Название | Wahrheit oder Sylt |
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Автор произведения | Jacob Walden |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839268087 |
»Du kennst dich ja voll gut aus«, lobte Franziska.
»Wir haben mit der Klinik Ausflüge über die ganze Insel gemacht«, antwortete Lorenz. »Damals wäre ich lieber am Strand geblieben, aber eigentlich war es cool, dass sie uns Sylt gezeigt haben.«
»Wer weiß, wofür es gut ist«, bemerkte Karsten. »Wenn wir bei Matze vorzeitig raus müssen, dann ist es gut, einen Experten dabei zu haben.«
»Warum sollten wir denn bei Matze vorzeitig raus müssen?«, fragte Miriam. »Bist du nicht ein wenig arg paranoid?«
»Abwarten«, brummte Karsten. »Wir werden ja sehen.«
Die Straße machte eine langgesteckte Kurve, danach tauchten große schlichte Gebäude auf und in der Ferne ein Leuchtturm. Karsten bremste ab.
»Was sind denn das für Bunker?«, fragte Franziska.
»Bunker ist gar nicht so verkehrt«, antwortete Lorenz. »Das sind ehemalige Kasernen. Hier war früher ganz viel Militär stationiert. Im Zweiten Weltkrieg sollte von Sylt aus England erobert werden. Deshalb hat der Sylter Flugplatz auch eine Landebahn, auf der richtig große Passagierflugzeuge landen können.«
»Aber jetzt ist hier doch kein Militär mehr, oder?«
»Jetzt nicht mehr. Jetzt sind in den alten Kasernen Landschulheime und so Ähnliches untergebracht.«
Lorenz hatte die Navigationsapp seines Handys mit der Adresse gefüttert, die Matze ihnen gegeben hatte. Bislang war es immer nur geradeaus gegangen. Als sie im Ort eine scharfe Linkskurve erreichten, meldete sich die Computerstimme und wies sie an, dass sie rechts abbiegen sollten.
»Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Karsten an Lorenz gewandt. »Hier geht’s doch schon wieder raus aus dem Ort.«
»Muss hier gleich sein«, meinte Lorenz. »Fahr mal langsam.«
Das hätte er nicht sagen müssen. Auf der schmalen Fahrbahn, mehr Weg als Straße, verhinderten Fußgänger und Radfahrer alles über Schritttempo.
»Stopp!«, rief Lorenz. »Zurück!«
Karsten gehorchte.
»Hier muss es sein! Fahr da mal hoch!«
»Da?« Karsten drehte sich zu Lorenz um. »Du verarschst mich doch, oder?«
»Wenn, dann Google. Fahr da mal hoch!«, insistierte Lorenz.
Karsten seufzte und lenkte den Audi auf einen noch schmaleren, mit rötlichen Steinen gepflasterten Weg, der ohne sichtbares Ziel mitten in die Dünen führte.
»Das muss es sein!«, rief Franziska und zeigte durch die Windschutzscheibe.
Im weiten Bogen führte ein Fahrweg hinauf auf eine hohe Düne. Von unten sah man ein Reetdach mit Gauben, der Rest des Hauses war durch die erhöhte Lage und eine Hecke aus Inselrosen vor Blicken geschützt.
»Ganz sicher?«, fragte Karsten. »Wenn ich da jetzt hochfahre, und das gehört anderen Leuten, die keinen Bock auf Besuch haben und ihre Dobermänner auf uns hetzen …«
»Spinner!«, lachte Lorenz. »Wir sind doch nicht im Getto.«
Im ersten Gang arbeitete sich der Audi den steilen Weg hinauf. Vor dem Haus stand Matzes Cayenne.
»Siehste!«, rief Lorenz triumphierend.
»Glück gehabt«, bemerkte Miriam spöttisch.
»Von Glück kann keine Rede sein«, murmelte Karsten, doch das hörte keiner der anderen. Er manövrierte den Audi zwischen Matzes Cayenne und einen kleinen Unterstand für die Mülltonnen.
Sie betraten die umlaufende Terrasse. An der rot geklinkerten Mauer stand in metallenen von Grünspan angegriffenen Buchstaben »Dünenburg«.
»Boah«, entfuhr es Miriam. »Das ist ja mal geil!«
Während der Blick auf das Haus von unten weitgehend versperrt gewesen war, war die Aussicht von oben überwältigend. Zu drei Seiten Meer, im Osten und Süden waren andere Inseln zu sehen, nach Westen erstreckte sich scheinbar endlos die offene See. Zahlreiche Reetdachhäuser verteilten sich wie zufällig hingewürfelt in den Dünen. Die Abendsonne tauchte die gesamte Szenerie in goldenes Licht und ließ die Nordsee in einer keilförmigen Spur bis zum Horizont funkeln wie Milliarden Diamanten.
Abrupt wurde die Haustür aufgerissen. Matze stand in der Tür.
»Wo bleibt ihr denn, verdammt?«, rief er. »Wir wollen endlich den Schampus aufmachen!«
Die verwaschene Aussprache ließ erahnen, dass er schon einiges intus hatte.
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