Название | G.F. Barner 1 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740956240 |
Hunter hatte hinter der Regentonne gelegen, weil es dort schön schattig war. Er hatte dort gedöst und sich auch durch die Schüsse nicht stören lassen. Als Hunter noch klein und wahrhaft niedlich gewesen war, hatte man in Jericho dauernd geschossen, so daß ihn eine Knallerei nicht aufregen konnte. Der zottige Riesenhund war erst richtig munter geworden, als Angela jenseits des Zaunes aufgeschrien hatte. Hunter erhob sich bei dem Schrei und lugte durch seine Zottelhaare verstört um die vom Regen der letzten Tage gut gefüllte Tonne.
Was dann geschah, passierte einfach zu schnell für einen alten, müden Zottelpelzträger.
Jericho, der bereits errechnet hatte, wo der schießwütige Kerl landen mußte, blieb verstört stehen und fing nur den zurückschwingenden Torflügel auf.
Du großer Moses, was wird das, dachte Jericho neugierig. Der Kerl wird doch nicht so gegen die Tonne kommen, daß Hunter naß wird. Nichts kann Hunter mehr in Panik versetzen als kaltes Wasser. Gerechter – der fliegt gegen die Tonne, der fliegt wirklich…
Und dann machte David Jericho für einen Moment die Augen zu.
*
Hunter, der Mischlingshund, starrte jenem Riesenvogel, der dort mit einem geradezu infernalischem Gekreische angeflogen kam, mit schiefgelegtem Schädel verwirrt entgegen. Nie zuvor hatte Hunter einen derart häßlich kreischenden Vogel dieser Größe gesehen. Erst im Näherkommen erkannte Hunter, daß es doch kein häßlicher Vogel war, der mit federlosen Schwingen über ihn hinwegflattern wollte. Es war tatsächlich einer dieser verrückten Vierbeiner, die vier Beine besaßen, jedoch nur auf zwei Beinen und dazu auch noch aufrecht liefen.
Wie jemand, der vier Beine hatte, nur deren zwei benutzen konnte, hatte Hunter immer schon absonderlich gefunden. Hunter hatte das zu Anfang seines Lebens auch versucht und es völlig albern gefunden. Da sich aber diese seltsamen Gestalten zu freuen schienen, wenn er auch auf zwei Beinen lief, weshalb sie ihm dann irgend etwas zu fressen gaben, bettelte Hunter nun seit Jahren auf zweibeinige Art und hatte Erfolg damit.
Hunter staunte nicht schlecht, daß einer dieser zweibeinig marschierenden Vierbeiner nun sogar einen Vogel nachzuahmen versuchte. Er mußte völlig verrückt geworden sein.
Noch glaubte Hunter, daß der verrückte Vierbeiner über ihn hinwegflattern würde, doch dann neigte sich die Flugbahn jählings. Für Hunter sah es aus, als wollte sich der Kreischende auf ihn stürzen. Hunter duckte sich erschrocken und suchte dort Deckung, wo er gerade gelegen hatte – flach am Boden und hinter der Tonne.
Jericho, der nur sieben Schritt von der Tonne entfernt war, traute seinen Augen nicht. Hunter schien die Gefahr zu ahnen, plumpste hinter der Tonne in Deckung und legte einen Vorderlauf beschützend über seinen Wollschädel. Es sah so aus, als wollte sich der Hund wahrhaftig die Augen zuhalten, um die Landung des Schießwütigen nicht mit ansehen zu müssen.
Beinahe nahm jetzt Eddies wieder auf die Hufe gekommener Gaul Jericho alle Sicht. Das Tier war mit gesenktem Hals gegen das Tor gekracht, und es war schwankend und prustend hochgekommen. Der Gaul verdrehte derart die Augen, daß er sich ins Gehirn zu schielen schien. Dann torkelte er vorwärts, als hätte man ihm einen Tränkeimer voll Bier gefüllt und er den bis auf den letzten Tropfen geleert. Nach drei, vier taumelnden Schritten war das Pferd am Tor vorbei. Sein Schwanz schlug buchstäblich Rad, so daß es aussah, als trüge der Gaul hinten einen Propeller. Danach streckte sich das Tier jäh, stieß ein markerschütterndes Wiehern aus und raste davon.
David Jericho starrte dem davonsausenden Gaul sprachlos hinterher und wandte den Kopf, weil Eddie landete. Der schießwütige Halunke krachte gegen die Tonne und riß sie um.
Hunter, das Riesenwollknäuel, wurde von dem Schwall Wasser voll erwischt. Über den aufspringenden und entsetzt aufheulenden Hunter hinweg schoß Eddie in die Wasserlache. Der Hund jedoch, der alles, nur kein Wasser mochte, raste protestierend blaffend in Richtung Main Street durch die Gasse. Der Wasserguß war für Hunter zuviel gewesen.
Im gleichen Moment sprang Jericho vorwärts, bückte sich nach dem Colt Eddies, der mitten in der Gasse lag und flog mit einem Riesensatz um den Torflügel zurück. Er hatte jetzt wenigstens eine Waffe, wenn in ihr auch nur noch zwei Patronen waren. Jerichos letzter Blick flog zu Eddie, der reglos am Boden in der Wasserlache lag. An Eddies Kopf schien eine Beule gleich einem Kaktus zu wachsen.
Mehr Zeit blieb David Jericho nicht. Hinter dem Torflügel in Deckung gehend, riß er ihn rückwärtsspringend zurück. Er war bereit, auch den zweiten Mann auf die gleiche Art wie Eddie zu empfangen. Und dann raste der nach Eddie brüllende Bursche auch schon mit dem Gaul um die Storeecke. Im selben Augenblick kam Hunter, das Riesenknäuel, aus der Gasse geschossen und sauste dem Gaul zwischen die Vorderhufe. Was dann passierte, spielte sich in einer Sekunde ab.
*
Hunter stieß ein markerschütterndes Geheul aus, als er zwischen die Vorderhufe des Pferdes geriet. Dann überschlug sich der Gaul auch schon, und der Reiter flog zu Jerichos Entsetzen gegen den Eckpfosten von Hank Davids Sattlerei. Ehe das gestürzte Pferd, das bis an die Gehsteigkante gerutscht war, auf die Hufe kommen konnte, sackte der Reiter an der Hausecke zusammen.
David Jericho sah noch, daß der Kopf des Mannes seltsam verdreht zur Seite sank, und er wußte im gleichen Moment, was passiert war. Der Bursche hatte sich das Genick gebrochen.
Während der Gaul aufsprang und die Main Street hochstürmte, hörte Jericho die Hintertür von Hanks Haus klappen und Angela verstört schreien: »Daddy, Daddy, der Mann hat auf mich geschossen und mein Kleid getroffen, aber ich bin unverletzt. Daddy, Daddy…«
»Die Hölle!« knurrte Hank Davids. Er hatte seine Frau in den sicheren Hausflur geschoben, war in das Wohnzimmer gesprungen und hatte seinen Spencer aus der Wand gerissen. Der ehemalige First Sergeant war damals, als Lombards Banditen Jerome in ihre Gewalt gebracht hatten, niedergeschossen worden. Seitdem haßte Davis alles Gesindel wie die Pest. »Wer wagt es, auf mein Kind zu schießen?«
»Hank – Hank!«
Eve, die durch den Flur ihrer Tochter entgegengelaufen war, blieb erschrocken stehen. Sie wußte zu gut, daß Hank, wenn ihn die Wut packte, nicht mehr aufzuhalten war. Hank Davis sprang aus der Haustür, sah noch das vorbeirasende Pferd und wandte sich sofort nach rechts.
Davis sah den dritten Reiter heranjagen, und als der Mann sich beim Anblick des Bewaffneten hinter den Hals des Pferdes duckte, riß Hank den Spencer hoch. Davis schoß augenblicklich.
Das Brüllen des Karabiners hallte über die Main Street. Drüben stieß Missis Amely einen schrillen Sirenenschrei aus. Die hagere Vorsitzende der Liga gegen den Alkoholmißbrauch, die vorn und hinten platt wie ein Brett war, kreischte vor Entsetzen, als die Kugel Hanks das Pferd in die Brust traf und der Gaul über den Hals gegen die Fahrbahn raste. Der Reiter sauste wie abkatapultiert aus dem Sattel, schlug auf und blieb liegen. Als er sich stöhnend aufstemmen wollte, brüllte Hank wütend: »Bleib liegen, oder die nächste Kugel erwischt dich, Halunke!«
Währenddessen rannte Jericho zur Gasseneinmündung, war klug genug Hank anzurufen, ehe er an dem Toten vorbei war und blieb dann mit dem Colt in der Faust stehen.
»Sie schießen am heiligen Sonntag!« knurrte Hank Davis wutentbrannt. »Davis, was ist mit dem Kerl, der auf dich gefeuert hat – und was hat der an der Hausecke?«
»Der erste Narr ist gegen die Tonne gesaust und rührt sich nicht«, erwiderte Jericho gelassen. »Und der hier hat sich das Genick gebrochen, fürchte ich. Hank, nicht schießen, wenn der dritte Narr sich nicht rührt!«
Er ging los, hob Moss Shaggers an und wußte, daß dem Mann, den er so wenig wie jemals einen der anderen beiden gesehen hatte, nicht mehr zu helfen war.
»Du großer Gott, Marshal, warum sind sie auf dich losgegangen?« rief in diesem Augenblick Finnegan, der Schmied, vom Vorbau von Price und rannte mit einigen