Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries

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Название Sing to me - Wicked Love
Автор произведения Danara DeVries
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783947288021



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Augen. Ein wohliger Schauer kroch über meinen Rücken. Verdammt! Was hatte Sami gesagt? Jaakko sei zu alt für mich? Ganz bestimmt nicht! Er war doch höchstens dreißig und Musiker. Ich durchdachte bereits, wie ich Jaakko dazu überreden konnte, noch etwas länger hierzubleiben. Aber meine Überlegungen wurden jäh von Jackys Auftauchen unterbrochen. Voller Tatendrang stürzte meine Chefin sich auf Sami und Jaakko.Ich hatte nicht viel zu dem Gespräch beizutragen, aber da ich die Jungs zu den Besichtigungen des Bergwerks begleitet hatte, hielt Jacky es wohl für angebracht, mich an der Abschlussbesprechung teilhaben zu lassen.

      Während des gesamten Meetings hatte ich das Gefühl, Jaakkos Blick immer wieder auf mir zu spüren. Ohnehin wirkte er sehr nachdenklich und überließ Sami die Gesprächsführung.

      Als sich Sami und Jaakko verabschiedeten, nahm letzter mich noch einmal kurz zur Seite. Allein seine Berührung jagte mir heiße und kalte Schauer über den Rücken. Seine Hand auf meiner nackten Haut war wie flüssiges Feuer in meinen Venen, an dem ich mich berauschte. Meine Knie zitterten so sehr, dass ich sie fest zusammenpressen musste. Sami und Jacky waren bereits draußen auf dem Gang und plauderten. Jaakko und ich hatten das Büro für uns.

      »Ich würde dich gerne wiedersehen.« Lässig lehnte er sich gegen die Bürotür und hielt sie mit seinem Körpergewicht geschlossen. Sein Bariton vibrierte durch meine Knochen.

      Meine Hand auf der Türklinke hielt mich halbwegs aufrecht. »Ihr fliegt heute Abend«, widersprach ich, meine Stimme ein atemloses Flüstern.

      Er berührte zärtlich mein Kinn. »Ich könnte ein paar Tage dranhängen, wenn du willst.«

      Ich spürte meine Knie nicht mehr. Nur noch eine wabbelige Masse, die in meine Stiefel floss. Überzeugt, nichts anderes als dieses Gematsche vorzufinden, schaute ich nach unten. Nichts. Meine Beine steckten nach wie vor in diesem sündhaften Schuhwerk. Eine Zehntelsekunde lang fragte ich mich, ob Jaakko diesen Vorschlag auch ohne die Stiefel gemacht hätte. Wohl kaum. Aber war es nicht genau das, was ich wollte? Endlich bekam ich seine Aufmerksamkeit und nun wünschte ich mir nichts sehnlicher als so schnell wie möglich bei meiner Chefin Schutz zu suchen. Sie würde Jaakko in seine Schranken verweisen und ihn auf unseren Altersunterschied hinweisen, genauso wie Sami.

      Einer Eingebung folgend, hörte ich den Refrain eines Kinderlieds mit Jackys Stimme in meinem Ohr: »Sag mir erst, wie alt du bist?« Ich verzog das Gesicht. »Bist du nicht ein wenig alt für mich?« Verdammt! Er war ja nicht mal Bandleader, sondern einfach der Älteste. Die anderen verließen sich schlicht auf seine Lebenserfahrung. Er machte Musik, seit er eine Gitarre halten konnte, und hatte nie etwas anderes gemacht. Musik war seine Leidenschaft, deswegen hatte er neben der Band nur Jobs aus dem Metier angenommen. Sein Traum war ein eigenes, kleines Tonstudio, mehr nicht. Bei meinen Recherchen war ich auf ein Interview mit ihm gestoßen, wo er seinen Wunsch geäußert hatte.

      Jaakko sah mich verblüfft an. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. »Spielt das eine Rolle?«

      Mir wurde bewusst, wie blöd ich mich anstellte. Natürlich sollte das Alter keine Rolle spielen, aber irgendwie doch. Jedenfalls wollte ich mich nicht davon abhalten lassen, was andere denken könnten. Ich mochte ihn und das war doch das Einzige, was zählte, oder? Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, entgegnete ich unsicher. »Wo die Liebe hinfällt, nicht wahr?«

      Er lachte leise und zog mich zu sich. Widerstandslos ließ ich ihn gewähren; starrte gebannt in seine Augen. »Ich erzähle es dir heute Abend«, raunte er. Seine Lippen streiften flüchtig mein Ohr.

      Selbst, als Jaakko schon lange gegangen war, klammerte ich mich noch krampfhaft am Türrahmen fest und schnappte keuchend nach Luft. Was wollte ich eigentlich? Wollte ich nur seine Aufmerksamkeit erringen? Das hatte ich geschafft. Aber meine wackeligen Knie hatten mich völlig aus dem Konzept gebracht. Mein ganzer Körper vibrierte, wenn ich nur an ihn dachte.

      War da vielleicht mehr? Solche Gefühle hatte noch niemand in mir ausgelöst und dieser Mann brauchte nur den Mund aufzumachen und schon zitterte ich vor … ja, vor was? Erregung? Freude? Aufregung. Ich atmete tief durch. Heute Abend würde ich die Chance haben, meinen Gefühlen erneut auf den Grund zu gehen.

      ***

      Irgendwann muss ich doch eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffne, ist es bereits hell. Hastig suche ich die Uhr und stelle alarmiert fest, dass es schon nach Acht ist.

      Hell? Oh mein Gott! Ich fahre hoch, wühle mich aus den Laken und hechte ins Nachbarzimmer.

      Unsere beiden Hotelzimmer sind mit einer Tür verbunden und ich habe darauf bestanden, sie offenzulassen. Die Mädels haben protestiert, aber ich bin hier der Chef und was ich sage, wird gemacht. Und sie haben sich widerspruchslos gefügt.

      Als ich in das Zimmer stürme, schlafen Eve und Max noch tief und fest. Verdammt! Ich habe so vehement mit meinen Erinnerungen gekämpft, dass ich darüber hinaus vergaß, meinen Wecker zu stellen.

      Sei es drum, jetzt müssen wir uns beeilen, bevor Jaakko nervös wird, weil ich ihm keine Nachricht geschickt habe. Nicht auszudenken, wenn er nach uns sucht und uns tatsächlich findet. Nein, nein und nochmals nein!

      Ich ziehe die Decken weg und treibe die maulenden Teenager zur Eile. Die Sachen sind rasch gepackt und eine Dusche stehe ich den Kids nicht zu.

      »Wir haben einen weiten Weg vor uns und ich habe keine Lust, den halben Tag im Stau zu verbringen, nur weil ihr euch nicht beeilen könnt. Also hopp, hopp!«

      »Mom!«, heult Max. »Frühstück?«

      »Fällt aus!«, blaffe ich und werfe den Kids ihr verräuchertes Konzertoutfit hin, damit sie es in ihre Koffer packen.

      »Du hast ganz schön viel Panik, ne?« Max grinst mich lauernd an und schiebt sich demonstrativ langsam in ihre Jeans, während Eve gemütlich in ihrem Koffer wühlt.

      »Nein, habe ich nicht! Ich habe nur keine Lust …«

      » … auf ein Wiedersehen mit deiner alten Flamme?« Max kommt auf mich zu und tippt mir auf die Brust. »Erzähl mir alles, oder ich bewege mich keinen Zentimeter!«

      Hilfesuchend sehe ich zu Eve. Doch die wirft ihre dunklen Locken in den Nacken und zuckt mit den Schultern. Schützenhilfe kann ich von der Busenfreundin meiner Tochter wohl kaum erwarten.

      »In Ordnung, aber erst, wenn wir im Auto sitzen und mindestens hundert Kilometer zwischen uns und diesem Hotel liegen!«

      Max nickt, sich offensichtlich ihres Sieges sicher. »Dann beeil dich lieber, ich habe Jaakko gestern Nacht noch getextet!«

      In Panik starre ich meine Tochter an und denke an die Visitenkarte, die ich ihr doch abgenommen habe … Verdammt! Das Luder grinst mich frech an. Sie war mit der Karte auf dem Klo. Ich bin so blöd!

      »Du Biest!«

      Max lacht. »Beeil dich, Mom! Er ist bestimmt schon auf dem Weg hierher!«

      Jegliche Fassung weicht aus meinem Gesicht. »Du weißt gar nicht, was du getan hast.« Haltsuchend greife ich nach einer Stuhllehne und fühle, wie meine heile Welt zerbricht.

      »Noch nicht, aber du hast mir versprochen, alles zu erzählen. Und ich will alles wissen!«

      »Max …« Entkräftet sinke ich auf einen Stuhl und blicke ins Leere. Soll er ruhig kommen. Ich kann sowieso nicht schnell genug davonrennen, mit einer Tochter, die jeden meiner Schritte boykottiert.

      Doch irgendetwas muss sie von weiteren Sticheleien abgebracht haben, denn auf einmal kniet sie mit ihren großen blauen Augen vor mir, die mich so sehr an ihren Vater erinnern.

      »Was ist los, Mom? Was hat er getan, dass du so panisch vor ihm davonrennst?«

      Verzweifelt schlucke ich die aufkommenden Tränen hinunter und fahre zärtlich über die Kontur ihres leicht hervorstehenden Kinns. Die Nase ist noch nicht so ausgeprägt wie Jaakkos, aber ich erkenne bereits erste, harte Züge in ihrem Gesicht. Sie ist fast sechzehn Jahre alt und schon lange kein Kind mehr. Ich wusste, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen würde. Schicksal oder Karma, was auch immer es auf