Название | Ins Arktische Amerika |
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Автор произведения | Franklin John |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | Paperback |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843806602 |
Franklin hatte vor, diesmal zum Delta des Mackenzie zu ziehen, wo sich seine Truppe teilen sollte: Die eine Hälfte sollte von See her in Richtung Westen bis zur Beringstraße sondieren, die andere in Richtung Osten bis zur Mündung des Coppermine. Da Parry auf seiner Expedition von 1818 bis 1820 im Melville-Sund oberhalb der Victoria-Insel auf eine nördliche Breite von 74°26' und eine westliche Länge von 113°47' gelangt war und Franklin im Coronation-Golf unterhalb dieser Insel 68°19' sowie 110°5' erreicht hatte, würde dann für künftige Operationen vergleichsweise wenig zwischen den beiden Höhen »unexplored« bleiben (nämlich rund sechshundertachtzig Kilometer oder dreihundertsiebzig Seemeilen).
Um das Erzübel seiner vorigen Mission, den Ausfall von Proviant, abzustellen, hatte Franklin durch Mitarbeiter der Hudson’s Bay Company im Vorweg eine Kette von Depots anlegen lassen, sodass er seine neue Fahrt durch »Ober-Canada« gut gewappnet antreten konnte. Mit von der Partie waren die altbewährten Weggenossen John Richardson und George Back – Zeugen einer Kontinuität, die zum Signum der ganzen Reise werden sollte. Und wie oft ließ sie Raum für Kontemplation! Angesichts einer malerischen Felsschlucht notierte Franklin: »Ich wurde unwillkürlich daran erinnert, wie sehr jeder Liebhaber des Romantischen von dem Anblick dieses Ortes ergriffen werden müsste, zumal da die Sonne gerade durch die breiten abendlichen Schatten außerordentlich gehoben wurde.«
Die Männer benutzten die ihnen bekannten Wege, kampierten in Cumberland House und Fort Chipewyan und zogen weiter nach Fort Norman am Mackenzie, von wo Richardson und Back einen Abstecher zum Großen Bärensee machten. Derweil fuhr Franklin auf dem Mackenzie zur Beaufortsee, kam dann aber zurück, um mit seinen fünfzig Leuten in »Fort Franklin« am Westufer des Großen Bärensees das neue Jahr abzuwarten.
Dann, am 24. Juni 1826, wurde die Hauptaufgabe angepackt. In vier Booten legten die Männer zur Mackenzie-Mündung ab, wo sie am 4. Juli beim Point Separation voneinander schieden: Franklin entfernte sich gen Westen und Richardson gen Osten.
Und auch wenn Franklin nicht zur äußersten nordwestlichen Spitze der amerikanischen Landmasse vordringen konnte – zum wievielten Male machte ihm der Winter einen Strich durch die Rechnung? – war doch sein Avancement bis hinter die Prudhoe Bay und damit auf eine nördliche Breite von 70°24' und eine westliche Länge von 149°37' ein gewaltiger Fortschritt.
Der Stolz und die Freude des Expeditionschefs wurde umso größer, als er am 8. September 1826 bei der Rückkehr nach »Fort Franklin« dort Richardson mit dessen Tross vorfand und erfuhr, dass sie – wie geplant – die Küste vom Mackenzie bis hinüber zum Coppermine kartographisch aufgenommen hatten.
Selten war eine geographische Expedition dermaßen glatt verlaufen. Deshalb bedurfte es bei der Abfassung der Zweiten Reise an die Küsten des Polarmeeres in den Jahren 1825, 1826 und 1827 (1828) erheblicher Anstrengung des Autors, um seine Leser nicht zu langweilen. Die sporadischen Eskimo-Attacken auf Franklins Eskorte, all diese arktischen Mini-Trafalgars, die in Wahrheit nichts anderes waren als Balgereien mit Dieben, dürften ihre Existenz eher einem kompositorischen Diktat verdanken als der faktischen Realität.
Unumstritten war die erdkundliche Ausbeute der Fahrt, war die allgemeine Ansicht, durch Franklins Engagement der Lösung des Problems der Nordwestpassage sehr nahe gekommen zu sein. Daher belohnte King George IV. diese Großtat, indem er ihren Urheber 1829 in den Adelsstand erhob.
Sir John Franklin war jetzt fünfundvierzig Jahre alt.
Am Ende seines Berichts über die Zweite Reise an die Küsten des Polarmeeres hatte Franklin festgestellt, dass bezüglich der Nordwestpassage lediglich zwischen der Behringstraße und der Prudhoe Bay sowie an der Victoria-Insel zwei kürzere Teilstücke unerforscht waren, sodass die Erschließung dieser Wasserstraße auf »keine unübersteiglichen Hindernisse« mehr stoßen dürfte. Daher hoffte er, »dass Englands Eifer in der Verfolgung dieser Entdeckungen nicht eher erkalten werde, bis die Frage über die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt vollkommen erledigt oder wenigstens die ganze nordamerikanische Küste in unsere Karten eingetragen ist«.
Doch der Köder hatte nicht verfangen. Denn Downing Street weigerte sich plötzlich, weiterhin Geld in Unternehmungen zu stecken, deren Teilnehmer (wenn überhaupt) mit dem Gutachten zurückzukommen pflegen, den begehrten Aufschluss erst beim nächsten Mal geben zu können. Kurzum: Die Admiralität hatte die für den Entdecker der Nordwestpassage einst ausgelobten zwanzigtausend Pfund Sterling am 15. Juli 1828 kassiert.
Die Mittel waren wichtigeren Haushaltsposten vorbehalten. Da sich Großbritannien um die Mitte der zwanziger Jahre den Griechen in ihrem Freiheitskampf gegen die Türken an die Seite gestellt hatte, operierte die Royal Navy in der Ägäis. Und so war die Zeit, in der Franklin nach der Heimkehr aus Amerika »an den Herd des englischen Volkes« verbannt war, nicht lang, denn er wurde 1830 als Kommandant der »Rainbow« nach Malta und ins Östliche Mittelmeer geschickt. Und wieder ließ er ein Eheweib zurück, denn er hatte am 5. November 1828 die Unternehmerstochter Jane Griffin geheiratet – eine Frau, deren unbeugsame Gattenliebe sie nachmals zur zweiten Penelope machen sollte, »der weit Gepriesenen«.
Der Einsatz auf der »Rainbow« war ein Durchgangsstadium auf dem Lebensweg. Denn als die Regierung Williams IV. den Kapitän zur See Sir John Franklin 1836 zum Gouverneur von Van-Diemens-Land berief, wollte sie seine Meriten mit einer Funktion honorieren, die seine Laufbahn krönte.
Wer ahnte, dass Franklin, nachdem er mit seiner Frau und seiner Tochter – und übrigens in Begleitung seines Kameraden von der ersten Kanada-Reise, John Hepburn – im August 1836 in Southampton die »Fairlie« bestiegen hatte, auf ein Fiasko zusteuern würde? Aber auch auf eine Phase, in der die Größe seiner Persönlichkeit erst voll und ganz erkennbar wurde …
Weil es etwas anderes ist, ob jemand in der Schilderung einer publikumsfernen Reise selbst über sich befindet oder bei der Bekleidung eines öffentlichen Amtes von anderen beurteilt wird, gestattet Franklins Wirken in Van-Diemens-Land, den Blick auf seine Wertmaßstäbe, sein Weltbild und sein Wesen zu vertiefen und auf diese Weise die Tatsache zu objektivieren, dass der Mann mehr war als ein Arktis-Maniac.
Van-Diemens-Land, das er mit seiner Familie am 6. Januar 1837 betrat, war eine Sträflingsinsel. Anfangs hatte sie zur englischen Kolonie Neusüdwales gehört, wurde aber seit 1825 als gesonderte Besitzung verwaltet. Vierzigtausend Menschen lebten hier, wobei das Mengenverhältnis zwischen freien Siedlern und Verbannten ungefähr fifty-fifty betrug. Und mit beiden Bevölkerungshälften hatte es sich der nun scheidende Gouverneur Sir George Arthur verdorben. Denn er war korrupt und despotisch. Dieses freilich störte in London wenig; und jenes wurde dort angesichts der guten Rendite, welche die Kolonie dem Mutterland abwarf, übersehen. In Van-Diemens-Land aber hatte Arthurs Regime zu Spannungen zwischen der Einwohnerschaft und der Obrigkeit geführt, sodass Franklin bei der Übernahme seiner Geschäfte in Hobart, dem Hauptort der Insel, regelrecht als Erlöser gefeiert wurde. »Morgen«, hieß es auf einem Plakat, das der Verleger Andrew Bent hatte anschlagen lassen, »sollte als Tag des Dankes gefeiert werden, an dem wir von der eisernen Faust des Gouverneurs Arthur befreit sein werden.«
John Franklin
Solche Zuversicht wollte Franklin nicht enttäuschen. War es doch sein Anliegen, dass sozialer Friede auf der Insel Fuß fasse, dass die Siedler gesetzmäßig behandelt werden, die Günstlingswirtschaft aufhöre und das Los der Verbannten, die bei ihrer Zwangsarbeit in den Bergwerken, im Straßenbau, auf den Feldern und in den Privathaushalten wie Sklaven gehalten wurden, möglichst erleichtert werde. In einer seiner ersten Reden versicherte Franklin, wie der HOBART TOWN COURIER am 13. Januar 1837 meldete: »Ich mag beim Erreichen dieser Ziele versagen, weil ich den Umgang mit derart heiklen Sachverhalten nicht gewohnt bin oder mein