Название | Guy de Maupassant – Gesammelte Werke |
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Автор произведения | Guy de Maupassant |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817695 |
Er sah sie erstaunt an. Es war nicht das dicke, halbverrückte Schulmädchen von vorhin, es war eine Frau, die kopflos und verzweifelt zu allem fähig war. Ein unbestimmter Plan entwickelte sich inzwischen in seinem Hirn. Er antwortete:
»Meine Verehrteste, die Liebe währt nicht ewig. Man umarmt sich und geht dann auseinander. Wenn es aber so lange dauert wie zwischen uns, dann wird sie zu einer schrecklichen Last. Und das will ich nicht. Das ist die Wahrheit. Doch, wenn du imstande bist, vernünftig zu sein und mich als Freund zu behandeln und zu empfangen, dann will ich gern wiederkommen. Fühlst du dich stark genug dazu?«
Sie legte ihre beiden nackten Arme auf Georges Frack und flüsterte:
»Ich bin zu allem fähig, wenn ich dich nur sehen darf.«
»Dann also abgemacht,« sagte er, »wir sind gute Freunde und weiter nichts.«
Sie stammelte:
»Gut, abgemacht.«
Dann hielt sie ihm ihre Lippen hin.
»Noch einen Kuss … den letzten.«
Er wies sie sanft zurück.
»Nein, wir müssen bei unserem Abkommen bleiben.«
Sie wandte sich ab und trocknete ihre Tränen. Dann zog sie aus dem Ausschnitt ihres Kleides ein Päckchen Papier, das mit einem rosa Seidenbändchen verschnürt war und reichte es Du Roy.
»Hier. Das ist dein Anteil am Verdienst an dem Marokkogeschäft. Ich war so glücklich, dass ich es für dich gewonnen hatte. Nimm es doch.
Er wollte es ablehnen.
»Nein, ich kann dieses Geld nicht annehmen.«
Sie protestierte:
»Ah, jetzt willst du das auch nicht mehr tun! Es ist dein Geld, es gehört nur dir. Wenn du es nicht nimmst, werfe ich es in irgendeinen Abfluss. Du wirst mir das nicht: antun, nicht wahr, Georges?«
Er nahm das kleine Paket und ließ es in seine Tasche verschwinden.
»Wir müssen zurück,« sagte er, »du holst dir sonst noch eine Lungenentzündung,«
»Umso besser!« murmelte sie. »Wenn ich nur sterben könnte!«
Sie ergriff seine Hand und küsste sie leidenschaftlich, rasend und verzweifelt. Dann stürzte sie ins Haus zurück.
Er folgte ihr langsam und nachdenklich. Dann trat er stolz und lächelnd in den Wintergarten ein.
Seine Frau und Laroche waren nicht mehr da. Sehr viel Gäste waren schon fort. Offenbar wollten die meisten nicht zum Ball bleiben. Er sah Suzanne, die Arm in Arm mit ihrer Schwester ging. Sie traten an ihn heran und baten ihn alle beide, die erste Quadrille mit dem Grafen de Latour-Yvelin zu tanzen. Er war überrascht.
»Wer ist denn das nun wieder?«
»Es ist ein neuer Freund meiner Schwester«, sagte Suzanne hinterlistig.
Rose wurde rot und murmelte:
»Du bist boshaft, Suzette, dieser Herr ist genau so mein Freund wie der deine.«
Die andere lächelte:
»Das wissen wir schon.«
Rose wurde wütend, wandte ihnen den Rücken und ging fort. Du Roy nahm vertraulich das junge Mädchen, das neben ihm stand, am Arm und sagte mit zärtlicher Stimme:
»Hören Sie, meine liebe Kleine, halten Sie mich wirklich für Ihren Freund?«
»Aber gewiss, Bel-Ami.«
»Haben Sie Vertrauen zu mir.«
»Unbedingt.«
»Entsinnen Sie sich dessen, was ich Ihnen vorhin gesagt habe?«
»Aber, was denn?«
»Über Ihre Heirat oder vielmehr über den Mann, den Sie heiraten werden.«
»Ja.«
»Nun, wollen Sie mir etwas versprechen?«
»Ja, was denn?«
»Mich jedes Mal um Rat zu fragen, wenn jemand um Ihre Hand anhält, und niemandem Ihr Wort zu geben, ehe Sie mich gesprochen haben.«
»Ja, das will ich tun.«
»Und das bleibt unter uns. Kein Wort davon weder zu Ihrem Vater noch zu Ihrer Mutter.«
»Kein Wort.«
»Sie schwören es?«
»Ich schwöre.«
Rival erschien aufgeregt und sprach mit wichtiger Miene:
»Gnädiges Fräulein, Ihr Papa sucht Sie für den Ball.«
Sie sagte:
»Kommen Sie mit, Bel-Ami.«
Aber er weigerte sich, fest entschlossen, sofort nach Hause zu gehen. Er wollte allein sein, um denken zu können. Zu viel neue Dinge gingen ihm durch den Kopf und er suchte nach seiner Frau. Nach kurzer Zeit erblickte er sie, sie stand am Büfett und trank Schokolade mit zwei unbekannten Herren. Sie stellte ihren Mann vor, ohne die Namen der beiden zu nennen.
Nach ein paar Augenblicken fragte er:
»Gehen wir?«
»Wie du willst.«
Sie nahm ihn beim Arm und sie schritten durch die Säle, die schon ziemlich leer waren.
Sie fragte:
»Wo ist Frau Walter? Ich möchte mich von ihr verabschieden.«
»Lieber nicht. Sie wird darauf bestehen, dass wir zum Ball bleiben und ich habe genug.«
»Das ist wahr, du hast recht.«
Während sie nach Hause fuhren, saßen sie schweigend nebeneinander, doch sobald sie in ihrem Zimmer waren, sagte Madeleine lächelnd, noch bevor sie ihren Schleier abgelegt hatte:
»Du weißt es noch nicht; ich habe eine Überraschung für dich.«
Er brummte launisch:
»Was denn?«
»Rate mal.«
»Nein, das ist mir zu anstrengend.«
»Also, übermorgen