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aus in dem roten Dirndl mit der grauen Schürze. Des gefällt mir!«

      »Danke! Dein Bürgermeister hat mir auch schon ein Kompliment gemacht«, bemerkte Rosi leise.

      »Aufi, dann gehen wir jetzt. Hast du einen besonderen Wunsch? Was willst du zuerst sehen in Waldkogel? Was soll ich dir zeigen?«

      »Ich kenne nichts in Waldkogel außer der Hauptstraße, die Schöllers, die Tierarztpraxis von Beate, den Trachtenladen und den Bürgermeister. Was gibt es hier?«

      »Zum Beispiel den Bergsee! Aber den heben wir uns für ein anderes Mal auf.«

      Rosis Herz fing an zu klopfen. Sie tat, als hätte sie Joschkas letzten Satz nicht gehört.

      »Dann komm, gehen wir!«

      Joschka und Rosi gingen nebeneinander die Hauptstraße entlang. Dann bogen sie in eine Seitenstraße ein, die schließlich auf einen Weg mündete, der sich durch die Wiesen und Felder den Berghang hinaufzog.

      Jeden, dem sie begegneten, grüßte Joschka laut und wechselte einige Worte. Dabei stellte er jedesmal Rosi vor.

      »Des ist die Rosi! Ich zeige ihr ein bisserl unser schönes Waldkogel!«

      Rosi fiel auf, wie neugierig sie danach von allen angesehen wurde.

      Joschka führte Rosi zu einem breiten Weg, der oberhalb von Waldkogel am Hang entlang führte. Dort standen Bänke. Sie setzten sich.

      »Schau, was für ein schöner Anblick! Wie schön Waldkogel da unten im Tal liegt.«

      »Ja, es schaut wunderbar aus. Und mittendrin die Kirche mit dem schönen Turm!«

      »Dann gefällt es dir hier?«

      Rosi warf Joschka einen flüchtigen Blick zu.

      »Ja, es gefällt mir hier! Ich bin noch nicht lange hier, doch ich denke, es war eine gute Wahl, mich für Waldkogel zu entscheiden. Dabei war es eher ein Zufall.«

      »Ich bin dem Zufall dankbar, sonst hätten wir uns nie kennengelernt.«

      »Ja, das stimmt!«

      »Warum ist des zufällig gewesen, daß du hierher gekommen bist?«

      Rosi dachte einen Augenblick nach. Sie hatte mit Veronika Boller über ihre Vergangenheit gesprochen. Sicherlich würde es kein Geheimnis bleiben, überlegte Rosi. Es war eine harte Entscheidung für die junge Frau, mit Joschka zu reden. Doch sie hielt es für das Beste nach Abwägen aller Gründe, die dafür und dagegen sprachen, zu Joschka offen zu sein.

      »Ich habe gestern ein ganz neues Leben angefangen. Da fiel mein Blick auf die Broschüre von Waldkogel. Stefan hatte sie in den Papierkorb geworfen. Ich fischte sie heraus. Da steht drin, daß Tiere willkommen sind. Ich suchte einen Ort für mich und Bunny!«

      »Wer ist Stefan? Dein Bruder?«

      »Ich habe keinen Bruder, nur eine jüngere Schwester!«

      Es fiel Rosi schwer, über Stefan zu sprechen. So sagte sie nur knapp.

      »Stefan war mein Verlobter! Ich habe mich von ihm getrennt. Endgültig! Ich fand, daß es ein Irrtum war. Wir passen nicht zusammen. Zu mehr möchte ich mich nicht äußern. Das Kapitel ist abgeschlossen. Es war schmerzlich aber notwendig.«

      Rosi malte mit ihren Schuhspitzen kleine Kreise in den Sand des Weges.

      »Ja, das verstehe ich! Ich stand auch schon vor einer solchen Entscheidung. Das will ich dir nur kurz sagen. Auch wenn man sich selbst entschließt, das Verhältnis zu beenden – tut es doch weh. Da kämpft der Verstand gegen das Herz.«

      Rosi drehte den Kopf in Joschkas Richtung und schaute ihm in die Augen.

      »Ja, genauso ist es! Doch vorbei ist vorbei!«

      Joschka blickte sie ernst an.

      »Eine Frage? Willst deshalb länger in Waldkogel bleiben?«

      »Ja! Ich will, daß daheim Gras über die Sache gewachsen ist. Ich habe alleine die Entscheidung getroffen, und ich möchte mich dem Druck der Familie nicht aussetzen. In vier Wochen hätte ich geheiratet. Ich habe mich entschlossen, mindestens sechs Wochen zu bleiben. «

      »Das verstehe ich! Ich bin damals einige Wochen in die Berge geflohen! Wollte mit niemanden drüber reden. Dabei sind die Eltern sehr verständnisvoll. Da mußte ich nichts befürchten. Aber ich wollte eben alleine sein.«

      »Das verstehe ich gut! Ich habe Anna kennengelernt. Sie sagte, bei Kummer sei es gut, in die Berge zu gehen und sich ganz alleine irgendwo hinzusetzen und auf sein Herz zu lauschen. Sie sagte, das hilft immer.«

      »Des kann ich nur bestätigen! Die Berge, die geben Ruhe und Geborgenheit. Dann wolltest du deshalb heute mittag mit der Anna rauf auf die Berghütte?«

      »Ja! Doch dich wollte ich auch nicht enttäuschen. Ich habe ja Zeit. Ich kann auch noch an einem anderen Tag gehen. Vielleicht schon morgen?«

      Der junge Bauer spielte mit dem Grannen des Gamsbartes auf seinem Hut.

      »Tragen hier alle Männer solche Hüte?«

      »Im Prinzip schon. Aber es gibt Unterschiede.« Joschka lachte. »Nun, heute sind die Unterschiede nimmer so groß.«

      »Erklärst du es mir? Du weißt, ich bin nicht aus der Gegend.«

      Joschka reichte ihr seinen Hut.

      »Hier, kannst ihn anfassen! Der Hut ist ein Geschenk meines Vaters. Ein schöner Hut mit einem solchen großen Gamsbart, der kann Tausende kosten. Jeder muß einzeln angefertigt werden. Wenn früher die Höfe von einer Generation auf die andere übergeben wurden, dann trug der junge Bauer zum Zeichen des Generationswechsel ab dem darauffolgenden Sonntag einen solchen Hut mit so einem mächtigen Gamsbart. Daran sah jeder, daß die Übergabe erfolgt war und der Junge jetzt das Sagen hatte und nimmer die Alten.«

      »Dann gehört dir der Unterbühler Hof und nicht deinem Vater und deiner Mutter?«

      Joschka zögerte mit der Antwort.

      »Nein! Net ganz! Trotzdem hat mir mein Vater den Hut anfertigen lassen – als äußeres Zeichen. Bei uns auf dem Unterbühler Hof ist des so geregelt. Der Vater hat mich zum Teilhaber gemacht. An dem Tag, an dem ich heirate, wird mir ein weiterer Teil überschrieben, dann gehören mir zwei Drittel. An dem Tag der Taufe von meinem ersten Kind, da überschreibt er mir noch ein Stück, dann gehört mir der Hof ganz. Die Eltern können sich dann beruhigt auf das Altenteil zurückziehen. Des nennen wir bei uns Austragshäusl, weil sie erst dann wieder hinausgehen, wenn sie auf den Friedhof getragen werden. Die Alten kommen net in ein Altersheim, jedenfalls war des auf dem Unterbühler Hof noch nie der Fall. Auf anderen Höfen soll das vorkommen.«

      »Das ist schön, daß ihr das so handhabt. Warum ist das nicht überall so?«

      »Wenn es Streit und Ärger gibt! Wenn es Unfrieden auf den Hof bringt, dann ist es besser, die Alten wohnen im Heim. Sonst gibt es jeden Tag Ärger, und das ist auch für die Kinder nicht gut. Weißt, es gibt immer Alte, die halten sich net daran, wie alles geregelt ist.«

      Rosi hörte interessiert zu.

      »Wie ist es denn geregelt?«

      »Des ist einfach zu sagen! Wenn die Alten ins Austragshäusl gehen, dann helfen sie nur noch, wenn sie wollen oder wenn richtig Not am Mann ist. Sie genießen ihren Lebensabend. Sie spielen mit den Enkeln und erzählen ihnen Geschichten. Das ist wichtig. Aber es kann auch sein, daß sie des net machen und den ganzen Tag nur kritisieren. Den einen paßt des Madl net, das der Hoferbe geheiratet hat, oder sie lassen den eingeheirateten Burschen jeden Tag spüren, daß er nix recht macht. Des ist dann schlimm für alle.«

      »Ja! Das kann ich mir gut vorstellen.«

      »Ich habe da Idealvorstellungen, wie alles laufen soll. Meine Eltern wollen auch, daß ich langsam in die Verantwortung reinwachse. Dann habe ich es später leichter.«

      »Das ist schön! Kommst du nie in Konflikt mit deinem Vater?«