Название | Ein Lord wie kein anderer |
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Автор произведения | Inka Loreen Minden |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963700705 |
»Ich habe die Schuld auf mich genommen«, krächzte er, wobei er auf ihre Finger starrte, die ihn immer noch berührten.
Schnell zog Emily die Hand weg. »Aber … warum hast du das getan?«
Er erinnerte sich noch gut an den Tag. Einerseits hatte er Emily nicht in die Bredouille bringen wollen, denn er hatte ihre Aktion selbst lustig gefunden und sie mehr oder weniger dazu angestachelt, andererseits … »Weil ich wusste, dass ich dann für den Rest des Tages in meinem Zimmer bleiben und Mutters musikalischen Abend nicht besuchen musste. Der hätte mich nur furchtbar gelangweilt, und ich wollte lieber lesen.«
Emily lachte. »Du warst ein richtiger Rebell, Lord Hastings.«
»Das sagt die Richtige.«
Verschwörerisch beugte sie sich ein Stück zu ihm, sodass er die Ansätze ihrer Brüste sehen konnte. »Und Mr Smithers hat deinen Eltern nicht die Wahrheit gesagt?«
Plötzlich stand der Butler bei ihnen, hüstelte und erklärte gedehnt: »Nein, er hat nichts gesagt, weil der junge Lord ihn auf Knien angefleht hat, über den Vorfall zu schweigen.«
Daniel hatte überhaupt nicht bemerkt, dass Smithers wieder hereingekommen war, weil ihn Emily so sehr ablenkte! Verschmitzt grinste er seinen Butler an. »Ich habe nur den Edelmann gespielt und eine junge Dame beschützt.«
Smithers zwinkerte. »In der Tat.«
Daniel mochte den alten Mann sehr. Er war so etwas wie ein Familienmitglied, loyal und verschwiegen wie ein Grab. Aber leider auch nicht mehr der Jüngste. Daniel hatte ihm schon vor Jahren angeboten, ihn in den Ruhestand zu schicken. Auf seinem Landgut einige Meilen außerhalb von London gab es ein kleines Häuschen, in das er hätte ziehen können. Daniel hätte dort seine Versorgung sichergestellt. Aber Smithers bestand darauf, so lange in seinen Diensten zu bleiben, wie er noch einen Finger rühren konnte.
Das Essen ging erstaunlich schnell vorbei und Daniel war fast ein wenig enttäuscht, als sich Emily für die Einladung bedankte und von ihm verabschiedete.
Als sie seine Tochter aus dem Stuhl hob, fragte er: »Was … habt ihr beiden jetzt vor?«
»Ich wollte mit Sophia in den Garten gehen. Ein wenig die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen, und frische Luft wird ihr auch guttun.« Schnell setzte sie hinzu: »Natürlich achte ich darauf, dass ihr makelloser Teint keinen Schaden nimmt.«
Daniel schmunzelte in sich hinein. Sie dachte wirklich an alles. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mitkomme, Mrs Rowland? Ich brauche dringend einen kleinen Verdauungsspaziergang.«
Ein überraschtes Lächeln huschte über ihre Lippen. »Wir würden uns sehr geehrt fühlen, Mylord.«
Da der Grüne Salon zum Garten hin zeigte, öffnete Henry schnell die großen Flügeltüren. Die Spätnachmittagssonne strahlte immer noch auf die geflieste Terrasse, denn das Grundstück war so groß, dass die umstehenden Häuser erst gegen Abend Schatten warfen. Angenehme Wärme strömte ihm entgegen und der Duft von Rosen. Imogen hatte diese Blumen geliebt, deshalb blühten sie fast überall im Garten.
Daniel ließ Emily mit seiner Tochter auf den Armen vorangehen und fragte sich erneut, ob es klug von ihm war, so viel Zeit mit der »Nanny« zu verbringen. Er sollte sich von ihr fernhalten, doch er vermochte es nicht. Irgendetwas zog ihn einfach zu ihr hin. Außerdem wollte er immer noch mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Im Garten, fernab der Dienerschaft, würde er sich ungestört mit ihr unterhalten können.
»Warum isst du nicht auf der Terrasse?«, fragte Emily ihn, als sie wieder unter sich waren. Sie setzte Sophia ab und nahm sie an die Hand, wobei sie sich leicht nach vorne beugen musste. Die Kleine zerrte mit wackeligen Beinen an ihr, weil sie offenbar etwas Interessantes entdeckt hatte. Wahrscheinlich lockte sie der Brunnen. Er zeigte den nackten Engel Amor, der mit gespanntem Bogen auf ein Pärchen zielte, das auf dem Brunnenrand saß. Wasser plätscherte dort heraus, wo der Pfeil sitzen sollte.
Daniel zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe seit Imogens Tod nicht mehr draußen gegessen. Sie saß gerne hier im Schaukelstuhl oder mit einem Buch im Garten.«
Direkt an die mit hellen Sandsteinplatten ausgelegte Terrasse grenzte eine akkurat geschnittene Buchsbaumhecke. Zwischen ihr führte ein gepflasterter Weg zu dem Brunnen, den Sophia quietschend ansteuerte.
Imogen hatte oft auf dem Rand gesessen, eine Hand verträumt ins Wasser getaucht und in der anderen ihr Buch gehalten.
Als Emily leise sagte: »Du vermisst sie sehr, hm?«, zuckte er erneut mit den Schultern und murmelte: »Es ist sehr still ohne sie.«
Emily sah im ersten Moment gequält aus, aber dann lächelte sie ihn sanft an. »Du solltest Sophia öfter sehen. Mit ihr ist es niemals still.«
Er wusste genau, was sie vorhatte. Sie wollte ihn aushorchen, herausfinden, warum er seine Tochter kaum anblicken konnte. Gerissenes Biest. Aber er selbst war nicht besser. Schließlich führte er dasselbe mit ihr im Schilde. Doch Emily hielt ihm vor Augen, dass er sich wohl die ganze Zeit selbst belogen hatte: Ja, er vermisste nicht nur Imogens Anwesenheit, sondern auch ihre liebevollen Berührungen, ihr Lächeln, ihre Wärme …
Noch bevor er sich eine Ausrede überlegt hatte, forderte Emily ihn auf, die andere Hand seiner Tochter zu ergreifen. »Dann kann sie leichter laufen.«
Daniel musste sich weiter nach vorne beugen als Emily und nahm die winzigen Finger in seine. Weil er Angst hatte, sie zu zerdrücken, traute er sich nicht, sie richtig anzufassen.
»Sie ist nicht aus Zucker.« Emily grinste so süß, dass in seinem Magen Käfer zu tanzen schienen, doch dann wurde sie wieder ernst. Woran dachte sie gerade? Warum schwankte ihr Gemüt oft zwischen Ausgelassenheit und … wie konnte er es am besten beschreiben … Traurigkeit?
Was sie ihm bisher über ihren Mann erzählt hatte, verleitete ihn zu der Annahme, dass Emily bei ihm wahrlich kein schönes Leben geführt hatte. Außerdem war die Ehe kinderlos geblieben. Ob sie das belastete oder eher erleichterte, weil sie jetzt nur sich selbst durchbringen musste?
Als Sophia stolperte, zogen sich Daniels Finger automatisch fester zu, damit sie nicht hinfiel. Sie lachte und quietschte, bloß weil sie auf den Brunnen zulief.
Daniels Herz zog sich ebenfalls zusammen. Wenn Imogen ihre Tochter bloß sehen könnte!
»Schau nur, wie toll sie schon laufen kann, Daniel!«, sagte Emily begeistert. »Die Kinder meiner Freundin waren wesentlich fauler. Dafür kann sie jetzt fast niemand mehr fangen.« Beinahe entschuldigend blickte sie Daniel an. »Die Tage verrinnen einfach zu schnell. Jeder Moment mit den Kleinen ist kostbar.«
Womöglich hatte Em recht und er sollte etwas Zeit mit seinem Kind verbringen. Im Grunde war er für Sophia ein Fremder. Wollte er das für sie bleiben? Sie musste ohne Mutter aufwachsen, also sollte sich wenigstens ihr Vater ein wenig kümmern. Doch noch war sie zu klein, um sich wirklich mit ihr abgeben zu können. Vielleicht, wenn sie älter war, er ihr ein Kartenspiel beibringen konnte. Er hatte noch Zeit …
Sie liefen mit Sophia weiter, vorbei an Rosenbüschen und bunten Staudenbeeten, und Daniel fragte sich, warum er nicht öfter nach draußen ging. Bis vor einem Jahr hatte er schließlich immer gerne auf der Bank vor der Eibenhecke gesessen oder die kunstvoll geschnittenen Büsche bewundert. Es war schön hier. Sein Gärtner vollbrachte wahre Wunderwerke.
»Da da da!«, rief Sophia und stampfte mit ihren Füßchen auf, als sie vor dem Brunnen hielten.
»Was will sie denn jetzt?«, fragte er.
Emily grinste. »Na, im Wasser plantschen!«
Der Rand war so hoch, dass Sophia nicht hingelangen konnte. Als Emily keine Anstalten machte, seine Tochter hochzuheben, sondern ihn bloß herausfordernd ansah, gab er nach. Er fasste unter die dünnen Ärmchen und hielt die Kleine über den Rand des Brunnens, damit sie ihre Hände hineintauchen