Perry Rhodan Neo 236: Das Ei der Loower. Lucy Guth

Читать онлайн.
Название Perry Rhodan Neo 236: Das Ei der Loower
Автор произведения Lucy Guth
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan Neo
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845354361



Скачать книгу

umgab.

      »Gut, dass Sie sich melden, Kommandantin«, sagte Drogan Steflov, ehe sie selbst etwas äußern konnte. Der Chefarzt war bleich. »Guckys Zustand hat sich verschlimmert.«

      »Was ist passiert?«

      »Gucky begann plötzlich zu halluzinieren. Kurz darauf sind seine Vitalwerte in den Keller gefallen – Blutdruck, Atemfrequenz, Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung ... Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen.«

      »Warum versetzen Sie ihn nicht in ein künstliches Koma?«, fragte Thora. Das wäre zumindest gnädig – ihm und mir gegenüber ...

      »Das hätten wir längst getan, wenn es etwas nützen würde. Die psionischen Emissionen des Couhl setzen Guckys Gehirn unter Dauerstress, Medikamente wirken da nicht.«

      Im Hintergrund erkannte Thora, wie sich der Mausbiber krampfhaft aufbäumte. Neben seiner Liege standen Sud und Rhodan.

      »Kann Sud ...?«

      »Sud tut bereits alles, was sie kann, aber auch sie ist am Ende ihrer Kräfte.« Steflov fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Kommandantin, wenn wir nicht sofort reagieren, wird Gucky das nicht überleben.«

      Thora stockte der Atem. Sie beendete die Verbindung kommentarlos. Wenn ich die Psi-Strahlung abschalte, werden die Shafakk, die sich garantiert in der Nähe herumtreiben, sofort wieder munter. Wenn ich sie nicht abschalte, wird Gucky sterben. Ein Leben gegen das von vielen.

      Wir wissen beide, wie du als Arkonidin dazu stehen solltest. Aber mit welcher dieser Entscheidungen kannst du leben?

      Das kommt wohl ganz darauf an, wie lange ich sie überlebe. Thora schloss kurz die Augen und schaltete das Schallisolationsfeld ab. Sie überlegte, ob sie Gabrielle Montoya als Erster Offizierin den Befehl geben sollte, die Psi-Strahlung zu desaktivieren. Dann rief sie stattdessen das entsprechende holografische Kontrollfeld auf und tat es selbst. Sie wollte die Verantwortung allein tragen. Mit knappen Worten informierte sie die Mannschaft über ihre Entscheidung.

      Richtig so! Falls die Shafakk auftauchen, werden wir mit ihnen fertig.

      Moment mal – warst du nicht ursprünglich dagegen, die Hyperstrahlung abzuschalten?

      Auch ein Logiksektor kann seine Meinung ändern, wenn sich die Umstände wandeln und Alternativen logischer werden.

      »Wir fliegen trotzdem in dem Tempo weiter, das Mister Kosum für angemessen hält«, sagte sie laut.

      »Diese Entscheidung kann ich nur befürworten«, lobte Bingdu.

      Thora kontaktierte erneut die Medostation und erfuhr, dass sich Guckys Zustand langsam verbesserte. Sie atmete unmerklich auf. Wenigstens etwas.

      Derweil navigierte Kosum zunächst an einer imposanten, hyperenergetisch induzierten Schwerkraftsenke vorbei. Allein der Anblick im Ortungsholo reichte, um Thora Bauchschmerzen zu verursachen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was geschah, wenn das Raumschiff in den Gravitationseinfluss geriet. Danach durchquerten sie den Randbereich eines intensiven Schauers hochenergetischer Partikel – dieser Beschuss war normaloptisch unsichtbar, aber nicht minder gefährlich, denn die auftretenden Energien konnten der CREST II Schaden zufügen, wenn das Schiff dem Hauptstrom aus Protonen und schwereren Ionen zu nahe kam.

      Als Kosum die Hälfte des Wegs an dem Schauer vorbeigeschafft hatte, kam Rhodan zurück in die Zentrale. »Gucky geht es wieder gut«, teilte er Thora mit. »Danke, dass du die Psi-Strahlung abgeschaltet hast.«

      »Denkst du wirklich, ich hätte Guckys Leben weiterhin riskiert, nachdem Steflov so deutlich wurde?« Thora zog die Augenbrauen hoch. »Ich hoffe nur, dass uns die Shafakk nicht einholen. Denn dann stehen unsere Chancen schlecht.«

      »Wenn wir Glück haben, erreichen wir Jad-Kantraja, ehe sie uns auf die Spur kommen.« Perry Rhodan fasste nach Thoras Hand und drückte sie kurz. Er wusste, dass sie es nicht schätzte, ihre Beziehung in der Zentrale öffentlich zu zeigen, aber manchmal war es nötig. Genau wie in diesem Moment: Thora genoss die kurze Berührung wie eine stärkende Umarmung.

      »Noch ist das Omnitische Herz nicht in Ortungsreichweite.« Mit gerunzelter Stirn rief Thora eine dreidimensionale Karte des Gebiets auf, die der Omnit in die Positronik gespeist hatte. »Diese Daten sind wirklich mehr als dürftig ...«

      »Ma'am, ich habe hier etwas Ungewöhnliches!«, meldete sich Maas.

      Sofort war Thora Rhodan da Zoltral alarmiert. »Die Shafakk?«

      »Nein, Ma'am. Es ist ein sehr schwaches Funksignal ...« Sarah Maas wandte der Arkonidin so ruckartig den Kopf zu, dass ihre zu einem Pferdeschwanz gebundenen braunen Haare wippten. »Ein automatischer Notruf!«

      5.

      Perry Rhodan

      »Können Sie uns Genaueres über den Notruf sagen?«, fragte Perry Rhodan. »Zu seinem Ursprung vielleicht?«

      »Ja und nein, Sir.« Sarah Maas fuhr mit den Fingern durch das größte Holo vor ihr. »Ich kann Ihnen die Koordinaten nennen, von denen er gesendet wird – was angesichts der zahlreichen überlappenden elektromagnetischen Felder in diesem Sektor beinahe ein Wunder ist.«

      »Das ist doch schon was.« Rhodan wandte sich an seine Frau. »Thora ...«

      »Natürlich helfen wir, wenn wir können«, sagte die Arkonidin. »Dazu würde ich aber gern mehr wissen.«

      »Laut der Messdaten ist die Signalquelle ganz in der Nähe, ziemlich dicht an einem kleinen Schwarzen Loch.« Maas vergrößerte ein Hologramm, das den Standort der CREST II und den Ursprung des Notrufs zeigte. »Die Sendestärke ist so schwach, dass es reines Glück war, dass wir den Funkruf überhaupt registriert haben.«

      Thora zögerte. Rhodan ahnte, was sie umtrieb: Die Befürchtung, dass die Shafakk die Menschen aufspürten, wenn das Expeditionsschiff zu lange an einem Ort verweilte. Er trat näher an seine Frau heran. »Es ist wahrscheinlich für uns von Vorteil, wenn wir dem nachgehen.« Er deutete auf den Emotionauten, der sich die Schläfen rieb. »Kosum braucht dringend eine Pause. Wir könnten in der Umgebung Deckung vor den hyperenergetischen Ferntastsystemen der Shafakk suchen und so zumindest ein paar Augenblicke der Erholung für uns herausholen.«

      Thora nickte langsam. »Du hast recht«, sagte sie leise. Laut fuhr sie fort: »Nun gut, machen wir uns auf den Weg dorthin, Mister Kosum.« Sie gab dem Piloten ein Zeichen.

      »Das halte ich für eine schlechte Idee«, protestierte Bingdu. »Es ist viel zu gefährlich, von dem Kurs abzuweichen, den ich berechnet habe – nur um irgendeinem ominösen Notruf zu folgen.«

      »Das mag sein, aber an Bord der CREST II pflegt man auf Notrufe zu reagieren.« Zusätzliche Erklärungen hielt Thora wohl für überflüssig, denn sie verschränkte in einer endgültigen Geste die Arme vor der Brust.

      Bingdu war es nicht gewöhnt, dass man ihm widersprach, und war davon offenbar so irritiert, dass er schwieg.

      Rhodan wandte sich wieder der Ortung zu. »Weitere Erkenntnisse, Miss Maas?«

      Die Ortungsoffizierin schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Wer das Signal gesendet hat, weiß ich nicht – die Signatur ist völlig fremdartig. Der Notrufcode ist laut Merkoshs Daten sehr alt und im Omnitischen Compariat nicht mehr gebräuchlich.«

      Bingdu trat an ihre Seite und studierte die eingehenden Funkimpulse, ließ sie sich auch akustisch vorspielen. Für Rhodan war es einfach nur ein unverständliches Quietschen. Der Omnit schien mehr darin zu erkennen. »Sie haben recht. Dieser Code ist nicht einfach nur alt – er ist geradezu antik. Ich kenne diese Notrufart nur aus Archiven. Dieser Typus wird seit Jahrzehntausenden nicht mehr gesendet.« Er drehte sich zu Thora um. »Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass wir den Ruf ignorieren und unseren Weg zum Omnitischen Herzen fortsetzen sollten.«

      »Dann hat diese Information unterschiedliche Wirkungen auf Sie und mich«, erwiderte Rhodan. »Ich persönlich bin neugierig darauf, wer dort um Hilfe bittet. Außerdem können wir alle eine Atempause gebrauchen.«