als Kind zu den Ogellallah gezwungen wurde, hatte ohne ihr Wissen vor einigen Tagen deren Stamm verlassen, um Martin Baumann zu sagen, dass sein Vater gefangen sei, und nun befand er sich bei uns, um uns zu helfen. Später folgten wir der Spur der Ogellallah nicht mehr, denn ich kannte einen kürzeren Weg, der uns zu dem Grab führte, das am Feuerlochfluss lag. Gegen Abend erreichten wir einen Wasserlauf, an dem wir lagerten. Als wir später am Lagerfeuer saßen und von unseren Erlebnissen sprachen, sah ich im Gebüsch Augen leuchten. Winnetou machte mit seiner Silberbüchse einen Knie- und ich mit dem Henrystutzen einen Hüftschuss in die Büsche. Dort fanden wir zwei tote Indianer, denen wir durch die Stirn geschossen hatten. Danach brachen wir sofort auf und der nächtliche Ritt begann. Die beiden Toten hatten wir auf Ersatzpferde gebunden.
Freitag, 12. August 1864:
So ging es stundenlang fort, und als der Tag endlich zu grauen begann, öffnete sich vor uns ein steiler Pass, der zwischen hohe, dunkel bewaldete Berge hineinführte. Hier hielten wir an und stiegen ab. Die beiden Leichen wurden von den Pferden genommen und auf die Erde gelegt. Wohkadeh glaubte, dass es wahrscheinlich Upsaroka-Indianer seien. Er erzählte uns eine Begebenheit, die sich erst vor einigen Tagen zugetragen hatte, als Ogellallah einige Upsarokas beim Baden überrascht und ihnen ihre Medizin und einige Kleidungsstücke abgenommen hatten. Wahrscheinlich waren sie den Ogellallah nachgeritten, um sich zu rächen und um ihre Medizin wiederzuholen. Wir bestatteten die beiden Toten. Dann fingen wir die restlichen Upsarokas ab, rauchten die Friedenspfeife mit ihnen und ich sagte ihnen, dass sie ihre Medizin zurückbekommen würden, wenn sie mit uns ritten.
Samstag, 20. August 1964:
Wir waren über den Pelican- und den Yellowstonefluss herübergekommen, wollten morgen Vormittag über den Bridge Creek und dann westlich zum Feuerlochfluss reiten. Dort arbeitete der Geiser, der von den Indianern ‚Höllenmaul‘ genannt wird, und in seiner Nähe lag das Häuptlingsgrab. Es waren noch volle drei Tage bis zum Vollmond, und ich war der Überzeugung, dass die Sioux-Ogellallah unmöglich bereits hier sein könnten.
Sonntag, 21. August 1864:
Als wir am Morgen aufbrechen wollten, fehlten fünf Freunde: Martin Baumann, Wohkadeh, Hobble-Frank, der Dicke Jemmy und der Lange Davy. Bob, der Neger, hatte mitbekommen, dass sie den Sioux-Ogellallah entgegenreiten wollten. Ich vereinbarte mit Winnetou, dass er mit den Schoschonen den Ritt fortsetzen und mich am ‚Maul der Hölle‘ erwarten solle. Mit den fünfzehn Upsarokas und mit fünfzehn Schoschonen aber wollte ich die Ausreißer suchen. Gegen Mittag fand ich an einem Basaltfelsen einen Pelzfetzen, den der Dicke Jemmy sicher als Merkmal zurückgelassen hatte. Es war ein langer Ritt, schließlich brach der