Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek

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Название Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus
Автор произведения Andreas Suchanek
Жанр Языкознание
Серия Heliosphere 2265 - Der komplette ...
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958344020



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»Ich nehme Kontakt zur HYPERION auf.«

      »Die Parliden werden es orten.«

      »Das spielt keine Rolle mehr. Extrahieren Sie alle Daten, Lu. Gehen Sie durch das Transmittertor zurück. Ich werde die HYPERION umleiten. Sie sollen mich abholen und auf dem Weg einen Scan der übrigen Planeten durchführen.«

      Lus Ohren zuckten zustimmend. »Aber ihr werdet euch beeilen müssen. Jedes Parlidenschiff im System wird darauf aus sein, die HYPERION zu vernichten.«

      Er aktivierte das interne Kommsystem und sprach hektisch in das Aufnahmefeld. Dann berührte er einige Icons auf der Touch-Konsole. »Ich leite die Kommunikation über eine eurer Plattformen. Da wir die Position der HYPERION kennen, können wir mit gebündelten Phasenstrahlen eine Richtverbindung herstellen.«

      Jayden nickte ihm dankbar zu und wartete auf die Etablierung des Kontakts.

      *

      »Lieutenant Task, berechnen Sie eine Route zum Captain«, befahl Noriko. »Und falls wir auf dem Weg dorthin zufällig ein paar ordentliche Sensoraufnahmen der Planetenoberflächen machen können, wäre das eine feine Sache.«

      »Aye, Ma’am«, erwiderte Task nach einigen Sekunden. »Unser neuer Vektor führt uns in einem Haken zum Ziel. Da sich die Parliden auf Abfangkurs nähern, wird es eng. Aber da sie vermuten, dass wir eine direkte Flucht durchführen, kann ich sie hoffentlich auf diese Art ablenken. Ich richte unseren Kurs erst bei Minimaldistanz zum Ziel aus. Wir haben bei Erreichen von Kartas I ein geschätztes Zeitfenster von vierzig Minuten, um den Captain an Bord zu holen.«

      Während die HYPERION auf ihren neuen Vektor einschwenkte und beschleunigte, besah Noriko sich die Daten der SE-RA genauer. Das Schiff war mit Traktorstrahlen an den Interlink-Kreuzer gekettet. Auf die gleiche Art hatten sie auch das erste Artefakt aus dem Elnath-System transportiert. Damals war es die PROTECTOR gewesen, auf der sie das erste Fraktal verstaut hatten. Und auch dabei hatte es eine Menge Tote gegeben.

      Mit einem Zischen öffnete sich das Schott zur Brücke. Als Noriko aufblickte, erkannte sie Alpha 365, den Sicherheitschef, und Giulia, die beide mit grimmigen Gesichtern auf sie zukamen. Hinter dem genetisch designten und auf die Sicherheitsprotokolle des Schiffes geeichten Alpha betraten zwei Offiziere der Sicherheit die Brücke.

      »Ma’am, ich habe die Daten des Torpedo-Zwischenfalls ausgewertet.«

      »In wenigen Stunden wird Captain Cross wieder an Bord sein. Die Besprechung dieses Zwischenfalls hat zweifellos noch bis dahin Zeit, Commander.«

      »Ich fürchte, dem kann ich nicht zustimmen, Ma’am.« Auf dem Gesicht von Alpha 365 zeigte sich wie immer keine emotionale Regung. Die Genetiker von Kassiopeia hatten bei der Alpha-Linie der Schiffssicherheitsmodelle die Emotionen nicht integriert. Als Folge befand sich auf jedem Schiff der Space Navy ein nach purer Logik handelnder Sicherheitschef. »Nach Auswertung der Daten kann ich bestätigen, dass der Torpedo aufgrund einer internen Manipulation abgefeuert wurde, also nicht, wie die Deaktivierung des Waffensystems, von außen durchgeführt wurde. Ein solches Vorgehen im Verlauf einer Schlacht wird als Verrat betrachtet und mit einer unehrenhaften Entlassung und lebenslanger Haft geahndet.«

      Mit welcher Kälte er die Worte aussprach. Bildete sie es sich nur ein oder umspielte der Hauch eines Lächelns Giulias Mundwinkel? Warum hatte der Alpha sie mit auf die Brücke gebracht? Um Noriko vor allen anderen zu demütigen?

      »Ich verstehe. Und Sie konnten feststellen, wer für die Manipulation verantwortlich ist?«

      »In der Tat, das konnte ich.« Der Lieutenant Commander gab seinen beiden Sicherheitswachen einen Wink. Beide traten auf den noch immer bewusstlosen Bruce Walker zu. »Zwar wurde die Manipulation des Protokolls über Ihren Log-in durchgeführt, Commander, doch wir konnten die Spur schließlich zu Lieutenant Walker zurückverfolgen.«

      Erst jetzt bemerkte Noriko, welch furchtbarer Druck bisher auf ihrer Brust gelegen hatte. Mit einem Mal fühlte sie sich befreit und musste sich beherrschen, nicht laut auszuatmen.

      »Lieutenant Commander Lorencia war mir beim Aufspüren des Schuldigen eine große Hilfe.«

      Giulia zwinkerte Noriko zu. »Freut mich, wenn ich behilflich sein konnte.«

      »Gute Arbeit.« Sie nickte beiden anerkennend zu. »Verfrachten sie Lieutenant Walker in die Arrestzelle. Ein Militärgericht wird sich um seinen Fall kümmern, sobald wir zurück in der Solaren Union sind.«

      Während Giulia, Alpha 365 und die beiden Sicherheitswachen – mit dem bewusstlosen Walker im Schlepptau – die Kommandobrücke verließen, gönnte sich Noriko endlich einen Moment des Aufatmens. Sie als amtierender Captain zum Zeitpunkt der Kampfhandlung war damit rehabilitiert. Walker zu betäuben lag im Rahmen ihrer Kompetenz. Und wenn er sich nun auch noch als Drahtzieher der Manipulation entpuppte, war das Kapitel abgeschlossen.

      Auf den Gesichtern der übrigen Brückencrew spiegelten sich die unterschiedlichsten Emotionen wider. Scham, Stolz, Freude.

      »Ma’am, ich habe soeben das Signal des Kurierbootes verloren«, meldete Lieutenant Kensington. »Ein Teil der Parlidenflotte hat es abgefangen.«

      Das Hochgefühl verpuffte. Kuriere hatten den Befehl, alle sensiblen Daten aus dem Computer zu löschen und im schlimmsten Fall das Boot zu zerstören, damit der Feind bei einer Enterung an keinerlei Informationen gelangte. Im vorliegenden Fall vermutete sie jedoch eher, dass die Parliden es schlicht und einfach abgeschossen hatten.

      »Gibt es eine Rettungskapsel?«

      Ein hektisches Blinken auf Kensingtons Konsole zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie hob die Arme in einer entschuldigenden Geste. »Das kann ich nicht sagen, unsere Sensorplattform wurde gerade vernichtet. Die Parliden sind uns auf den Fersen.«

      Vor ihrem inneren Auge sah Noriko Fähnrich Tobias Feldmann. Immer ein Lächeln auf dem Gesicht; die Haare so verwuschelt, als hätten sie noch nie einen Kamm gesehen. Ständig dem aktuellen Trend folgend, wechselte er seine Kontaktlinsen täglich, wodurch seine Augen mal gänzlich schwarz waren, mal violett schimmerten. Er hatte sich um den Kurierdienst gerissen, wollte selbst einmal einen solch wichtigen Einsatz durchführen. Sie blickte auf den Holotank, sah jedoch nur sein lachendes Gesicht. Warum erinnerte man sich immer an das Lachen?

      *

      »Das war knapp, Commander. Verdammt knapp.« Jayden dachte mit Schrecken daran zurück, wie nahe ihnen die verfolgenden Parlidenraumer gekommen waren. In buchstäblich allerletzter Sekunde konnte die HYPERION den Interlink-Antrieb aktivieren und entkommen.

      Mittlerweile hatte er Ishidas Bericht gelesen.

      »Es war eine abenteuerliche Mission«, erwiderte seine Stellvertreterin. »Wie Sie wissen, hatte ich in der Vergangenheit oft mit problematischen Offizieren zu tun. Aber was Walker hier getan hat, ist einfach unvorstellbar.«

      Jayden schloss Ishidas Abschlussbericht und deaktivierte seine Konsole. Es tat gut, wieder an Bord seines Schiffes zu sein. Die Rentalianer hatten ihren Horchposten vernichtet, bevor sie durch die Transmitter verschwunden waren. Ein Shuttle hatte Jayden an Bord geholt und sie waren den Parliden knapp entkommen. Ohne die Antimateriebombe, die neben dem gesamten Planeten auch alle Orbitalforts und die angedockten Schiffe mit in den Untergang gerissen hatte, wäre diese Flucht nicht so glimpflich verlaufen.

      »Ich habe mir den Bericht von Alpha 365 durchgelesen«, sagte Jayden. »Walker hatte aufgrund seines Status als sekundärer Taktikoffizier Zugang zum Hauptcomputer. Doch es hätte ihm nicht möglich sein dürfen, auf Ihre Konsole zuzugreifen. Wir haben seine Computerkenntnisse wohl unterschätzt – ebenso wie seinen Hass gegen Sie. Aber bei den vorliegenden Beweisen wird er sich nicht mehr herausreden können. Das Kapitel Walker ist erledigt. Und immerhin hat diese Angelegenheit auch etwas Gutes.«

      »Sir?«

      »Wir sind einen von Michalews Leuten los.