Название | Guy de Maupassant – Gesammelte Werke |
---|---|
Автор произведения | Guy de Maupassant |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817695 |
»Ah«, murmelte er mit gleichgültiger Miene, um sie noch mehr zu reizen.
»Du bist genau so naiv wie Forestier«, sagte sie wütend.
Sie wollte ihn verletzen und erwartete einen Zornesausbruch. Aber er lächelte und sagte:
»Wie Forestier, den du betrogen hast?«
»Oh! Georges!« murmelte sie getroffen.
»Was denn«, sagte er spöttisch. »Hast du mir nicht selbst gesagt, dass du Forestier betrogen hast?« Und im Tone tiefsten Mitleides setzte er hinzu: »Armer Teufel!«
Madeleine antwortete nichts und drehte ihm den Rücken; dann nach einer kurzen Pause sagte sie:
»Wir werden Dienstag Gäste haben. Frau Laroche-Mathieu kommt mit der Vicomtesse de Percemur zum Essen. Willst du noch Rival und Norbert de Varenne einladen? Ich will morgen Madame Walter und Madame de Marelle besuchen. Vielleicht kommt Madame Rissolin auch noch.«
Seit einiger Zeit nutzte sie den politischen Einfluss ihres Mannes aus, um neue Beziehungen anzuknüpfen, und die Frauen der Deputierten und Senatoren, die die Unterstützung der Vie Française brauchten, in ihr Haus zu ziehen.
»Sehr gut,« antwortete Du Roy, »Rival und Norbert werde ich einladen.«
Er rieb sich zufrieden die Hände, denn er hatte jetzt eine gute Waffe gefunden, um seine Frau zu ärgern und seinen heimlichen Hass, seine unklare und quälende Eifersucht, die in ihm seit jener Spazierfahrt im Bois erwacht war, zu befriedigen. Er redete nie anders mehr von Forestier, ohne darauf zu deuten, dass ihm Hörner aufgesetzt worden waren. Er fühlte, dass er damit Madeleine zum Rasen bringen konnte. Und zehnmal am Abend fand er Gelegenheit, den Namen dieses »Hahnreis von Forestier« in wohlwollender Ironie zu nennen.
Er hasste nicht mehr den Toten; er wollte ihn rächen.
Seine Frau schien es nicht zu hören und saß ruhig mit ihrem gleichgültigen Lächeln ihm gegenüber.
Da sie am nächsten Tag Frau Walter besuchen wollte, ging er etwas früher hin, um die Frau seines Chefs allein zu finden und sich zu überzeugen, ob sie wirklich in ihn verliebt war. Das amüsierte und schmeichelte ihm. Und dann … warum nicht … wenn es möglich ist. Um zwei Uhr war er auf dem Boulevard Malesherbes. Man führte ihn in den Salon; er wartete.
Bald erschien Frau Walter und reichte ihm freudig die Hand.
»Welch glücklicher Zufall führt Sie her?«
»Kein Zufall, nur das Verlangen, Sie zu sehen. Eine Macht hat mich zu Ihnen getrieben, ich weiß es selbst nicht warum; ich habe Ihnen auch gar nichts Bestimmtes zu sagen. Ich bin gekommen! Ich bin da! Können Sie mir diesen frühen Besuch und die Offenheit meiner Erklärung verzeihen?«
Er sagte das alles galant und scherzhaft, mit einem Lächeln auf den Lippen, aber mit Ernst in der Stimme.
Sie wurde rot und murmelte:
»Aber wirklich … ich verstehe nicht — Sie überraschen mich — —«
»Das ist eine heitere Liebeserklärung, um Sie nicht zu erschrecken«, fügte er hinzu. Sie setzten sich hin. Sie nahm die Worte als Scherz auf.
»Also, das ist eine ernste Erklärung?«
»Aber ja! Schon lange, sogar sehr lange hatte ich sie auf dem Herzen, aber ich wagte nicht, sie auszusprechen. Sie sollen so streng und kalt sein …«
Jetzt wurde sie wieder sicher und fragte:
»Warum haben Sie denn gerade heute gewählt?«
»Ich weiß es nicht.«
Dann sagte er ganz leise:
»Vielmehr, weil ich seit gestern nur an Sie denke.«
Sie wurde plötzlich bleich und murmelte:
»Genug jetzt von diesen Kindereien, sprechen wir von etwas anderem.«
Aber er fiel so plötzlich vor ihr auf die Knie, so unerwartet, dass sie einen Schreck kriegte. Sie wollte aufstehen, aber er hielt sie mit beiden Armen fest und flüsterte ihr leidenschaftlich zu:
»Ja, es ist wahr, ich liebe Sie seit langem, wahnsinnig. Antworten Sie mir nicht. Begreifen Sie es denn nicht? Ich bin wahnsinnig. Ich liebe Sie … Oh, wenn Sie wüssten, wie ich Sie liebe!«
Sie atmete schwer, keuchte, versuchte zu sprechen, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Sie stieß ihn mit beiden Händen zurück, sie fasste ihn am Haar und versuchte seinen Küssen auszuweichen. Sie bog ihren Kopf nach links und nach rechts, mit einer schnellen hastigen Bewegung und schloss die Augen, um ihn nicht mehr zu sehen.
Er berührte durch das Kleid ihren Körper, er streichelte und betastete sie; ihr Widerstand schwand unter dieser hastigen und rohen Liebkosung. Er stand auf, um sie ganz an sich zu ziehen, aber in dieser Sekunde entwischte sie ihm und flüchtete von einem Sessel zum anderen. Eine Verfolgung kam ihm lächerlich vor; er ließ sich in einen Stuhl nieder, verbarg sein Gesicht in den Händen und schien krampfhaft zu schluchzen. Dann sprang er auf, rief: »Adieu, adieu!« und stürzte hinaus.
Er nahm im Vorzimmer seinen Spazierstock und ging ruhig die Treppe hinab, indem er sich sagte: »Wahrhaftig, ich glaube, die Sache geht gut.«
Er ging auf ein Telegrafenbüro und schickte Clotilde ein blaues Briefchen; er bat sie für morgen um ein Rendezvous.
Als er zur gewohnten Stunde heimkehrte, fragte er seine Frau:
»Nun, hast du alle deine Leute zum Diner beisammen?«
»Ja, nur Madame Walter hat mir noch nicht bestimmt zugesagt. Sie weiß nicht, ob sie frei sein wird; sie ist unentschlossen und erzählte mir Gott weiß was für Geschichten über ihre Pflichten und ihr Gewissen. Mir schien das etwas komisch zu sein. Es ist übrigens egal, ich hoffe, sie kommt schließlich doch.«
Er zuckte die Achsel.
»Ich glaube es auch, sie wird kommen.«
Trotzdem war er seiner Sache nicht ganz sicher und blieb etwas unruhig bis zum Tage des Diners.
Am selben Tage früh morgens erhielt Madeleine einen kurzen Brief von Frau Walter: »Ich habe mich mit großer Mühe für heute Abend frei gemacht. Ich komme mit größtem Vergnügen; leider kann mein Mann mich nicht begleiten.«
Du Roy dachte sich: »Es war ganz schlau von mir, dass ich nicht wieder hingegangen bin. Jetzt hat sie sich beruhigt, aber — Vorsicht!«
Ungeduldig erwartete er sie. Sie erschien sehr ruhig, etwas kühl und abweisend. Er benahm sich sehr bescheiden zurückhaltend