Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri

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Название Die Göttliche Komödie
Автор произведения Dante Alighieri
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783736428577



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war er, sagt er mir,

       Die Theben zu erobern sich bemühten.

       Er höhnt, so scheints, noch Gott in wilder Gier,

       Und, wie ich sprach, sein Stolz bleibt seine Schande,

       Sein Trotz des Busens wohlverdiente Zier.

       Jetzt folge mir, doch vor dem heißen Sande

       Verwahr im Gehen sorglich deinen Fuß

       Und halte nah dich an des Waldes Rande.

       Ich ging und schwieg, und einen kleinen Fluß

       Sah ich diesseits des Waldes sprudelnd quellen.

       Vor dessen Rot ich jetzt noch schaudern muß.

       Den Bach aus jenem Sprudel gleichzustellen.

       Der Buhlerinnen schändlichem Verein,

       Floß er den Sand hinab mit dunkeln Wellen.

       Und Grund und Ufer waren dort von Stein,

       Auch beide Ränder, die den Fluß umfassen.

       Drum mußte hier der Weg hinüber sein.

       "Von allem, was ich noch dich sehen lassen.

       Seit wir durch jenes Tor hier eingekehrt.

       Das uns, wie alle, ruhig eingelassen,

       War noch bis jetzt nichts so bemerkenswert.

       Als dieser Fluß, zu dem du eben ziehest,

       Der über sich die Flämmchen schnell verzehrt."

       So er zu mir und ich darauf: "Du siehest

       Mich lüstern schon genug, drum speist ich gern;

       Gib Kost nur, wie du Essenslust verliehest."

       Und er: "Öd liegt ein Land im Meere fern,

       Das Kreta hieß, und Keuschheit hat gewaltet,

       Als noch die Welt stand unter seinem Herrn.

       Ein Berg dort, Ida, war einst schön gestaltet,

       Mit Quellen, Laub und Blumen reich geschmückt,

       Jetzt ist er öd, verwittert und veraltet.

       Dorthin hat Rhea ihren Sohn entrückt.

       Und, alle Späher listig hintergehend,

       Des Kindes Schrein durch Tosen unterdrückt.

       Ein hoher Greis ist drin, grad aufrecht stehend,

       Den Rücken nach Damiette hingewandt,

       Nach Rom hin, wie in seinen Spiegel, sehend;

       Das Haupt von feinem Gold; Brust, Arm und Hand

       Von reinem Silber; weiter dann hernieder

       Von Kupfer nur bis an der Hüften Rand;

       Von tüchtgem Eisen bis zur Sohle nieder;

       Nur von gebranntem Ton der rechte Fuß,

       Doch ruht auf diesem meist die Last der Glieder.

       Das Gold allein ist von gediegnem Guß;

       Die andern haben Spalt und träufeln Zähren,

       Und diese brechen durch die Grott als Fluß,

       Um ihren Lauf nach diesem Tal zu kehren.

       Als Acheron, als Styx, als Phlegethon,

       Und bilden, wenn sie zu den tiefsten Sphären

       Durch diesen engen Graben hingeflohn,

       Dort den Kozyt; doch nahst du diesem Teiche

       Bald selber dich, drum hier nichts mehr davon."

       Und ich zu ihm: "Wenn auf der Erd, im Reiche

       Des Tages, schon der kleine Fluß entstund,

       Wie kommt es, daß ich ihn erst hier erreiche?"

       Und er zu mir: "Du weißt, der Ort ist rund,

       Und ob wir gleich schon tief hernieder drangen,

       Doch haben wir, da wir uns links zum Grund

       Herabgewandt, den Kreis nicht ganz umgangen,

       Und wenn du auch noch manches Neue siehst,

       Mag Staunen drum dein Auge nicht befangen."

       "Sprich noch, wo Phlegethon, wo Lethe fließt?

       Du schweigst von der; von jenem hört ich sagen,

       Daß er aus diesem Regen sich ergießt."

       So ich; und er: "Gern hör ich deine Fragen,

       Doch sollte wohl des roten Wassers Sud

       Auf jene selbst die Antwort in sich tragen.

       Nicht in der Hölle fließt der Lethe Flut,

       Dort siehst du sie beim großen Seelenbade,

       Wenn die bereute Schuld auf ewig ruht."

       Und drauf: "Jetzt weg vom Wald, und komm gerade

       Denselben Weg, den meine Spur dich lehrt;

       Die Ränder, nicht entzündet, bilden Pfade,

       Und über ihnen wird der Dunst verzehrt."

      Fünfzehnter Gesang

      Wir gehen nun auf hartem Rand zusammen,

       Und Dampf des Bachs, der drüber nebelt, schützt

       Das Wasser und die Dämme vor den Flammen.

       So wie sein Land der Flandrer unterstützt,

       Bang vor der Springflut Ansturz, die vom Baue

       Des festen Damms rückprallend schäumt und spritzt;

       Wie längs der Brenta Schloß und Dorf und Aue

       Die Paduaner sorglich wohl verwahrt,

       Bevor der Chiarentana Frost erlaue;

       So war der Damm auch hier von gleicher Art,

       Nur daß in minder hohen, dicken Massen

       Vom Meister dieser Bau errichtet ward.

       Schon weit zurück hatt ich den Wald gelassen,

       So daß der Blick, nach ihm zurückgewandt,

       Doch nicht vermögend war, ihn zu erfassen.

       Da kam am Fuß des Damms ein Schwarm gerannt.

       Und wie am Neumond bei des Abends Grauen

       Nach dem und jenem man die Blicke spannt,

       So sahn wir sie auf uns nach oben schauen;

       Und wie der alte Schneider nach dem Öhr,

       So spitzten sie nach uns die Augenbrauen.

       Und wie sie alle gafften, faßte wer

       Mich bei dem Saum, indem er mich erkannte,

       Und rief erstaunt: "Welch Wunder! Du? Woher?"

       Und ich, wie er nach mir gegriffen, wandte

       Den Blick ihm fest aufs Angesicht, das schier

       Geröstet war; doch zeigte das verbrannte

       Sogleich die wohlbekannten Züge mir;

       Drum, neigend, auf sein Antlitz zu, die Arme,

       Rief ich: "Ei, Herr Brunetto, seid ihr hier?"

       "Mein Sohn," sprach jener, "daß dich mein erbarme!

       Gern spräche wohl Brunett Latini dich

       Ein wenig hier, entfernt von diesem Schwarme."

       "Ich bitt euch selbst darum," entgegnet ich,

       "Daher ich gern mit euch mich setzen werde,

       Wenns dieser billigt, denn er leitet mich."

       Und er: "Ach Sohn, wer weilt von dieser Herde,

       Darf sich nicht wedeln hundert Jahr hernach

       Und liegt, die Glut erduldend, auf der Erde.