Название | Die Tote vom Dublin Port |
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Автор произведения | Mara Laue |
Жанр | Языкознание |
Серия | BritCrime |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948483128 |
Die Privatsphäre siegte. »Ich werde Sie trotzdem nicht zu Mr Cooper und seiner Begleitung vorlassen.«
»Müssen Sie nicht.« Russel setzte sich in einen Sessel an einem Tisch in der Nähe des Empfangstresens. »Wir warten auf die Garda.«
Der Manager kam, ein Mann mittleren Alters, hörte sich Russels Anliegen an und stimmte der Entscheidung der Empfangsdame zu. »Sie werden verstehen, Mr O’Leary, dass wir unsere Gäste nicht auf einen bloßen Verdacht hin stören und sie erst recht nicht einer derartigen Ungeheuerlichkeit verdächtigen können. Mr Cooper und seine Begleitung haben uns keinen Anlass zu der Vermutung gegeben, dass die junge Dame nicht freiwillig bei ihm ist. Im Gegenteil.«
Russel konnte das sogar nachvollziehen. Falls dieser Eindruck korrekt war, dann schwebte Edana Rafferty wenigstens nicht in akuter Gefahr, und Russel konnte ihren Eltern zumindest ihren Aufenthaltsort nennen. Sie von Cooper wegholen konnten weder er noch Declan, wenn sie das nicht wollte. Sie war erwachsen, und niemand konnte sie daran hindern, auf einen Schurken reinzufallen.
»Ich gehe davon aus, dass sie im Haus sind?«
Sowohl der Manager wie auch die Concierge zögerten und wogen wohl wieder einmal ab, ob die Antwort die Privatsphäre ihrer Gäste beeinträchtigte. Da Russel aber schon die Garda gerufen hatte, die auf die Privatsphäre keine Rücksicht nehmen würde, mache es keinen Unterschied, ob sie die Frage ihm oder den Gardaí beantworteten.
»Ja«, sagte die Concierge. »Sie haben sich nach dem Mittagessen auf ihr Zimmer zurückgezogen und das Hotel nicht verlassen.«
Declan kam in Begleitung zweier uniformierter Polizistinnen. Der Manager beugte sich der Staatsgewalt und begleitete die drei und Russel zu Ron Coopers Zimmer.
»Bitte, seien Sie diskret«, bat er. »Unser Hotel hat einen untadeligen Ruf.« Sein Tonfall flehte darum, dass man nichts tun möge, was das ändern könnte. Er klopfte an die Zimmertür. »Mr Cooper? Hier ist der Manager. Kann ich Sie bitte sprechen?«
Man hörte von drinnen leise Stimmen, von denen eine zweifellos einer Frau gehörte. Dann die eines Mannes: »Ich komme.«
Die Tür wurde von einem dunkelhaarigen Mann Mitte dreißig geöffnet. »Was …«, setzte er an, verstummte aber, als er das Polizeiaufgebot sah.
Russel spähte an ihm vorbei ins Zimmer. Edana Rafferty saß auf dem Bett in einem Nachthemd aus schimmerndem blauen Stoff, die Haare wie ein Umhang um sie drapiert, das Gesicht geschminkt. Aber sie schien unversehrt und erweckte tatsächlich nicht den Eindruck, als sei sie gegen ihren Willen hier. Vor dem Bett stand ein Stativ mit einem aufgeschraubten Fotoapparat.
»Was soll das?«, verlangte Cooper zu wissen.
»Detective Sergeant Declan Walsh vom NBCI.« Declan zeigte ihm seinen Ausweis. »Wir untersuchen einen möglichen Entführungsfall.« Er deutete auf Edana.
»Das ist ja lächerlich!«, fuhr Cooper auf.
Russel wandte sich direkt an Edana. »Ihre Eltern haben Sie als vermisst gemeldet, Miss Rafferty.«
»Das darf doch wohl nicht wahr sein!«, knurrte Cooper.
Edana Rafferty schüttelte den Kopf. »Das hätte ich ihnen nicht zugetraut. Sie wissen doch, dass ich hier bin.«
Wie kam sie denn auf den Gedanken? »Das wissen sie eben nicht«, betonte Russel. »Sie hätten wohl kaum einen Privatermittler mit der teuren Suche nach Ihnen beauftragt, wenn sie das wüssten.«
Sie runzelte die Stirn und blickte Cooper an. »Aber du hast sie doch angerufen und ihnen die Sache erklärt.«
»Ja, natürlich«, bestätigte der, aber sein Tonfall verriet seine Lüge. Außerdem schwitzte er, obwohl es im Zimmer nicht übermäßig warm war. »Du warst doch dabei, als ich sie angerufen habe.«
Sie nickte.
Russel sah sie ernst an. »Ihre Eltern haben keinen Anruf erhalten, Miss Rafferty. Das Letzte, was sie wissen, ist, dass Sie vor vier Tagen zum College gefahren und seitdem nicht wieder nach Hause gekommen sind.«
»Ihren Ausweis, Sir«, verlangte Declan von Cooper.
Die Aufforderung war dem sichtlich unangenehm. »Hören Sie, Constable …«
»Sergeant«, korrigierte Declan. »Und ich will den Ausweis sehen.«
»Ich weiß nicht, was das alles soll«, maulte Edana. »Ich bin freiwillig hier. Und meine Eltern wissen das.« Allerdings schwang ein Hauch Unsicherheit in ihrer Stimme. »Ron macht Modeaufnahmen für ein Magazin von mir. Weiter nichts.«
Russel bezweifelte das. Er müsste sich schwer täuschen, wenn das tatsächlich Coopers Absicht wäre. Er trat zur Kamera und rief die bereits gemachten Aufnahmen auf.
»Das dürfen Sie nicht!«, empörte sich Cooper und wollte ihn von der Kamera wegstoßen.
»Treten Sie zurück, Sir!«, forderte ihn eine der Polizistinnen auf und legte die Hand auf ihre Waffe.
»Er darf das«, teilte Declan ihm mit, »weil ich es ihm soeben gestattet habe. Und Sie zeigen mir jetzt endlich Ihren Ausweis.«
Cooper musste wohl oder übel gehorchen.
Russel scrollte durch die Bilder. Die letzten zeigten Edana tatsächlich nur in verschiedenen Outfits. Als er weiter zurückscrollte, stieß er auf ganz andere Bilder. Auf denen war sie nackt und erweckte den Eindruck zu schlafen. Russel stieß auch auf ein Video, das sie und Cooper beim Sex zeigte.
»Na, so was«, höhnte Declan, als er Coopers Ausweis in den Händen hielt. »Sie heißen ja gar nicht Ron Cooper, sondern William Steele.«
»Was?« Edana starrte ihn völlig verblüfft an. Aber …«
Russel drehte das Display der Kamera zu ihr herum. »Haben Sie diese Aufnahmen autorisiert, Miss Rafferty?« Er ließ das Video laufen.
Sie blickte nur wenige Sekunden darauf und brach in Tränen aus. Schüttelte den Kopf. »Nie im Leben!«
»Und diese?« Er zeigte ihr die Fotos, auf denen sie schlief.
Ein einziger Blick darauf, und sie sprang auf und schlug auf Cooper ein. »Du gemeiner Schuft! Du hast mich fotografiert, während ich geschlafen habe? Und uns aufgenommen, während wir …«
Eine der Polizistinnen hielt sie fest, während Declan zu Russel trat und sich die Bilder ebenfalls ansah. »Wollen Sie diesen Mann anzeigen, Miss Rafferty?«
Sie sank weinend auf das Bett und war nicht in der Lage zu antworten.
»Geben Sie mir Ihr Smartphone, Sir«, verlangte Declan.
»Das dürfen Sie nicht! Das ist privat! Dafür brauchen Sie einen Beschluss.«
»Brauche ich nicht, wenn die Gefahr besteht – und das tut sie –, dass Sie in der Zeit, die ich brauche, um den Beschluss zu besorgen, alle Sie belastenden Daten löschen oder Ihr Telefon entsorgen. Also her damit.«
Cooper/Steele reichte es ihm widerstrebend.
»Miss Rafferty, wie ist die Telefonnummer Ihrer Eltern? Die Sie dem Mann hier gegeben haben und mit der er sie angeblich angerufen hat?«
Sie nannte sie ihm schluchzend.
Declan scrollte durch die Anrufliste. »Sie können sich gern selbst davon überzeugen, aber Mr Steele hat Ihre Eltern nicht angerufen. Dafür gibt es hier etliche Textnachrichten, in denen er die Nacktfotos und das Video von Ihnen meistbietend versteigert.« Er scrollte weiter. »Und hier gibt er jemandem den Zuschlag für dreißigtausend Euro.«
Edana Rafferty starrte ihn tränenüberströmt an. »Heißt das, dass … dass …«