Zayn & Sila. Inka Loreen Minden

Читать онлайн.
Название Zayn & Sila
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Warrior Lover Snack
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963701719



Скачать книгу

Da hatte es ein paar seiner damaligen Brüder wesentlich härter getroffen, zum Beispiel Koa, der ebenfalls auf dieser Insel lebte. Doch auch an ihn konnte sich Zayn nicht mehr erinnern …

      Glücklicherweise waren ihre genetischen Baupläne komplett aufgeschlüsselt worden, um alle Organe des Körpers nachbilden zu können – aber das hatte bei Zayns Gehirn nicht funktioniert; er wäre in ein Fötenstadium zurückgefallen, weil die Synapsen sich erst ausbilden müssten und sich auch noch keine Dendriten und andere Verbindungen gebildet hätten.

      Die irren Ärzte aus Paradisia hatten fast seine gesamte linke Gehirnhälfte entfernt und einen kleinen Teil der rechten. Den neu geschaffenen Freiraum füllten nun Platinen, Kabel, Prozessoren und Chips. Um die Reste seines echten Gehirns zu schützen, befand sich über dem Hybrid-Organ eine Halbkugel aus einem durchsichtigen Material.

      Um an sein modifiziertes Organ zu kommen, konnte er den oberen Teil der Schädelplatte mitsamt Haut und Haaren abnehmen. Das bot wahrlich keinen schönen Anblick, weshalb er immer ein Stirnband trug, um den feinen Spalt zu verschleiern. Jede Frau würde wohl schreiend davonlaufen, wenn sie wüsste, wie es in seinem Kopf aussah.

      Seinen Berechnungen nach würde das wohl nicht bei einer Huntress passieren, aber sie würde sich bestimmt angewidert von ihm abwenden. Zayn wollte sich gar nicht vorstellen, wie sich Silas perfektes Antlitz vor Ekel verzerrte. Ihr Augenabstand von einer Schläfe zur anderen Betrug genau 45,98 Prozent, und die Distanz von der Pupille zum Mund machte 35,89 Prozent von der Entfernung ihres Haaransatzes zum Kinn aus. Ihr Gesicht besaß einfach die perfekten Proportionen. Das hatte er bisher bei keiner anderen Frau gesehen.

      »Wie findet ihr mein neues Kuchenrezept, Jungs?«, fragte Sila und riss Zayn aus seinen Gedanken. Sie stand bei ihnen am Tisch, um Tay Kaffee einzuschenken. Zayn konnte dem bitteren Getränk nichts abgewinnen.

      Wie aus der Pistole geschossen erwiderte er: »Meiner Analyse zufolge wäre dein Kuchen mit acht Prozent mehr Schokolade perfekt«, und verfluchte sich sofort, weil er gerade laut gedacht hatte. So etwas wollte sicher keine Frau hören!

      Sila stellte die Kanne auf den Tisch, stemmte die Hände in die Hüften und blickte ihn provokativ an. »So, deiner Analyse zufolge …« Da hoben sich ihre Brauen, ihr Gesicht wurde weicher und sie sagte süffisant: »Dann mach es doch besser, Zayn.«

      Das war seine Chance, ihr endlich näherzukommen!

      Er erhob sich so schnell, dass er fast den Stuhl umwarf. »Die Herausforderung nehme ich an!«

      Während Tay ihn über den Rand seiner Tasse musterte und Vigour offenbar vergessen hatte, zu kauen, hob Sila ihre makellos geschwungenen Brauen. »Du willst ernsthaft einen Kuchen backen? Jetzt?«

      »Wenn nichts dagegenspricht?« Er ärgerte sich über seine Stimme, die auf einmal viel zu rau klang.

      Sie blinzelte. »Nein.«

      Tay und Vigour grinsten. Was fanden die beiden daran amüsant?

      Zayn räusperte sich leise und fragte seine Freunde und Aufpasser: »Falls das okay für euch ist?«

      »Klar.« Tay schmunzelte und machte eine wegwischende Handbewegung. »Wir wollen dein Meisterwerk aber später probieren.«

      »Ich werde mein Bestes geben«, erklärte er sachlich, »aber nicht, dass ihr mich danach in die Küche versetzt.«

      Tay lachte. »Du entwickelst langsam Sinn für Humor.«

      Humor? Er hatte das todernst gemeint. Sein Kuchen würde herausragend schmecken, das wusste er anhand seiner Berechnungen jetzt schon.

      Sila streckte ihm fröhlich die Hand hin. »Na, dann komm, Krieger. Aber wehe, du hinterlässt ein Schlachtfeld in meiner Küche. Ansonsten machst du sauber.«

      »Ich werde nicht einen Krümel Mehl daneben schütten.« Als er ihre Hand umschloss, durchfuhr ihn ein warmes Kribbeln, das von seinem Magen bis in die Zehenspitzen schoss. Ob seine Prozessoren irgendwie beschädigt waren? Zayn konnte sich die seltsamen Reaktionen seines Körpers nicht erklären.

      Während er sich von Sila in die Küche ziehen ließ, musste er sie ständig von der Seite betrachten. Auch ihr Profil wirkte perfekt. Ihre gerade Nase, um die sich einige Sommersprossen verteilten, besaß die richtige Länge, und ihre goldbraunen Wimpern waren unglaublich lang.

      Zayn würde gerne einen ihrer dicken Zöpfe in die Hand nehmen, um zu fühlen, ob ihr Haar so weich und glatt war, wie es aussah. Und wie sie erst roch! Heute anziehender denn je, nach Vanille und Zimt. Da lief ihm gleich wieder das Wasser im Mund zusammen.

      Träumte er auch nicht? Er würde gleich mit Sila allein sein?

      Seine Freunde blieben tatsächlich sitzen, und als sich Zayn kurz vor der Schwingtür zu ihnen umdrehte, streckte Tay verwegen grinsend beide Daumen in die Höhe. Das sollte wohl bedeuten: Viel Glück mit deinem Kuchen.

      Vigour machte irgendeine seltsame Bewegung mit der Zunge. Er konnte es anscheinend kaum erwarten, das Resultat zu probieren.

      Die beiden vertrauten ihm so sehr, dass sie ihn mit Sila allein ließen. Das erfüllte Zayn mit Stolz und bestärkte ihn in seinem Tun. Er fühlte sich der Gemeinschaft noch ein Stück mehr zugehörig.

      Nach all den Wochen, die er bereits auf dieser Insel verbringen durfte, war es das erste Mal, dass er etwas ohne seine Kameraden unternahm – sofern er nicht allein die Zeit in seiner Kammer absaß. Im Hauptgebäude, in dessen Keller sich die Kommandozentrale befand, lagen die ehemaligen Unterkünfte der Warrior, die vor vielen Jahren hier stationiert gewesen waren. Sie dienten nun als Notunterkünfte. Das kleine Zimmer reichte ihm vollkommen, auch wenn er oft daran denken musste, dass früher diese Krieger darin gelebt hatten, die an einem perversen Fortpflanzungsprojekt mitgewirkt hatten. Die Huntress waren mit ihnen zwangsverpaart worden, und Zayn wollte sich nicht ausmalen, was die Frauen durchleben mussten. Er hatte sich in die alten Datenbanken gehackt und herausgefunden, dass auch Sila Teil dieses Zuchtprogramms gewesen war. Im Gegensatz zu einigen anderen Huntress, war bei ihrer Zwangsfortpflanzung kein Kind hervorgegangen, kein lebendes zumindest. Sie hatte mehrere Fehlgeburten erlitten … Mehr wusste er nicht, denn er hatte es bisher aus Respekt vermieden, auch noch ihre Krankenakte zu öffnen.

      Den Forschern war es damals darum gegangen, Supersoldaten zu züchten, und zwar solche mit noch spezielleren Fähigkeiten. Zuerst hatten sie immer mehrere Krieger mit einer Huntress in einen Raum gesperrt, um zu sehen, welcher Warrior am meisten auf sie reagierte. Danach wurden die Samenzellen des Kandidaten, der wie ein sexgeiler Berserker über die Huntress hergefallen war, vor der künstlichen Befruchtung mit Gammastrahlen behandelt, um bewusst Zellmutationen hervorzurufen. Durch die außergewöhnlichen Selbstheilungskräfte der Krieger wurden die Schäden an der DNA und den Chromosomen während der Zellteilung repariert. Dabei konnte es zu Fehlreparaturen kommen, durch die Gene aktiviert wurden, die vorher inaktiv gewesen waren.

      Das war Jahre her … Einige der fast schon erwachsenen Kinder verfügten heute über spezielle Fähigkeiten wie Telekinese, Pyrokinese oder Telepathie.

      So gut wie alle Huntress hatten im Laufe der letzten Jahre einen Partner gefunden, nur Sila nicht. Zumindest hatte Zayn sie in den letzten Wochen nie mit einem Mann gesehen. Ob sie überhaupt auf Männer stand? Oder hatten die furchtbaren Ereignisse sie so sehr abgeschreckt, dass sie nie wieder einen Mann an sich heranlassen wollte?

      »So, Süßer, nun zeig mal, was du kannst.« Sila ließ seine Hand los und deutete grinsend auf die lange Arbeitsfläche aus Edelstahl, die vor Sauberkeit geradezu glänzte.

      Zayn schluckte. Sie hatte »Süßer« zu ihm gesagt … Fand sie ihn wirklich attraktiv? Oder war das nur ein Kosename, den sie jedem Mann geben würde? Schließlich war sie immer zu allen lieb und freundlich.

      Zayn wusste nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten, was er mit ihr reden sollte. Ihm fehlten zu viele zwischenmenschliche Erfahrungswerte, und seine KI konnte auch nicht alles berechnen. Sie war nicht programmiert worden, um Gefühle oder Verhaltensmuster zu analysieren.

      In seinem Kopf ratterte es nicht nur sprichwörtlich. Tatsächlich hörte er ganz leise ein Summen