Название | Gottloser Westen? |
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Автор произведения | Alexander Garth |
Жанр | Религия: прочее |
Серия | |
Издательство | Религия: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783374050284 |
5.4 Individualisierung und Privatisierung
Exkurs: Walt Disney und der Aufbruch der Kirche
6.3 Luther und der Herzschlag des Glaubens
6.4 Die Leidenschaft des Glaubens
6.5 »Die Sehnsucht boomt, aber die Kirchen schrumpfen«
6.6 Eine spirituell lebendige Kirche
6.7 Das Leben der Kirche ist Mission
7.3 Weniger Behörde, mehr Ortsgemeinde
7.4 Alternative Gemeindeformen
8. Kommunikation des Evangeliums in eine säkulare Kultur
8.2 Christliche Verkündigung im postmodernen, säkularen Kontext
9. Eine sich wandelnde Kirche in einer globalisierten Welt
9.1 Kirche mit Kraft zur Inkulturation
9.2 Die Chancen der Großkirchen
Literatur- und Quellennachweise
1. RELIGION – EIN AUSLAUFMODELL?
1.1 NIEDERGANG ODER AUFSCHWUNG?
Wer sich in der Medienlandschaft nach dem Thema Religion umschaut, dem bietet sich ein widersprüchliches und verwirrendes Bild. Einerseits gibt es eine Fülle von Artikeln und Publikationen, welche die wachsende weltweite Bedeutung von Religion ankündigen. Die Rede ist von einer Rückkehr der Religion in das Bewusstsein der Weltbevölkerung (Wolfram Weimer), von Desäkularisierung, von Respiritualisierung als globalem Megatrend (Matthias Horx), von einem Anbruch eines neuen religiösen Zeitalters auch in der westlichen Welt (Monica Toft), von einer weltweiten Wiederkehr der totgesagten Religion (Terry Eagleton). 2008 nannte »Die Welt« »acht Gründe, warum Religion boomen wird«. Andererseits sind die Medien voll mit Abgesängen auf Religion, insbesondere auf das Christentum. Da ist die Rede vom Sterben der Kirche, von wachsendem religiösem Desinteresse, von Massenaustritten, vom Ende des Christentums. Auf jeden Fall ist Religion in den Schlagzeilen. Aber man bekommt die unterschiedlichen Aussagen nicht zusammen. Einerseits soll Religion boomen wie verrückt (und bald sogar auch bei uns), andererseits entfernen sich die meisten Europäer immer mehr vom Glauben.
Die widersprüchlichen Aussagen hängen mit der Blickrichtung zusammen. Schaut man auf West- und Mitteleuropa, so kann man vor allem einen Niedergang religiösen Lebens konstatieren. Der globale Blick indes führt zum gegenteiligen Schluss: Religion ist ein Megatrend. Dieses Wort, das im Marketingbereich wahre Orgien feiert, bedarf der näheren Erläuterung. Megatrends sind langfristige Triebkräfte des Wandels, die global wirken und in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Konsum und Kultur zu starken Veränderungen führen.1
Europa ist so etwas wie eine säkulare Insel im religiösen Meer, die Ausnahme von der Regel. Die besagt, dass wir in einer hochreligiösen Welt leben. Einerseits ist der Bedeutungszuwachs von Religion ein weltweiter Trend, andererseits stecken wir in Europa mitten in einer Säkularisierungswelle, deren Ende nicht abzusehen ist. Daraus folgen einige Fragen, mit denen wir uns hier auseinandersetzen: Ist Europa tatsächlich eine Ausnahme: hier Säkularisierung, da weltweiter religiöser Aufbruch? Worin könnten die Gründe dafür liegen, dass Europa seit 300 Jahren einen Säkularisierungsprozess durchläuft? Wohin führt diese Entwicklung? Wird es in Europa eine mehrheitlich atheistische Bevölkerung geben, in der muslimische und christliche Einwanderer religiöse Parallelgesellschaften bilden? Oder schwappt vielleicht die religiöse Welle aus den anderen Kontinenten auch zu uns herein, so dass die Menschen wieder nach Religion fragen und beginnen, ihr Leben danach auszurichten? Wird Europa und insbesondere Deutschland dem Trend der Wiederkehr von Religion widerstehen und seinen Sonderweg weitergehen? Gibt es auch bei uns Anzeichen für ein spirituelles Erwachen, und wie können die Kirchen in Deutschland von einem möglichen wachsenden Interesse an Religion profitieren? Haben die alten Kirchen des Westens eine Zukunft oder werden sie zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen, sich weiter selbst säkularisieren und jungen vitaleren religiösen Bewegungen Platz machen? Könnte es eine dynamische Zukunft des Christentums in Deutschland geben im Angesicht eines schwindenden Interesses am Christentum? Wie muss die Kirche sich wandeln, um für spirituell Offene und Suchende attraktiv zu werden? Vielleicht muss die Kirche sich neu erfinden für Menschen, die nicht in die Kirche gehen?
1.2 RELIGION WIRD EINES TAGES VERSCHWINDEN
Noch in den 1980er Jahren waren sich so gut wie alle Religionssoziologen und Historiker einig, dass mit der Ausbreitung von Bildung, Wohlstand und modernen Lebensformen religiöse Weltsichten mehr und mehr an Überzeugungskraft verlieren und durch wissenschaftlich fundierte, säkulare Weltdeutungen ersetzt werden. Diese sogenannte Säkularisierungsthese besagt, dass in dem Grad, in dem die Modernisierung einer Gesellschaft voranschreitet, auch die Stabilität und Vitalität religiöser Institutionen schwinden. Die Prozesse der Modernisierung wie Industrialisierung, Wohlstandsvermehrung, Demokratisierung, Individualisierung, Alphabetisierung, Urbanisierung, Etablierung sozialer Sicherungssysteme wirkten sich negativ auf das religiöse Bewusstsein aus. Religion – so die Überzeugung jener Zeit – spiegelt eine prämoderne Entwicklungsstufe des menschlichen Denkens wider. Religiöse und metaphysische Vorstellungen werden durch