Название | So macht MANN das |
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Автор произведения | Bernhard Fanger |
Жанр | Малый бизнес |
Серия | |
Издательство | Малый бизнес |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783527834686 |
Studien zeigen, dass das Gefühl von Glück und Zufriedenheit in den Lebensjahren zwischen 35 und 55 am niedrigsten ist. Vielleicht ist das ja auch ein Grund, weshalb sich in dieser Phase Menschen auf die Suche machen, um ihre Lebenszufriedenheit zu erhöhen.
Abb. 6.1: Glückskurve nach Blanchflower / Oswald, 2017 (schematisiert)
7 »Die meisten suchen nach etwas, was sie wirklich zufrieden macht!« – ein Karriereberater erzählt
Zum Thema Spurwechsel spreche ich auch mit Romeo Ruh, Partner und Senior Berater der führenden Schweizer Best-Placement-Beratung Grass und Partner.1 Seine Aufgabe ist es, Führungskräfte in der beruflichen Veränderung zu begleiten und zu unterstützen. Oft eine Veränderung, die vom Unternehmen angestoßen wird, im extremsten Fall durch eine Kündigung. Spurwechsler sind auch unter seinen Kunden die Ausnahme, er schätzt den Anteil auf deutlich unter 10%.
Drei Antreiber für erfülltes Arbeiten
Ich frage ihn nach den Beweggründen, etwas ganz Neues anzufangen. »Mit 50 bis 55 Jahren haben viele das Gefühl, sozusagen alles gesehen und ausgekostet zu haben, und dennoch nicht erfüllt zu sein. Sie suchen nach einer Aufgabe, die sie wirklich zufrieden macht. Und sie wollen dabei vor allem Verantwortung und Autonomie. Oft ist das auch in gehobenen Positionen im Konzern schwer umsetzbar. Eigentlich geht es immer um die gleichen drei Faktoren: Sinn, Autonomie und Leistung, also gefordert sein.«
Was in unserem Gespräch schnell deutlich wird, ist die Bedeutung des Wachstums der Person und Persönlichkeit. Nach unserer beider Erfahrung sind viele Führungskräfte sehr im Außen orientiert. Wenn der Kokon von Dienstwagen, Assistenz, Pensionsansprüchen und Geschäftsessen wegfällt, bleibt nicht mehr viel übrig, was die eigentliche Persönlichkeit ausmacht. Romeo Ruh hat sich selbst deshalb schon sehr früh mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt, und er ermuntert auch seine Kunden dazu. Auch eine Auszeit, nicht nur bei Jobwechseln, empfiehlt er. »Wenn ich ein bis drei Wochen nur bei mir sein kann, dann sehe ich, was ich brauche«, sagt er. Nach seiner Erfahrung scheuen Führungskräfte dies jedoch in der Regel. »Die meisten wollen einfach möglichst schnell wieder eine gleichwertige Anstellung, sie wissen auch ehrlich gesagt nicht, was sie sonst tun sollen. Mir würde da ja einiges einfallen«, sagt er mit einem breiten Lachen.
Auch eine Abfindung kann bei diesen Managern keine große Beruhigung schaffen. Es ist nicht das Geld, wie sich schnell herausstellt, was diese von einer Auszeit abhält. Viel stärkere Antreiber sind Sicherheit, sozialer Status und eine sinnvolle Aufgabe, die alle letztendlich nach einer schnellen Wiederbeschäftigung schreien.
Er nennt mir zwei Beispiele seiner Klienten, die in die Spurwechsler-Kategorie fallen. Beide kommen von renommierten Unternehmen aus dem Finance-Sektor bzw. aus der Unternehmensberatung. Und beide beraten jetzt Unternehmen zu den Themen Führung, agile Arbeitsmethoden, Achtsamkeit und Selbstführung. Gefragt nach den Erfolgsfaktoren in der Selbstständigkeit, nennt Romeo Ruh Kommunikationsfähigkeit und Netzwerke, Empathie, Begeisterungsfähigkeit und die Fähigkeit, zu vertrauen. Wie er das meine? Er erklärt es am Beispiel eines der Klienten. »Der ist einfach im Fluss, er erzwingt nichts und weiß dennoch sehr gut, was er will und nicht will. Das gibt ihm die Freiheit, auch mal Aufträge abzulehnen, die seiner Meinung nach nicht so gut passen.«
Um besser zu verstehen, was zu Dir passt, ist es enorm wichtig, Deine Werte zu kennen. In erster Linie natürlich, um Deine nächsten Schritte zu planen. Aber auch, um dann auch Deine Message entsprechend zu kommunizieren und am Markt sichtbar zu werden.
Jetzt aktiv werden: Deine Werte
Erstelle eine Liste von dem, was dir wichtig ist im Leben, sei es beruflich oder privat. Das können Dinge wie Erfolg, Wettbewerb, Status, Anerkennung, Sinn, Familie und vieles mehr sein.
Hole Dir auch Meinungen von außen ein: Wie beurteilen Dich andere? Was ist Dir (in deren Augen) wichtig? Wo sehen andere Deine Werte? Frage dazu auch gerne Menschen, die Dich noch nicht so gut kennen. Du wirst ein paar Überraschungen erleben!
Schau Dir an, welche Schnittmengen es gibt, also wo die Innensicht mit der Außensicht übereinstimmt. Kannst Du die Werte in dieser Schnittmenge priorisieren? Was wären deine »Top 3«? Schreibe diese auf.
Vielleicht findest Du auch konkrete Beispiele, wie sich diese Werte bei Dir zeigen. Prüfe kritisch, wie Du diese Werte in Deinem beruflichen Alltag leben kannst. Wie groß ist die Übereinstimmung der jeweiligen Werte mit den Werten Deines Umfeldes? Wie kannst Du die Schnittmenge vergrößern? Wann fängst Du damit an?
Abb. 7.1: Wie deckt mein berufliches Umfeld meine Werte ab?
Hinweis
1 1 Telefonininterviews 19. und 26. 11. 2019
8 Vorangehende Mutmacher – »Den Absprung schaffen«
Weil sich die Männer, die ich für dieses Buch interviewt habe, aus der Welt der Großunternehmen verabschiedet haben, nenne ich sie gerne auch »Mutmacher«. Denn sie geben mir und hoffentlich auch Dir Inspiration und das Vertrauen, dass es ein sehr lebenswertes Leben außerhalb des Konzerns gibt. Hier das Beispiel von Alex Edwards.
»Je länger Du bleibst, umso mehr zieht es Dich runter« – Alex Edwards1
Es ist etwas für schwierig, an Alex Edwards heranzukommen. Zum einen, da er am anderen Ende der Welt in Neuseeland lebt. Zum anderen, weil er ganz zufrieden ist mit sich und seinem derzeitigen Leben und vielleicht gerade dabei ist, seine Pferde zu füttern oder einen Weidezaun auszubessern.
Ich kenne Alex seit 20 Jahren. Er hat mit mir Anfang des Jahrhunderts in London studiert und war das, was man dort gemeinhin einen Nerd nennt: intelligent, höchst interessiert an vielen Themen, sehr nett und, um ehrlich zu sein, auch etwas langweilig. So dachte ich damals zumindest.
Dabei ist Alex sogar ein mehrfacher Spurwechsler, einer der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt, Abenteuer liebt und dabei auch Risiken eingeht.
Über seine letzten Jahre bei einem großen europäischen Telekommunikationsunternehmen sagt er: »Es hat sich einfach nicht mehr gut angefühlt. Es wurde von allen Seiten politisiert, und unser neues Management haute Sprüche raus wie ›Ihr seid entweder für oder gegen uns‹. Das war nicht das Umfeld, in dem ich arbeiten wollte.« Ich hatte Alex immer so eingeschätzt, dass er Sicherheit und finanzielle Stabilität braucht. Dem ist auch durchaus so, doch hat er sich dabei immer einen kritischen Blick bewahrt. »Das Betriebsrentensystem bindet dich an das Unternehmen, auch wenn Du noch jung bist. Aber meine Unzufriedenheit stieg permanent, und so habe ich mich nach neuen Jobs umgesehen.«
Alex stößt in einer Fachzeitschrift auf eine Anzeige: »Unternehmer sucht cleveren IT-Spezialisten zum Aufbau eines neuen Unternehmens«. Ein eher obskurer und geheimnisvoller Mailverkehr folgt mit einem Start-up-Gründer, der den Goldkauf über das Internet revolutionieren will. Fast ein Jahr arbeitet Alex im Verborgenen. Goldlager in London, Zürich und New York werden etabliert und eine Handelsplattform