G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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wenig später auf, und da er barfuß war, konnte er sich bewegen, ohne daß man ihn hörte. Mehrere Minuten lang dehnte und streckte Flint seine Glieder. Er gewann schnell die alte Beweglichkeit zurück. Dann tastete er nach den zerschnittenen Stricken, legte sie um seine Fußgelenke und saß wieder an der Wand, die Arme auf dem Rücken.

      Die Zeit verging, bis sich Greers Stimme hören ließ und sein schwerer Tritt den Boden erschütterte.

      Joe Brian Flint lehnte sich an der Wand und blinzelte leicht. Stapleton hob die Laterne, leuchtete in den Raum. Er sah Flint sitzen und grinste wieder mal.

      »Na!« fragte er spöttisch. »Du bist nicht hungrig, was? Dann komm mal, Slim, fütter den Vogel, den häßlichen.«

      Er stellte die Laterne auf den Boden. Sein Schatten fiel lang gegen die Decke des Raumes. Daneben nun Greers Schatten – gewaltig, mächtig. Greer trat herein, den Teller in der Hand, auf dem das Fleisch schon zerschnitten lag. Er kam, ging in die Knie, kauerte, während Charlie

      Stapleton links an die Wand trat, die Hand am Revolver, zwei Schritte von Flint entfernt.

      »Maul auf!« kommandierte Greer brummig. »Na, mach schon. Füttern muß man den auch noch.«

      Joe Brian Flint öffnete den Mund, sah die Gabel kommen, die Bratkartoffeln, das aufgespießte Stück Fleisch. Greer schob ihm die Ladung zwischen die Zähne.

      Jetzt nicht, dachte Flint eiskalt, wenn er auf den Teller sehen muß, dann…

      Er schielte zu Stapleton, der stand etwas zu weit entfernt. Dann kam die Idee, nach der Flint gesucht hatte.

      Warten, dachte er, die zweite Ladung nehmen. Dann…

      Sie war schon da – fuhr ihm in den Mund. Er schluckte, bis er plötzlich hustete, würgte, jäh zu röcheln begann, als müßte er ersticken.

      »He, he!« keuchte Greer erschrokken, als Flint die Augen verdrehte, sein Kopf sich nach hinten bog, die Kehle zuckte vor lauter Gewürge. »He, Mensch, was schlingst du denn wie ein Geier, was? He – he, raus damit oder herunter! Was machst du denn, Mann? Mensch, du kannst uns doch nicht wegbleiben. Wer soll uns denn zeigen, wo das Silber liegt? Charlie, der erstickt, der wird doch nicht…«

      Er stellte den Teller hastig hin, griff nach Flints Schultern. Flint hielt den Kopf schief, war rot angelaufen, sah, wie Stapleton einen Schritt machte, sich bückte und zugreifen wollte.

      »Klopf ihm auf den Rücken«, schnaufte Stapleton. »Mach doch, ma… aah!«

      Stapleton sah nicht viel, nur die Hand kam plötzlich hochgeschossen. Die Hand war über ihm. Und dann kam der Griff, der seine Haare erwischte und sich in ihnen festkrallte.

      Er schrie jetzt, der kleine Gauner Stapleton, denn der Schmerz war da. Er hatte das Gefühl, daß ihm etwas die Kopfhaut abriß. Danach flog er mit jäher Gewalt nach vorn, das Gesicht dem Boden entgegengedreht.

      »Slim!« kreischte Stapleton.

      Slim Greer schrie nicht, er bekam keinen Ton heraus, weil die andere Hand von unten her zu seiner Kehle gezuckt war.

      Es war Flint gleich, wohin seine Fingernägel fuhren, wenn sie nur zupacken und festhalten konnten. Und sie hielten fest, hatten Greers Kehle umklammert, drückten sich tief in Greers Hals. Flint blieb sitzen, den Mann Greer an der rechten, den kleinen Gauner Charlie Stapleton links.

      Dann schwang Flint blitzschnell die Arme zusammen. Er riß sie gegeneinander und hielt dabei den einen Halunken an den Haaren und den anderen an der Kehle fest. Sie flogen beide nach vorn und beinahe kreuzweise über ihn hinweg, bis ihre Köpfe sich berührten und es sich anhörte, als hätte jemand auf einen hohlen Kürbis geschlagen.

      »Slim«, gurgelte Stapleton nur noch einmal matt, ehe sein Kopf zu explodieren schien. »Slim…«

      Das Krachen war da, Feuer raste vor Stapletons Augen hoch. Seine Hand griff nach dem Colt, aber sie erreichte ihn nicht mehr. Flint riß die Hände zurück, spürte, wie Greers Fäuste nach seiner Brust griffen. Nur ein pfeifendes, sausendes Geräusch drang aus Greers Mund, aber seine Fäuste stießen zu, trafen, keilten aus. Doch er flog zurück, schoß wieder nach vorn.

      Feuer, dachte Greer. Er sah nur Sterne, Funken, einen Regenbogen, Feuer…

      Der andere dachte gar nichts mehr. Charlie Stapleton fiel haltlos in sich zusammen, und Flint ließ seine Haare los. Jetzt kam Flints andere Hand, erwischte mit einem würgenden Griff Greers Hemdkragen von hinten.

      In derselben Sekunde warf sich Joe Brian Flint herum. Dabei riß er Greer ein Stück höher und stieß ihn dennoch seitlich weg.

      Die Wand, dachte Flint, als er sich mit aller Gewalt herumwarf und den Mann mitriß, die Wand, Mister. Dein dicker Kopf und die Wand, was? Da hast du den Rest!

      Es war der Rest. Die Wand war zu hart für den Kopf von Slim Greer. Er prallte gegen sie, und hörte nur noch einen Knall, als ginge die Welt in einer fürchterlichen Explosion unter. Dann rutschte er nach vorn, er sackte zusammen.

      Die Laterne am Boden warf den jäh hochspringenden Schatten Flints gegen die Decke. Flint flog auf die Beine, packte im nächsten Moment den kleinen Gauner Stapleton. Mit einem Griff drehte er ihn um, riß

      Stapletons Revolver aus dem Halfter, Sluyter, dachte Flint – Sluyter, er hat geschrien, der kleine Halunke, und sie müssen es gehört haben!

      Flint hechtete vorwärts, packte Greer, der auf dem Bauch lag, und nahm auch ihm die Waffe. Dann wirbelte er herum, den einen Colt im Hosenbund, den anderen in der Faust. Mit der Linken erwischte er die Laterne. So fegte Flint aus der Tür.

      In diesem Moment hörte er, daß Sluyter schrie. Der Schrei brach sich an der Hauswand.

      »Greer? Slim? Charlie, was ist passiert – Charlie, antworte! Charlie!«

      Flint hielt noch einmal an. Er wußte, es gab nur den einen Weg aus diesem Loch. Er mußte aus der Tür. Flint drückte die schwere Tür zu dem Raum zurück, in dem er gesteckt hatte. Dann legte er den Riegel vor und sprang vorwärts..

      »Charlie! Slim!«

      Sluyter schrie – und Flint lief, aber dicht vor der Außentür hielt er an – im dritten Schrei Sluyters, der nun hoch und schrill, von der Furcht gezeichnet, durch die beginnende Nacht gellte: »Slim? Charlie?«

      Die Lampe, dachte Flint, als er ausholte und sie wegschleuderte. Die Lampe in den Hof! Und dann…

      Die Laterne flog, wirbelte aus der Tür, sauste im Bogen in den Hof. Dann schlug sie auf, zerknallte mit einem Blaffen. In das Zerknallen der Lampe kam der Schuß, brüllte durch die Nacht. Aber die Dunkelheit war jäh nach dem Zerplatzen der Lampe da – Dunkelheit, in die Flint aus der Tür hechtete. Er flog flach nach draußen und hatte den anderen Colt aus dem Hosenbund gezogen.

      Als er aufschlug und sich sofort zu rollen begann, sah er den Blitz rechts, hörte Sluyters gellenden, kreischenden, die Panik dieses Mannes widerspiegelnden Schrei: »Delmont – Delmont! Flint – Flint!«

      Ein Heulen neben ihm, ein Klatschen, als die Kugel in den Boden schlug. Er riß die rechte Hand empor, feuerte, sah hinter dem zweiten Blitz den Mann wie von einem Gewitterblenden angestrahlt den Bruchteil einer Sekunde lang stehen.

      In derselben Sekunde traf der Hieb sein linkes Bein. Ein Schlag wie mit einem Hammer, ein Schmerz, der bis in die Hüfte hochfuhr.

      Flint schoß, stieß sich mit dem rechten Fuß ab, feuerte noch einmal, zielte dann seitlich neben den Blitz, der von der Nacht gefressen worden war.

      Ein Schrei, spitz und gellend.

      Getroffen, dachte Flint, wollte herum, sah die Küchentür, das Licht jäh erlöschen, den Schatten gerade noch ins Freie springen.

      Delmont kam!

      Delmont sprang hinaus, den Colt in der Hand, die Furcht jäh in sich. Angst hatten sie alle gehabt, wenn sie über Flint sprachen, Angst vor seinen Tricks, seinem unheimlichen Verstand, der immer noch einen Ausweg gefunden hatte.

      Flint