HAUSER - IMMER FESTE DRUFF!. Andreas Zwengel

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Название HAUSER - IMMER FESTE DRUFF!
Автор произведения Andreas Zwengel
Жанр Языкознание
Серия Hauser
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958355309



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über Hausers Identität im Bilde und fanden die Verwechslung vor dem Revier wesentlich amüsanter als er.

      »Herr Hauser ist gelegentlich als Ermittler für uns tätig«, erklärte Bornemann freundlich und machte eine auffordernde Handbewegung in Hausers Richtung. »Er hat in diesem Fall nicht nur den richtigen Riecher bewiesen, sondern inzwischen auch den Täter ermittelt.«

      Hauser trat an das Mikrofon.

      »Haben Sie den Schuldigen überführt?«, herrschte ihn eine Reporterin aus der ersten Reihe an, sodass er zurückzuckte.

      »Ja, das habe ich«, hauchte er in das Mikrofon.

      Eine Pause entstand.

      »Und?«, hakte die Reporterin nach.

      »Nach den Ermittlungen gibt es drei Hauptverdächtige …«, begann er.

      Ein Reporter wedelte abwehrend mit der Hand. »Das wissen wir alles. Wer war es?«

      Hauser sah verzweifelt zum Eingang. Wo blieb Mayerbach mit der Assistentin? Er musste Zeit gewinnen. Die Anwälte machten sich Notizen, die Verdächtigen sahen unwillig auf ihre Uhren, Bornemanns Gesicht rötete sich und Lessing wich immer weiter in Richtung Tür. Die Situation wurde brenzlig.

      »Nachdem wir die Todesursache ermittelt hatten, mussten wir herausfinden, wer ein Interesse …«

      »Halloooo?«, fragte ein Reporter ungeduldig. »Wer war es?«

      Bornemann räusperte sich und trat nach vorn. »Meine Damen und Herren, ich muss Sie doch bitten, ein wenig Geduld zu haben. Herr Hauser wird Ihnen alles sehr genau erklären, damit es anschließend weniger Fragen gibt.« Sie deckte das Mikrofon mit der Hand ab und streckte sich zu Hausers Ohr: »Sonst gnade Ihnen Gott.«

      Hauser räusperte sich lang und ausgiebig. Mehrere Reporter in der ersten Reihe schauten angewidert. Der Detektiv nahm noch einen Schluck Wasser, bevor er sich über das Mikrofon beugte. »Was ist an diesem Abend wirklich passiert? … Äh, das fragen Sie sich sicher alle.«

      »Nein, das fragen wir Sie!«, rief eine Reporterin.

      Melanie Beck erschien hinter der Glasscheibe. Mayerbach tauchte hinter ihr auf und war völlig außer Puste. Trotzdem grinste er und machte eine präsentierende Geste. Hauser stieß erleichtert die Luft aus, doch Melanie stand nur mit verschränkten Armen dort und ließ ihn zappeln. Ihr Gesichtsausdruck zeigte weder Mitleid noch Milde. Sie wirkte eher, als wolle sie zuschauen, wie er hier geröstet wurde. Und davon bekam sie eine Menge geboten. Die anwesenden Reporter reagierten genervt wegen der langen Wartezeit und der spärlichen Informationen. Sie stellten ihre Fragen nicht brav hintereinander, sondern bombardierten den Clown am Mikrofon förmlich damit. Hauser wand sich unter den Fragen und warf flehende Blick in Melanies Richtung.

      Endlich ließ sie sich erweichen und nickte. Sie simulierte einen gebrechlichen alten Mann und zog anschließend die Innenfutter aus ihrer Jeans. Hauser war nie besonders gut bei Gesellschaftsspielen dieser Art gewesen, doch dies verstand sogar er. »Viktor Ludlow war pleite, seine Firma stand vor dem Ruin«, begann Hauser zögernd. Ein Raunen ging durch die Zuschauerreihen bis hin zu den Anwälten.

      Melanie drückte Mayerbach auf einen Stuhl und gestikulierte wild vor ihm.

      »Sie hatten einen Streit«, übersetzte Hauser.

      »Wer?«, fragten mehrere Reporter gleichzeitig.

      Melanie wies auf Monique und machte eine kreisförmige Bewegung vor ihrem Körper.

      »Ludlow und seine Frau Monique. Denn sie hatte eine Brustvergrößerung.«

      »Was hatte ich?«, schrillte Moniques Stimme über die Aha-Laute der Reporter hinweg. Melanie wiederholte ihre Bewegung, diesmal hektischer.

      »Äh, nein«, korrigierte sich Hauser rasch. »Sie ist aufgebläht … hat Essstörungen?«

      Melanie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Da die Trennscheibe nicht durchgängig bis zur Decke verlief, reichte das Geräusch noch weit genug, damit sich einige der Reporter neugierig umdrehten.

      »Sagen Sie mal, raten Sie gerade die Lösung?«, fragte ein Reporter lauernd.

      Hauser verzog nachdenklich das Gesicht, dann klarte sich sein Blick auf. »Monique Ludlow ist schwanger.«

      Das war allerdings eine Sensation, die kritischen Stimmen verstummten augenblicklich.

      Melanie arbeitete weiter hinter der Glasscheibe, mit Unterstützung von Polizeihauptmeister Mayerbach, der ihr widerwillig assistierte. Bornemann und Lessing mussten dem pantomimischen Schauspiel zusehen, bemüht, keine Aufmerksamkeit auf den Hintergrund zu lenken. Was besonders der Kriminaloberrätin schwerfiel. Sie hatte die Zähne so heftig aufeinandergepresst, dass Lessing neben ihr hören konnte, wie der Zahnschmelz Risse bekam.

      »Der alte Ludlow packte Monique und schüttelte sie heftig durch. Sie ohrfeigte ihn … mehrmals … und er packte sie an den Haaren. Dann kam ein Pizzabote herein … und sie taten so, als wäre nichts gewesen.«

      Hauser sah zu, wie der Pizzabote das Großraumbüro irritiert wieder verließ.

      »Quatsch, vergessen sie den Boten … den gab es nicht. Also, sie wurden handgreiflich, Ludlow ging zu seinem Schreibtisch, öffnete die Schublade und holte eine Pistole heraus.«

      Die Reporter beugten sich geschlossen nach vorn.

      »Was geschah dann?«

      »Weiter! Los weiter!«

      »Lassen Sie sich doch nicht jedes Detail aus der Nase ziehen!«

      Hauser musste die Augen zusammenkneifen, um die Einzelheiten des Schauspiels verfolgen zu können, dann nickte er verstehend. »Monique versuchte vor ihrem Mann zu fliehen. Sie rannte davon und warf dabei einen Stuhl um, über den Ludlow stolperte. Dabei fiel er unglücklich auf eine Tischkante und … uhh … brach sich das Genick.« Hauser wartete gespannt, bis Mayerbach wieder auf die Beine kam und ihm signalisierte, dass alles in Ordnung sei.

      Melanie simulierte mit Daumen und kleinem Finger ein Telefon und wies auf Rudolf.

      »Als sie erkannte, was passiert war, rief sie ihren Stiefsohn Rudolf dazu«, erklärte Hauser.

      »Warum ihn und nicht gleich die Polizei?«, unterbrach ein Reporter.

      »Warum? Tja …«, er sah fragend zu Melanie. Sie wies mit einem Zeigefinger auf Rudolf und mit dem anderen auf Monique, dann hob sie beide Finger und führte sie zusammen.

      »… echt? Äh, die beiden sind ein Paar.«

      Melanie formte mit ihren Händen ein Fernglas, schwenkte von Rudolf zu Monique und zurück.

      »Der alte Ludlow wusste davon, weil er sie beobachtet hatte.«

      Melanie hielt eine Hand mit hochgestrecktem Zeigefinger und kleinem Finger hinter ihren Kopf.

      »Er war ein Teufel.«

      Melanie hielt zwei Finger senkrecht unter ihre Nase.

      »… und ein Diktator.«

      Hauser strahlte so stolz und zufrieden in Melanies Richtung, dass sich erneut einige Reporter zu ihr umdrehten.

      »Die beiden hatten nun ein Problem«, fuhr Hauser rasch fort.

      Mayerbach zeigte zunehmend Talent und Begeisterung für das Spiel. Melanie übernahm die Rolle des alten Ludlow und ließ sich durch den Raum ziehen. Mayerbach blieb stehen, warf Melanie von sich und machte mit dem Kopf Bewegungen, als würde er jemandem dabei zusehen, wie er Stufe und Stufe eine Treppe nach unten hopste.

      »Der Tod von Viktor Ludlow war ein Unfall. Aber ein so dummer, dass er sehr unglaubwürdig klang und nur schwer zu beweisen war. Deshalb inszenierte Rudolf einen zweiten Unfall, der überzeugender sein sollte.«

      Die Anwälte sprangen auf wie ein Mann. Rudolf und Monique klammerten sich aneinander, was die Presse als Bestätigung von Hausers Ausführungen nahm. Melanie wies auf ihren Chef.

      »Ach