Название | Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus |
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Автор произведения | Andreas Suchanek |
Жанр | Языкознание |
Серия | Heliosphere 2265 - Der komplette ... |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958344020 |
»Ich denke, es wird Zeit, der Presse ein paar Informationsbrocken vor ihre geifernden Mäuler zu werfen. Sorgen Sie dafür, dass die Regenbogenpresse erfährt, wer für das Debakel auf dem Mars verantwortlich ist. Immerhin wurde die gesamte Bevölkerung bewusstlos. Zu wie vielen Toten kam es dabei noch gleich? Ach, egal. Aber kein Wort über das Artefakt. Bezeichnen Sie es als 'Fehlgeschlagenes Experiment'. Wenn das neue Labor steht, will ich die Kontrolle über das Projekt. Mit den Rentalianern werde ich schon fertig.«
»Ich veranlasse das umgehend, Sir«, sagte Randall, während seine Finger über sein Memopad glitten. »Eine ausgezeichnete Idee, wenn ich das bemerken darf.«
Juri schenkte Randall einen durchdringenden Blick, worauf das debile Grinsen von dessen Gesicht verschwand. Vielleicht sollte er seine ursprüngliche Idee doch umsetzen und seinen Adjutanten auf eine Reise ohne Wiederkehr schicken. Gleiterunfälle geschahen zwar selten, aber ab und an … Er schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken.
»Gibt es sonst noch etwas?«
»Lieutenant Bruce Walker, Sir«, sagte Randall.
Maßlose Wut erfasse Juri. Walker, dieser dumme Hund, hatte wirklich alles falsch gemacht. Anstatt die Vorurteile der Crew auf subtile Art aufzubauen, war er mit voller Beschleunigung in den Konverter gekracht. »Ich denke, wir haben für Lieutenant Walker keine Verwendung mehr. Wenn ich recht informiert bin, befindet sich die HYPERION auf dem Weg zur NOVA-Station. Dort wird das Artefakt zusammen mit Lieutenant Walker übergeben. Ich bin sicher, auf einer so großen Station kommt es ab und an zu Unfällen.«
Randall schluckte. »Aber Sir, wird man nicht vermuten, dass Sie dahinterstecken?«
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich bin momentan nicht angreifbar.« Juri schlug die Beine übereinander und genoss das Gefühl, die Macht über Leben und Tod, über so viele Schicksale in seinen Händen zu halten.
»Ich setze einen unserer Leute darauf an«, bestätigte Randall. »Darf ich fragen«, er räusperte sich, »wann Sie wegen des Parliden tätig werden wollen?«
»Bald. Aber vorher benötige ich noch etwas von unseren Freunden in den weißen Kitteln. Und jetzt, Lieutenant Trace, sollten Sie sich wieder an Ihren Schreibtisch begeben.«
Randall schluckte, nickte und wandte sich um. Er konnte gar nicht schnell genug davonkommen, und Juri schüttelte den Kopf über so viel Speichelleckerei gepaart mit Angst. Aber immerhin war er tüchtig. Sein letzter Adjutant hatte wirklich zu gar nichts getaugt.
Juri versank wieder in der Betrachtung des Stasetanks. Er musste seine Pläne erneut ändern. Wie damals, als Noriko Ishida ihn kurz vor der Durchführung des nächsten Schritts ins Abseits gedrängt hatte. Dieses Mal würde er nicht wieder Jahre verstreichen lassen, doch er musste vorsichtig sein. Es galt, wohlüberlegt vorzugehen. Es musste ihm irgendwie gelingen, den Parliden für sich zu nutzen. So schwer konnte das doch nicht sein.
Die Zeit verstrich, und in seinem Geist nahm ein neuer Plan Gestalt an.
*
HYPERION, Auf dem Weg zur NOVA-Station, 19. Januar 2266, 08:30 Uhr
Lieutenant Tess Kensington nippte vorsichtig an ihrem heißen ViKo-Drink, bevor sie ihn wieder in die Haltevorrichtung an ihrer Konsole stellte. Nach dem Trubel im Kartas-System tat es gut, wieder der einfachen Routine zu folgen: Dienst auf der Brücke, ein wenig Sport und erholsame Stunden in geselliger Runde im Vergnügungsbereich des Schiffes. Keine fliegenden Torpedos, keine einschlagenden Laser und keine Hackerangriffe von Verrätern.
Sie gähnte. Die Wirkung des Koffein-Zusatzes im ViKo ließ heute besonders lange auf sich warten. Sie warf einen Blick auf Captain Cross, der auch nicht gerade fit wirkte. Sie musste unweigerlich grinsen und wandte ihr Gesicht schnell wieder der Konsole zu.
Genau in diesem Moment flammte ein graues Icon auf. Eine unbekannte Signatur, stellte sie fest. Bevor sie Feinjustierungen vornehmen konnte, um herauszufinden, um wen oder was es sich handelte, verschwand die Signatur aus der Ortung.
Hier draußen konnte ein solcher Ortungsimpuls alles bedeuten. Vermutlich hatten die Sensoren einen Asteroiden falsch interpretiert und das Icon nach einer Reklassifizierung deaktiviert.
»Sir, ich habe Meldung vom Maschinenraum. Der Auftank-Vorgang ist beendet«, meldete Lieutenant McCall. »Wir können den Interlink-Flug fortsetzen.«
»Lieutenant Task, bringen Sie uns zur NOVA-Station«, befahl Captain Cross.
Tess beschloss, sich in aller Stille die Protokoll-Logs anzusehen. Wenn die internen Algorithmen eine fehlerhafte Einschätzung vorgenommen hatten, konnte sie die Informationen aus den Logs ablesen. Sie würde diese Sache in ihrem Schichtbericht erwähnen.
Wenige Minuten später baute sich die Interlink-Blase auf, und die HYPERION flog mit 6200-facher Lichtgeschwindigkeit Richtung NOVA-Station.
III
Sol-System, Kuipergürtel, Forschungsstation CAVE, 20. Januar 2266, 08:30 Uhr
Admiral Juri Michalew versah den letzten Bericht des heutigen Tages mit seiner Signatur, dann berührte er das »Senden“-Icon. Damit war der Papierkram erledigt. Zeit für einen Drink. Während er seinen Kopf vorsichtig bewegte – selten war er so verspannt gewesen –, ging er zu der kleinen Anrichte, auf der gläserne Flaschen verschiedenster Formen standen. Er griff nach jener mit der goldgelben Flüssigkeit, kippte sie in ein bereitstehendes Glas und ging zurück zum Schreibtisch. Müde fläzte er sich in seinen Konturensessel und aktivierte die Massage-Funktion, bevor er vorsichtig an dem achtzig Jahre alten weganischen Whiskey nippte. Das torfige Aroma breitete sich in seinem Mund aus und floss feurig seinen Hals hinab.
Als ein abgehackter Signalton erklang, überlegte er ernsthaft, einfach nicht zu reagieren. Er war müde und angespannt, konnte sich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren. Wenn sein unfähiger Adjutant schon wieder mit schlechten Nachrichten kam, würde er ihn aus der nächsten Luftschleuse schleudern. Vielleicht machte er das so oder so.
Er warf einen Blick auf den Monitor und fuhr elektrisiert in die Höhe. Ein paar Tropfen Whiskey spritzten auf seine Uniformhose. Noch während der selbstreinigende Stoff sich um das Problem kümmerte, sagte Juri: »Herein!«
Die Türhälften fuhren mit einem Zischen in die Wand und gaben den Blick auf Florian von Ardenne frei. Der Wissenschaftler war vor einigen Tagen dem Parlidenprojekt zugeteilt worden, damit dort endlich Fortschritte erzielt wurden.
»Treten Sie ein, Doktor«, sagte Juri und winkte dem gedrungenen Mann mit dem beachtlichen Bauchumfang ungeduldig zu. »Setzen Sie sich.«
»Danke, Sir.«
Wie gefordert nahm von Ardenne Platz und legte seine Hände entspannt ineinander verschränkt auf seinen Bauch. Sein schlohweißer Haarschopf stand wie üblich zerzaust in alle Richtungen ab, was ihm das Aussehen eines verwirrten Genies verlieh.
»Ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten«, sagte Juri. Instinktiv schob er das Whiskeyglas zur Seite. In der Flotte wurde es nicht gerne gesehen, wenn jemand echten Alkohol trank. Nicht umsonst wurde auf Schiffen meist nur dieses widerliche Vitamin-Koffein-Zeug ausgeschenkt. Er wusste, dass Florian von Ardenne kein Kostverächter war und selbst ab und an während der Arbeit etwas Härteres kippte. Solange der Wissenschaftler Ergebnisse lieferte, wurde darüber hinweggesehen. »Auch einen?« Er deutete auf das Glas.
Der Wissenschaftler zögerte kurz, schüttelte aber den Kopf. »Danke, Sir. Auch wenn ich ihn jetzt nötig hätte. Ich fürchte, ich bringe schlechte Neuigkeiten.« Er rieb sich erschöpft die Augen. »Wir haben auf der Grundlage von Doktor Petrovas Analysen weitere Scans angefertigt und einen Weg gesucht, die Verbindung zu trennen.«
»Es ist misslungen«, sagte Michalew mit schwacher Stimme.