Название | Dombey und Sohn |
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Автор произведения | Charles Dickens |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961183135 |
Bei dieser Krise kam es die schwarzäugige Miß Nipper, die aufmerksam zusah, außerordentlich schwer an, sich zusammenzunehmen, obschon die peinliche Selbstbeherrschung fortdauern mußte, bis sich Mrs. Chick entfernt hatte. Sobald aber endlich die Kinderstube frei von Besuchern war, hielt sie sich für den erlittenen Zwang einigermaßen schadlos.
»Ihr könnt mich sechs Wochen in eine Zwangsjacke stecken«, sagte Nipper, »und wenn ich los bin, würde ich nur noch ärgerlicher sein, wer hat je so was von zwei Greisinnen gehört, Mrs. Richards?«
»Und dann zu sagen, das arme Ding habe geträumt!« entgegnete Polly.
»O ihr Schönheiten!« rief Susanna Nipper, und tat so, als werfe sie der Tür, durch welche sich die Damen entfernt hatten, ein Kußhändchen zu. »Sie wird also nie eine Dombey sein, es ist nie von ihr zu hoffen, wir brauchen keine solche mehr, wir haben an einer genug.«
»Weckt die Kinder nicht auf, liebe Susanna«, sagte Polly.
»Ich bin Euch sehr verbunden, Mrs. Richards«, entgegnete Susanna, die in ihrer Wut durchaus keinen Unterschied machte, »und es ist mir geradeso, als ob ich es mir zur Ehre rechnen müßte, Eure Befehle entgegenzunehmen, da ich Eure Sklavin und eine Mulattin bin. Mrs. Richards, wenn Ihr mir noch andere Aufträge erteilen wollt, so bitte ich, es ohne weiteres zu tun.«
»Unsinn – wer spricht von Aufträgen!« sagte Polly.
»O, Gott behüte Euch, Mrs. Richards«, rief Susanna, »die Temporären wollen hier immer den Permanenten kommandieren, habt Ihr dies nicht gewußt, ei, wo seid Ihr denn geboren, Mrs. Richards? Aber wo immer Ihr auch geboren sein mögt, Mrs. Richards«, fuhr Sprühteufel fort, indem sie entschlossen den Kopf schüttelte, »und wann immer und wie immer (was Ihr selbst wohl am besten wissen werdet), so seid so gut, Euch zu erinnern, daß es etwas anderes ist, Befehle zu erteilen und etwas anderes, sie auszuführen. Eine Person kann zu einer andern Person sagen, sie soll kopfüber von einer Brücke fünfundvierzig Fuß tief ins Wasser hinunter springen, Mrs. Richards, aber es kann der Person einfallen, es recht hübsch bleiben zu lassen.«
»Ich weiß schon«, sagte Polly, »Ihr seid zornig, weil Ihr ein gutes kleines Ding seid und Miß Florence gerne habt; da wollt Ihr jetzt Eure Wut an mir auslassen, weil niemand anders da ist.«
»Es ist sehr leicht für manche, bei guter Stimmung und sanften Worten zu bleiben, Mrs. Richards«, entgegnete Susanna einigermaßen beruhigt, »wenn man aus ihrem Kind so viel macht, wie aus einem Prinzen, und wenn man es hätschelt und pätschelt, bis es seine Freunde weit weg wünscht, aber wenn eine süße junge hübsche Unschuld, zu der man nie ein häßliches Wort sagen sollte, mit Füßen getreten wird, so ist das natürlich ein ganz anderer Fall. Du gütiger, barmherziger Himmel, Miß Floy, Ihr garstiges sündhaftes Kind, wenn Ihr nicht augenblicklich Eure Augen schließt, so rufe ich die Kobolde herein, die sich in der Dachkammer droben herumtreiben, damit sie Euch lebendig auffressen!«
Hier stimmte Miß Nipper ein schreckliches Geheul an, um die Kleine glauben zu machen, es komme von einem gewissenhaften Kobold aus der Ochsenspezies her, der ungeduldig sei, das grausame Amt seiner Stellung zu erfüllen. Nachdem sie noch weiter ihren jungen Pflegling dadurch, daß sie ihm den Kopf mit Bettüchern zudeckte, zur Ruhe gebracht und dem Kissen drei oder vier zornige Klapse gegeben hatte, kreuzte sie die Arme, warf die Lippen auf, setzte sich vor den Kamin und sah für den Rest des Abends ins Feuer hinein.
Obschon der kleine Paul, wie es in der Ammensprache lautete, »für sein Alter schon sehr aufpaßte«, so nahm er doch von all dem, wie auch von den Vorbereitungen, die am übernächsten Tage zu seiner Taufe getroffen wurden, sehr wenig Notiz. Doch ging alles, was seiner Schwester und der beiden Wärterinnen persönlichen Putz betraf, mit großer Regsamkeit vor sich. Als endlich der wichtige Morgen anbrach, zeigte er durchaus keinen Sinn für die Wichtigkeit dessen, was nun stattfinden sollte, da er im Gegenteil ungewöhnlich zum Schlafen geneigt und gegen diejenigen, die ihn ankleiden wollten, über die Maßen widerwärtig war.
Es war ein eisengrauer Herbsttag mit einem unfreundlichen Ostwind – ein Tag, der mit den Vorgängen im Einklang stand. Mr. Dombey repräsentierte in seiner Person den Wind, den Schatten und den Herbst des Taufakts. Er stand so hart und kalt wie das Wetter in seiner Bibliothek, um die Gesellschaft zu empfangen, und als er durch das verglaste Zimmer nach den Bäumen in dem kleinen Garten hinaussah, flatterten die braunen und gelben Blätter nieder, als habe sein Anblick sie zum Fallen gebracht. Huh – die Zimmer waren düster und kalt! Sie schienen gleich den Insassen des Hauses Trauer angelegt zu haben. Die Bücher, alle von gleicher Größe und gleich Soldaten in einer Linie aufgestellt, sahen in ihren kalten, harten, schlüpfrigen Uniformen aus, als hätten sie nur eine Aufgabe zu erfüllen – die des Gefrierens. Der verschlossene und mit Glastüren versehene Bücherschrank wies jede Vertraulichkeit zurück.
Obendrauf stand Mr. Pitt in Bronze, ohne eine Spur seines himmlischen Ursprungs in sich zu tragen, und hütete den unzugänglichen Schatz wie ein verzauberter Mohr. An jeder Ecke des Schranks predigte eine staubige Urne, aus altertümlichen Gräbern geholt, wie von zwei Kanzeln herunter Verödung und Hinfälligkeit, während der Spiegel über dem Kaminsims, der Mr. Dombey und sein Porträt mit einem Male reflektierte, sich in den melancholischsten Betrachtungen zu ergehen schien.
Die steifen, starren Feuereisen schienen vor allem übrigen die nächste Verwandtschaft mit Mr. Dombey ansprechen zu können, der in zugeknöpftem Frack, weißer Krawatte, knarrenden Stiefeln und mit einer schweren goldenen Uhrkette dastand. So verharrte er bis zur Ankunft von Mr. und Mrs. Chick, seinen gesetzmäßigen Verwandten, die sich bald nachher einstellten.
»Mein lieber Paul«, murmelte Mrs. Chick, als sie ihn umarmte, »hoffentlich der Anfang von vielen erfreulichen Tagen.«
»Danke dir, Louisa«, versetzte Mr. Dombey grämlich. »Wie geht es Euch, Mr. John?«
»Wie befindet Ihr Euch, Sir?« versetzte Chick.
Er reichte Mr. Dombey die Hand in einer Weise, als fürchte er, sie könnte ihn elektrisieren; Mr. Dombey aber nahm sie entgegen, als sei sie ein Fisch, ein Seeschwamm oder eine derartige schleimige Substanz, und ließ sie sogleich mit gesteigerter Höflichkeit wieder los.
»Vielleicht würdest du ein Feuer vorgezogen haben, Louisa?« bemerkte Mr. Dombey, seinen Kopf leicht in der Krawatte drehend, als bewege er sich in einem Scharnier.
»O, mein lieber Paul, nein«, versetzte Mrs. Chick, welche Mühe hatte, sich des Zähneklapperns zu erwehren; »um meinethalben ist es nicht nötig.«
»Mr. John«, sagte Mr. Dombey, »Ihr neigt doch nicht zur Erkältung?«
Mr. John, der bereits seine beiden Hände bis über die Handgelenke in die Taschen gesteckt hatte und gerade im Begriff war, denselben hundeartigen Chorus anzustimmen, der bei einer früheren Gelegenheit Mrs. Chick so viel Anstoß gegeben, versicherte, daß er es hier vollkommen behaglich finde.
Er fügte in gedämpfter Stimme bei, »mit dem Tiddle Tol Turull«, wurde aber glücklicherweise von Towlinson unterbrochen, der die Meldung machte:
»Miß Tor!«
Die holde Zauberin trat ein mit blauer Nase und einem unbeschreiblich frostigen Gesicht, das sie dem Umstand verdankte, daß sie sich zu Ehren der Feierlichkeit in luftige und flatternde Fähnchen gehüllt hatte.
»Wie geht es Euch, Miß Tor?« sagte Mr. Dombey.
Miß Tor verbeugte sich inmitten des sie umgebenden Flitters sehr tief, so daß sie den Eindruck eines sich schließenden Opernglases erweckte. Sie knixte nämlich deshalb so tief, um Mr. Dombey für die Auszeichnung zu danken, daß er ihr ein paar Schritte entgegenkam.
»Ich kann diese Gelegenheit nie vergessen«, sagte Miß Tor mit weicher Stimme. »Das ist unmöglich! Meine teure Louisa, ich kann kaum dem Zeugnis meiner Sinne trauen.«
Wenn Miß Tor dem Zeugnis eines ihrer Sinne Glauben schenken konnte, so war es zuverlässig ein sehr kalter Tag. Das lag klar auf der Hand. Um die Zirkulation des Blutes in ihrer Nasenspitze zu fördern,