Название | Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel |
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Автор произведения | Nadine Erdmann |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Totenbändiger - Die gesamte Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958344105 |
»Aber dann lassen die Täter die Opfer doch einfach an Ort und Stelle liegen«, gab Connor zu bedenken. »Besonders im East End ist genau das ja eins der Hauptprobleme. Die Verbrecher dort kümmert es nicht, dass sie mit ihren Taten die eigene Nachbarschaft mit Geistern verseuchen.«
»Außerdem ist der Verwesungsgrad der Leichen im Tunnel bei allen ähnlich«, warf Sky zusätzlich ein. »Falls es also so was wie Raubmordtaten waren, hätten sie alle innerhalb einer sehr kurzen Zeit stattfinden müssen, und hätten dann wieder aufgehört. Das ist eher unwahrscheinlich, oder? Und warum sollte jemand überhaupt Obdachlose überfallen? Bei denen ist doch nichts zu holen. Einwohner in Nobelvierteln wären viel lohnender für Raubmorde.«
»Aber ihr Verschwinden würde sehr schnell Aufmerksamkeit erregen.« Thaddeus leerte seinen Kaffee.
»Was glaubst du denn, was passiert ist?«, fragte Gabriel. »Denkst du nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt?«
Thad hob die Schultern und atmete tief durch. »Ich denke, es ist in beiden Fällen irgendein Irrer. Ob es derselbe ist – keine Ahnung. Aber der Commander hat recht damit, dass eine durchgeschnittene Kehle keine besonders ungewöhnliche Mordmethode ist. Sieht man mal von der neuen Waffengesetzgebung bezüglich Geistern und Wiedergängern ab, ist es Zivilisten in diesem Land verboten, Schusswaffen zu tragen. Wenn man jemanden umbringen will, sind Messer deshalb die naheliegenden Alternativen. Und jemanden zu erstechen oder ihm die Kehle aufzuschlitzen, ist eine relativ sichere Mordmethode, weil man sich Zeit verschaffen kann, bevor ein Geist entsteht. Falls der Täter von heute also einfach Spaß am Quälen und Töten hat, bringt er sich auf diese Weise nicht selbst in Gefahr. Er kann sich ein Opfer suchen, seinen kranken Spaß mit ihm haben, dann schleppt er es in den Park, schneidet ihm die Kehle durch, verstümmelt den Körper während er ausblutet und lässt die Leiche im Tunnel verschwinden.«
»Alle innerhalb von wenigen Tagen?« Zweifelnd schüttelte Gabriel den Kopf. »Und dann hört er einfach wieder auf? Als es zufällig achtundsiebzig Opfer sind so wie damals?«
Thaddeus seufzte vernehmlich und legte seine Hand auf Gabriels Schulter. »Hört zu. Ich kann verstehen, dass euch dieser Leichenfund wegen Cam anstachelt. Ihr hofft, dass es derselbe Täter ist, weil wir dann die Chance hätten, ihn zu fassen und dafür büßen zu lassen, was er Cam und den anderen Kindern angetan hat. Glaubt mir, das würde ich mir auch wünschen. Aber ich denke nicht, dass es derselbe Täter ist. Der Dreckskerl damals wollte Totenbändigerkinder quälen und die Obdachlosen waren dafür nur Mittel zum Zweck, um Geister zu erzeugen, die die Kleinen schlucken sollten.« Er nickte zu den Fotos auf Pratts Monitor. »Die Leichen von heute sehen dagegen so aus, als hätte da jemand Spaß am Töten und Verstümmeln. Und dass es dieselbe Anzahl an Toten gibt, ist womöglich nur ein dummer Zufall.«
Gabriel schwieg, genauso Sky und Connor.
»Hat die Zahl achtundsiebzig irgendeine besondere Bedeutung?«, fragte Pratt in die Stille. »Weiß das jemand?«
Alle hoben die Schultern oder schüttelten die Köpfe.
Connor zog sein Smartphone hervor und fragte Google, doch auf den ersten Blick gab es keine Treffer, die einen solchen Schluss nahelegten.
»Aber auch wenn die Fälle nicht zusammenhängen, muss der Täter von heute geschnappt werden.« Gabriel blickte zu seinem Commander. »Wenn Thad recht hat, dann läuft da draußen ein Massenmörder herum, der Spaß am Töten hat. Den müssen wir fassen.«
»Das wäre dann aber ein Fall für die Mordkommission, nicht für euch«, erwiderte Pratt. »Euch brauche ich hier als Spuks. Es ist nicht mehr lange hin bis zum Herbstäquinoktium und durch die verdammte Geistermigration aus Westminster sind hier bei uns jetzt viel zu viele. Ich brauche euch da draußen, um Geister zu eliminieren, damit unser Viertel für die dunkle Jahreszeit so sicher wie möglich wird.«
»Ja, klar«, gab Gabriel mit nicht zu überhörendem Zynismus in der Stimme zurück. »Wäre dann aber doch super, wenn hier bei uns kein Irrer herumläuft, der massenhaft Leute abschlachtet und damit schneller Geister produziert, als wir sie auslöschen können, oder?«
Pratt bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. »Natürlich. Und glaub mir, ich bin auf deiner Seite. Aber wir müssen Prioritäten setzen.«
»Ernsthaft?« Ungläubig lachte Gabriel auf. »Was könnte denn bitte wichtiger sein, als die Bevölkerung vor einem Massenmörder zu schützen?«
»Der Schutz der Bevölkerung vor sich selbst«, antwortete Connor und verzog das Gesicht.
»Exakt«, nickte sein Commander. »Wir dürfen die Menschen nicht in Angst und Schrecken versetzen. Nicht vor der dunklen Jahreszeit. Und ganz besonders nicht in einem Unheiligen Jahr. Wenn die Presse von den Toten unter Golders Hill Wind bekommt, werden wir uns vor reißerischer Panikmache nicht retten können und dann haben wir hier ganz schnell viel zu viele besorgte Bürger, die sich dank neuem Waffengesetz mit Schusswaffen ausrüsten. Die benutzen sie dann allerdings mit Sicherheit nicht mehr nur gegen Geister, sondern auch, um sich vor einem irren Massenmörder zu schützen. Das heißt, hier schießt womöglich jeder auf jeden, sobald sich jemand bedroht fühlt. Ich glaube, so ein Szenario wünscht sich keiner von uns.«
Gabriel schnaubte bloß.
»Das heißt, Sie wollen wirklich nichts unternehmen, um den Täter zu finden?«, hakte Sky nach.
Pratt seufzte. »Ich bin auch nicht glücklich darüber, aber für die Einwohner von Camden ist es besser, wenn wir die Sache unter Verschluss halten. Wegen Westminster ist die Stimmung hier ohnehin schon aufgeheizt genug. Wenn wir dann jetzt noch ein Forensikteam in den Tunnel schicken und achtundsiebzig Leichensäcke aus Golders Hill abtransportieren lassen, herrschen hier ganz schnell Chaos und Anarchie. Und die wären gefährlicher als der Irre, der für die Toten im Park verantwortlich ist.«
Sky schloss kurz die Augen. Auch wenn es ihr nicht passte, musste sie sich eingestehen, dass Pratt recht hatte.
Was nicht unbedingt für den Zustand der Londoner Gesellschaft sprach, aber an dem zweifelte sie ohnehin immer wieder.
»Das heißt allerdings nicht, dass ich die Sache völlig auf sich beruhen lassen will.«
Bei den Worten ihres Commanders sah Sky wieder zu ihm auf.
»Ich rufe eine alte Freundin an.« Pratt blickte von ihr zu Gabriel und Connor. »Sie ist pensionierte Gerichtsmedizinerin und wird sich die Toten im Tunnel mit Sicherheit ansehen, wenn ich sie darum bitte. Ihr drei müsst sie allerdings begleiten, denn sie ist keine Totenbändigerin und selbst mit Magnesiumlaternen lasse ich sie nicht alleine in den Untergrund steigen. Ihr geht mit ihr und während sie sich die Toten ansieht und guckt, was sie vor Ort herausfinden kann, beschützt ihr sie und nehmt Fingerabdrücke von den Leichen. Vielleicht finden wir so Hinweise, die uns auf die Spur des Täters führen. Sollte das der Fall sein, ermitteln wir unauffällig weiter. Einverstanden?«
Die drei nickten sofort.
»Gut. Dann gönnt euch jetzt eine Mittagspause. Ich bitte Gladis, euch um zwei beim Wartungsschacht im Park zu treffen. Dann könnte ihr gemeinsam sehen, was ihr heute Nachmittag herausfindet. Aber ihr sorgt dafür, dass Gladis vor der Dämmerung aus dem Park raus ist, verstanden? Begleitet sie nach Hause und macht dann Feierabend. Dienstwagen und Equipment könnt ihr bei euch behalten. Das meiste davon benutzt ohnehin nur ihr Spuks.«
»Das klingt gut«, sagte Gabriel. »Wie geht es dann weiter?«
»Ich erwarte euch morgen früh zur Dämmerzeit wieder im Einsatz. Eliminiert so viele Geister wie möglich, bevor sie sich vor dem Tageslicht verstecken können. Euer Einsatzgebiet ist wieder der Golders Hill Park. Da die Anwohner uns um Hilfe gebeten haben, wird niemand Verdacht schöpfen, dass etwas passiert sein könnte, wenn ihr euch dort heute die Tunnel anseht und in den nächsten zwei drei Tagen zur Dämmerzeit Geister eliminiert.«
»Okay, kein Problem«, versicherte