Der Palast des Poseidon. Thomas Thiemeyer

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Название Der Palast des Poseidon
Автор произведения Thomas Thiemeyer
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Die Chroniken der Weltensucher
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783948093327



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Er hasste neunmalkluge Bemerkungen. »Was wollen Sie hier? Wer hat Sie hereingelassen?«

      Der Fremde antwortete nicht. Stattdessen klang es, als ob er hustete. Papastratos tastete nach dem Derringer in seiner Jacke. Er trug die kleine Handfeuerwaffe stets bei sich. Nicht, dass er ein ängstlicher Mensch war, aber es gab in Athen genügend Ecken, in die man sich nicht unbewaffnet vorwagen sollte. Die Waffe war klein und lag angenehm in seiner Hand. Er richtete den Lauf auf den Fremden. Schon erstaunlich, wie viel Selbstvertrauen einem ein Stück Metall vermitteln konnte.

      »Raus hier!«, befahl der Dekan und legte dabei so viel Autorität in die Stimme, wie es ihm unter den gegebenen Umständen möglich war. »Ich werde Sie begleiten. Auf dem Weg zu unserem Sicherheitsdienst können Sie mir ja dann erklären, was Sie hier wollen.«

      »Oh, das kann ich Ihnen jetzt schon verraten.« Der Fremde trat aus dem Schatten und hob seinen Kopf. Seine Augen hatten die Farbe eines klaren Bergsees. »Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.« Er trat auf den Dekan zu. Seine Nase war gebogen wie der Schnabel eines Falken. Über seine linke Hand zog sich eine lange blässliche Narbe.

      Der Professor holte tief Luft. Die Waffe zwischen seinen Fingern fühlte sich plötzlich glitschig an.

      »Und worüber wollen Sie mit mir reden?«

      »Über einen gewissen Herrn Humboldt«, lautete die Antwort. »Was wollte er, was haben Sie ihm geantwortet und vor allem: Wohin ist er aufgebrochen?«

      »Humboldt? Wer soll das sein?«

      »Beleidigen Sie nicht meine Intelligenz!«, sagte der Fremde. »Der Forscher, mit dem Sie heute gesprochen haben. Man erzählte mir, dass Sie eine ziemlich lange Unterredung hatten. Also raus mit der Sprache. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«

      Jetzt reichte es Papastratos. Bedroht zu werden, in seinen eigenen vier Wänden, das war etwas, was er auf den Tod nicht ausstehen konnte. Er wollte seine Waffe spannen, doch aus unerfindlichen Gründen gelang es ihm nicht. Es fühlte sich an, als wären seine Finger nicht länger Teil seiner Hand. Er versuchte es noch einmal, scheiterte jedoch erneut.

      »Probleme?« Ein schmales Lächeln erschien auf dem Gesicht des Fremden.

      Der Professor biss die Zähne zusammen. Noch einmal versuchte er, den Hahn nach hinten zu ziehen, doch er konnte seine Hände nicht mehr bewegen.

      »Was … ist … nur … los … mit … mir?« Nur mit Mühe kamen die Worte über seine Lippen. Sein Mund schien auf einmal taub zu sein.

      Der Fremde zog eine seltsame Pistole aus der Jackentasche und hielt sie ins Licht. Eine gläserne Kartusche befand sich darin, in der eine ölig gelbe Flüssigkeit schwamm.

      »Ein Nervengift«, sagte er. »Ein sehr schnell wirkendes Toxin, das vor allem die Gliedmaßen lähmt. Sie werden zwar noch sprechen, sich aber nicht mehr bewegen können. Ihr Versuch, die Pistole zu spannen, ist also völlig sinnlos.« Er griff nach dem Derringer und entwand sie den tauben Fingern.

      Der Blick des Professors wanderte mit schneckengleicher Langsamkeit zu seinem Oberarm. Erst jetzt sah er, dass er von irgendetwas getroffen worden war. Es war so winzig, dass er es zuerst für einen Wollfusel hielt, bis er die kleinen Federkiele am Ende bemerkte. Ein Pfeil! Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. Er versuchte, einen Schritt zu tun, doch seine Füße waren wie mit dem Erdboden verwachsen.

      »Was … haben … Sie … mir … da … verabreicht?«

      Der Norweger lachte. »Wenn Sie könnten, würden Sie lachen. Es fällt genau in Ihren Zuständigkeitsbereich.« Er hielt die Waffe näher an Papastratos’ Augen. »Was dort so gelblich leuchtet, ist das Gift eines kleinen, sehr hübsch anzuschauenden Kraken, des sogenannten Blauringkraken oder auch Hapalochlaena maculosa, um den lateinischen Namen zu bemühen. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht. Es enthält einen Stoff, der wie ein Wahrheitsserum wirkt. In etwa fünf Minuten werden Sie mir alles sagen, was ich wissen möchte. Allerdings sollten Sie sich mit den Antworten nicht allzu viel Zeit lassen, denn spätestens in fünfundvierzig Minuten wird Ihr Herz aufhören zu schlagen.«

      »Wer … sind … Sie?«

      Der Fremde zog eine Taschenuhr aus seiner Jacke, hielt das Gehäuse an sein Ohr und steckte die Uhr mit einem zufriedenen Lächeln wieder weg. »Mein Name tut nichts zur Sache«, sagte er. »Meine Auftraggeber nennen mich einfach nur den Norweger. Im englischsprachigen Raum würde man jemanden wie mich als Cleaner bezeichnen. Jemand, der für die Schmutzarbeit zuständig ist. Observation, Ermittlung, Befragung, Beseitigung, das sind meine Fachgebiete. Mein Auftraggeber ist sehr daran interessiert zu erfahren, was dieser Humboldt von Ihnen wollte, worüber Sie sich mit ihm unterhalten haben, wohin er aufgebrochen ist, und vor allem, was für ein Mensch er ist.« Er lächelte. »Wissen Sie, ich gebe es nur ungern zu, aber in diesem Fall entwickele ich tatsächlich so etwas wie eine persönliche Beziehung zu meinem Opfer. Dieser Humboldt hat es geschafft, vor meiner Nase zu entkommen. Mit einem Luftschiff! Hat man so was schon gehört? Ich kenne mich recht gut aus in der Welt, aber das übertrifft doch alles. Es scheint also, als ob dieser Humboldt über ungewöhnliche Mittel verfügt, Mittel, die meine Arbeit erschweren. Und das macht mich wütend.« Er lehnte sich zurück und atmete tief durch.

      »Zum Glück liebe ich Herausforderungen«, fuhr er nach einer Weile fort. »Je schwerer, desto besser. Ich muss herausfinden, wohin er entschwunden ist, und Sie waren der Letzte, der mit ihm geredet hat.«

      Noch einmal blickte er auf seine Taschenuhr, dann nickte er zufrieden. »Ich denke, jetzt dürfte es so weit sein. Wenn das Mittel bei Ihnen angeschlagen hat, sollten Sie nicht mehr in der Lage sein, mir irgendwelche Informationen vorzuenthalten. Fangen wir mit einer ganz einfachen Auskunft an: Sagen Sie mir, wohin Humboldt fliegt. Was ist das nächste Ziel seiner Reise?«

      Die Lippen des Professors zitterten. Er wollte schweigen, doch das Wahrheitsserum in seinen Venen zwang ihn, den Mund zu öffnen. Er keuchte, er schwitzte. Er ballte die Hände in dem verzweifelten Versuch, dem Gift zu widerstehen, doch es war sinnlos. Es schien, als könne etwas in seinem Inneren gar nicht erwarten, alle Geheimnisse auszuplaudern.

      »Paris«, keuchte Papastratos. »Sie wollen nach Paris.«

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