Mein. Lilly Grünberg

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Название Mein
Автор произведения Lilly Grünberg
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783945163696



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humorvoll und intelligent sollte er sein. Allerdings kein Akademiker. Peter war angehender Arzt gewesen und hatte ihr häufig das Gefühl gegeben, sie wäre ihm an Bildung unterlegen, obwohl sie selbst studiert hatte. Vermutlich hatte er eben genau das nie akzeptiert, dass sie ihm ebenbürtig war. Ein Makel, der auf viele Männer zutraf.

      Die Verantwortung für Apotheke und Angestellte trug sie gerne. Dennoch wäre ihr für zuhause eine Schulter zum Anlehnen ganz recht. Es sollte einfach jemand Liebenswertes sein, dem sie nichts beweisen musste und der auch kein Problem mit ihrer Selbstständigkeit hatte. Am liebsten so eine Art knuffiger Teddybär in Menschengestalt.

      Ihre Freundinnen ahnten nichts von Maureens Prioritäten und hatten den Fragebogen zur Partnervermittlung akribisch, und wie sie glaubten, korrekt ausgefüllt. Als Maureen ihr LogIn erhielt und sich in Gesellschaft der drei zum ersten Mal auf die Website von MyHeart einloggte, wurde ihr schlagartig klar, dass ihre Daten und ihr Foto tatsächlich von potentiellen Partnern gesichtet werden konnten.

      »Ihr meint das also wirklich ernst?«, hatte sie schockiert hervor gestoßen. »Ich soll mir via Internet einen Mann suchen?«

      »Ja, klar. Was glaubst du denn«, lachte Denise. »Wir können doch nicht zulassen, dass du ein Mauerblümchen wirst.«

      »Für dich beginnt jetzt eine aufregende Zeit«, ergänzte Ilona mit leuchtenden Augen, als wäre sie selbst ganz wild darauf, in diese Welt einzutauchen.

      Ganz im Gegensatz zu Maureen. Zugegeben, es war interessant, in den Datenblättern zu stöbern, und manche Männer sahen auf dem hinterlegten Foto attraktiv aus. Vergeblich versuchte Denise ihre Freundin zu überreden, dem einen oder anderen eine E-Mail zu schicken, um sich mit diesem zu verabreden. Fehlanzeige.

      »Weißt du, bei einer seriösen Partnervermittlung treffen die eine Vorauswahl und schicken dir das per Post zu«, behauptete Maureen, die das mal irgendwann irgendwo gelesen hatte.

      Becky verdrehte die Augen. »Hey, du lebst völlig hinterm Mond. Wir haben absichtlich diese Plattform gewählt, damit du selbst die freie Wahl hast. Sei spontan und lass dein Herz entscheiden.«

      Maureen sah das anders. Woher sollte sie wissen, dass Foto und Informationen der Wahrheit entsprachen? Nirgends wurde so viel gelogen wie in sozialen Netzwerken, oder etwa nicht? Nein, sie hatte keine Lust zum Ausprobieren, auch wenn es sie nichts kostete. Denn die Freundinnen hatten zusammengelegt und Maureen diese Mitgliedschaft zu ihrem dreißigsten Geburtstag geschenkt. Ein ganzes Jahr lang durfte sie in dem Partnerschaftsportal surfen und Kontakte knüpfen. Wenn das Schicksal es wollte, würde ihr dabei der Mann fürs Leben begegnen.

      Und dann kam der Tag, an dem Maureen tatsächlich ein Foto entdeckte, das ihr Herz höher schlagen ließ. Das Foto eines sympathisch lächelnden Mannes erschien auf ihrem Bildschirm. Ein sommersprossiges, rundliches Gesicht mit Stupsnase, leichten Bartstoppeln und moosgrünen Augen, die kurz geschnittenen naturblonden Haare verstrubbelt. Alles andere als ein typisches Bewerbungsfoto und genau betrachtet, der völlige Antityp. Aber hier beschönigte jemand endlich mal nicht, wie er wirklich war. Und das gefiel ihr.

      Fast eine Stunde saß Maureen vor dem Bildschirm, las sich das Profil mehrmals durch und betrachtete jedes Detail seines Gesichts. War dieser Mann authentisch? Oder war das einfach nur eine andere Masche, sich so locker, so unverkrampft – so normal zu geben?

      Mit zusammengekniffenen Lippen legte sie ihre Finger auf die Tasten. Sie würde es wagen und es herausfinden …

      3

      Seine verzweifelte Hoffnung, dass die offensichtlich schwer verletzte Person bald mit dem Hubschrauber abtransportiert und die Autobahn wieder freigegeben würde, schwand nach einem Telefonat. Die aktuellsten Informationen hatten stets seine Kollegen in der Einsatzzentrale parat, die in engem Kontakt mit der Autobahnpolizei standen. Ein Schwerlaster war ins Schleudern geraten, hatte mehrere Autos gerammt, Ladung hatte sich auf der Fahrbahn verteilt, Öl und Benzin waren ausgelaufen. Das volle Programm. Im Augenblick war die Feuerwehr damit beschäftigt, den Fahrer, mehr tot als lebendig, aus dem Führerhaus zu schneiden. Die Arbeit wurde mit einsetzender Dämmerung nicht einfacher.

      Wenn es nicht so verdammt kindisch und unmännlich wäre, hätte Linus vor Verzweiflung am liebsten geheult. Warum? Warum nur machte es ihm das Schicksal so schwer? Warum verhinderte es die Erfüllung seines Horoskops? Sein Kopf sank für einige Minuten nach vorne, seine Hände umklammerten das Lenkrad und er schloss die Augen, um sich zu beruhigen und besser nachdenken zu können.

      Als der rettende Gedanke sich in seinem Kopf formulierte, brach ihm Schweiß in Handflächen und Rücken aus. Für einen kurzen Augenblick stand sein Körper in Flammen und sein Herz raste wie verrückt. Ruckartig setzte er sich wieder auf.

      Es gab vielleicht einen Ausweg, die Situation zu retten! Zwar war dieser Plan ein wenig absurd, aber je mehr er darüber nachdachte, desto konkretere Formen nahm dieser an. Warum eigentlich nicht? Genaugenommen war das sogar eine überaus brillante Idee, bei der nichts schiefgehen konnte. Na ja, fast nichts, außer sich bis auf die Knochen zu blamieren, aber dieses Risiko musste er eingehen. Es war immer noch besser, als seine Herzdame völlig zu versetzen und dem vorzeitigen Aus tatenlos entgegen zu sehen.

      Inzwischen stiegen die ersten Autofahrer aus, um sich ein wenig die Füße in der Kälte zu vertreten und mit anderen Fahrern zu sprechen, wohl in der Zuversicht, diese wüssten mehr. Einige rauchten, aber die meisten sprachen hektisch und mit verärgerter Miene in ihr Handy.

      Schatz, ich sitz auf der Autobahn fest. Ich komme später … ja ich weiß, ich hab versprochen

      Das Ausatmen der Männer war im Scheinwerferlicht als diffuse Wölkchen zu erkennen. Keine einzige Frau hatte ihr Auto verlassen.

      Noch einige Wochen, dann würde es um diese Uhrzeit wärmer und heller sein. Die ideale Zeit für eine neue zarte Liebe, die wachsen sollte, wie die Pflanzen im Frühling. Seufzend zückte Linus sein Handy und starrte es an, als müsste es automatisch reagieren.

       Okay, jetzt oder nie!

      Der nötige Anruf zur Umsetzung seines Planes bereitete ihm Unbehagen. Zuerst musste er noch einen Schluck aus der Mineralwasserflasche trinken, die einsatzbereit in einer Halterung am Armaturenbrett steckte.

      Verdammt, auch das noch.

      Der letzte Tropfen prickelte seine Kehle hinab, und augenblicklich fühlte er umso mehr Durst. Konnte es noch schlimmer werden?

      Nein, unmöglich. Er würde kein einziges Wort herausbekommen. Besser er schrieb Maik.

      Hey Alter.

      Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende ausgeführt, die Worte noch nicht im Kopf formuliert, die er schreiben wollte, als sein Finger auf das grüne Symbol klickte, durch die Kontaktliste scrollte und wie ferngesteuert auf das gespeicherte Fotoicon seines besten Freundes klickte.

      Das Pulsieren in seiner Halsschlagader war ihm noch nie so bewusst geworden wie in diesem Augenblick.

      Obwohl Linus zuversichtlich war, dass Maik ihm jeden, absolut jeden Freundschaftsdienst erfüllen und ihn ganz bestimmt nicht im Stich lassen würde, wurde sein Mund bei dem Gedanken, um was er ihn bitten wollte, noch trockener. Ein letzter Blick auf die Uhr: noch eine gute halbe Stunde. War sein Zeitfenster wirklich schon so geschrumpft?

      Er brauchte nicht lange zu warten.

       Servus Linus, hast schon Feierabend?

      Maik hatte sein Handy immer griffbereit, nahm es sogar mit auf die Toilette, und besaß ein zweites in Reserve. Vermutlich würde er Tausend Tode sterben, wenn er auch nur eine Minute von der Welt abgeschnitten wäre.

       Fast. Hast du Zeit?

       No way. Prog. Morgen?

      Oh