Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries

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Название Sing to me - Wicked Love
Автор произведения Danara DeVries
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783947288021



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ein.« Ich atme tief durch, denn ich muss ein paar klärende Worte an ihn richten, solange wir alleine sind. »Hör zu, wenn das hier funktionieren soll – und ich glaube nicht, dass es das tut – musst du dich an ein paar Regeln halten.«

      Jaakkos Kopf fährt herum und er sieht mich angestrengt an. Er legt eine beängstigende Ernsthaftigkeit an den Tag, als sei er tatsächlich bereit, Verantwortung zu übernehmen. Ich kann das nicht glauben. Er war immer ein Tagträumer, hat nie vorausgedacht und ständig seine sprunghaften Ideen ausgelebt. Ihm Max mit all ihren Eskapaden und Stimmungsschwankungen anzuvertrauen, erscheint mir unmöglich. Und dann merke ich, wie ähnlich sie sich sind. Manchmal ist Max sehr einfühlsam und geht liebevoll auf mich ein, vor allem, wenn sie merkt, dass es mir nicht gut geht. Aber genauso gut kann sie auch wie ein Vulkan explodieren. Ein Ebenbild von Jaakko. Zwei sehr temperamentvolle Menschen. Zusammen wären sie ein hochexplosives Gemisch.

      »Welche Regeln?«, holt er mich aus meinen Gedanken. Er greift nach meiner Hand und verschränkt seine Finger mit meinen. Perplex sehe ich auf seine Streicheleinheiten, als wolle er mich mit Berührungen um den Finger wickeln.

      »Das zum Beispiel«, knurre ich und ignoriere das aufgeregte Pochen meines Herzens. Sein Daumen hinterlässt eine Spur heißen Verlangens. Ruckartig entwinde ich mich seinen Händen.

      Sein Mundwinkel zuckt.

      »Du darfst nicht mit mir flirten. Ich habe kein Interesse mehr an dir!«

      Er zwinkert mir zu und scheint allen Ernstes vergessen zu haben, wo er sich befindet. »Tatsächlich? Ich glaube, du brennst nur darauf, mit mir …«

      »Jaakko Salmela!«, fahre ich ihn an. »Weswegen bist du hier? Willst du deine Tochter kennenlernen oder ihre Familie zerstören? Ich bin mit Dennis verheiratet! Er hat sich um Max und mich gekümmert, während du betrunken unter irgendeinem Tisch lagst! Also wage es ja nicht, dich an mich heranzumachen, sonst war’s das und du kannst dir deine Tochter aus dem Kopf schlagen!«

      Jaakko senkt schuldbewusst den Kopf. »Entschuldige, es ist nur so, dass ich kaum an mich halten kann. Ich will es. Ja, ich will Max kennenlernen …« Er beißt sich auf die Unterlippe und sieht mich wehleidig an. »Ich habe bereits eine Familie verloren; zwei … und ich will es einmal richtig machen.« Er ringt sichtlich um Fassung. »Ich kriege diese Chance nicht noch einmal, verstehst du?«

      Ich schlucke meinen Ärger hinunter, verschränke aber die Arme vor der Brust. »Du kriegst deine Chance. Aber wir sollten uns nicht sehen. Mach Ausflüge mit Max, schreib ihr Nachrichten, was weiß ich. Es ist mir reichlich egal, was du tust, um ihre Zuneigung zu gewinnen. Aber deine Nähe ertrage ich nicht.«

      Jaakko sieht mich an und nickt. Er scheint etwas sagen zu wollen, doch dann entschließt er sich wohl dagegen. Langsam schiebt er den Stuhl zurück und erhebt sich. »Wenn du irgendetwas brauchst …«

      Ich schüttele demonstrativ den Kopf. Ihn hätte ich gebraucht. Vor 16 Jahren. Jetzt brauche ich ihn nicht mehr, ich habe Dennis. Mühsam unterdrücke ich ein Schluchzen. Denn das, was ich tatsächlich brauche, erlaube ich mir nicht. Dennis gibt mir viel, aber nicht die Liebe, deren zarte Berührung ich gerade kosten durfte. Und die darf ich mir nicht gestatten. Wie könnte ich Dennis’ Zuneigung derart mit Füßen treten? Ich weiß, wenn ich es wollte, würde Jaakko sofort mit mir durchbrennen. Doch wir haben eine Verantwortung gegenüber Max … und an Malin habe ich in den letzten Minuten überhaupt nicht gedacht! Oh Gott, nein, ich darf mich nicht gehenlassen. Meinen Töchtern zuliebe.

      »Ich geh dann«, murmelt er, als ich nicht gleich antworte. Er wendet sich zum Gehen, aber ich halte ihn mit einer Geste auf. So schnell kann ich ihn dann doch nicht entkommen lassen. Die Alkoholfrage ist immer noch nicht geklärt.

      »Wie viel trinkst du noch?«

      Abrupt bleibt Jaakko in der Tür stehen und dreht sich zu mir herum, sein Blick verhärmt und vielleicht sogar etwas zornig. Als er nicht gleich antwortet, gibt er mir Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Sein kleiner Bauch ist vollkommen verschwunden und seine schmalen Schultern stecken in einer lässigen graubraunen Lederjacke. Die Hosen betonen seine schlanken Hüften. Er hat definitiv abgenommen, also muss er schon eine ganze Zeit nichts mehr trinken oder zumindest seinen Konsum stark eingeschränkt haben. Damals waren zehn bis zwölf Bier pro Tag kein Problem und man sah es ihm kaum an.

      »Nichts, überhaupt nichts mehr, seitdem Kreeta mich verlassen hat.« Ich zucke unwillkürlich zusammen. Das also hat er mit ›zweiter Familie‹ gemeint. Ich dachte, er bezog das auf uns, aber offensichtlich hat er ebenfalls geheiratet.

      »Ich wusste nicht, dass du …«

      Jaakko seufzt und lehnt sich lässig gegen den Türrahmen. Seine Schultern verkrampfen sich und er scheint abzuschweifen. »Ich war verheiratet. Kurz nachdem du weggelaufen bist, habe ich Kreeta kennengelernt und vom Fleck weg geheiratet. Sie hat mir über dich hinweggeholfen und wir haben einen Sohn zusammen. Kimmi ist jetzt zwölf und lebt bei seiner Mutter.« Er löst sich vom Türrahmen und lässt sich wieder auf der Eckbank nieder. Die Hände auf den Tisch gestützt, fährt er fort: »Wir hatten über die Jahre hinweg viel Stress mit den Pain Guys und ich bin vor etwa acht Jahren herausgeflogen.«

      »Alkohol?« Ich will ihn eigentlich nicht unterbrechen, aber die Frage drängt sich mir beinahe schmerzhaft auf.

      Jaakko nickt. »Mit ein paar Bierchen im Blut kann man noch ganz gut auf der Bühne stehen, wenn man dazu aber eine Flasche Wodka hinterherkippt und sich dann nicht einmal mehr an den Liedtext erinnern kann, müssen Konsequenzen folgen. Ich habe den Konsum eingeschränkt, aber aufhören konnte ich nicht. Meine neue Band hat mich ziemlich schnell verpflichtet und ich habe mein Problem tatsächlich eine Zeitlang verbergen können. Damals wusste ich noch nicht, dass ich nicht mehr aufhören konnte.«

      »Die gleiche Gruppe von gestern?«

      Jaakko lächelt. »Ja, ich habe ähnlich mit dem Alkoholkonsum angefangen wie bei den Pain Guys. Damals war ich noch nicht trocken. Der Stress hat mich zur alten Höchstform getrieben. Leider hätte das beinahe die Band zerstört. Jesse, Merja, Tenho und Matti sind allerdings zu so guten Freunden geworden, dass sie mich nicht einfach aufgeben wollten. Zusammen haben wir meine Abhängigkeit besiegt. Sie verzichten mir zu Liebe auf alles mit Prozenten.« Jaakko lächelt erneut, als er an seine Bandkollegen denkt. »Doch die Ehe mit Kreeta hat das nicht überlebt. Vielleicht war nicht nur der Alkohol der Grund für unsere Trennung.« Dabei sieht er mich an und ich zucke zusammen.

      »Jaakko …«, mache ich leise und versuche, ihn damit an die Regeln zu erinnern.

      »Man wird wohl noch etwas sagen dürfen«, brummt er. »Aber gut, du hast deinen Standpunkt klargemacht und weißt jetzt, dass ich clean bin. Ich werde Max keiner Gefahr aussetzen.«

      Ich nicke dankbar, dennoch bin ich unsicher, ob ich sie zu ihm lassen kann. »Was hältst du davon, wenn ihr vielleicht erst einmal telefoniert und sie in ein paar Wochen einen Ausflug mit dir macht?«

      Jaakko seufzt. »Du willst es also richtig langsam angehen lassen?«

      »Sorry, ich muss mich erst einmal an den Gedanken gewöhnen. Du willst es doch richtig machen, also schauen wir, wie viel wir vertragen können.«

      Er beugt sich meinem Vorschlag, obwohl er sich eigentlich etwas anderes vorgestellt hat. »Ich dachte, ich könnte heute Abend vielleicht mit Max etwas essen und reden …«

      Ich dachte eher, sein Terminplan würde ein so zeitnahes Treffen nicht zulassen. Aber da hatte ich mich wohl getäuscht. Ich schüttele heftig den Kopf. Doch meine Tochter steht in der Tür und stimmt begeistert zu, bevor ich überhaupt antworten kann. »Das wäre richtig klasse!«, freut sie sich.

      Max hat Malin an der Hand und der Wirbelwind stürmt direkt auf Jaakko zu und klettert ihm strahlend auf den Schoss. So ist sie halt, sie fragt nicht, sondern übernimmt einfach das Zepter.

      Perplex starrt Jaakko in die braunen Kulleraugen meiner Fünfjährigen. »Du hast noch eine Tochter?«

      Ich lache leise. »Ja, und sie ist Dennis wie aus dem Gesicht geschnitten.« Warum ich diese Spitze hinzufüge, ist mir nicht klar. Vielleicht,