Название | Wie künstlich ist Intelligenz? |
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Автор произведения | Andreas Eschbach |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948700089 |
Alan ging an seinen Grill und kratzte ihn sauber, während das Gespräch von gerade eben in seinem Kopf noch einmal ablief wie eine heimlich mitgeschnittene Aufnahme.
Alan knackt jedes Sicherheitssystem, hatte Tammy gesagt.
Also hatte sie ihn doch schon wahrgenommen, wenn sie das über ihn dachte! Und immer nur so getan, als wisse sie grade mal seinen Namen!
Mädchen!
Er spähte auf den nächsten Zettel an seinem Klemmbord. Zwei Doppel-Cheeseburger. Okay. Er warf vier Pattys auf den Grill, legte zwei noch eingepackte Scheiben Schmelzkäse bereit …
Alan knackt jedes Sicherheitssystem.
Er hielt inne, starrte auf die glühend heiße Fläche des elektrischen Grills und merkte gerade noch rechtzeitig, dass er fast dabei war, die Pattys zu verbrennen.
Alan knackt jedes Sicherheitssystem.
In Windeseile machte er die Cheeseburger fertig, dann wischte er sich die Finger ab, so gut es ging, holte sein Handy aus der Tasche und tippte Rob hastig eine Mitteilung: Um 11 p.m. Im Labor. Ich hab DIE Idee!
Rob war leicht angesäuert. »Ich wollte heute mal früher schlafen gehen.«
»Schlaf wird überschätzt«, erwiderte Alan, während er sich aus seiner Jacke schälte und sich eine lange, heiße Dusche wünschte, um den Bratfettgestank loszuwerden.
»Nun spuck’s schon aus«, grummelte Rob und machte sich über einen der drei Burger her, die Alan mitgebracht hatte. »Deine Idee.«
Alan legte die Hände zusammen. »Unser Ansatz ist zu langweilig. Eine KI, die Computersysteme analysiert und bewertet und Schwachstellen auflistet – das ist nützlich, aber ungefähr so nerdy wie die Big Bang Theory.«
»Mmh.« Rob nickte kauend. »Keine Chance bei der Jury. Von denen hat niemand je Big Bang Theory gesehen. Jede Wette.«
»Wir können aber auch nicht mehr von vorne anfangen, dafür reicht die Zeit nicht«, fuhr Alan fort. »Wenn wir jetzt auch noch, was weiß ich, Mustererkennung und Bildanalyse und so weiter dazu nehmen, sind wir in fünf Jahren noch nicht fertig.«
»Meine Rede.« Rob deutete auf die anderen beiden Burger. »Isst du die nicht?«
»Hab schon. Greif ruhig zu.«
Rob griff zu. »Die sind echt nicht übel.«
Alan bahnte sich zwischen Stapeln leerer Pizzakartons, von Büchern, die er längst hätte zurückgeben müssen, und von Kopien, die er längst hätte lesen sollen, einen Weg ans Fenster. »Wir haben unsere KI darauf trainiert, Computersysteme zu analysieren«, resümierte er. »Das haben wir gemacht, weil wir den Vorteil ausnutzen wollten, dass wir es mit einer komplett definierten Umgebung zu tun haben. Tammy und Martha gehen auf die real world los – das heißt, sie müssen sich mit Problemen herumschlagen wie, was sie machen, wenn ihre Bilderkennung ein Karo mit einem Herz verwechselt, oder wenn sie gar nichts erkennt, weil jemand ungewöhnliche Spielkarten verwendet, und so weiter. Die Probleme haben wir nicht, weil es für unsere KI nur andere Computer gibt, Server, Leitungen, Endgeräte und so weiter. Es ist eine komplexe Welt, aber die Anzahl der verschiedenen Elemente ist überschaubar, und jeder Zustand ist definiert.«
»Wie beim Schach«, warf Rob kauend ein. »War mein Argument. Wie du dich erinnerst.«
»Genau. Die von Google haben ihrem Alpha Zero nur die Regeln für Schach beigebracht und ihn dann gegen sich selbst spielen lassen. Und nach vier Stunden … nach vier Stunden! … war die KI besser als der beste bisherige Schachcomputer. Der sowieso schon besser war als der beste menschliche Schachspieler.«
Rob griff nach dem dritten Burger. Wenn er mal Hunger hatte, dann richtig. »Ich merke, du übst schon für den Vortrag vor der Jury.«
»Im Moment denke ich nur laut nach. Und ich denke, wir können zwar unsere KI nicht mehr umtrainieren, damit sie was ganz anderes macht, aber wir können sie so umbiegen, dass sie was Knalligeres macht. Sagen wir, etwas Hollywoodreifes.« Alan breitete die Hände aus. »Und – was machen die in Hollywood gern mit Computersystemen …?«
»Uh-oh«, machte Rob. »Alan! Das ist die Idee …!«
Alan grinste. »Und wenn man’s genau nimmt«, sagte er, »war es sogar Tammys Idee!«
Im Grunde hatte die Idee nahe gelegen: Ihre KI war darauf trainiert, Schwachstellen in Computersystemen zu finden – alles, was noch fehlte, war, ihr als Optimierungsziel vorzugeben, diese Schwachstellen auch auszunutzen. Oder, wie es Hollywoodfilme nannten: sie zu hacken.
Das war in gewisser Weise sogar das einfachere Ziel, denn es gab ein eindeutiges Kriterium für den Erfolg: Entweder, man kam rein – oder eben nicht. Deswegen – und weil die Zeit ohnehin nicht dafür gereicht hätte – gaben sie ihrer KI keinerlei Strategien, Tricks oder Kniffe mit, wie man in fremde Server eindrang, sondern überließen es ihr, selber herauszufinden, wie das ging. Was Alpha Zero mit dem Schachspiel geschafft hatte, nämlich, sich alles selber beizubringen, sollte ihr Programm im Hinblick auf das Hacken von Computersystemen auch können.
Oder es zumindest versuchen.
»Also, angenommen, es klappt und das Programm kommt in einen Server rein«, überlegte Alan, »dann sollte es auch einen Beweis hinterlassen. Nur eine Logdatei zu führen, in der am Ende steht, ›Ich war drin‹, das ist nicht richtig cool.«
Sie würden es zuerst auf das Geflecht der Computernetze des MIT ansetzen. Deren Admins kannten sie, die meisten von ihnen zumindest.
»Spontan hätte ich gesagt, wir kopieren jeweils das Centerfold aus dem PLAYBOY ins Root-Verzeichnis«, sagte Rob. »Aber bei den Architekten sind die Admins Frauen, das käme wahrscheinlich schlecht.«
»Bei den Sozialwissenschaften auch«, meinte Alan. »Aber die Idee ist gut. Pass auf, wir kopieren das PDF mit der Ausschreibung des Wettbewerbs. Das taugt auch als Beweis viel besser.«
Trotzdem wurde die Zeit schnell knapp, denn sie mussten ja nicht nur das Programm ändern, sondern auch die Präsentation ganz neu aufziehen, die Schautafeln für den Ausstellungsraum abändern und die Dokumentation überarbeiten: All das musste pünktlich vorliegen, damit ihr Projekt überhaupt für die Auswahl durch die Jury zugelassen wurde. So wirbelten sie am Dienstag bis nachts um zwei, am Mittwoch bis nachts um vier, und am Donnerstag arbeiteten sie durch und genehmigten sich nur am Vormittag zwei Stunden Schlaf. Ihr Labor, ohnehin noch nie ein Tempel der Ordnung und Sauberkeit, verwandelte sich währenddessen immer mehr in eine Art Notunterkunft.
»Mann, und heute Abend soll ich mit Tammy und ihren Freundinnen ins Kino«, ächzte Alan, als er sich gegen Mittag von dem Matratzenlager in der Ecke hochstemmte. Er schleppte sich zum Waschbecken, um sich mit kaltem Wasser frisch zu machen. »Bestimmt schlaf ich mitten im Film ein.«
»Sag doch einfach ab«, schlug Rob vor.
Alan gluckste. »Du spinnst wohl. Einer Tamara Lyman sagt man doch nicht ab!«
»Also, wenn du mich fragst, lässt man sich mit einer Tamara Lyman erst gar nicht ein«, erwiderte Rob. »Aber was weiß ich schon?«
»Eben. Was weißt du schon.«
Immerhin, ein Dutzend Tassen starken Kaffees später war zumindest das Programm fertig.
»Wie wollen wir sie nennen?«, fragte Rob.
Alan blinzelte. »Wen?«
»Na, unsere KI! Sie muss irgendeinen coolen Namen kriegen. Einen, der alle Zeitungen heißmacht, ihn zu drucken.«
»So was wie Alpha Zero?«
»Genau.«
»Hmm«, meinte Alan. »Dann nennen wir sie doch Omega. Alpha und Omega, das passt.«
»Omega One«, schlug Rob vor.
»Okay.