Название | Guy de Maupassant – Gesammelte Werke |
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Автор произведения | Guy de Maupassant |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817695 |
»Und dieser Lump trägt noch auf seinem Kleid das Ehrenkreuz, das ich ihm gegeben habe.«
Du Roy wurde leichenblass. Mit einer heftigen Handbewegung riss er aus seinem Knopfloch das kurze rote Bändchen heraus und warf es in den Kamin.
»So! Das ist eine Auszeichnung wert, die von einem Trottel wie Sie herkommt.«
Zähneknirschend standen sie einander gegenüber. Aufs äußerste erregt, mit geballten Fäusten, der eine mager mit langgezogenem Schnurrbart, der andere dick mit hochgedrehtem Schnurrbart.
Der Kommissar trat rasch dazwischen und trennte sie mit seinen Händen.
»Meine Herren, Sie vergessen sich, denken Sie an Ihre Würde.«
Die beiden Männer schwiegen und drehten sich den Rücken zu.
Madeleine stand noch immer unbeweglich und rauchte lächelnd die Zigarette weiter.
Der Polizeioffizier versetzte:
»Herr Minister, ich habe Sie mit der Frau Du Roy, hier anwesend, überrascht, Sie waren im Bett, und Madame beinahe nackt. Ihre Kleidungsstücke lagen unordentlich in der ganzen Wohnung herum. Sie sind offensichtlich eines Ehebruchs auf frischer Tat überführt. Die Tatsache werden Sie nicht leugnen können. Haben Sie etwas zu erwidern?«
Laroche-Mathieu murmelte:
»Ich habe nichts zu sagen. Erfüllen Sie Ihre Pflicht.«
Der Kommissar wandte sich zu Madeleine.
»Gestehen Sie, meine Dame, dass der Herr Ihr Geliebter ist?«
Sie erwiderte zynisch:
»Ich leugne es nicht, er ist mein Geliebter.«
»Das genügt.«
Dann machte sich der Beamte einige Notizen über den Zustand der Wohnung. Als er fertig war, war auch der Minister vollständig angezogen und wartete mit dem Überzieher auf dem Arm und den Hut in der Hand.
Er fragte:
»Brauchen Sie mich noch, mein Herr? Was soll ich tun? Kann ich jetzt fortgehen?«
Du Roy wandte sich um und sagte mit dreistem, zynischem Lächeln:
»Warum denn? Wir sind fertig. Sie können sich wieder hinlegen, mein Herr. Wir werden Sie jetzt allein lassen.«
Dann legte er einen Finger auf den Arm des Polizeibeamten und sagte:
»Gehen wir, Herr Polizeikommissar. Wir haben hier jetzt nichts mehr zu suchen;«
Der Beamte folgte ihm etwas erstaunt; doch an der Türschwelle blieb Georges stehen, um ihn vorbei zu lassen. Der weigerte sich aus Höflichkeit.
Doch Du Roy bestand darauf:
»Bitte gehen Sie voraus, mein Herr.«
»Nach Ihnen«, sagte der Kommissar.
Da machte der Journalist eine Verbeugung und versetzte mit ironischer Höflichkeit:
»Jetzt sind Sie an der Reihe, Herr Polizeikommissar, ich bin hier beinahe zu Hause.«
Dann zog er leise mit einer diskreten Bewegung die Tür hinter sich zu.
Eine Stunde später erschien Du Roy im Redaktionsbüro der Vie Française.
Herr Walter war noch da, denn er fuhr fort, sorgfältig und gewissenhaft seine Zeitung, die jetzt einen riesigen Aufschwung genommen hatte und seine immer größer werdenden Bankoperationen begünstigte, zu leiten und zu überwachen.
Der Direktor blickte auf und fragte:
»Ah! Da sind Sie. Wo kommen Sie denn jetzt her? Sie sind ein komischer Mensch! Warum sind Sie nicht zum Diner gekommen?«
Der junge Mann, der des Effekts seiner Mitteilung bewusst war, erklärte, indem, er jedes Wort betonte:
»Ich habe eben den Minister des Äußeren gestürzt.«
Der andere hielt es für einen Scherz.
»Gestürzt t… wieso?«
»Ich werde das Kabinett umgestalten. Weiter nichts. Es ist höchste Zeit, dass dieses Aas hinausfliegt.«
Der Alte war verblüfft und dachte, dass sein Redakteur beschwipst sei.
Er murmelte:
»Ach was, Sie reden Unsinn.«
»Aber gar nicht. Ich habe eben Laroche-Mathieu mit meiner Frau auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Der Polizeikommissar hat die Sache zu Protokoll genommen. Der Minister ist futsch.«
Walter war sprachlos, er schob seine Brille über die Stirn und fragte:
»Sie machen sich doch nicht über mich lustig?«
»Nicht die Spur. Ich will die Sache sogar gleich in die Zeitung bringen.«
»Aber was wollen Sie tun?«
»Diesen elenden Schurken und öffentlichen Missetäter stürzen.«
Georges legte seinen Hut auf einen Lehnstuhl und sprach weiter:
»Wehe denen, die sich mir in den Weg stellen. Ich verzeihe nie.«
Vater Walter schien die Sache noch immer nicht ganz zu begreifen.
Er stotterte:
»Und … Ihre Frau?«
»Ich reiche morgen früh die Scheidungsklage ein. Soll sie wieder die Witwe Forestier werden.«
»Wollen Sie sich scheiden?«
»Aber gewiss. Sie hat mich lächerlich gemacht. Doch ich war gezwungen, den Dummen zu spielen, um sie zu erwischen. Nun hab’ ich sie. Jetzt bin ich Herr der Lage.«
Herr Walter konnte noch immer nicht zu sich kommen; er sah Du Roy mit verstörten Augen an und dachte:
»Donnerwetter, mit dem Jungen soll man sich in acht nehmen.«
Georges fuhr fort:
»Nun bin ich frei. Ich habe ein gewisses Vermögen, und bei den Neuwahlen im Oktober werde ich mich in meiner Heimat, wo ich gut bekannt bin, als Kandidat aufstellen lassen. Mit dieser Frau, die in den Augen aller Welt für eine verdächtige Person galt, konnte ich weder eine gute Stellung noch Achtung gewinnen. Sie hat mich wie einen richtigen Dummkopf betört und bestrickt. Doch seitdem ich ihr Spiel durchschaut, habe ich diese Dirne überwacht.«
Er lachte und setzte hinzu:
»Dieser arme Forestier trug Hörner… sie betrog ihn, ohne dass er es ahnte;