G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

Читать онлайн.
Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



Скачать книгу

den Stiefel wieder zu Boden. Der messerscharfe Ton Jerichos war anscheinend die richtige Medizin, ihn aus seiner wilden, rasenden Wut zu reißen.

      »Was willst du denn?« fauchte er Jericho an. »Ja, ich müßte den Doc aus Mexico holen lassen, doch dann ist es zu spät, zu spät! O Hölle, ich werde wahnsinnig, Mike stirbt mir unter den Händen und…«

      »Sei ruhig!« schrie ihn Jericho so laut an, daß die anderen erschrocken zusammenfuhren und Higgins seinen Colt herausriß. »Na, los, Higgins, drück ab, Mann – schieß nur, aber dann wird niemand mehr da sein, der deinem Freund Mike die Kugel herausholen kann. Ihr verdammten Narren, ich habe die ganze Zeit nach euch gerufen – aber du hast ja getobt wie ein Wahnsinniger, Higgins. Hat mich denn niemand gehört? Was seid ihr für Tölpel? Ihr habt meinen Wagen durchsucht und die Tasche gefunden. Und was für Instrumente liegen in meiner Tasche – die seltsam gebogenen Dinger in dem Lederetui? Na, wer hat sie entdeckt, wer war das?«

      Es war, als hätte eine Bombe vor Higgins eingeschlagen. Er senkte den Revolver, starrte Jericho ungläubig an und keuchte: »Die habe ich gesehen, Mann. Sind das etwa Instrumente, wie sie auch ein Doc benutzt?«

      »Du hast es erfaßt«, erwiderte Jericho bissig. »Sie gehörten einmal Old Maple, unserem Stadtsäufer und irren Goldsucher. Old Maple war in seinen besten Jahren Sanitätssergeant. Die Instrumente belieh er dauernd in Jerome, und ich mußte sie jedesmal auslösen, wenn wir sie brauchten, um jemand zusammenzuflicken, Higgins. Seitdem habe ich sie in Verwahrung und nehme sie immer mit, wenn ich unterwegs bin, weil Old Maple in seinem betrunkenen Kopf sie sonst wieder… Verdammt, das ist eine zu lange Geschichte. Bindet mich los, macht schon!«

      »Der kommandiert euch herum, das laßt ihr euch gefallen?« hechelte Eddie Shaggers giftig von der Tür aus. »Was versteht denn der Undertaker und Posaunentröter schon von Wunden, he? Ich sage euch, der hat einen Trick vor, seht euch vor und…«

      »Halt’s Maul!« fuhr ihn Higgins an. »Scher dich nach drüben und passe auf Mike auf, sonst breche ich dir alle Knochen, du Giftschleuder! Raus mit dir! Undertaker, willst du sagen, du kannst wie ein Doc eine Kugel herausbekommen?«

      »Ich habe das oft genug getan, wenn Old Maple zu betrunken war«, brummte Jericho. »Als Junge wollte ich mal Doc werden, aber… Mann, das ist doch jetzt nicht wichtig! Higgins, ich war während meiner Armeezeit einfacher Sanitäter in Fort Apache. Wenn unser Doc mit irgendeiner Schwadron unterwegs war und ein anderer Ärger mit Apachen bekam, mußten wir die Kugel unserer Partner selbst herausfischen. Sitzt die von Mike nicht zu unglücklich, hole ich sie, das verspreche ich dir. Wenn ich es nicht schaffen sollte, könnte sie auch kein Doc erwischen, soviel kann ich dir sagen.«

      Higgins band ihn hastig los und riß ihn dann empor.

      »Schnell, sieh ihn dir an! Sie hat ihn von vorn an den Rippen erwischt, da ist auch der Einschuß, aber er hat dauernd darüber geklagt, daß er hinten am Rücken neben dem Rückgrat Schmerzen hätte. Dann verlor er zeitweilig das Bewußtsein, obgleich ich ihn in einer Deckentrage zwischen zwei Pferden herbrachte. Ich bin so vorsichtig mit ihm geritten. Schnell, Mann, schnell! Du mußt ihm helfen, Graves!«

      »Wenn ich es kann…«

      Mehr konnte ihm Jericho noch nicht sagen…

      *

      Mike Ellerys Hände krampften sich um die Stäbe des Eisenbettgestells. Dann stieß er einen schrillen Laut aus, verdrehte die Augen und sackte in sich zusammen.

      »Um Gottes willen, Mensch, was hast du getan?« schrie Higgins entsetzt. »Er ist wieder besinnungslos, er stirbt und…«

      David Jericho sah ihn kühl an, richtete sich auf und blickte über die neugierig herumstehenden Banditen hinweg zur aufstehenden Küchentür. Das Steinhaus hatte den Eingang vorn rechts. Man betrat sofort die Küche, während die erste Tür linker Hand dann in den ersten Raum führte, dem sich noch ein zweiter anschloß.

      »Hierher!« sagte Jericho knapp. »Den Zeigefinger nehmen, Higgins – fühle hier zwischen den Rippen. Du hast ihm den Verband genau über die Stelle gelegt. Na, nun fühle mal!«

      Higgins tat es mit grauem Gesicht, zuckte zusammen und zog hastig die Hand zurück.

      »Da sitzt was – die Kugel?«

      »Ja, von vorn gekommen, zwischen den Rippen entlanggerast und hier verklemmt«, bestätigte Jericho brummig. »Kein Wunder, daß er dort Schmerzen hatte, Higgins. He, Priestley, was ist mit dem Wasser – kocht es?«

      Der bullige, schmierige Hank Priestley, der irgendwann einmal Koch gewesen war, hatte den Herd längst angeheizt und dann den größten Topf erst säubern müssen. Die Küche glich einem Dreckstall.

      »Ja«, maulte Priestley. »Deine komischen Instrumente liegen drin, wie du es gesagt hast. Soll ich den Topf bringen?«

      »Her mit ihm!« forderte ihn Jericho auf. »Edson, nimm seinen rechten Arm und drücke notfalls seine Schulter mit einer Hand herunter. Dasselbe machst du mit dem linken Arm, Abe. Jetzt ist er weggetreten, doch kommt er zu sich, darf er nicht anfangen zu toben. Du drückst dann sofort sein Gesäß herunter, verstanden, Higgins? Auf den Tisch mit dem Kessel, Priestley! Rührt sich Mike, wirfst du dich auf seine Beine und hältst sie unten. Alles verstanden?«

      Sie hatten das Bettgestell von der Wand abgezogen, so daß man von allen Seiten an es heran konnte.

      Higgins nickte, würgte dann jedoch: »Was mußt du machen, Mann?«

      »Einen kleinen Schnitt, wenn ich Glück habe«, erwiderte Jericho, mit der Greifzange die Instrumente schon aus dem sprudelnden Wasser fischend und nebeneinander griffbereit auf das Handtuch packend, das er über die linke Tischecke gelegt hatte. »Danach nehme ich diesen Löffelhaken und die Spreizzange. Mit der Spreizzange werden die beiden Rippen etwas auseinandergedrückt. Der Löffelhaken packt die Kugel von unten und hebt sie heraus. Es kann schnellgehen, Higgins. Drehe mir nicht durch, wenn es blutet, Higgins, es wird nicht viel bluten. Also los jetzt – machen wir schnell, sonst wacht er uns noch auf.«

      David Jericho nahm das kleine Skalpell und beugte sich über den Verwundeten. Dabei dachte er einen Moment an den schmierigen Vorhang links des Herdes in der Küche, der eine Nische abschloß. Der Vorhang war halb aufgezogen gewesen, und Jericho hatte mindestens zwei Tonnen und mehrere Kisten in der Nische liegen sehen.

      Zu welchem Zweck hatte Higgins das Zeug hier?

      Ich muß es genauer sehen, überlegte Jericho, wozu hat er das verdammte Zeug hergebracht?

      David Jericho setzte zum Schnitt an. Er würde herausfinden, wie die Dinge hinter dem Vorhang in dieses verdammte Spiel paßten…

      *

      Mike Ellery lag bleich, aber verbunden und ohne Kugel auf seinem Bett. Er war zur Besinnung gekommen, nachdem ihm Higgins einen Schluck Whisky eingeflößt hatte, blickte nun die saubere Kugel an und lächelte verzerrt.

      »Bedanke dich bei diesem Burschen – er hat sie herausgefischt«, schnaufte Higgins erleichtert. »Junge, du bist wieder in Ordnung, sauber verbunden und wirst sogar Medizin gegen das Fieber bekommen. He, Graves, es wird doch nicht zu hoch steigen, oder?«

      »Kann man nicht wissen«, murmelte Jericho achselzuckend. »Die Kugel hat Bleiabrieb an seinen Rippen hinterlassen. Er wird mit Sicherheit Fieber bekommen, und ich wollte, ich hätte etwas Besseres als Laudanum bei mir gehabt. Gebt ihm alle drei Stunden einen Eßlöffel voll, auf keinen Fall mehr. Wird es hart, könnt ihr mich holen. Higgins, ich könnte einen Schluck Kaffee gebrauchen, wie wäre es damit?«

      »Du kannst einen Becher Whisky haben – soviel du willst, Mann. Das vergesse ich dir nie. Leben um Leben heißt es bei uns, das weißt du ja wohl, oder? Du wirst leben, das schwöre ich dir!«

      Im hinteren Raum begann Eddie Shaggers gellend zu lachen, und Higgins flog mit einem Satz nach nebenan.

      »Der wird leben!« fauchte er den jäh verstummenden Giftpilz an. »Egal, was noch geschieht, ich schulde ihm etwas nach unseren Gesetzen. Wenn du Hundesohn noch mal so gemein lachst, haue ich dir die Zähne ein. Wer sich an dem Undertaker