Название | Das letzte Mahl |
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Автор произведения | Harald Schneider |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839267844 |
Heidelinde Rustik: Landwirtin, Erzeugerin für den Pfalzmarkt
Sonja Kruk: Tochter von Heidelinde Rustik
Dieter Kruk: Ehemann von Sonja und Mitarbeiter des Pfalzmarkts
Pablo Miro: Spanischer Vermittler von Erntehelfern
*
Reales Personal
Hans-Jörg Friedrich: Vorstand des Pfalzmarkts
Reinhard Oerther: Vorstand des Pfalzmarkts
Christian Deyerling: Aufsichtsratsvorsitzender Pfalzmarkt
Günter Wallmen: Doktorand und Gehilfe von Doktor Metzger
Peter Kauert: Mysteriöser Fotograf
Tanja Hauck: Geschäftsführerin Fliegengitter Hauck, Schwester von Heidelinde Rustik
Silke Koch: Zumba-Trainerin
Steffen Boiselle: Karikaturist, Erfinder des 100% PÄLZER, Inhaber Agiro-Verlag
Kapitel 1
Palzkis Trauma
Es hätte so ein schöner Tag werden können.
Eigentlich begann alles verblüffend verheißungsvoll. Ich hatte gut geschlafen, meine Frau Stefanie zauberte ein ansprechendes, wenn auch vegetarisches Frühstück. Die außerordentlich pubertierende Melanie kam nicht mit abstrusen Forderungen, die Frauen für gewöhnlich erst Jahre später entwickelten, und der zehnjährige Paul war brav wie ein Lämmchen, ohne dass ich dafür einen Grund erkennen konnte. Ich fuhr bei bestem Wetter, es war weder windig noch zu kalt oder zu warm, zur Dienststelle der Kriminalpolizei Schifferstadt in den Waldspitzweg. Da zu Hause alles glatt lief, kam ich dort ausnahmsweise pünktlich zum Dienstbeginn an. Die Kollegin in der Zentrale schaute spaßeshalber auf die Uhr und grinste, als ich mich auf den Weg zu Juttas Büro machte. Ich konnte den Kaffee schon riechen, den ich in Kürze zu diesem perfekten Tagesbeginn genießen würde. Alles in allem: Ich erlebte eine friedliche Idylle und fühlte mich rundum wohl. Das Leben hatte auch seine guten Seiten.
»Was machst du hier, Reiner? Und so früh?« Meine Kollegin Jutta Wagner war ebenso überrascht wie Gerhard Steinbeißer, der in der Besprechungsecke lümmelte und ein Sportmagazin für Marathonläufer betrachtete.
»Arbeiten? Atmen? Das Leben genießen?« Ich ließ mich durch Juttas Fragen nicht verwirren.
»Aber, du hast doch …«
»Lust auf einen Kaffee«, ergänzte ich und fläzte mich neben Gerhard an den Besprechungstisch. »Entschuldigt bitte, dass ich so früh auftauche, falls ich euren Tagesplan durcheinandergebracht habe.«
»Wurde der Termin kurzfristig verlegt?«, fragte Gerhard vorsichtig, während er das Magazin auf den Tisch legte. Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
Noch immer bemerkte ich nicht, dass etwas faul war. »Ich weiß nichts von einem Termin«, entgegnete ich. »In meinem Kalender steht nichts Wichtiges. Erst nächste Woche darf ich wegen Paul mal wieder zum Lehrergespräch.« Mindestens zweimal im Monat hatte ich solche unerfreulichen Gespräche, die Stefanie stets an mich abdrückte.
»Du hast vor ein paar Tagen die schriftliche Anweisung bekommen«, beharrte Jutta weiter. »Ich habe sie dir selbst auf deinen Schreibtisch gelegt.«
Ich lachte kurz auf. »Du weißt genau, wie selten ich in meinem Büro bin. Und wenn ich mal dort bin, habe ich sicherlich keine Zeit, mich durch Stöße von Anweisungen aller Art zu wühlen.« Nachdem ich meine Tasse gefüllt hatte, schaute ich Jutta an: »Wichtige Dinge sagst du mir immer persönlich.«
»Habe ich auch«, konterte sie und seufzte. »Gestern kurz vor Feierabend zum letzten Mal.«
»Dann kann es nichts von Belang sein, sonst könnte ich mich erinnern. Hat unser Chef Geburtstag?«
»Mein Geburtstag ist erst in zwei Monaten!«
Wir erschraken alle drei. Ich erkannte die autoritär tiefe Stimme sofort. Im Türrahmen stand der Dienststellenleiter Klaus P. Diefenbach, der aufgrund seiner Initialen von uns nur KPD genannt wurde.
Während Gerhard möglichst unauffällig das Sportmagazin unter dem Tisch verschwinden ließ, zog Jutta ihr Genick ein und setzte sich hinter ihren Schreibtisch.
Ich wollte gerade einen lockeren Spruch zur Begrüßung anbringen, da fiel mir die Kleidung meines Chefs auf. Die maßgeschneiderte Uniform war nicht das Auffällige, auch nicht die Vielzahl der Orden und Anstecker an seiner Jacke. Es war die Krawatte. »Haben Sie eine Wette verloren?«, fragte ich KPD, ohne weiter darüber nachzudenken.
»Eine Wette?«, antwortete er irritiert mit einer Gegenfrage.
»Freiwillig haben Sie diese ulkige Krawatte sicherlich nicht angezogen.« Ich grinste breit. Generell trug KPD nur konservative Krawatten, die seine Wichtigkeit unterstreichen sollten. Heute hatte er ein grasgrünes Stück umgebunden, auf dem diverses Gemüse abgedruckt war: Blumenkohl, Radieschen und Kopfsalat kannte ich, der Rest interessierte mich nicht. »Sieht ziemlich geschmacklos aus«, ergänzte ich und bereute es sofort.
Adrenalin in Höchstdosis schoss KPD in den Kopf. Gleich würde sein krebsrotes Gesicht aufplatzen wie in einem billigen Comic. Sein Blutdruck dürfte jedes Messgerät überfordern.
In dem Moment, als KPD mit einem Schreianfall loslegen wollte, klingelte Juttas Telefon. Aus unerfindlichen Gründen lenkte uns das Klingeln von der angespannten Situation ab. Wir blickten zu Jutta, die zögerlich den Hörer abnahm.
»Wagner. Ja bitte? Herr Diefenbach? Ja, der ist bei mir, einen kleinen Augenblick bitte.« Sie reichte den Hörer an KPD weiter, der im Reflex annahm.
Seine Körperhaltung änderte sich. Von einer Sekunde auf die andere stand er stramm vor dem Schreibtisch. »Jawoll!«, schrie er unterwürfig in den Hörer. »Ich bin schon unterwegs mit meinem Untergebenen.« Er beendete das Gespräch und gab Jutta den Hörer zurück, den diese angeekelt mit zwei Fingern auf den Tisch legte. Sie holte aus der Schreibtischschublade ein Päckchen Desinfektionstücher und reinigte den von KPD mit einem Spucknebel kontaminierten Hörer.
»Wir müssen los«, bellte er in meine Richtung. »Genauer gesagt, hätten wir vor einer halben Stunde losfahren müssen. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.« Er drohte mir mit dem Finger. »Wenn das der Fall sein sollte, sind Sie die längste Zeit an dieser Dienststelle gewesen, Palzki.« Er musterte mich von oben herab. »Hatte ich nicht angeordnet, dass Sie heute in akzeptablem Zustand zum Dienst erscheinen sollen? Warum haben Sie keine Uniform an?«
»Die wurde beim letzten Einsatz beschädigt und wird gerade ausgebessert«, nuschelte ich. Um Ausreden war ich meist nicht verlegen.
KPD warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Dann kommen Sie eben so mit. Halten Sie aber immer ein paar Meter Abstand zu mir, es muss ja nicht jeder wissen, dass Sie mein Untergebener sind.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Ich verstehe sowieso nicht, warum ich ausgerechnet Sie mitnehmen muss.«
»Ich kann gerne hierbleiben, Herr Diefenbach. Mir geht es heute sowieso nicht besonders gut. Wenn Sie etwas Schriftliches brauchen, schreibe ich Ihnen gerne ein paar Zeilen.« Hoffnungsvoll schaute ich meinen Chef an.
»Das kommt nicht in die Tüte«, polterte KPD. »Wenn ich ohne Sie auftauche, heißt es bestimmt, ich habe meinen Laden nicht im Griff. Kommen Sie, Palzki, kommen Sie endlich.«
Er drehte sich um und verließ das Büro. Jutta und Gerhard feixten um die Wette.
»Wo geht es hin?«, fragte ich die beiden misstrauisch.
»Lass dich überraschen, Reiner«, antwortete Jutta und fiel in Gerhards Lachen ein.
Nicht einmal den Kaffee konnte ich trinken. KPD stiefelte schnellen Schrittes durch das Gebäude zum Hinterausgang. Die Sache war eindeutig: Ich musste eine Fahrt in KPDs Dienstwagen überstehen. Die Fahrkünste meines Chefs waren außerordentlich