Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman. Viola Maybach

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Название Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman
Автор произведения Viola Maybach
Жанр Языкознание
Серия Der kleine Fürst Box
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740929480



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und niemanden von Ihrem einmal eingeschlagenen Weg abbringen lassen.«

      Sie warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, bevor sie antwortete: »Das hat auch mit Ihnen zu tun, glaube ich.«

      »Mit mir?«, fragte Armin erstaunt. »Aber wieso denn mit mir?«

      »Sara hat mich darauf gebracht. Ich glaube, ich wollte einfach nicht, dass Sie mich so sehen, wie Sara mich sieht. Und dann war ich es wohl auch leid, immer die gleiche Rolle zu spielen. Der Vorstoß meiner Großmutter kam also zur rechten Zeit. Hätte sie es ein paar Wochen früher versucht, hätte ich mich mit Sicherheit geweigert.«

      »Ich bin sehr froh, dass ich Charlys anderes Gesicht sehen durfte«, erklärte Armin leise.

      Charlotta errötete tief, als sie antwortete: »Ich bin auch froh darüber.«

      Anna bat um ihre Aufmerksamkeit, weil sie eine Geschichte aus der Schule erzählen wollte, und so wandten sie sich ihr zu. Aber sie wussten beide, dass ihr Gespräch an dieser Stelle nicht beendet, sondern nur unterbrochen worden war. Sie würden es, sehr bald schon, fortsetzen.

      *

      »Meinst du, es geht ihr gut, Robert?«, fragte Helena, die sich sehr über seinen Anruf von Schloss Sternberg freute.

      Er lachte leise. »Gut? Gut ist gar kein Ausdruck, Frau von Isebing. Ich höre, dass sie sich mit dem jungen Herrn von Thaden ausgezeichnet versteht.«

      »Mit wem?«, fragte Helena verwundert.

      »Armin von Thaden gehört zu den Gästen«, erzählte Robert.

      »Aber das ist der junge Mann, mit dem mein Sohn in Zukunft Geschäfte machen will!«, rief Helena. »Der, der gerade auf Gut Isebing zu Besuch ist.«

      »Ach«, sagte Robert, »das ist ja interessant. Jedenfalls erzählen die Mädchen, die bei Tisch servieren, dass sich da offenbar etwas anbahnt zwischen Charly und dem jungen Thaden.«

      Nach dem Gespräch war Helena hellwach und bester Dinge. Sie hatte ein wenig Angst gehabt, mit ihren beiden Krankenschwestern allein zu bleiben, ohne Robert, ohne Charly, doch es ging bislang alles überraschend gut. Und wenn dann noch solche erfreulichen Nachrichten kamen…

      Sie griff nach ihrem Buch, legte es jedoch bald wieder beiseite. Es war viel schöner, sich die Zukunft noch ein wenig auszumalen – jetzt, da Charly endlich entdeckt hatte, dass sie außer ihrer wilden Seite noch eine andere hatte, eine weiche, weibliche, die ihr sehr gut stand.

      Es klopfte leise, eine der Schwestern kam herein. »Ist alles in Ordnung, Frau von Isebing – oder kann ich noch etwas für Sie tun?«

      »Danke, Schwester Gisela, mir geht es gut, ich werde wohl bald schlafen. Ich habe gerade mit Robert telefoniert, meiner Enkelin geht es offenbar gut.«

      »Das freut mich zu hören, Frau von Isebing. Bitte, melden Sie sich, wenn Sie etwas brauchen. Gute Nacht.«

      »Gute Nacht«, murmelte Helena, und die Schwester verschwand. Mit geschlossenen Augen gab sich Helena daraufhin erneut ihren erfreulichen Zukunftsfantasien hin.

      *

      »Von deiner Großmutter habe ich heute Abend das erste Mal gehört«, stellte Rosalie fest. Alle anderen schliefen bereits, nur Peter und sie saßen noch in der Küche und unterhielten sich.

      »Wir kennen uns eben noch nicht lange genug«, stellte er fest. »Ich habe dir von meinen Eltern und Geschwistern erzählt – als nächstes wäre ich auf meine Großmutter zu sprechen gekommen.«

      »Dein Vater sagte, dass es ihr jetzt, wo deine jüngste Schwester bei ihr ist, sehr viel besser geht.«

      »Ja, aber das ist kein Dauerzustand, denn Charly wird auf jeden Fall hierher zurückkehren, auf das Gut.«

      »Und dann?«

      »Das wissen wir noch nicht. Von uns Geschwistern ist Charly schon immer am besten mit unserer Großmutter ausgekommen. Sie ist nicht ganz leicht zu nehmen.«

      »Ich könnte es ja mal versuchen«, sagte Rosalie nachdenklich.

      Er verstand sie nicht auf Anhieb, dann jedoch wurden seine Augen groß. »Du meinst…?«

      »Ich kann meine Übersetzungen überall machen, Peter, ich bin örtlich nicht gebunden. Und wenn deine Großmutter vor allem Gesellschaft braucht…«

      »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dir das vorzuschlagen«, sagte er leise.

      Sie lächelte. »Ich weiß. Aber vielleicht wären wir einander sympathisch, und dann könnte das zumindest eine Zeitlang eine Lösung sein, oder nicht? Ich hänge nicht so sehr an meiner Wohnung, dass ich sie auf keinen Fall aufgeben würde, weißt du? Und zu viel zu tun habe ich auch nicht gerade. Da bleibt immer noch viel Zeit, um mit einer alten Dame zu reden, sie auszufahren, ihr vorzulesen – was immer sie sich wünscht.«

      Er gab ihr einen Kuss. »Wenn das ginge, Rosalie, das wäre einfach großartig.«

      »Abwarten«, sagte sie ruhig. »Vielleicht findet sie mich schrecklich – oder ich sie. Dann ist die Idee schon gestorben.«

      »Dich kann kein Mensch schrecklich finden«, erklärte er voller Überzeugung. »Und meine Großmutter ist auch nicht schrecklich, das wirst du schon sehen.«

      Sie schmiegte sich in seine Arme. »Sag mal, Peter, und all die attraktiven Studentinnen, die so für dich schwärmen – was ist mit denen?«

      Er lachte leise. »Sie schwärmen weiter – und eines Tages hören sie damit auf, weil es dann einen neuen jungen Dozenten gibt, zu dem sie weiterziehen. So geht das, weißt du? Man darf nur nicht den Fehler machen, diesen Zirkus ernst zu nehmen. Mir schmeichelt das, aber ich finde es auch lästig. Meine Arbeit ist mir nämlich wichtig – und es gefällt mir besser, wenn die Studenten wegen der Themen, die ich anbiete, in meine Vorlesungen kommen, als wegen meiner Person.«

      »Wenn ich das nächste Mal in deine Vorlesung komme, dann nur wegen deiner Person«, erklärte sie mit einem Lächeln. »Ich hoffe, das ist nicht schlimm?«

      »Bei dir möchte ich es nicht anders haben«, erwiderte Peter und küsste sie.

      *

      Als Charlotta auf dem Weg zu ihrer Suite war, stellte sie fest, dass Armin auf sie gewartet hatte. »Ich kann sowieso nicht schlafen«, sagte er, »und da dachte ich, wir könnten vielleicht noch ein wenig miteinander reden?«

      Sie stand dicht vor ihm, im Dämmerlicht des Flurs wirkten ihre Augen fast schwarz. Ihre Haare dufteten schwach nach Äpfeln, und er sah, dass sie lächelte, denn ihre Zähne schimmerten weiß in der Dunkelheit. »Reden?«, fragte sie. Es hörte sich an, als unterdrückte sie gewaltsam ein Lachen. »Wir haben den ganzen Abend miteinander geredet. Sind Sie sicher, dass Sie nicht an etwas ganz Anderes denken, Armin?«

      »Ich… äh… wie kommen Sie denn auf die Idee?«

      Jetzt lachte sie tatsächlich, es war ein leiser, glucksender Laut, der ihm sehr vertraut erschien. »Ja, wie bin ich wohl darauf gekommen?«, fragte sie. »Vielleicht lag es an den Blicken, die Sie mir den ganzen Abend über zugeworfen haben? Oder an Ihrer Hand, die mehrmals meinen Unterarm streifte? Oder…«

      Er dachte nicht nach, sondern zog sie einfach in seine Arme, bevor sie weiterreden konnte. »Es stimmt«, bestätigte er, »ich denke tatsächlich an etwas Anderes – den ganzen Abend schon. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann habe ich das auch vorher schon getan, auf Gut Isebing, aber da habe ich diese Gedanken schnell verdrängt.«

      »Schade«, flüsterte sie, »sonst hätten wir das Kriegsbeil vielleicht schon früher begraben können.« Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, als wäre es selbstverständlich, dass sie einander mit einem Mal so nahe waren. Er spürte ihren Körper, der sich an seinen schmiegte, und dann trafen sich ihre Lippen, noch bevor er richtig verstanden hatte, was gerade vor sich ging. Hatte sie ihn tatsächlich geküsst? Oder hatte er sie geküsst? Er wusste es nicht, aber es war auch nicht mehr wichtig. Wichtig war allein, dass sie hier standen und einander endlich gefunden hatten.