Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Название Sophienlust Staffel 15 – Familienroman
Автор произведения Elisabeth Swoboda
Жанр Языкознание
Серия Sophienlust Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975692



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war der Vater plötzlich so unwahrscheinlich fröhlich?

      »Hast du im Lotto gewonnen?«, fragte Ulrike. Sie wusste, dass sich die Leute darüber immer besonders freuten.

      Daniel musste lachen. Dann nickte er. »Ich habe das große Los gewonnen. Aber nicht im Lotto.« Er schaute Jens an und legte ihm beide Arme auf die Schultern. »Ich möchte deine Mutti heiraten. Hast du etwas dagegen?«

      Jens begann vor Aufregung zu stottern, und Anjuta hielt die Luft an. Nur Ulrike antwortete ganz nüchtern: »Aber du bist doch verheiratet, Vati.«

      »Richtig«, antwortete er lachend. »Aber deine Mutti hat uns verlassen. Sie will sich scheiden lassen. Hast du das vergessen?«

      Ulrike schüttelte den Kopf. »Dann habe ich keine Mutti mehr.«

      »Du kriegst meine«, sagte Jens schnell und griff nach Ulrikes Hand. »Magst du?«

      Die Kleine schaute Anjuta an. Sie sah, dass diese lächelte, und dachte daran, wie lieb sie sein konnte. Spontan nickte sie und ließ sich willig von Anjuta in die Arme schließen.

      »Von jetzt an musst du Mutti zu mir sagen«, bat Anjuta leise. Sie war so unendlich glücklich und wollte auch die Menschen, die sie liebte, glücklich sehen.

      »Mutti«, wisperte Ulrike verschämt und drückte ihr Gesicht in Anjutas Armbeuge.

      Daniel sah das alles und konnte nur immer eines denken: Jetzt sind wir eine glückliche Familie. Anjuta wird bei uns bleiben.

      Währenddessen dachte Anjuta an etwas ganz anderes. »Hör mir einmal aufmerksam zu«, bat sie Jens. »Ich möchte dir etwas Wichtiges sagen.«

      Jens setzte sich auf ihren Schoß.

      »Du weißt jetzt, dass ich deine Mutti bin«, fuhr Anjuta fort.

      Jens nickte. »Und wenn du Onkel Daniel heiratest, dann wird er mein Vati.«

      »Er braucht es gar nicht erst zu werden«, sagte Anjuta. »Er ist es schon, Jens. Daniel ist dein Vati. Er hat es dir bis jetzt nur nicht gesagt.«

      Jens war von Anjutas Schoß geglitten. »Ist das wirklich wahr?«

      »Ich muss es doch wohl wissen«, bestätigte Anjuta ihm lächelnd. »Deshalb habe ich ihn ja auch gebeten, dich zu suchen.«

      Daniel streckte die Hände nach seinem Jungen aus. Ich werde dir ein guter Vater sein, dachte er, während er Jens umarmte.

      »Jetzt habe ich wieder eine Mutti, und du hast einen Vati«, sagte Ulrike zu Jens, als die Kinder Hand in Hand das Krankenzimmer verließen. Sie wollten im Park spielen, bis Anjuta und Daniel alles besprochen hatten.

      »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal bei meinen richtigen Eltern sein würde«, sagte Jens leise.

      »Jetzt darfst du es aber«, rief Ulrike ausgelassen.

      »Ja. Und sie sind so wunderbar.« Der Abglanz eines stillen inneren Glücks lag auf den Zügen des Jungen. Er dachte daran, wie oft er sich nach einem vorbildlichen Vater gesehnt hatte. Nach einem Vater, auf den er stolz sein konnte, und nach einer Mutter, die er lieben konnte, weil sie eben eine richtige Mutter war.

      »Jetzt bist du wirklich mein großer Bruder«, sagte Ulrike leise.

      »Ja.« Jens nickte überrascht. »Wir sind jetzt richtige Geschwister und dürfen immer beisammenbleiben.«

      Er sprang auf und ließ sich übermütig in einen zusammengetragenen Blätterberg fallen.

      *

      Zwei Monate später, einen Tag vor Weihnachten, in Sophienlust lag schon Schnee, holte ein glückliches, frisch getrautes Paar seinen Sohn und seine Tochter von Sophienlust ab.

      Hand in Hand verließen Jens und Ulrike das Kinderheim und fuhren mit ihren Eltern einer sorglosen Zukunft entgegen.

      »Morgen kommt schon der Weihnachtsmann«, sagte Jens auf dem Rücksitz zu Ulrike.

      Anjuta, die vorn neben ihrem Mann saß, schmunzelte. Sie dachte an den großen Weihnachtsbaum, den sie in der Villa in Grünwald aufgestellt hatten. Und sie freuten sich schon auf die überraschten Gesichter der Kinder.

Cover Immer habe ich Angst

      Pünktchen trug einen Hosenrock aus Jeansstoff – im gleichen Farbton wie Nicks Hose. Darauf war Pünktchen besonders stolz. Sooft sie an dem Spiegel im Herrenhaus von Schoeneich vorüberkam, betrachtete sie zufrieden ihr Bild. Auch jetzt wieder. Doch als Nick nach ihr rief, eilte sie schnell weiter. In den Händen trug sie eine Schüssel mit Salzgebäck.

      »Stell es dort drüben hin«, bat Nick und deutete zum Ende der langen Tafel, die im Park von Gut Schoeneich stand. Sie war für die Kinder von Sophienlust gedeckt. Nick hatte die Kinder zu einem Fest eingeladen.

      Nick zählte schon zum dritten Mal die Stühle und stellte zum dritten Mal fest, dass zwei fehlten. »Henrik«, rief er und drehte sich um. Doch sein jüngerer Halbbruder war nicht da.

      »Ich möchte bloß wissen, wo er wieder ist«, sagte Nick. »Schon vor zwanzig Minuten habe ich ihm gesagt, er soll noch zwei Stühle holen.«

      »Ich kann mir schon denken, wo er ist«, meinte Pünktchen und kostete ein Salzplätzchen.

      »Wo?«

      »Bei deinem Pferd.« Nicks neues Pferd war der Anlass zu diesem Fest. Seine Eltern hatten es ihm aus Spanien mitgebracht. Einen zwei Jahre alten Andalusier. Nick hatte sich auf den allerersten Blick in den Schimmel verliebt und sofort beschlossen, dieses großzügige Geschenk mit einem Fest zu feiern. Alle Kinder sollten sich mit ihm freuen und gemeinsam mit ihm einen Namen für das Pferd auswählen. Das war der eigentliche Anlass des Festes. Martha hatte eine Kinderbowle zubereitet und Salzgebäck gebacken. Außerdem gab es noch Kaffee, Kakao und Kuchen.

      Endlich brachte Henrik die fehlenden Stühle. Pünktchen trug nun gemeinsam mit Vicky eine große Kuchenplatte aus dem Haus.

      »Da fehlt doch schon wieder ein Stück«, frotzelte Nick. Dabei schaute er Vicky an, von der alle wussten, dass sie gern naschte.

      Doch diesmal wies das Mädchen die Verdächtigung entrüstet von sich. »Ist überhaupt nicht wahr. Keinen einzigen Krümel habe ich gegessen. Frag Pünktchen.«

      Die nickte. »Stimmt. Diesmal ist Vicky wirklich unschuldig.« Sie stellten die Kuchenplatte ab. »Ich glaube, jetzt haben wir alles.«

      Aus der Ferne erklang nun Lachen und Singen.

      »Ich glaube, sie kommen.« Nick lief zum Tor. Pünktchen und Vicky folgten ihm.

      »Sie kommen per Fahrrad«, staunte Nick.

      Auf jedem Fahrrad saßen zwei Kinder. Die älteren Kinder fuhren und hatten jeweils ein kleines Kind auf dem Gepäckträger sitzen.

      »Hallo!« Nick winkte den Gästen entgegen.

      Mit lautem Echo antwortete die Schar. Dann sprangen die Kinder von den Rädern. Dabei fiel Heidi hin. Sie überlegte einen Moment lang, ob sie weinen sollte. Doch da war Pünktchen schon bei ihr. »Komm, ich helfe dir auf. Hat’s wehgetan?«

      »Nur ’n bisschen.« Heidi rieb sich das Knie. Aber außer einem winzigen Kratzer war nichts zu sehen. Und nach ein paar Minuten hatte sie den kleinen Unfall bereits wieder vergessen.

      Die Kinder stellten ihre Räder ab und liefen zu der Tafel im Park. »Es gibt Kuchen«, rief Fabian. Schon wollte er nach einem Stück greifen, doch Vicky schlug ihm auf die Finger.

      »Erst wenn wir alle sitzen, wird gegessen.«

      »Wo ist Tante Isi?«, fragte Heidi.

      Irmela wollte aber etwas anderes wissen. »Wo ist der Schimmel, Nick? Im Stall?«

      »Ja«, sagte Nick.

      »Wenn wir gegessen haben, führe ich