Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Название Sophienlust Paket 4 – Familienroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Sophienlust Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740971076



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Aber die Lüneburger Heide ist wirklich gar zu weit weg von hier.«

      Denise lächelte. »Guter Alexander! Beate Breuer würde unsere Hilfe wahrscheinlich nicht einmal annehmen. Ich habe sogar allerlei fromme Lügen schreiben müssen, damit sie bereit ist, wenigstens den Freiplatz für Uwe zu akzeptieren.«

      »Sie ist stolz. Das kann ich verstehen, und es gefällt mir sogar. Es ist nun einmal nicht jedermanns Sache, Mitleid und Almosen entgegenzunehmen. Trotzdem muss sie für den Jungen alles nehmen, was sie bekommen kann. Das ist ihre Pflicht. Ob sie uns einmal besuchen kommt?«

      »Schon möglich. Sie möchte begreiflicherweise Uwe wiedersehen. Der Junge wünscht sich das auch, aber da der Vater immer wieder auf dem Gut auftaucht, möchte Frau Breuer offenbar vermeiden, dass Uwe nach Hause kommt. Deshalb wird sie die weite Reise auf sich nehmen, sobald sie es mit ihren mannigfachen Aufgaben vereinbaren kann.«

      »Die arme Frau! Ich staune immer wieder, was Frauen zu leisten vermögen, wenn das Schicksal sie hart anfasst und ihnen schier Unmögliches abverlangt.«

      »Das ist eine besondere Gabe der Natur, Alexander.« Denise lächelte wieder. »Jede Mutter kann es, wenn es um ihr Kind geht. Deshalb ist auch Beate Breuer so bewundernswert tapfer. Sie tut es für Uwe.«

      Sie sprachen an diesem Abend noch längere Zeit über die schwierige Lage, in der sich Beate Breuer durch die Gewissenlosigkeit und den Leichtsinn ihres Mannes befand. Zwar hatte die junge Frau dies alles nur angedeutet, doch fiel es nicht schwer, sich das zusammenzureimen, was sie verschwiegen hatte.

      »Normalerweise rede ich einer Scheidung wahrhaftig nicht das Wort«, meinte Alexander abschließend. »Aber in diesem Falle wäre es wohl das Beste.«

      »Vielleicht. Immerhin scheint Beate Breuer noch an ihrem Mann zu hängen, so weit ich das beurteilen kann. Sie lässt sich jedes Mal von Neuem überreden, wenn er kommt und ihr verspricht, dass sich nun alles zum Besten wenden werde. Auf diese Weise ist sie ja überhaupt immer tiefer ins Unglück geraten. Gegen die Liebe ist kein Kraut gewachsen.«

      »Ebenso wenig wie gegen die Dummheit«, seufzte Alexander. »Einmal müssten ihr doch die Augen aufgehen, dass er nichts taugt. Es wäre ein Jammer, wenn das Gut vor die Hunde gehen würde, denn es scheint sich um einen ansehnlichen Besitz zu handeln.«

      »Ein großes Heidegut. Frau Breuer schrieb, dass sie bereits dazu übergehen musste, alles zu verkaufen, was keinen Gewinn bringt. Sogar Uwes Ponys sind weggegeben worden. Aber das weiß der Junge noch nicht.«

      »Zu schade! Eine junge Frau und ein uralter Verwalter schaffen es natürlich nicht, die Karre aus dem Dreck zu holen.«

      Denise verschloss ihren Schreibtisch und legte die fertigen Briefe zurecht, damit der Postwagen sie am Morgen mitnehmen könnte.

      »Gehen wir schlafen, Alexander. Es ist spät geworden.«

      Sie schauten noch in Nicks Zimmer.

      »Bin eben bei der letzten Seite«, sagte der Junge. »Ich glaube, mein Aufsatz ist gut geworden. Willst du ihn durchlesen, Vati? In einer Viertelstunde bin ich so weit.«

      »Gut, Nick. So viel Zeit nehme ich mir noch. Mutti legt sich inzwischen schon nieder.«

      Denise küsste Nick auf den dunklen, lockigen Scheitel. Dann suchte sie das Schlafzimmer auf und legte sich kurz darauf ins Bett. Sie war schon fast eingeschlummert, als ihr Mann kam.

      »Nick hat einen großartigen französischen Aufsatz geschrieben, Isi. Du kannst stolz auf ihn sein. Er sieht dir nicht nur äußerlich ähnlich, sondern gleicht dir auch in der Gründlichkeit, mit der er seine Aufgaben anfasst.«

      »Das ist genauso dein Verdienst wie meiner, Alexander. Du hast Nick seit seinem fünften Lebensjahr geformt und ihm den verstorbenen Vater voll ersetzt.«

      Alexander schloss seine geliebte Frau in die Arme. Die Sorgen versanken, und die Hast des Tages ging sanft in die Ruhe der Nacht über.

      *

      Jan schloss das Wirtschaftsbuch mit einem Seufzer.

      »So schlecht schaut es doch gar nicht aus, Jan«, wandte Beate Breuer ein. »Immerhin haben wir diesen Monat sogar noch ein kleines Guthaben auf der Bank.«

      »Aber wir müssen Futter kaufen und noch einmal Löhne auszahlen. Danach gibt es wieder rote Zahlen. Das ist sonnenklar. Und im nächsten Monat sind die Quartalszinsen fällig.«

      Nun sank auch Beates Mut. »Wir schaffen es nicht, Jan. Mir fehlt der Überblick und die Erfahrung. Du kannst nicht überall zu gleicher Zeit sein. Du arbeitest ohnehin für zwei junge Männer.«

      »Trotzdem kommen wir nicht an der Tatsache vorbei, dass ich alt bin, Frau Beate. Es gehört ein junger Verwalter aufs Gut, einer, der studiert hat und sich mit den modernen Methoden der Landwirtschaft auskennt. Ich bin sicher, dass man aus dem Heidehof etwas machen könnte. Vielleicht müsste man einiges umstellen …«

      »Was man auch umstellen will, Jan, es kostet zunächst eine Menge Geld. Aber ich habe kein Geld. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als das Gut zu verkaufen, wenn nicht ein Wunder geschieht.«

      »Das dürfen Sie nicht, Frau Beate. Nein, das geht nicht. Man würde die Alten fortschicken und mich auch. Man würde alles verändern, und Ihnen würde das Herz darüber brechen. Es ist besser, wenn Sie etwas Land abstoßen. Das Gut ist ziemlich groß. Damit gewinnen Sie erst einmal Zeit. Vielleicht kommt der Herr bald zurück. Vielleicht hatte er diesmal mit seinem Geschäft mehr Erfolg als beim letzten Mal.«

      »Ach, Jan, es hat doch keinen Zweck, wenn du so tust, als wüsstest du nicht, was wirklich gespielt wird. Mein Mann gibt sich gar keine Mühe, Geschäfte zu unseren Gunsten zu machen. Er arbeitet nicht einmal. Schließlich könnte er eine normale Anstellung annehmen, wie Millionen andere Menschen auch. Er würde ein gutes Gehalt bekommen bei seiner Vorbildung. Aber nein, er wollte von Anfang an nur den reichen Gutsherrn spielen und keinen Finger krumm machen. Dass das nicht geht, will er einfach nicht einsehen.«

      Jan senkte die Lider. »Ja, ich weiß es, Frau Beate«, murmelte er mit unglücklicher Miene. »Ihr guter Vater war damals gegen diese Ehe. Aber Sie wollten ja nicht hören. Bevor er starb, bat er mich, Sie nicht zu verlassen. Ich habe es ihm in die Hand versprochen, denn ich wäre sowieso niemals vom Heidehof fortgegangen. Ich bin hier zu Hause, und ich bleibe hier.«

      »Wenn ich dich nicht hätte, mein alter Jan, wäre ich wahrscheinlich schon fortgelaufen. Irgendwohin, wo mich keiner kennt. Weißt du, was die Leute auf den anderen Gütern reden?«

      Noch immer hielt der alte, getreue Verwalter die Blicke gesenkt. »Ja, Frau Beate, ich weiß es. Aber es muss nicht wahr sein. Es wird so viel geklatscht und geredet.«

      »Es ist die Wahrheit, Jan. Ich weiß es selbst am allerbesten. Mein Mann hat schon oft eine Freundin gehabt. Auch jetzt ist er auf Reisen mit einer reichen Frau.«

      Nun hob Jan die Lider mit den eisgrauen dichten Wimpern. »Es tut mir leid, Frau Beate. Sie sollten sich deswegen nicht grämen.«

      Um den schönen Mund der jungen Frau zuckte es bitter. »Nein, ich gräme mich jetzt nicht mehr, Jan. Alles auf dieser Welt hat seine Grenzen. Auch die Liebe. Ich liebe Werner nicht mehr. Er hat mir zu viel angetan. Dadurch ist etwas zerbrochen. Ich werde allein bleiben und nie mehr einen Mann lieben können.«

      »Aber Frau Beate, so etwas dürfen Sie nicht sagen.«

      »Doch, Jan. Ich spüre, dass es so ist. So, nicht anders. Ich werde Werner sagen, dass ich mich scheiden lassen will. Vielleicht komme ich dann allein sogar besser zurecht. Ach, was wird nur Uwe sagen, wenn er erfährt, dass ich Max und Moritz verkauft habe!«

      »Uwe ist vernünftig. Er wird verstehen, dass es nicht anders ging. Seit er in Sophienlust ist, braucht er die Ponys doch nicht mehr.«

      »Ich fürchte, er wird mir böse sein. Aber die kleinen Ponys haben uns aus einer schwierigen Notlage herausgeholfen. Wir konnten Schulden abdecken, und es ging wieder weiter. Mir blieb keine Wahl.«

      »Wenn Uwe zu Besuch kommt, werde