Nostradamus – Der Prophet des Neuen Äons – Band 3. Rose Stern

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Название Nostradamus – Der Prophet des Neuen Äons – Band 3
Автор произведения Rose Stern
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783956832161



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es die Aggressoren besonders abgesehen hatten, ist zum Erstaunen der Räuber leer. Eine Warnung hatte die Templer veranlasst, den Inhalt der Bank auf 6 templereigene Schiffe zu verladen und damit zu verschwinden. Dieser Schatz ging somit verloren.

      Der Wahn des Dominikanerordens

      Domingo de Guzmán wurde 1170 in Kastilien als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Seine Mutter träumte vor seiner Geburt von einem Hund mit einer brennenden Fackel in der Schnauze. Der Traum wurde dahingehend gedeutet, dass ein wortgewaltiger Prediger aus ihm würde.

      Der Traum lässt sich auch anders auslegen, nämlich, dass da einer geboren wird, der zigtausende Scheiterhaufen mit seiner Fackel entzünden wird, wie tatsächlich geschehen.

      Dominikus starb 1221/22. Bereits 1234, also ganze 12 Jahre nach seinem Tod, wurde er von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Seine Mutter Johanna und sein Bruder erreichten nur die „Seligsprechung“.

      Der Gründer des Ordens, der „Heilige“ Dominikus, der besonders fromme Christenmensch, stellt sich selbst als Katharerhasser dar. Seine Gesinnung eignet sich deshalb zum ideologischen Hintergrund der Verfolgung und Ausrottung von nicht kirchenkonformen Christen. Deshalb wird seinem Orden von speziell zur Bekämpfung der Häresie ausgebildeten Priestermönchen und Predigern die besondere Aufgabe zur Glaubensprüfung, der Inquisition übertragen, die seit 1184 mit Hauptsitz in Toulouse eingerichtet wird. Ja, allein aus diesem Grund und mit dem Ziel des Kampfes und der Vernichtung der Ketzer hatte der ach so heilige Dominikus eine Gruppe Mönche um sich geschart und die Gründung seines Ordens angestrebt.

      Der Predigerorden des „Hundes des Herrn“ findet dann auch weite Verbreitung in ganz Europa. Die schmutzige Methode zur Ergreifung von „Ungläubigen“ ist die Denunziation. Mitmenschen denunzieren, verdächtigen, verleumden ihre Nachbarn, Bekannten, Freunde und Verwandte. So sind es auch zwei Dominikanermönche, die im 15. Jahrhundert den bis dahin praktizierten Hexenwahn der katholischen Kirche europaweit schüren, auf jeden Fall aber der Dominikaner Heinrich Kramer, der schließlich 1486 das Buch Malleus maleficarum, den „Hexenhammer“ verfasst. Der Hexenhammer besteht aus einer Zusammenfassung älterer Einzelschriften ergänzt durch Eigenschöpfungen des Dominikanermönches Heinrich Kramer, in der die Folter von Ketzern, Hexen und anderen Kirchenschädlingen wie Juden sowie die Erpressung von Geständnissen genau vorgeschrieben wird. Bestraft werden sollen alle ketzerischen Bosheiten, abscheulicher Aberglauben und zauberische Übertretungen.

      Besonders menschenverachtend und minderwertig werden Frauen eingestuft. Sie werden im „hochnotpeinlichen Verhör“ durch die Inquisition mit unmenschlichsten Folterungen zu abartigen Geständnissen gebracht über perversen geschlechtlichen Umgang mit Dämonen, die einen gespaltenen Penis besitzen, Hexensabbat, Geständnisse über einen Pakt mit dem Teufel, Teufelsbuhlschaft und andere Gräueltaten wie Tierverwandlung, Missernten, Seuchen und Unwetter. Dazu gehört auch der Schadenszauber für Vieh, Milch und Butter, Liebeszauber, Impotenz, Schädigung und Tötung der Leibesfrucht, Blasphemie und Hostienfrevel. Angeblich fertigten die Hexen aus getöteten Säuglingen Salben an, die zum Flug zum Hexensabbat befähigten. Die angeklagten Frauen sind den „Interogarien“ von an die 90 Fragen hauptsächlich zum Sexualleben ausgesetzt. Die Antworten werden von zölibatären katholischen Geistlichen erpresst. Zu den Themen gehört die weibliche sexuelle Unersättlichkeit, magische Praktiken des Zauberns, insbesondere das Wegzaubern des Penis sowie das Anhexen von Impotenz und Krankheiten, Abtreibungen, Unfruchtbarkeit, Tötung der Leibesfrucht usw. Sogar Kinder werden von der Anklage durch die Inquisition nicht verschont!

      Wer in den Griff der Inquisition gerät, dessen Leben ist verwirkt. Hexerei gilt als Sonderverbrechen und hat den Stellenwert von Raubmord, Verrat und Verschwörung.

      Der Hexenwahn ist eine der Folgen des Zölibats, eine Gelegenheit für den verklemmten Klerus, sich mit ausdrücklicher Erlaubnis der Kirche auf perverse Weise mit Sexualität beschäftigen zu dürfen. Denn es sind die zölibatären Priester, die in perverser Lust über die Frauen zu Gericht sitzen. Die Folter ist das gebotene Mittel zur Wahrheitsfindung. Im Hexenhammer ist festgelegt, wie und in welcher Reihenfolge die Folterknechte zu foltern hatten, um die gewünschten Bekenntnisse zu erhalten.

      80 % der Hingerichteten waren Frauen. Allein in der Eifel wurden zwischen 1560 und 1630, nicht im finsteren Mittelalter, sondern in der Neuzeit, 10.000 Menschen Opfer des Hexenwahns. Mehrheitlich wurden gesunde Frauen zu Tode gefoltert und hingerichtet, das heißt nach unsäglichen Körperqualen schon verkrüppelt und verstümmelt schließlich bei lebendigem Leibe verbrannt. Wer die Verfolgung der Hexen ablehnte, wurde augenblicklich selbst zum Ketzer und war den gleichen Prozeduren ausgesetzt. Der Besitz der Verurteilten fiel selbstverständlich an die Kirche. Das war wohlgemerkt der Broterwerb der Richter und Inquisitoren.

      Als Geleitwort zu seinem Hexenhammer benutzt der Dominikaner Heinrich Kramer die Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII. aus dem Jahr 1484. Kramer selbst verfasst diese Bulle und legt sie dem Papst zur Genehmigung vor. Sie enthält eine Ermächtigung, gegen Hexen und Zauberer vorzugehen. Der Papst wird von ihm genötigt zu unterzeichnen. Unterschreibt er nicht, unterstützt er Hexen und Zauberer. Folglich wäre er der Erste auf dem Scheiterhaufen.

      Heinrich Kramer gibt seiner Schrift auf diese Weise den Anschein der Rechtmäßigkeit. Der um 1450 von Johannes Gutenberg erfundene Buchdruck sorgt unterstützend für die Verbreitung des Hexenhammers und seine europaweite Anwendung.

      Wahnvorstellungen im Mittelalter

      Was uns schwer erklärbar erscheint, ist die damalige flächendeckende Verbreitung von bestimmten Wahnvorstellungen. Sie begegnet uns in der Versuchung des Hl. Antonius und ist deshalb in der mittelalterlichen und neuzeitlichen Kunst Gegenstand der Darstellung. Wieso gab es damals Dämonen, den leibhaftigen Teufel und andere konkrete Schrecknisse? Weshalb blühte der Aberglaube, und die Realität konnte sich nur schwer durchsetzen? Warum sah auch noch Martin Luther zu Beginn der Neuzeit den Leibhaftigen und warf auf der Wartburg ein Tintenfass nach ihm?

      Heute wissen wir, dass das Getreide, insbesondere der Roggen allerorts mit Mutterkorn behaftet war und dass es regelrechte Epidemien von Wahnsinn und Besessenheit gab. Mutterkorn ist ein Giftpilz, der Getreide befällt und es unbrauchbar giftig macht. Der Genuss von Mutterkorn führt zu brennenden Schmerzen, dem sogenannten „Antoniusfeuer“, zu schwersten schmerzhaften, tonischen Krämpfen, Erstickungsanfällen, die zum Tode führen, zu Wahnvorstellungen, Besessensein – Exorzismus wird in der katholischen Kirche noch heute praktiziert, dem Befall des Nervensystems und zur Erblindung, zu Delirien, Wahnsinnsanfällen und Demenz. Die stundenlangen Schübe des „Höllenfeuers“ kehren monatelang wieder.

      Die Brandseuche, ebenfalls von Mutterkorn ausgelöst, führt zu Gefäßverengung und Gewebstod in den Extremitäten, zu abfaulenden, brandigen Gliedmaßen, sodass Amputation die einzige Hilfe war. In feuchten, windigen Jahren blüht der Pilz besonders. Der Pilz entwickelt sich an den Körnern auf dem Halm. Er ist länglich schwarz und ca. 2 cm lang. Der Zusammenhang zwischen dem Mutterkorn im Getreide und der Vielzahl der verschiedenen Erkrankungen war früher unbekannt. Man kann also davon ausgehen, dass in jedem Mehl in feuchten Jahren Mutterkorn enthalten war. Von einer Verunreinigung des Roggens bis zu 30 % wird berichtet.

      Der Befall des Nervensystems verursachte schlimme, beängstigende Halluzinationen, die tagelang anhalten konnten. Der Betroffene sah genau diese Dämonen und Schreckgespenste, den Teufel und seine Helfer als lebendige Bilder vor sich. Wohl kaum ein Mensch der damaligen Zeit hatte eine derartige Erfahrung nicht gemacht. Und niemand kannte die Ursache. Deshalb war eine Unterscheidung von Wahnbildern und Realität nicht möglich. Zu behaupten, diese Erkrankungen hätten nicht zu Hexenverbrennungen geführt, ist angesichts der Verbreitung der Wahnvorstellungen durch Mutterkorn einfach nicht akzeptabel. Selbst im Hexenhammer sind diese Wahnvorstellungen Gegenstand der Anklage, die massenhaft zu Verurteilungen geführt haben. Die Bevölkerung war allgemein mutterkornvergiftet, nicht nur einfache Leute waren erkrankt, sondern auch die Inquisitoren. Diese flächendeckenden Vergiftungen förderten den Hexenwahn erheblich. Dennoch ist der grauenhafte Umgang der katholischen Kirche mit Verwirrten und Erkrankten sowie unschuldigen Frauen und anderen unschuldigen, ahnungslosen Menschen einfach entsetzlich.