Der Palast des Poseidon. Thomas Thiemeyer

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Название Der Palast des Poseidon
Автор произведения Thomas Thiemeyer
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Die Chroniken der Weltensucher
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783948093327



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nur ein einfacher Dienstbote, aber das musste er seinen Kumpels ja nicht unbedingt auf die Nase binden.

      »Und warum gerade du?«, hakte Lena nach.

      Oskar zuckte die Schultern. »Wenn ich das wüsste. Ich hab ihn bestohlen und er fand, dass ich meine Sache wohl recht gut gemacht habe. Ich werde aber irgendwie den Verdacht nicht los, dass noch mehr dahinterstecken könnte.«

      »Zum Bespiel?«

      Oskar zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Immer wenn ich das Gespräch darauf lenke, grinst er so komisch und gibt ausweichende Antworten. Aber egal. Wer stellt schon Fragen, wenn er zu einer Weltreise eingeladen wird?«

      »Mensch, kiek mal!«, rief Bert und tippte mit seinen dicken Wurstfingern aufs Papier. »Auf dem Bild is’ ja unser Oskar!«

      Rechts neben dem Artikel war ein Foto zu sehen, auf dem die vier Abenteurer abgelichtet waren. Humboldt, ganz in Schwarz gekleidet, mit Zylinder und Spazierstock, Eliza, die Haushälterin, mit ihrer dunklen Haut und ihrem bunt bestickten Wickelkleid, Charlotte, seine Nichte, mit ihren langen blonden Haaren und einem zarten hellblauen Kleid und natürlich Oskar, der aussah wie immer: Tweedjacke, Lederschuhe und Filzmütze.

      »Mann, Mann, du wirst noch ’ne richtige Berühmtheit«, sagte Maus. »So ’n richtig feiner Pinkel. Wer weiß, ob du uns in ein paar Jahren überhaupt noch kennst.«

      »Natürlich werde ich euch noch kennen«, lachte Oskar. »Darauf gebe ich euch mein Wort. Und jetzt lasst uns was trinken. Die Runde geht auf mich.«

      Nachdem er für alle bestellt hatte, verschränkte Oskar die Arme hinter dem Kopf und begann, von seiner Reise nach Peru zu erzählen. Er war der Mittelpunkt des Abends und er genoss jeden Augenblick. Einen großen Humpen mit Apfelmost und eine Schale Brotscheiben vor sich stehend, dauerte es eine ganze Weile, bis er zum Ende gekommen war. Am Schluss blickten ihn alle aus großen Augen an.

      Willi war der Erste, der seine Stimme wiederfand. »Verrückte Geschichte«, sagte er. »Nachfahren der Inka, die in einer Felswand leben und Krieg gegen Rieseninsekten führen. Hätte ich den Bericht nicht gesehen, ich hätte geglaubt, du wolltest uns verkohlen.«

      »Trotzdem hättest du mal ’ne Karte schreiben können!«, maulte Lena. »Dass du dich nich’ gemeldet hast, war echt kein feiner Zug von dir.« Sie zog einen Schmollmund.

      »Ich weiß«, gab Oskar zu. »Hätte ich gewusst, dass ihr euch so viel Sorgen macht, hätte ich vor meiner Abreise noch eine Nachricht losgeschickt. Aber es ging alles so schnell. Ich konnte es ja selbst kaum glauben. Aber jetzt bin ich wieder da und es wird nicht wieder vorkommen, versprochen.«

      »Klingt wie das verdammte Paradies.« Willis Blick war voller Bewunderung. »Wenn du mal keine Lust mehr hast, bei der Type zu arbeiten, sag Bescheid, dann werde ich mich bewerben.«

      »Keine Chance«, sagte Oskar. »So wie du riechst, würdest du es nicht mal durch die Haustür schaffen.«

      »Und wenn ich vorher bade?«

      »Den Gestank bekommt man nicht mal mit Kernseife weg. Der ist schon wie eine zweite Haut.«

      Gelächter brandete auf. Willi kannte Oskars derben Humor und war ihm nicht böse deswegen.

      »Diese Charlotte ist ziemlich hübsch, finde ich.« Lena blickte ihn aus haselnussfarbenen Augen aufmerksam an.

      »Findest du?«

      »Du etwa nicht?«

      »Na ja, schon …« Oskar zögerte. Wie immer, wenn er an die Nichte des Forschers dachte, begann sein Herz zu klopfen. Charlotte war nicht unbedingt eine Schönheit, aber es war etwas an ihr, das ihn unwiderstehlich anzog.

      »Sie kann allerdings auch ziemlich anstrengend sein«, sagte er. »Muss immer bei allem das letzte Wort haben. Tagaus, tagein liest sie nichts anderes als Fachbücher, genau wie ihr Onkel. Nicht unbedingt jemand, mit dem man sich über Abenteuergeschichten unterhalten könnte, wenn ihr wisst, was ich meine. Nicht so, wie mit euch.«

      »Und diese Eliza?«, fragte Bert. »Was ist das für eine? Sieht irgendwie komisch aus. Diese dunkle Haut …«

      »He, kein falsches Wort über Eliza!«, rief Oskar. »Die ist schwer in Ordnung. Eine haitianische Zauberin, die dich mit einem Fingerschnippen in eine Kröte verwandeln könnte. Also sei lieber vorsichtig, was du sagst.« Er blickte finster in die Runde. Dann verzog er das Gesicht zu einem Grinsen. »Buh!«

      Die anderen lachten erleichtert auf. Wenn es um schwarze Magie ging, waren sie alle recht abergläubisch.

      Oskar hob die Hand und bestellte eine neue Runde. Er hatte von Humboldt ein paar Mark bekommen und beschloss, den Abend so richtig zu genießen.

      Plötzlich sah er aus dem Augenwinkel, wie die Menge sich teilte und eine Gruppe von Leuten auf sie zukam. Allen voran der Schwarze Fährmann. Hohnlächelnd trat er näher. Hinter ihm erschien jemand, auf dessen Anblick Oskar heute Abend gerne verzichtet hätte. Es war zu erwarten gewesen, dass er noch aufkreuzen würde, er hätte nur nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde.

      2

      Der Mann war etwa eins sechzig groß und erinnerte Oskar an einen Gorilla. Sein blauer Anzug war an den Armen zu kurz, seine Hose war umgenäht und seine Schuhe ausgetreten. Eine Schicht schwarzer Stoppelhaare überzog seinen Kopf, was sein breites Gesicht noch primitiver aussehen ließ. Über seiner platten Nase, die an seine Vergangenheit als Preisboxer erinnerte, leuchteten zwei kalte graue Augen.

      »Behringer.«

      »Schön, dass du mich noch kennst.« Der Geldverleiher grinste schmierig, dann packte er Maus und hob ihn von seinem Stuhl. »Verschwinde!«, knurrte er. »Und ihr anderen, macht, dass ihr wegkommt. Ich will euch hier nicht mehr sehen. Ich habe etwas mit meinem Freund Oskar zu bereden.«

      »Wir auch!«, fauchte Lena und blickte ihn herausfordernd an. Behringer fackelte nicht lange und gab ihrem Stuhl einen so heftigen Tritt, dass er seitlich umkippte. Fluchend rappelte Lena sich auf, bereit, auf den Geldverleiher loszugehen. Auf einmal blitzten überall Springmesser auf. Behringer hob die Hände. »Nur die Ruhe«, sagte er. »Ich will nur ein paar Takte mit unserem Freund hier reden. Wenn wir uns jetzt gegenseitig das Leder gerben, hat niemand etwas davon. Also, trollt euch, Kinder, und lasst die Erwachsenen miteinander reden.«

      »Ist schon in Ordnung, Lena«, beruhigte Oskar sie. »Ich will auch mit ihm reden. Schließlich schulde ich ihm noch was.«

      »So ist es«, entgegnete der Geldverleiher und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

      Oskars Freunde murrten, doch angesichts von Behringers Schlägertruppe verdrückten sie sich lieber. Lena warf Oskar einen letzten traurigen Blick zu.

      Der Geldverleiher starrte gierig auf den Tisch. »Was haben wir denn da? Bier, Most und Korn? Na ja, warum nicht?« Er schnappte sich einen leeren Humpen und goss alles zusammen. Dann rührte er mit seinem Finger durch die eklige Mixtur und nippte daran. »Mmh. Gar nicht mal schlecht. Wär doch ein Jammer, diese Köstlichkeit zurückgehen zu lassen.«

      Oskar verzog angewidert das Gesicht. Behringer war ein Blutsauger, wie er im Buche stand. Er war Kölner und hatte seinen rheinischen Tonfall nie abgelegt. Sein Geschäftssinn jedoch hätte jedem Schwaben zur Ehre gereicht. Dafür, dass er gleichermaßen brutal wie gierig war, bediente er sich einer außerordentlich gepflegten Ausdrucksweise. Er war klüger, als er aussah, und man tat gut daran, ihn nicht zu unterschätzen.

      »So«, sagte er, nachdem er das halbe Glas geleert hatte. »Worüber wollen wir beide uns jetzt unterhalten?«

      Oskar griff in seine Jackentasche, zog einen ledernen Beutel heraus und legte ihn auf den Tisch. Mit einer raschen Bewegung schob er ihn in Richtung des Geldverleihers.

      »Fünfundfünfzig Mark plus zehn Mark Zinsen, so wie wir es ausgemacht haben. Damit dürften wir wohl quitt sein.«

      Behringers Augen funkelten misstrauisch, als er seine Finger nach dem Beutel ausstreckte und ihn öffnete. Scheinbar