G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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      Weiter, dachte Jericho, bloß nicht anhalten, die kommen gleich, wetten?

      Er lauschte nach hinten, ließ das Pferd traben, erschrak nun selbst, weil das Tal steinig wurde, kaum noch Graswuchs am Boden war und die Hufe klopften. Und dann kam es weit hinten, jagten die Gäule an, hallte der Hufschlag durch den Nebel.

      »Los!« zischte Jericho. »Vorwärts, Brauner, die denken sicher, daß ich stur der Wagenspur nachgefahren bin. Vielleicht merken sie zu spät, wohin ich mit dir bin und jagen auf der Spur des Jump-seat weiter. Das würde noch etwas Vorsprung sein.«

      Er ritt, sah rechts und links steile Wände und zerklüftete Felsblöcke in Massen. Die Wände kam man höchstens kletternd hinauf, aber zwischen den Blöcken konnte man sich im Notfall verstecken und bei dem Nebel ein halbes Hundert Leute narren, wenn man sich darauf verstand.

      Jericho ritt etwa sechzig Schritt, dann brüllte jemand keine hundertachtzig Schritt hinter ihm los: »Vorsicht, da steht der Wagen! Links herum, Neil, links!«

      Neil, dachte Jericho, Neil Ferguson – und das ist Eddies Stimme. Der Giftpilz ist da hinten, verdammt, verdammt!

      Hufe polterten, das Echo kam von rechts und links hinten. Und dann…

      »Gott ver…, das ist ja der Leichenwagen, Neil! Vorsicht, Mensch, langsam, der könnte in der Nähe sein. Paß auf, Mann, paß auf!«

      Die Stimme des Giftpilzes schrillte durch den Nebel, überschlug sich beinahe.

      Weiter, dachte Jericho kaltblütig, im Schritt weiter. Jeder Schritt kann jetzt wichtig sein. Mal sehen, was das wird und ob sie es entdecken.

      Er ritt vielleicht fünfzehn Sekunden, dann kam der heulende Schrei zu ihm: »Der hat seinen Reitgaul genommen, Neil. Die Spur ist ganz frisch – vorwärts, du links, ich rechts!«

      Sie hatten die Hufspur, sie jagten an.

      David Jericho schlug dem Braunen die Hacken ein und preschte vorwärts. Das Tal stieg an, es führte nach Südosten, aber wie weit?

      *

      Die Welt war zu Ende. Vor Jericho wuchs die Steilwand zerklüftet hoch. Ein Sacktal, eine Mausefalle, in der er festsaß und nicht mehr herauskommen konnte.

      »Deshalb haben die geschossen vorhin«, zischte Jericho und raste schon nach links auf die Felsblöcke unterhalb der Wand zu. »Drei Schüsse blindlings hinter mir hergeknallt, ein Signal für die anderen beiden Halunken, die nicht weit sein dürften. Einer wird bei den Gefangenen bleiben, der andere kommt, hat bestimmt gehört, aus welcher Richtung die Schüsse gefallen sind. Noch habt ihr mich nicht, Eddie, du Giftzwerg. Das wird hart für euch!«

      Er brachte den Braunen hinter den Blöcken zum Stehen, hörte den herantrommelnden Hufschlag und dann durch den Nebel Eddies Schrei: »Stop, weit genug – der steckt in der Falle, der Idiot! He, Idiot, gleich haben wir dich!«

      Idiot, dachte Jericho und grinste kalt, mal sehen, wer ein Idiot sein wird, Junge. Schön still jetzt, aber ich wette, ihr bleibt zusammen. Bei dem Nebel und der immer mehr fallenden Dunkelheit könnt ihr euch nicht trennen. Ich könnte euch sonst einzeln erwischen. Habt ihr gehört, wohin ich geritten bin, daß ich hier links stecke?

      Jericho packte sein Gewehr, rannte los und jener drohenden Stille entgegen. Er wußte, daß sie kamen, daß sie ihn jedoch noch lange nicht sehen konnten. Er packte einen Stein, holte aus und warf ihn der anderen Talwand, die dreißig Schritt entfernt war und im Dunst verschwamm entgegen.

      »Klick-klick-klick!«

      Der Stein prallte drüben auf, hüpfte über irgendwelche Felsen.

      Gut, dachte Jericho, jetzt denkst du, daß ich dich tricksen will und doch hier bin, was? Paß mal auf, Eddie, du Giftpilz, was ich mache!

      Er rannte geduckt los, feuerte einen zweiten Stein ab, der im weiten Bogen nach rechts sauste. Der Stein prallte auf.

      »Klick-klack-klack!«

      Dann war Jericho drüben und verschwand zwischen den Felsen. Er hockte sich einen Moment nieder, ehe er loskroch. Jetzt schlich er ihnen auf der Gegenseite, statt drüben, wo sie ihn vermuteten, entgegen. Und dann lag er jäh still.

      Knapp über den Talboden hinwegspähend, machte er drüben den ersten Schatten aus. Der zweite Schatten kam, verschwand im schon beinahe schwarzen Hintergrund zwischen den Felsblöcken.

      Kaltblütig schob sich Jericho weiter, bis er hinter eine Klippe hochkam, den ersten Stein mit aller Kraft in Richtung Sperrwand feuerte und gleich den zweiten auch noch davonsegeln ließ.

      Na, dachte er spöttisch, als er das Geklicker an der Wand hörte, was denkt ihr jetzt – daß ich die Wand hochsteigen will, was? Da geht es hinaus, dort klettere ich, oder? Eddie, du elendes Großmaul, gleich drehst du durch, nur noch zehn Sekunden, vielleicht auch zwanzig, aber gleich wirst du verrückt, Mister, oder ich will nicht mehr David Jericho Graves heißen, hihi!

      Er kroch jetzt so schnell er konnte quer durch das Tal auf die Seite zurück, von der er gekommen war. Einen Augenblick packte ihn die Furcht, daß sie nicht auf den Trick hereingefallen waren und es gleich krachen würde, doch dann erreichte er die Felsen, rannte los nach Nordwesten zurück. Ihre Pferde standen dort irgendwo!

      Stille hinter ihm, Totenstille, während er rannte und an den überhängenden Klippen vorbeikam, sekundenlang zauderte, dann jedoch nach einem scharfen Blick in die Höhe weiterrannte.

      Die Gäule, dachte Jericho, ich muß ihre Gäule sehen. Und dann, Amigos…

      Keine zehn Sekunden darauf sah er sie vor sich und blieb stehen. Er war nicht sicher, ob sie an irgendeinem Felsblock angebunden waren, packte den nächsten Stein, zielte, holte aus und warf.

      Der Stein traf das eine Pferd, das jäh wieherte und stieg, sich aufbäumte, einen Satz machte und…

      Eddie, dachte Jericho, du bist ein Narr, du weißt es gleich, Mister, gleich drehst du durch.

      Das Pferd stürmte los, das andere raste ihm nach und wurde noch von Jerichos zweiten Wurf getroffen. Der Gaul trompetete wie wild, verschwand im Nebel. Und hinter Jericho…

      »Neil, Neil, der Hund, der verfluchte Hund! Er hat sich an uns vorbeigeschlichen. Die Gäule, die Gäule! Auf den Braunen von dem Kerl, auf seinen Gaul – hinterher, schnell, schnell!«

      Jericho lief und kicherte, schwang sich auf die überhängende Klippe und warf sich im Hufgetrommel, das durch das Tal dröhnte und sich entfernte, flach hin.

      »Siehst du, Eddie«, gluckste Jericho. »Nun hast du mein Pferd und wirst dich mit Neil auf es schwingen. Und dann kommst du angejagt wie ein Verrückter – vielleicht hier durch oder doch zu weit entfernt? Komm, Mister, komm, ich warte schon. Und weißt du, warum ich warte: weil ich ahne, daß dein dritter Partner am Wasserfall herunterreitet und bald die beiden Gäule auf sich zukommen sieht. – Stell dir vor, ich hätte im Sattel eines der Pferde gehockt und er mich vor dem Gewehr gehabt. Es stirbt sich verteufelt schnell, Eddie, Giftpilz…«

      »Der verdammte Posaunentröter!« heulte der Giftpilz in höchster Wut. »Den bringe ich um, wenn ich ihn habe. Der Schweinehund, der lästerliche Schweinehund!«

      Der Braune wieherte, seine Hufe knallten auf Gestein.

      Komm, dachte Jericho, komm, Freundchen. Und wenn ich mein Pferd erschießen müßte – vorbei kommst du nicht!

      *

      Jericho raste los und stieß sich jäh von der Kante ab, schnellte hoch, streckte die Beine blitzschnell vor. Er sah noch, daß Eddie im Sattel hockte, sich weit nach vorn gebeugt hatte und Ferguson Eddies Hüften umklammerte, hinter dem Sattel saß und nun den Kopf herumriß.

      Habe ich doch gewußt, dachte Jericho, hält der sich mit beiden Händen an Eddie fest. Gute Reise, Ferguson!

      Das nackte Entsetzen verzerrte Fergusons Gesicht zu einer Fratze, als er die Beine auf sich zuschießen sah. Er schrie gellend auf, kam nicht mehr davon, wurde von Jerichos linkem Stiefel an der rechten Schulter