Название | Limoncellolügen |
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Автор произведения | Gudrun Grägel |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839267646 |
»Was willst du uns so dringend sagen, Mia?«, fragt Adriano.
Den gestressten Ton kenne ich von heute früh, am Pool. Klar, unten warten die Gäste.
»Beruhige dich!«, ruft Mia aufgebracht. »Ich habe gesagt, dass ich auf Niveo warte.«
»Niveo, Niveo, draußen sitzen Gäste, die wollen bedient werden. Wir leben schließlich alle von ihnen.«
»Jaja, die Leier kenn ich!« Mia scheint jetzt wirklich wütend zu sein. »Einmal! Einmal bitte ich euch um etwas! Und das ist schon zu viel!«
»Entschuldige, Schwesterchen«, beschwichtigt Adriano, »aber du weißt ja, wie das ist. Uns gibt es halt nicht während der Saison.«
Greta erscheint wieder auf der Bildfläche, im Schlepptau Niveo. Na endlich, denk ich, und quetsch mich unauffällig hinter ihnen in die Küche.
»Doro, gut, dass du da bist«, platzt Adriano heraus, als er mich sieht – so viel zum Thema unauffällig! –, »kannst du unten übernehmen?«
»Nicht nötig«, wehrt Greta ab, »ich habe die Klingel auf die Theke gestellt und den Gästen Bescheid gesagt. Die sind erst mal versorgt. Wenn es läutet, kannst du ja gehen, okay?«
Die Frage gilt mir, ich nicke, will die Aufmerksamkeit nicht weiter auf mich lenken, sonst kommt noch einer auf die Idee, dass ich nicht zur Familie gehöre – wo ich das Ganze doch nur ungern verpassen würde. Ist ja irgendwie auch ne Personalversammlung …
Niveo lehnt neben Mia an der Küchenzeile, Adriano und Greta sitzen mit den Eltern am Tisch und schauen die beiden gespannt an. An den Türrahmen gelehnt, harre ich der Dinge. Wenn die wüssten, was ich weiß, dann wären sie nicht so ruhig.
Mia fasst nach Niveos Hand. Mir entgeht das minimale Zucken von Vittorios Augenbrauen nicht.
Mia räuspert sich. »Papà, mamma, ich wollte es allen zusammen sagen, um den ewigen Heimlichkeiten ein Ende zu machen. Niveo und ich, wir lieben uns und wir wollen heiraten.«
Stille. Jetzt zucken nicht nur die Augenbrauen vom alten Rinaldi, sein ganzes Gesicht ist in Aufruhr. Aber er sagt keinen Ton. Kein gutes Zeichen, befürchte ich. Mia schluckt, wirft einen kurzen Blick zu Niveo. Der drückt ihre Hand, überlässt aber ihr das Reden. Ist wahrscheinlich auch gesünder für ihn, wenn ich das aufziehende Gewitter in Vittorios Miene richtig interpretiere. Die Ruhe vor dem Sturm.
Mia räuspert sich. »Tut mir leid, wenn es für euch überraschend kommt, aber es ist beschlossene Sache. Fürs Erste wollen wir bei Niveos Familie leben. Vielleicht eine Pizzeria eröffnen oder ein kleines Hotel. Wir werden uns irgendwie durchschlagen. Schließlich können wir nicht alle im und vom ›Magdalena‹ leben.« Mia holt tief Luft. Ich seh ihr an, wie froh sie ist, endlich alles gesagt zu haben. Na ja, fast alles.
Die Luft im Raum vibriert förmlich, ich trau mich kaum noch zu atmen. Francesca scheint das auch zu spüren, sie legt ihre Hand beschwichtigend auf die ihres Mannes. Aber das Gewitter lässt sich nicht mehr aufhalten, es entlädt sich mit voller Wucht.
»Du willst diesen Habenichts heiraten? Diesen dahergelaufenen Mitgiftjäger?« Vittorios Stimme ist gefährlich leise. »Sind denn alle meine Kinder verrückt?« Ein Seitenblick trifft Adriano, wandert weiter zu Greta.
Also, das ist echt hart! Gretas Mund ist nur noch ein dünner Strich. Am liebsten würde ich diesem italienischen Obermacho an die Gurgel springen, aber damit würde ich Greta keinen Gefallen tun. Außerdem sollte das Adrianos Part sein. »Du bist unfair! Ich liebe Niveo und er will nicht mein Geld! Was habe ich denn auch? Einen Anteil am Hotel, den ich niemals verwenden kann!«
Vittorio springt auf, die geballten Hände auf den Tisch gestützt. »Du bist mit Hugo Scalieri verlobt, vergiss das nicht!«, brüllt er, dass ich befürchte, seine Halsschlagader platzt.
»Das war euer Arrangement! Hugos Vater und du, ihr wollt das! Wir waren damit nie einverstanden. Wir suchen uns unsere Partner selber! Verdammt, papà, wir leben im 21. Jahrhundert!«, schreit Mia zurück.
Hätte gar nicht gedacht, dass in dem zarten Persönchen so eine Energie steckt. Und so eine Wut. Ich freu mich über diese Gegenwehr, ist ganz schön mutig. Und längst überfällig.
»Nicht einverstanden! Lächerlich! Du hast dich von diesem Gockel um den Finger wickeln lassen! So sieht’s aus. Liebe …« Vittorio schnaubt verächtlich. »Wir haben Traditionen. Und dazu gehört, dass man zu seinem Wort steht! Du ziehst unsere Familienehre in den Dreck!«
»Da musst du gerade reden!«, ruft Mia.
»Jetzt ist es genug. So redet meine Tochter nicht mit mir! Geh auf dein Zimmer! Und du«, er stößt seinen Zeigefinger in Richtung Niveo, »pack deine Sachen und verschwinde aus meinem Hotel! Und lass die Finger von meiner Tochter, sonst …«
Niveo kann sich nicht mehr beherrschen. Er tritt einen Schritt vor. »Sonst?«, flüstert er drohend.
Mia, sag doch endlich, dass du schwanger bist, denk ich angespannt, der Babybonus zieht immer bei den Großeltern. Aber Mia denkt anscheinend nicht daran, diesen Punkt ins Spiel zu bringen.
»Komm, Niveo, wir gehen«, sagt sie leise, mit gesenktem Blick.
Niveo folgt ihr, hochrot im Gesicht.
Warum wehrt er sich nicht? Lässt sich einfach so beleidigen? Ist es wegen Julian Weigel? Hat er etwas mit dem Tod des Gastes zu tun? Vielleicht hat er ihn gekannt und sie hatten Streit?, rasen mir die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Jedenfalls kann ich mir keinen Reim darauf machen, warum Mia nichts von der Schwangerschaft gesagt hat.
Unten schlägt die Klingel an. Das Zeichen für meinen Aufbruch. Muss später Greta ausquetschen …
Mittlerweile sind ein paar Gäste zurück, wahrscheinlich geflohen vor den Menschenmassen oder vielleicht vor »Elvis«? Will ja keinem was unterstellen, aber solche Eventkünstler sind manchmal mit mehr Selbstbewusstsein als Talent gesegnet.
Es ist erst elf, als Adriano mich ablöst, und ich bin so platt, dass ich nur noch ins Bett will. Okay, vorher noch Vinc anrufen … Ich nehm mir eine Flasche Orangenlimo mit hoch – und ein Fläschchen Campari Soda, samt Glas und Eiswürfel. Gerade, als ich mich gemütlich auf dem Balkon einrichte, geht drüben bei Niveo das Licht an. Er ist nicht alleine. Ich höre seine Stimme und die von Mia, kann aber nichts verstehen, obwohl ich mich sehr bemühe. Das ist jetzt blöd! Hier draußen fühl ich mich nicht mehr abhörsicher, immerhin will ich Vinc einige pikante Details erzählen. Nützt nichts, ich pack mein Zigarettenpäckchen, nippe am Campariglas und mach mich auf den Weg nach unten. Hinterm Hotel, bei den Parkplätzen, bin ich ungestört. Ich geh noch ein Stück weiter, hoch zu dem Weg, der zu den Olivenhainen führt. Von dort hab ich das Hotel im Blick – und im Notfall hört man mich schreien. Tja, bin zwar neugierig, aber nicht sehr mutig, vor allem, wenn’s dunkel ist.
Ich läute Vinc aus dem Schlaf. »Schatz, ich will morgen früh los und war schon im Bett«, brummt er ins Telefon.
»Tut mir leid, Vinc, aber ich muss dir so viel erzählen.«
»Oh Gott, das auch noch! Doro, du schaffst mich.« Belustigt? Resigniert? Wahrscheinlich beides, wie ich ihn kenne.
Gnadenlos weih ich ihn in die Familieninterna ein, inklusive Schwangerschaft und angeblicher Verlobung oder Entlobung.
Ȁh