Seewölfe - Piraten der Weltmeere 666. Sean Beaufort

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 666
Автор произведения Sean Beaufort
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966880800



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verzog sich unter Deck.

      Auch Hugh Lefray, der durch das Spektiv starrte, bis sein linkes Auge tränte, entdeckte nichts von der Schebecke.

      Er verholte langsam zur Kampanje und blieb neben Francis Ruthland stehen, die Hände auf der Oberkante des Schanzkleides.

      „Schneidiger Bursche, dieser Garcia“, meinte er. „Aber ein paar Culverinen mehr würden auch nicht schaden.“

      „Dafür haben wir alle Drehbassen mit einer ganz besonderen Mischung geladen, Hugh“, antwortete Ruthland kalt. „Speziell für Killigrew. Und wo steckt der Kerl mit seiner Schebecke?“

      „Keine Ahnung. Verdammt! Der Wind!“ brüllte Lefray.

      Bisher hatte der Rudergänger kaum Schwierigkeiten gehabt, die Karavelle trotz des starken Windes auf Südkurs zu halten. Jetzt, etwa drei Stunden nach Sonnenaufgang, riß der Wind aus dem nördlichen Sektor mit jäher Plötzlichkeit ab. Die Segel killten so laut, daß der Lärm die letzten Worte Lefrays übertönte.

      Sie schauten sich ratlos an. Das war nicht zu erwarten gewesen. Sie brauchten einige Sekunden, um sich darüber klarzuwerden, daß ihre schnelle Verfolgungsjagd unvermittelt aufgehört hatte.

      „Was jetzt?“ fragte Lefray schließlich, als die Leinwand schwer durchsackte.

      „Warten, bis der Wind wieder einsetzt. Killigrew hat die gleichen Schwierigkeiten. Die Flaute gilt auch für die Schebecke.“

      „Da wäre ich aber gar nicht so sicher“, sagte Lefray und fuhr mit den Fingern durch sein dunkelblondes, feuchtes Haar. „Das gefällt mir überhaupt nicht.“

      Die Deckscrew hatte ihre Arbeit unterbrochen, starrte auf die Segel und über das Schanzkleid. Rund um das Schiff hatte sich das Meer beruhigt. Die Schaumkronen waren verschwunden. Die „Ghost“ arbeitete schwer in den langen Wellen, legte sich weit über, hob und senkte den Bug.

      Eine Geschützkugel sprang aus dem Grummet und rollte rumpelnd über die Kuhl. Die Männer sprangen fluchend zur Seite, als der Stückmeister hinter dem Geschoß herrannte und die schwere Steinkugel einzuholen versuchte.

      Pugh, der Schiffszimmermann, bückte sich und bremste das Geschoß, indem er es zwischen Schanzkleid und seinen Stiefel einklemmte.

      „Willst du das Ding nach dem Seewolf schmeißen?“ schrie er.

      Die Deckscrew stieß ein lautes Gelächter aus. Lean schleppte die Kugel mit beiden Händen vor dem Bauch zurück zur Culverine an Backbord.

      „Wart’s ab.“

      Der Kapitän drehte sich langsam um. Die Leinwand klatschte schwer und feucht gegen die Masten. Über dem Meer bildeten sich in den gelben und grauen Wolken seltsame Strömungen. Aber es fehlten alle Anzeichen, die auf einen Sturm hindeuteten. Jeder an Deck klammerte sich fest und starrte zu den Wolken hoch, die sich zusammenballten, wieder auflösten und in unterschiedliche Richtungen auseinandertrieben.

      „Das ist ein verdammt merkwürdiger Monsun“, knurrte Ruthland schließlich.

      Eine Bö aus Westen sprang an, kräuselte das Wasser und füllte die Segel. Die „Ghost“ krängte schwer nach Backbord.

      „Neuer Kurs!“ schrie Ruthland. „Kannst du nicht aufpassen, Quelch?“

      „Schon gut, Sir“, bemerkte der Rudergänger halblaut und zog die Schultern in die Höhe.

      Langsam schwang das Heck herum. Die Karavelle schien ins nächste Wellental eintauchen zu wollen, dann stürzten die Männer der Segelwache zu den Schoten. Der Erste enterte den Niedergang auf und gab vom Achterdeck aus seine Befehle.

      „Nicht so schnell“, sagte Ruthland. „Das ist wahrscheinlich nur eine Bö. Der Wind kann gleich wieder umschlagen.“

      Sie waren an die Monsunwinde gewöhnt, die meist aus Südwesten wehten. Hin und wieder waren auflandige und ablandige Winde stark genug, um das Schiff schnell genug vorwärts zu bringen. Selbst an Gewitterstürme hatten sich die Engländer gewöhnen müssen. Aber heute spielte das Wetter verrückt.

      Die Bö packte stärker zu, die Segel standen binnen weniger Sekunden wieder prall, und die „Ghost“ nahm Fahrt auf. Es gelang, die Karavelle auf Südostkurs zu steuern, aber wie lange sie das Land voraus sehen würden, blieb weiterhin ungewiß.

      „Hör zu, Francis“, sagte Lefray einige Zeit später. „Ich begebe mich auf die Back, und dort bleibe ich, bis ich den Seewolf im Kieker habe. Klar?“

      „Einverstanden“, erwiderte Ruthland. „Es wird nicht lange dauern, dann dreht der Wind wieder.“

      „Wahrscheinlich.“

      In den folgenden Minuten blieb der Wind stark genug, und er änderte auch die Richtung nicht, aus der er wehte. Noch immer regnete es über dem Festland. Die Wellen türmten sich höher auf, die Schaumkronen waren zuerst winzig klein, wuchsen dann, und schließlich kippten sie von den Wellenkämmen und lösten sich zischend auf.

      Hugh Lefray hangelte sich am Schanzkleid entlang bugwärts, enterte auf und suchte hinter dem tanzenden Bug nach dem Schiff des verhaßten Feindes – mit bloßem Auge oder durch die Linsen des Spektivs.

      Aber es dauerte fast bis zum Mittag, bis er etwas sichtete – Segel, die sich undeutlich von den Wolken an der Kimm abhoben. Zu dieser Zeit hatte die Karavelle drei Schläge ausgeführt und befand sich wieder auf südlichem Kurs.

      Aber jetzt näherte sich mit den Monsunwolken ein breiter, fast schwarzer Regenvorhang. David Lean fing an, die Culverinen und Lafetten mit Segeltuch zu schützen und das knatternde, wild schlagende Tuch festzuzurren.

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