Limoncellolügen. Gudrun Grägel

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Название Limoncellolügen
Автор произведения Gudrun Grägel
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783839267646



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seh ihn förmlich vor mir, wie er sich durch seine nackenlangen Haare fährt und wahrscheinlich gerade sehr bereut, nicht auf dem Australientrip bestanden zu haben.

      »Wär viel zu teuer gewesen.«

      »Hä? Was?«

      »Australien. Komm, Schatz, ich weiß doch, was du gerade gedacht hast«, flöte ich durchs Telefon.

      Vinc lacht los. Ich halte das Handy ein Stück vom Ohr weg und warte, bis er sich beruhigt hat.

      »Geht’s wieder?«, frag ich dann sanft.

      »Ja, ich denke schon.« Er japst noch einmal, dann hat er sich wieder unter Kontrolle.

      »Mann, Doro, kannst du dich nicht mal nur um deine Angelegenheiten kümmern?« Das ist jetzt ganz sicher Resignation.

      »Was kann ich denn dafür? Gar nichts. Außer, dass ich hier gerade anwesend bin …«

      »Ja, eben, das ist ja das Problem«, schallt es trocken aus München.

      »Morgen wirst du dir selber ein Bild machen können, und ich frag Greta, was ich sonst noch nicht weiß.«

      »Das wird sie dir nicht auf die Nase binden, schließlich ist das eine Familienangelegenheit«, gibt Vinc mit skeptischem Unterton zu bedenken.

      »Ja schon, aber Greta hat Redebedarf, sie ist hier allein unter Wölfen … oder besser unter der Fuchtel dieses italienischen Obergurus.«

      »Doro, ich versteh dich ja, aber lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster. Ich befürchte, dieser Vittorio hat nicht viel Verständnis für solche Übergriffe.«

      »Er wird mich kaum auffressen, oder?«, widerspreche ich eigensinnig, weiß aber selber, dass ich mir den Zorn vom alten Rinaldi lieber nicht zuziehen will.

      »Auffressen nicht, aber rausschmeißen sicher.«

      Wo Vinc recht hat, hat er recht.

      »Ja und, dann machen wir halt Urlaub. Außerdem braucht er mich, nachdem er Niveo vor die Tür gesetzt hat.«

      »Jeder ist ersetzbar. Das sagst du doch selber immer.«

      »Eins zu null für dich«, geb ich zu und wechsle das Thema. »Ich stell schon mal ein Fläschchen Prosecco kalt und … Schatz, ich freu mich soooo auf dich«, säusle ich und seufze theatralisch, aber ehrlich, ich mein’s auch so.

      Vinc lacht. »Du tust grad so, als wärst du schon ein Jahr im Ausland!«

      »He!« Ich stell mich beleidigt. »Vermisst du mich gar nicht?«

      »Natürlich vermiss ich dich, mein Spatz, das weißt du ganz genau! Deshalb muss ich jetzt endlich schlafen, in fünf Stunden will ich los.«

      »Super. Dann wirst du so um neun oder zehn eintreffen. Oder nimmst du die Motorradstrecke? Wenn du schon so ne tolle Maschine hast …«

      »Mal sehen. Das entscheide ich spontan.«

      »Egal. Genieß die Fahrt. Übrigens hab ich ein bisschen recherchiert, hier gibt’s einige interessante Touren für uns. Äh, wart mal …«

      »Was ist los?«, gähnt Vinc mir ins Ohr, ich hab aber grad kein solches für Vinc’sche Zwischentöne.

      »Mia und Niveo sind eben rausgekommen und gehen zum Auto«, flüstere ich, obwohl die mich weder sehen noch hören können.

      »Ja und? Vielleicht wollen sie noch in die Disco«, scherzt Vinc.

      »Sehr witzig. Die fahren weg! Mitten in der Nacht. Eine Tasche haben sie auch dabei, und die haben’s eilig … Das muss ich Greta sagen. Jetzt gleich. Wir sehen uns morgen, okay?«

      »Zisch ab, Doro! Und Küsschen.«

      »Bussi, Schatz, hab dich lieb … muss jetzt aber los!«

      Vinc’ Lachen weht mir ans Ohr, bevor er auflegt. Ich gönn mir zwei Sekunden verliebtes Kribbeln im Bauch – das möcht ich nicht mehr missen. Mann, der Kerl hat mich echt am Haken!

      Okay. Entschlossen vertage ich die Gedanken an Vinc. Mias kleiner roter Fiat biegt vom Parkplatz auf die Straße. Ich renn das kurze Stück zum Hotel und wäre beinahe in ein Auto gerannt, das wie aus dem Nichts aus der Einfahrt des Nachbargrundstücks schießt.

      »Idiot«, ruf ich ihm erschrocken hinterher. »Schalt gefälligst dein Licht ein!«

      Wieder so ein Bonzenschlitten, genau wie gestern. Definitiv kein Tourist. Gibt anscheinend genügend Italiener mit nem Haufen Kohle, aber ohne Manieren. Hmm … ich schau dem Wagen hinterher. Eine Limousine wie gestern? Zufall? Oder ist es das Auto von gestern? Keine Ahnung, hab weder Kennzeichen noch Fahrer gesehen, ich weiß nicht mal, ob es dieselbe Marke ist. Egal, hat sicher eh nichts zu bedeuten, wahrscheinlich seh ich Gespenster. Ich geh ums Hotel – keine Greta an unserem Tisch.

      »Weißt du, wo Greta ist?«, ruf ich Adriano zu, der ein Tablett voller Spritz und kühlen Pils in beschlagenen Gläsern auf die Terrasse balanciert.

      »Greta macht die Theke«, ruft Adriano zurück und serviert die Getränke, charmant lächelnd, als wäre nichts gewesen. The Show must go on, every day, every time … Ist ja in Daddys Restaurant nicht anders.

      Ich finde Greta gebückt hinter der Theke. Sie kehrt ein paar Scherben zusammen.

      »Ist mir aus der Hand gerutscht«, seufzt sie müde, als sie mich bemerkt.

      »Ach komm, Greta, ist doch nur ein Glas, kein Weltuntergang«, tröste ich sie. Gemeinsam beseitigen wir die Spuren, dann nehm ich mir ein Glas Prosecco, setz mich auf einen Barhocker und schau ihr zu, wie sie den Espressoautomaten sauber macht und den Vorratsbehälter der Mühle mit Bohnen bestückt.

      »Mia und Niveo sind grade weggefahren«, platzt es aus mir raus.

      Greta schaut überrascht auf. »Weggefahren? Jetzt, mitten in der Nacht?«

      »Mit Mias Wagen und einer Tasche. Reisetasche, wie’s ausgesehen hat.«

      Greta legt nachdenklich den Putzlappen weg. »Meinst du …?«

      »Was? Dass sie abhauen? Keine Ahnung. Ich kenn die beiden kaum und …« Mias Schwangerschaft liegt mir auf der Zunge. Aber ich verkneif es mir, sie zu erwähnen. Das ist definitiv nicht meine Angelegenheit. Ich bin neugierig, aber keine Klatschtante.

      »Das muss ich Adriano sagen.«

      Der bringt gerade das leere Tablett. »Zwei Pils und zweimal Campari Orange, per favore, mia cara.«

      Süß! Geht doch!, freu ich mich für Greta.

      Der huscht ein kleines Lächeln übers Gesicht, was schnell wieder verschwindet, als sie Adriano von meinen Beobachtungen erzählt.

      »Mia ist erwachsen. Was hast du erwartet? So, wie meine Eltern sie heute behandelt haben.«

      »Na ja, du warst auch nicht gerade eine Unterstützung«, werf ich ihm vor.

      Greta hebt verwundert die Augenbrauen, sagt aber nichts.

      Adriano seufzt traurig. »Ja, ich weiß. Ich hätte zu ihr stehen müssen, aber ich war viel zu überrascht.«

      »Du willst also allen Ernstes behaupten, dass du nichts von Mias und Niveos Verhältnis mitbekommen hast? Dann wundert mich allerdings gar nichts mehr«, sag ich und schau zu Greta. Die hat verstanden, was ich damit auch sagen wollte, bei Adriano bin ich mir allerdings sicher, dass der null kapiert. Weder die Gefühle von Mia und Niveo noch die seiner eigenen Frau!

      Du bist ne harte Nuss, denk ich mir, aber dich knack ich noch. Raue Schale, weicher Kern. Sonst hätte Greta dich nicht genommen!

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