Wissensvernetzung und Metropolregion. Stefan Krätke

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Название Wissensvernetzung und Metropolregion
Автор произведения Stefan Krätke
Жанр Зарубежная деловая литература
Серия
Издательство Зарубежная деловая литература
Год выпуска 0
isbn 9783828873889



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Forschungseinrichtungen der Metropolregion konzentrieren sich vor allem in den namensgebenden Städten Hannover, Braunschweig, Göttingen und Wolfsburg. Diese Stadtregionen stellen gleichermaßen auch die bevorzugten Standorte dar, an denen sich die regionalen Wissenspotenziale in Kompetenzzentren, Netzwerken und Initiativen bündeln. Diese Institutionen fungieren als Intermediäre zwischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Auf diese Weise tragen sie zur Verbreitung von Wissensressourcen in der Metropolregion bei. Der Qualität und Dichte dieser wirtschaftlichen Verflechtungs- und Kommunikationsbeziehungen kommt deshalb große Bedeutung bei der Positionierung der Metropolregion als innovationsstarkem Standort zu.

      Bei der Analyse regionaler Entwicklungspotenziale lässt sich die Innovationsfähigkeit von Metropolregionen unter Berücksichtigung einer Reihe quantitativer Indikatoren bewerten. Betrachtet werden dabei zum einen Input-Indikatoren, die sich auf die Ressourcen beziehen, die für den Innovationsprozess eingesetzt werden, z.B. der Anzahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung oder dem Besatz mit wissenschaftlichen Lehr- und Forschungspersonal. Daneben geben Output-Indikatoren wie die Gründungsintensität Aufschluss über die Folgen des regionalen Innovationsverhaltens. Die Struktur und Entwicklung einer Reihe von Innovationsindikatoren werden in den Abbildungen 2 und 3 dargestellt. Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg ist insbesondere bei den Input-Faktoren gut aufgestellt: Spitzenwerte werden bei den betrieblichen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, der Beschäftigung in wissensintensiven Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes sowie beim Lehr- und Forschungspersonal an Hochschulen erzielt.

Tab. 1: Funktionen von Metropolregionen
Funktionen von MetropolregionenAbgeleitete Merkmale
Entscheidungs- und Kontrollfunktion
• PrivatwirtschaftHeadquarter großer nationaler und multinationaler Unternehmen, Finanzwesen: Banken, Börsen usw., breites Spektrum an hoch spezialisierten Dienstleistungen
• StaatRegierung
• Sonstige OrganisationenSupranationale Organisationen (EU, UN), internationale Nicht-Regierungs-Organisationen
Gateway-Funktion
• Zugang zu MenschenFernverkehrsknoten, insbesondere Luftverkehr, ICE-Knoten und Autobahnknoten
• Zugang zu WissenMedien (Fernsehen, Printmedien usw.), Kongresse, Bibliotheken, Internet-Server
• Zugang zu MärktenMessen, Ausstellungen
Innovations- und Wettbewerbsfunktion
• Wirtschaftlich-technische InnovationenForschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Universitäten, wissensintensive Dienstleister
• Soziale und kulturelle InnovationenKulturelle Einrichtungen (Theater, Museen, Großveranstaltungen usw.), Orte sozialer Kommunikation (Gaststätten, Sport usw.)
Symbolfunktion
• WirtschaftMedien und Kreativwirtschaft
• Kultur und FreizeitKonzerte, Theater, Museen
• DiskurseTagungen, Kongresse, Foren
Quelle: verändert nach Blotevogel (2004); Danielzyk, Blotevogel (2009)

      Die Generierung von neuem Wissen und die darauf aufbauende Entwicklung neuer Produkte, Prozesse und Dienstleistungen sind in erheblichem Maße von Aktivitäten im Bereich der Forschung abhängig. Investitionen in Forschung und Entwicklung gelten daher als wichtigste Triebkräfte für das Wachstum und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit einer Region. Diesem Aspekt wird ein zentraler Wert in der Erklärung von Wachstumsunterschieden beigemessen, so dass der Indikator für Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen als eine der wichtigsten Inputgrößen bei der Analyse regionaler Innovationssysteme gilt (Blind, Wachsen 2013: 14). Die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Wirtschaft liegen in der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg mit 4,3 Prozent des BIP sehr deutlich über den Vergleichswerten für Deutschland (2,0 Prozent) und Niedersachsen (2,5 Prozent).

      Auch die Beschäftigtenanteile in wissensintensiven Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors sowie die Beschäftigung in freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sind in der Metropolregion überdurchschnittlich ausgeprägt. Mit einem Beschäftigungsanteil von 13,3 Prozent setzt sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in wissensintensiven Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes der Metropolregion am deutlichsten von den Vergleichswerten für Deutschland (10,6 Prozent) und Niedersachsen (10,3 Prozent) ab. Auch die Entwicklung des Beschäftigungsanteils war in den zurückliegenden Jahren überdurchschnittlich. Aus innovationspolitischer Perspektive ist dies eine positive Entwicklung, da sich die technologie- und wissensintensiven Branchen durch eine hohe Intensität an Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auszeichnen und deshalb als treibende Kräfte der Produktivitätsentwicklung und des Wachstums einer Region angesehen werden. Die Beschäftigtenanteile dieser Wirtschaftszweige erlauben einen Hinweis auf die regionale Bedeutung der jeweiligen Segmente und werden deshalb als Indikatoren für die daraus abgeleitete Innovationskraft der Metropolregion herangezogen (Blind, Wachsen 2013: 29).

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      Abb. 2: Innovationsindikatoren (Struktur)

      Quelle: CIMA Institut für Regionalwirtschaft GmbH

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      Abb. 3: Innovationsindikatoren (Entwicklung)

      Quelle: CIMA Institut für Regionalwirtschaft GmbH

      Neben dem Anteil aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in wissensintensiven Wirtschaftszweigen stellt auch die Zahl der Ingenieure, IT-Fachleute und Naturwissenschaftler einen wichtigen Indikator für die Innovationspotenziale einer Region dar. Insbesondere vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von industriellen Wertschöpfungsprozessen gewinnen systemanalytische, informationstechnologische und ingenieurwissenschaftliche Qualifikationen verstärkt an Bedeutung. Die Ingenieurberufe sind mit einem Anteil von 8,44 Prozent an der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg stärker vertreten als auf der Bundes- (6,13 Prozent) oder Landesebene (6,14 Prozent). Für die Intensität IT- und naturwissenschaftlicher Berufe im Verarbeitenden Gewerbe gilt das nicht ganz so. In der Metropolregion liegt deren Anteil bei 5,03 Prozent (Deutschland = 5,43 Prozent/Niedersachsen = 4,53 Prozent). Allerdings könnte sich aufgrund eines überdurchschnittlich hohen Anteils junger Ingenieure unter 35 Jahre zukünftig eine weitere Verschiebung der Indikatorwerte zugunsten der Metropolregion ergeben.

      Ein weiterer wichtiger Indikator für das regionale Innovationspotenzial ist die Gründungsintensität. Unternehmensgründungen und Spin-offs gelten als besonders nachhaltige Form des Wissens- und Technologietransfers (EFI 2009: 41). Sie bringen Ideen und Produkte auf den Markt, die von großen Unternehmen aufgrund mangelnder Flexibilitäten eventuell nicht aufgegriffen werden. Gründungen in forschungs- und wissensintensiven Sektoren kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Gerade in neuen Technologiefeldern, beim Aufkommen neuer Nachfragetrends und in frühen Phasen der Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren eröffnen junge Unternehmen Marktnischen und verhelfen Innovationsideen zum Durchbruch, die von großen Unternehmen nicht aufgegriffen werden. Unternehmensgründungen stellen somit einen wichtigen Motor für den technologischen Wandel einer Region dar (Blind, Wachsen 2013: 47). Der Indikator für die Gründungsintensität setzt die Zahl der Gründungen ins Verhältnis zur erwerbsfähigen Bevölkerung einer Region. In der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg liegt die Anzahl der Gründungen pro 10.000 Erwerbsfähigen bei 0,06 für den Bereich Spitzentechnik im Verarbeitenden Gewerbe, bei 0,14 im Bereich der höherwertigen Technik im Verarbeitenden Gewerbe und bei 1,48 im Bereich der technologieorientierten Dienstleistungen. Diese Werte liegen in etwa auf der Höhe der niedersächsischen Vergleichswerte, bleiben jedoch deutlich hinter den Gründungsintensitäten auf Bundesebene zurück. Auch die Entwicklung der Indikatorwerte zwischen den Zeiträumen 2009–2012 und 2013–2016 zeigt sich weniger dynamisch als dies auf der Ebene des Bundes der Fall ist. Im Bereich Spitzentechnik im Verarbeitenden Gewerbe hat die Metropolregion jedoch im Vergleich zum deutschen Durchschnitt aufgeholt. Die grundsätzlich positiven Indikatorwerte im Bereich der FuE-Intensität der Wirtschaft sowie für die