Magic Tales - Verhext um Mitternacht. Stefanie Hasse

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Название Magic Tales - Verhext um Mitternacht
Автор произведения Stefanie Hasse
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Magic Tales
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783732014699



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Mühe, mit ihr Schritt zu halten, was sie nicht im Geringsten veranlasste, langsamer zu werden. »Hör mir mal zu. Welche Schule du auch sonst immer besuchst …«

      »Ich werde zu Hause unterrichtet«, unterbrach ich sie schnell. Sofort weiteten sich ihre Augen für einen Moment und ihre Schritte gerieten aus dem Takt, weshalb wir endlich etwas langsamer gingen. Ich war interessant für sie. Das war doch ein Anfang.

      »Dann verkürzen wir das ganze Drama doch einfach und ich gebe dir einen kurzen Crashkurs in Sachen deutsches Schulsystem.« Sie blieb stehen und stellte sich mir direkt gegenüber auf. »Mit Strebern wie mir will keiner etwas zu tun haben. Es sei denn, jemand will meine Notizen oder Hausaufgaben. Und Menschen wie ich gehören niemals zu dieser einen Clique, die sich für besser hält als die anderen, deren Mitglieder hübscher sind, sich teure Kleider leisten und an Ausflügen teilnehmen können, ohne den Förderverein anzuschreiben …« Alex schluckte, was mir Zeit gab, sie zu unterbrechen.

      »Aber was hat das mit mir zu tun?«

      Sie fasste sich schnell wieder und sagte völlig emotionslos: »Du siehst aus wie eine von ihnen.« Dabei deutete sie mit der Hand den Flur entlang auf eine Gruppe lachender Schüler, die sich im Atrium rund um ein großes blaues Sofa versammelt hatten, das vor dem Schullogo mit den Silhouetten verschiedener Märchenfiguren stand. Die beiden Jungs erkannte ich sofort. Noah Brand sah aus wie eine weichgezeichnete Version von Christoph. So ähnlich sahen Gloria und ich uns nicht. Noah besaß noch einen Hauch kindlicher Züge, seine Haltung jedoch strahlte ungebändigtes Selbstbewusstsein aus.

      Bei den Brüdern standen mehrere Mädchen, die, wenn man die aus menschlichen Zeitschriften bekannten Schönheitsideale zum Maßstab nahm, wohl gutaussehend waren.

      »Ist es schlimm, wie eine von ihnen auszusehen?« Ich sah zurück zu Alex, die offenbar einen Moment länger über meine Frage nachdenken musste.

      »Nein, ich denke nicht.« Es klang, als wäre sie nicht sehr überzeugt davon. Am Ende schwang deutlich ein Fragezeichen mit. Sie wollte noch etwas sagen, da lösten sich zwei der Mädchen aus der Gruppe und kamen auf uns zu. Alex wollte schon gehen, doch ich flüsterte ein »Bleib, bitte!«.

      Unschlüssig sah sie von mir zu den Mädchen, schien jedoch neugierig genug, um abzuwarten, was passieren würde. Dennoch trat sie einen Schritt zur Seite, wie um den Ankömmlingen Platz zu machen.

      »Du musst Ela sein. Willkommen am Grimm-Gymnasium«, sagte die eine mit honigsüßer Stimme, die für ein klebriges Gefühl in meinem Mund sorgte, während sie ihre blonden Locken über die Schulter warf. »Ich bin Patricia Gass, die Schülersprecherin. Rektorin Abt hat mich gebeten, dir alles zu zeigen.«

      Ihre vermeintliche Freundlichkeit passte nicht zu dem abfälligen Blick, mit dem sie nun Alex bedachte.

      Das Angebot war die perfekte Gelegenheit, mich der Gruppe Menschen anzuschließen, die sich um Christoph und Noah Brand scharten, die beiden kennenzulernen und Indizien für den Rat zu sammeln, damit sie eine Prüfung auf dunkle Magie durchsetzen konnten. Den anderen Grund – sie auf persönlicher Ebene kennenzulernen, um ihre Tauglichkeit für das Ritual zu prüfen – drängte ich zurück, ganz gleich, wie oft Mamma mir beiläufig erzählt hatte, dass beide sehr mächtig und talentiert seien und tatsächlich als Partner infrage kämen.

      Mit einem kurzen Blick zu Alex schlugen meine Instinkte Alarm.

      In weniger als zwei Atemzügen hatte ich mich entschieden. »Danke, aber das ist nicht nötig. Alex ist schon dabei, mir alles zu zeigen«, sagte ich schnell, weil ich einfach spürte, dass Alex mir weiterhelfen konnte. Sie war aufmerksam – wenn sie nicht gerade zeichnete – und könnte Details wahrnehmen, die für mich wichtig waren.

      »Wenn du meinst«, sagte dann das andere Mädchen, das bislang nur dekorativ neben Patricia gestanden hatte. Sie hakte sich bei dieser unter und zog sie von mir weg. Laut genug, um auch ganz sicher von mir gehört zu werden, zischte sie Patricia zu, dass ich diese Entscheidung sicher bald bereuen würde.

      »Warum hast du das getan?«, fragte Alex und sah den beiden hinterher, bis sie wieder beim Sofa angekommen waren und sofort in eine Unterhaltung mit den anderen Mädchen fielen, die prompt alle zu Alex und mir starrten.

      »Ich mag sie nicht«, war meine ehrliche Antwort, was Alex wohl unfreiwillig zum Lachen brachte.

      »Damit bist du nicht allein, glaub mir. Aber trotzdem haben sie irgendwie das Sagen hier. Und deine Abweisung ist für sie wie eine Kriegserklärung.«

      »Das ist etwas übertrieben, oder?« Ich konnte keinerlei Anzeichen von Sarkasmus oder einer Lüge erkennen. Ich sah erneut zu Christoph und Noah. Rund um den Sitzplatz der Gruppe lag eine unsichtbare Grenze. Kein Schüler wagte es, in die private Zone der Gruppe einzudringen, als läge ein Bannzauber um sie.

      »Wie wurden sie zu den Königen der Schule?«, fragte ich, ehe ich bemerkte, dass Alex nicht mehr an meiner Seite stand.

      Ich hatte Mühe, sie einzuholen und mit ihr mitzuhalten. Den gesamten Weg zur nächsten Stunde ratterte Alex pflichtschuldig Namen von Mitschülern herunter – angefangen bei der Gruppe, die sich um Patricia versammelt hatte. Neben Patricia, die sich mir ja vorgestellt hatte, und Lea Walther, dem Mädchen, das sie begleitet hatte, interessierte ich mich natürlich am meisten für Christoph und Noah Brand. Alex’ Meinung über die beiden schwang so deutlich mit, als hätte sie das ›arrogante Idioten‹ direkt an den Nachnamen gehängt. Sie schob Christophs Beliebtheit auf die Tatsache, dass er Gitarrist und Sänger einer lokal erfolgreichen Band war. Ich bezweifelte, dass er dafür Talent und nicht Magie nutzte. Hexen und Hexer wurden in Sigillenschreiben, Kampf oder Kräuterlehre unterrichtet, nicht in mittels eines kurzen Zaubers erlernbaren Fähigkeiten. Alex erzählte mir auch, dass die Brands seit Generationen in einem uralten Anwesen in dem kleinen Wäldchen am Stadtrand wohnten, aber sich seit ein paar Jahren kaum mehr am Leben in der Stadt beteiligten. Außerdem ging das Gerücht um, dass die Familie eine uralte Fehde gegen die Falks, den Erbauern des Schlosses mit seinem Hexenturm, hegte. Das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Letztendlich sind aber alle Nachfahren der Falks früh gestorben, bis der gesamte Besitz an die Stadt zurückfiel. Die frühen Tode waren sicher ebenfalls kein Zufall, fanden vermutlich noch vor der Erfindung des Occultatums statt. Denn seither war es Hexen und Hexern nicht mehr möglich, unwissende Menschen zu verfluchen.

      Alex wusste wirklich jede Menge über die Familie, was mir einen Einblick vermittelte, wie die Menschen über die Hexenfamilie dachten. Insgesamt jedoch deckte sich mein erster Eindruck von den beiden Jungs aber mit ihrem, was mir Alex gleich noch etwas sympathischer machte. Ich konnte mir vorstellen, wie sehr sie versuchen würden, Eindruck zu hinterlassen, wenn sie gewusst hätten, dass ich eine Hexe war. Ich kannte diese Art Junghexer. Gloria hatte ständig welche im Schlepptau und ließ mich mit ihren Berichten alles hautnah miterleben. Dennoch versuchte ich unauffällig, noch mehr über die Geschwister zu erfahren.

      Natürlich hatte Alex mehr als Stadtgeschichte zu berichten und gab mir bereitwillig Auskunft: »Ihre Mutter Carina hat einen stinkreichen Amerikaner geheiratet. Selbst nach dem Tod ihres Stiefvaters verbringen Chris – Christoph – und Noah die Ferien oft in den Staaten oder bei Freunden in Frankreich.« Sie klang nicht gerade enttäuscht darüber. Ich nickte bloß, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich all das bereits wusste. In den Akten stand, dass sie oft nach Lyon reisten. Carina Brand pflegte seit ihrer frühen Jugend eine enge Freundschaft mit der dortigen Zirkelmeisterin Heloise Morèl.

      Kurz vor dem Physikraum standen das Mädchen mit den Regenbogenhaaren und der Blonde mit den blauen Augen aus dem Matheunterricht an die Wand gelehnt, direkt unter unzähligen Postern, die für eine Aufführung der Theater-AG an der Schule warben. Ausgerechnet Wicked! Na ja. Ich konzentrierte mich auf das, was Alex über die beiden zu berichten hatte – und wie sie es sagte.

      »Das sind Mara Rothschild und Tristan Atwood.«

      Obwohl sie nicht laut sprach, sah Tristan zu uns, als hätte sie seinen Namen durch die gesamte Schule gebrüllt. Hitze schoss in meine Wangen. Dicht gefolgt von einem panischen Schaudern, als ich den Nachnamen erfasste.

      Das … Das war unmöglich!