Название | G.F. Barner 1 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740956240 |
»Hm, wenn sie unbedingt will. Aber ich habe gar keinen Anzug dafür, Boss.«
»Wir reiten nachher beide in die Stadt. Einverstanden?«
»Gut, Boss. Hier ist eine prächtige Mannschaft, lauter feine Partner. Ob Lispy wohl auch Freunde und gute Partner gefunden hat?«
»Das wird er, hoffe ich, das wird er wohl.«
Beide reden von dem Mann, der spurlos verschwand.
Ob er auch so prächtige Partner gefunden hat?
*
Ich habe gelogen, denkt Lispy, ich hab’s tun müssen, aber ich weiß, dass Joe es nicht anders gewollt hatte. Er ist gestorben, habe ich gesagt. Es war ein Unfall, habe ich gesagt. Die Geröllhalde, wir versuchten hinaufzureiten, da kam er unter das Geröll. Es war ein Unfall … Was sollte ich sonst sagen, Joe? Sollte ich ihnen erzählen, dass du die ganzen Jahre mit einem Irrtum geritten bist, dass er gar nicht tot war, dein Vater, dass er lebt und ganz gesund ist? Und dass deine Mutter einen ganzen Monat gebraucht hat, um darüber hinwegzukommen, dass du nie mehr hier sein wirst? Es gibt Dinge, Bruder Joe, die versteht kein Mensch. Wir sind wohl zu dumm, um all das zu begreifen, was das Leben so für uns aufspart.
Er isst instinktiv, sieht kaum hoch von seinem Teller. Sie haben mich hier aufgenommen wie einen Sohn, denkt er, wie einen richtigen Sohn. Ich habe alle Pferde bekommen, für die sorge ich. Und weil ich Joe’s Freund gewesen bin, weil ich seine Uhr und seine paar Sachen mitgebracht habe, darum lassen sie mich nicht weg. Ich gehöre zur Familie, ich, John-Lispy Glouster, der es bestimmt nicht verdient hat, weil ich sie belogen habe.
Als das Essen vorüber ist, geht er hinaus zum Pecos. Dort sitzt er sehr oft und redet mit dem Fluss, als wäre der Fluss sein Bruder Joe James Langley. Er nimmt ein paar kleine Kiesel und wirft sie in das ruhige Wasser, bis er die Schritte hinter sich hört.
»John, ich habe doch Geburtstag. Warum sitzt du wieder hier?«, fragt sie und setzt sich neben ihn. »Ich weiß, warum du hier sitzt und an wen du denkst. Und alle anderen wissen es auch, John. Du hast ihn sehr gemocht, ja?«
»Ja«, sagt er heiser. »Keiner weiß wie sehr. Schon gut, Lucy, ich habe niemanden daran erinnern wollen, verstehst du?«
»Manchmal denke ich, du wirst eines Tages fort sein, so einfach fort, als hätte es dich nie gegeben. Weißt du, dass es genauso schlimm für uns Langleys sein würde, als hätten wir Joe noch einmal verloren? Bill mag dich wie einen richtigen Bruder. Vater vergleicht dich mit Joe, Mutter liebt dich. John, du darfst uns nie verlassen.«
Er presst die Lippen zusammen und schweigt, bis ihre Hand kommt und sich über die seine legt.
»John, sie – sie haben gesagt, ich soll dich holen. Und John, ich muss dir etwas sagen. Ich mag dich noch mehr als die anderen. Ich glaube, sie wissen es alle, nur du noch nicht. John, ist es schlimm, wenn ich dich sehr mag?«
»Nein«, antwortet er verlegen. »Es ist nicht schlimm, ich meine nur, du kennst mich zu wenig. Ich habe nichts, ich bin nichts. Nur John Glouster, ein Fremder, den ihr aufgenommen habt wie einen von euch, der euch alle mag und dich besonders, Lucy. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dich eines Tages so gernhaben würde, dann wäre ich wohl nie gekommen. Lass mir Zeit, Lucy, ich liebe dich, aber …«
»Kein Aber, John, bitte. Joe würde es so wollen. Glaubst du nicht, dass er uns vielleicht jetzt sieht und lächelt? Dass er zufrieden ist und alles so haben wollte? Sonst wärest du niemals hergekommen. Glaubst du das nicht auch? Es sollte alles so sein, John, du musst es nur glauben. Du und ich, das hat Joe so bestimmt, ich weiß es.«
Er legt den Arm um ihre Schultern und zieht sie an sich. Und während er über ihr helles Haar hinweg auf den Fluss blickt, ist es ihm, als lache irgendwo jemand im Glucksen der Wellen und dem leisen Rauschen des Büffelgrases, im Wispern der Blätter und Zirpen der Grillen.
Und er denkt, dass Joe es wirklich so gewollt haben könnte, denn er sitzt hier und es ist wieder Frühjahr geworden in New Mexico.
Dies ist Joe’s Land.
Und dies ist Joe’s Frühling.
Dies alles ist Joe James Langleys Wille.
Und so soll es bleiben, bis der letzte Hauch erlischt, wie Joe es gewollt hat, der immer bei ihm sein wird. Jeden Tag und jede Stunde, bis an sein
– E N D E –
Nein …!, dachte Hartney Shelby, großer Gott …! Nein! Und dann öffnete sich sein Mund zu einem Stöhnen, das das Grauen verriet, denn er sah nun sein Kind tief unten im ausgetrockneten Brunnen seiner Ranch liegen.
Es gab keine Shelby-Ranch am San Carlos River mehr, es gab kein fünfjähriges Mädchen mehr, das seinem Vater jauchzend entgegenlief.
»Rose – Rose«, sagte Shelby, und seine Stimme brach. »Meine Rose!«
So ist es, wenn man verrückt wird, dachte er, mein Gott, ich werde wahnsinnig, ich verliere den Verstand. Gott, hilf mir doch!
Der Himmel schwieg, der Wind sang und wisperte in den verbrannten Balken seiner Ranch, trieb Asche auf die Hände, die Shelby um den Brunnenrand gekrampft hatte. Mary, seine Frau, war tot, geschändet, zerstückelt – da lag sie und hatte keine Augen mehr. Und Abe, der Dreizehnjährige hing am Zaun, und sie hatten ein Feuer unter ihm gemacht, ehe sie ihn bestialisch ermordet hatten. Hat lag wie ein Gekreuzigter auf dem Rad des zerbrochenen Wagens – Hat, sein Ältester. Und hier war Rose, die kleine Rose. Und dort lag das Vieh – alles war tot und leer, und die Jahre waren umsonst gelebt worden, das Glück war vergangen in Schreien, blitzenden Messern, geschwungenen Kriegsbeilen und sausenden Pfeilen.
Ich war doch nur beim Nachbarn drüben, dachte Shelby, ich war doch nur einen Tag fort, um ihm zu helfen. Nachbarn müssen sich helfen, hat Mary immer gesagt, Mary …
Ich hole Rose aus dem Brunnen, dachte Shelby, ich werde hinabsteigen und mein Kind, meinen kleinen Sonnenschein, heraufschaffen. O Gott, wo bist du, warum hast du das zugelassen? Ich will hinabsteigen, ich muss sie holen!
Er nahm das Bein hoch, griff nach dem Seil, aber plötzlich hörte er eine Stimme und hielt inne.
Er redet zu mir, dachte er, ich bin schon verrückt, dass ich seine Stimme höre …
»Hartney, sieh dich erst um! Hartney, nicht in den Brunnen steigen, erst umsehen!«
»Wo, wo bist du, Murdock?«, stöhnte Hartney Shelby und blickte sich wie irr um. »Murdock – Murdock, Junge, ja, du hast recht, du hast mir abgeraten, hier meine Ranch zu bauen. Zu nahe am Indianergebiet, hast du gesagt. Tue es nicht, Hartney, auch wenn es gutes Land ist, die Apachen könnten eines Tages kommen. Dann hilft dir auch alle Tapferkeit nichts, Hartney Shelby. Du kennst die Apachen doch, du warst Quartermaster-Sergeant, der Vater des Schwadrons, mein Pflegevater, du kennst sie – siedle nicht hier!«
Es schüttelte Shelby, als hätte ihn das Mexikofieber gepackt. Murdock McCallum hatte ihn gewarnt, Murdock, der unter Indianern aufgewachsen war, der beste Sergeant der Armee, der klügste Mann, den Hartney Shelby jemals gekannt hatte, obgleich dieser Mann viel jünger als Shelby war und sein Sohn hätte sein können. Murdock war ein Genie, Murdock McCallum entging nichts, Murdock fand jede Spur und wusste alles.
Umsehen, dachte Shelby, Murdock hat wie immer recht, erst umsehen. Die sind vielleicht noch da, diese Teufel. Da liegen Ziegenlederbeutel. Sie riechen nach Tequila. Die Apachen waren betrunken. Nur betrunkene Apachen hausen so entsetzlich. Sie werden ihren Rausch ausgeschlafen haben. Bestimmt haben sie gefeiert, nachdem sie hier alles getötet hatten. Mein Gott, die Teufel sind bestimmt noch in der Nähe. Los, Hartney, nimm dein Pferd, reite an, halte die Augen auf, such sie. Und wenn du sie siehst, dann bring sie um!
Ein ehemaliger Quartermaster-Sergeant kannte keine Angst – doch nun hatte er sie in sich. Ihm grauste vor dem Anblick