Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Название Sophienlust Staffel 15 – Familienroman
Автор произведения Elisabeth Swoboda
Жанр Языкознание
Серия Sophienlust Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975692



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Schimmel in Deutschland.«

      Doch Peggy schüttelte störrisch den Kopf. »Ich kenne doch Pedro. Er war es. Das musst du mir glauben, Onkel Luchs.« Sie griff nach seiner Hand und schaute ihn an. Mit großen ernsten Augen. »Ich habe ihn gesehen, als er in den Wagen einstieg. Ganz genau so wie Pedro.«

      Allmählich wurde Eugen Luchs unsicher. Er selbst hatte ja das Pferd hier nicht richtig gesehen. Nur ganz kurz im allerletzten Moment. Aber wie sollte ausgerechnet Nicks Schimmel hierherkommen? »Pedro steht auf Gut Schoen­eich im Stall«, beruhigte er Peggy.

      Doch sie ließ sich nicht beruhigen. Und vor lauter Eifer traten ihr sogar Tränen in die Augen. »Du willst mir nur nicht glauben. Es war Pedro. Ich habe ihn wiedererkannt.«

      Eugen Luchs seufzte. »Nehmen wir einmal an, es war tatsächlich Pedro. Dann gibt es sicher einen guten Grund dafür, dass er hier war. Vielleicht hat Nick ihn wieder verkauft.«

      Peggy gab einen entrüsteten Laut von sich. »Nick würde niemals seinen Schimmel verkaufen. Er hat ihn doch erst geschenkt gekriegt.«

      »Na, dann verrate mir doch, wie Pedro hierhergekommen sein soll?«

      »Geklaut«, platzte Peggy heraus. »Bestimmt hat ihn jemand geklaut.« Sie nahm Eugen Luchs’ Hand und zog ihn mit sich. »Du musst fragen, wohin sie ihn gebracht haben.«

      »Aber, Peggy!«

      »Bitte, Onkel Luchs. Bitte!« Die kleine Schwarze ließ nicht locker, sondern zog immer stärker an seinem Arm, bis er schließlich mitkam.

      Die Auktion war noch im vollen Gang. Es wurden Pferde und Ponys versteigert. Eugen Luchs musste bis zum Schluss warten. Erst dann konnte ihm jemand sagen, wer den Schimmel ersteigert hatte.

      »Der Verwalter von Gut Riederau hat den Schimmel gekauft«, sagte ein junger Mann. Er beschrieb auch in aller Eile den Weg zu diesem Gut Riederau.

      »Fahren wir hin?«, fragte Peggy, als sie mit ihrem Pflegeonkel wieder zum Wohnwagen ging.

      Abrupt blieb Eugen Luchs stehen.

      »Jetzt ist aber Schluss, Peggy«, sagte er mit sanfter Strenge. »Wir können nicht einfach zu fremden Leuten gehen und behaupten, sie hätten ein Pferd gestohlen.«

      »Aber das haben sie doch«, beharrte Peggy eigensinnig.

      »Wenn du so etwas behauptest, dann musst du es auch beweisen können«, belehrte der Schriftsteller das kleine Mädchen. »Sonst können diese Leute zur Polizei gehen und dich anzeigen. Wegen Verleumdung.«

      Dieses Wort verstand Peggy zwar nicht ganz, aber sie begriff, dass sie ihren Onkel Luchs nicht dazu überreden konnte, zu diesem Gut Riederau zu fahren und nach Pedro zu fragen. Schmollend kletterte sie wieder in den Wohnwagen und beschloss, Nick alles zu erzählen.

      Während Peggy sich diese Szene in Gedanken ausmalte, beschäftigte sich Eugen Luchs schon wieder mit anderen Dingen. Das Gut Riederau, das angeblich einer Jutta Rauscher gehörte, hatte er schon wieder vergessen. Er glaubte auch nicht daran, dass der Schimmel wirklich Pedro gewesen war. Wie hätte Nicks Schimmel auf eine Pferdeauktion kommen sollen?

      Den Rest der Fahrt legten die beiden schweigend zurück. Peggy rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her. Sie konnte es kaum erwarten, nach Sophienlust zu kommen.

      Eugen Luchs parkte den Wohnwagen in Swasiland, der friedlichen Oase zwischen Sophienlust und dem Tierheim. Doch an diesem Nachmittag beachtete Peggy den fröhlich murmelnden Bach und die schattigen Bäume, über die sie sich sonst bei jeder Rückkehr freute, nicht. Sie sprang aus dem Wagen. »Darf ich nach Sophienlust laufen, Onkel Luchs?«

      »Geh nur«, erlaubte er.

      Atemlos erreichte Peggy das Kinderheim. Sie stürmte die Freitreppe hinauf, traf aber nur Schwester Regine in der Halle an.

      »Guten Tag, Peggy«, sagte die Kinderschwester erfreut.

      »Tag. Wo sind alle?«

      »Draußen im Park«, antwortete Schwester Regine. Dann schaute sie der Kleinen verwundert nach, die wie ein Wirbelwind wieder aus dem Haus stürmte. Sie platzte in die Runde der Kinder hinein und überfiel Nick sofort mit der Frage nach Pedro.

      »Woher weißt du, dass Pedro verschwunden ist?«, fragte Nick verwundert zurück. »Ihr seid doch eben erst zurückgekommen. Hat Tante Ma es dir erzählt?«

      Peggy schüttelte den Kopf. »Ich hab’s gar nicht gewusst. Aber ich habe Pedro gesehen.«

      Nick sprang auf – und gleichzeitig mit ihm drei andere Kinder. »Wo?«

      »Auf einer Pferdeauktion. Sie haben ihn in einen Wagen geladen und sind weggefahren.«

      »Und von wo aus hast du das gesehen?«, fragte Nick.

      »Von unserem Wohnwagen aus.« Peggy genoss es sichtlich, dass sie im Mittelpunkt stand.

      Nick begann jedoch plötzlich zu zweifeln. »Du hast also vom Fenster eures Autos aus ein Pferd gesehen und erkannt, dass es Pedro war?«, erkundigte er sich misstrauisch. Peggy war allgemein dafür bekannt, dass sie gern flunkerte.

      »Das gibt’s ja gar nicht«, mischte sich Henrik ein. »Wie konntest du erkennen, dass es Pedro war, wenn du so weit weg warst?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du gibst wieder einmal an.«

      »Gar nicht.« Peggy stampfte zornig mit dem Fuß auf. »Frag doch Onkel Luchs. Er hat ihn auch gesehen.«

      Da schwang sich Nick auf sein Fahrrad, das er seit Pedros Verschwinden immer bei sich hatte. Er radelte geradewegs nach Swasiland zu Eugen Luchs.

      »Hast du wirklich meinen Schimmel gesehen, Onkel Luchs?«, fragte er den Schriftsteller.

      Eugen Luchs fuhr sich nachdenklich über die Stirn, und diese Geste sagte Nick alles. »Also hat Peggy wieder einmal übertrieben?«

      Der Schriftsteller zögerte mit der Antwort. »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Es kann Pedro gewesen sein. Ich wusste ja nicht, dass er verschwunden ist. Deshalb schloss ich die Möglichkeit, dass dieser Schimmel Pedro sein könnte, von vornherein aus.«

      »Aber du hast den Schimmel doch auch gesehen?«, fragte Nick weiter.

      Eugen Luchs nickte. »Es war ein Schimmel. Mehr kann ich nicht sagen.«

      »Danke, Onkel Luchs. Das genügt mir schon. Wahrscheinlich hat sich Peggy eingebildet, es sei Pedro.«

      *

      Während sich Nick über diese Frage mit Eugen Luchs unterhielt, stritt Henrik mit Peggy. »Du willst doch bloß angeben«, warf er ihr vor.

      Das machte Peggy noch zorniger. Am liebsten hätte sie Henrik verprügelt. Sie schwor den anderen Kindern, dass es Pedro gewesen sei, den sie gesehen hatte.

      »Wie soll Pedro denn plötzlich dorthin gekommen sein, wenn er vorgestern noch hier war?«, fragte Fabian. »So weit hätte er ja gar nicht laufen können.«

      »Dann hat ihn eben jemand gefahren«, behauptete Peggy störrisch.

      Henrik und Fabian und noch ein paar andere Kinder begannen zu lachen. Nur Pünktchen lachte nicht. Sie nahm Peggy beiseite. »Lass sie doch lachen. Ärgere dich nicht über sie.«

      »Ich ärgere mich aber«, schimpfte Peggy. »Weil ich Pedro nämlich wirklich gesehen habe. Aber keiner glaubt mir. Nicht einmal Onkel Luchs.«

      »Ich glaube dir«, erklärte Pünktchen.

      »Wirklich?« Peggys Augen begannen zu strahlen. Sie erzählte Pünktchen nun in allen Einzelheiten, was sie gesehen hatte.

      Darauf hatte Pünktchen nur gewartet. Auch sie war nicht sicher gewesen, ob Peggy die Wahrheit sagte – oder ob sie sich nur einbildete, Nicks Schimmel gesehen zu haben. Aber der kleinste Hinweis war wichtig. Nur so konnte man Pedro wiederfinden. Und weil Pünktchen Nick helfen wollte, hörte sie sich Peggys Schilderung geduldig an. Sie versprach der Kleinen auch, etwas zu unternehmen. Was das sein würde, das wusste sie allerdings selbst noch nicht.