Название | Kurfürstenklinik Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Nina Kayser-Darius |
Жанр | Языкознание |
Серия | Kurfürstenklinik Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740970673 |
»Ich mach’ dir was!« Er sprang auf und lief in die winzige Küche, in der das Teewasser bereits kochte.
Katja lehnte sich müde zurück, und im nächsten Augenblick war sie schon wieder eingeschlafen.
*
»Ja, ja, schon gut, ich kann schließlich nicht fliegen«, murmelte Carola Senftleben, als jemand bei ihr Sturm klingelte. »Ich komme!« rief sie, trocknete sich schnell die nassen Hände ab, verließ ihre Küche und ging zur Tür, um zu öffnen. Ihr Unmut verflog sofort, als sie sah, wer davorstand. »Ach, Sie sind’s, Frau Dr. Berger«, sagte sie lächelnd. »Kommen Sie herein. Ihr Bruder ist nicht da.«
»Das habe ich gemerkt!« Esther war ganz außer Atem, so schnell war sie die Treppen hinaufgelaufen. Das tat sie meistens, statt den Fahrstuhl zu nehmen. Es hielt sie fit, behauptete sie, und wahrscheinlich stimmte das auch. »Wissen Sie zufällig, wo er sich herumtreibt, Frau Senftleben?« Sie folgte
Adrians Nachbarin in die Wohnung.
»Er hat Nachtdienst. Sie haben wohl schon lange nicht mehr mit ihm gesprochen? Sonst müßten Sie das doch wissen!«
Esther machte ein schuldbewußtes Gesicht. »Bei mir war so viel los in der letzten Zeit. Ich wollte ihn schon einige Male anrufen, aber irgendwie ist mir immer etwas dazwischen gekommen.« Sie schnupperte. »Hmhm, kochen Sie? Es duftet himmlisch.«
»Lammgulasch«, sagte Frau Senftleben. »Ist aber noch längst nicht fertig, sonst hätte ich Sie gerne eingeladen. Oder Sie warten, bis wir essen können, und trinken in der Zwischenzeit ein Glas Wein mit mir.«
Esther schüttelte den Kopf. »Normalerweise liebend gern, Frau Senftleben, aber heute geht’s ganz schlecht. Ich hätte auch bei Adrian nicht lange bleiben können. Aber ich war ohnehin gerade hier in der Gegend, und da dachte ich, ich sage ihm wenigstens guten Tag. Das hat ja nun leider nicht geklappt.«
»Ich sag’s ihm, daß Sie hier waren, Frau Berger. Er freut sich bestimmt, daß Sie an ihn gedacht haben.«
»Sie sind ein Schatz, Frau Senftleben. Warum kann ich nicht auch eine Nachbarin wie Sie haben?«
Carola Senftleben lachte vergnügt. »Ziehen Sie doch hierher, ich würde mich sehr darüber freuen.«
»Das geht nicht, Sie wissen doch: Ich gehöre nach Kreuzberg. Da fühle ich mich wohl.«
»Dann müssen Sie eben weiterhin auf eine Nachbarin wie mich verzichten. Oder Sie kommen öfter mal vorbei. Wir haben neulich über Sie gesprochen, Ihr Bruder und ich. Ich glaube, er hatte auch ein schlechtes Gewissen, daß er sich so lange nicht bei Ihnen gemeldet hat.«
»Dann ist es ja gut«, meinte Esther ganz zufrieden. »Vergessen Sie ja nicht, ihm auszurichten, daß ich hier war.« Sie verabschiedete sich herzlich von Frau Senftleben und rannte im nächsten Augenblick schon wieder die Treppe hinunter.
»Du verrückte Nudel«, sagte
Adrians Nachbarin freundlich und verschwand in ihrer Küche. Dr. Adrian Winter liebte Lammgulasch, und sie freute sich schon auf sein Gesicht, wenn sie es ihm vorsetzen würde.
*
Stefanie Wagner sah sich den Schrank, der mitten im Zimmer stand, aufmerksam von allen Seiten an. »Nicht schlecht«, urteilte sie.
»Danke«, sagte Andreas bescheiden. »Es ist ja nichts Großartiges, aber das wollten Sie ja auch nicht.«
Sie setzte sich und bat ihn mit einer Handbewegung, ebenfalls Platz zu nehmen. »Auch sonst habe ich gehört, daß die Kollegen mit Ihrer Arbeit zufrieden sind«, fuhr sie fort. »Von mir aus können wir unser kleines Experiment also fortsetzen.«
Er nickte, ließ aber den Kopf hängen.
»Was ist, Herr Hollaender?« fragte sie. »Ist das nicht genau das, was Sie wollten, als Sie mich vor einiger Zeit angesprochen haben?«
»Doch, Frau Wagner. Aber…« Er stockte. Als er aufsah, blickte er direkt in ihre veilchenfarbenen Augen, die aufmerksam auf ihn gerichtet waren, und auf einmal dachte er, wenn ich es ihr nicht sagen kann, dann kann ich es niemandem sagen. Er holte tief Luft und erzählte ihr, wie schwierig es im Augenblick mit Fränzchen war und daß seine Freundin Katja nicht mehr lange durchhalten würde, wenn es so weiterging.
»Und nun?« fragte sie. »Für dieses Problem weiß ich, offen gestanden, im Augenblick keine Lösung. Es sei denn, Sie würden jemanden finden, der zumindest zeitweise auf die Kleine aufpaßt, daß Ihre Freundin sich einmal wieder richtig ausschlafen kann.«
»Vergessen Sie’s«, meinte er. »Das können wir uns nicht leisten. Bei uns ist es sowieso schon eng genug mit dem Geld, das können Sie sich doch vorstellen.«
Stefanie nickte. Ja, das konnte sie, obwohl sie Tag für Tag in einem Luxushotel arbeitete und ständig von Menschen umgeben war, die sehr viel mehr Geld verdienten als der Durchschnitt. Aber ihre Eltern hatten früher auch nur das Nötigste gehabt, und an diese Zeiten würde sie sich immer gut erinnern.
»Und was wollen Sie nun tun?« fragte sie.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Es ist eine richtige Zwickmühle. Entweder ich werde verrückt, weil ich immer zu Hause sitze und nur mit dem Baby reden kann. Oder Katja wird verrückt vor Schlafmangel und Erschöpfung.«
»Ich denke noch einmal darüber nach«, versprach Stefanie. »Vielleicht finden wir ja doch eine Lösung. Aber was machen wir bis dahin?«
»Die nächsten zwei Wochen komme ich sowieso, weil soviel zu tun ist und weil wir das so ausgemacht haben«, sagte Andreas. »Das habe ich auch mit Katja besprochen. Ich überlege eben nur, ob ich danach wieder zu Hause bleibe. Sie ist so dünn und blaß, ich mache mir Sorgen um sie.«
»Sie sind ein richtiger Bilderbuch-Mann«, sagte sie lächelnd. »Weiß Ihre Freundin das auch zu schätzen?«
Nun strahlte er. »Sie ist auch eine Bilderbuch-Frau! Sie müßten sie mal sehen, Frau Wagner!«
»Ich hoffe, wir lernen uns bei Gelegenheit kennen. Und in zwei Wochen sprechen wir uns wieder – ich hoffe, wir finden eine Lösung. Wir sind nämlich sehr froh, daß Sie für uns arbeiten, Herr Hollaender!«
Er strahlte noch mehr. »Danke! Sie sind auch große klasse, Frau Wagner!«
Lächelnd sah sie ihm nach. Er war wirklich ein ausgesprochen netter Kerl. Sie mußte ihm einfach helfen, wenn das möglich war.
*
»Schwester Katja!« Die Stimme schien von weither zu kommen. »Schwester Katja, wo stecken Sie denn nur?«
Katja fuhr zusammen und wurde kreidebleich, als sie begriff, daß sie auf ihrem Stuhl eingeschlafen war. Hastig sah sie sich um, aber sie hatte noch einmal Glück gehabt: Niemand war in der Nähe und hatte sie gesehen!
Hastig stand sie auf und rief: »Ich komme!« Sie eilte aus dem Raum und warf dabei einen verstohlenen Blick auf ihre Uhr. Wie lange hatte sie geschlafen? Zehn Minuten? Zwanzig Minuten? Oder nur ganz kurz?
Wie hatte das nur passieren können? Sie war in den Aufenthaltsraum gegangen, weil sie sich etwas zu trinken holen wollte, daran konnte sie sich noch ganz genau erinnern. Und dann hatte sie sich ganz kurz auf einen der Stühle gesetzt, weil sie so schrecklich müde gewesen war…
Sie rannte Dr. Winter, der nach ihr gerufen hatte, fast um. »Tut mir leid, ich hatte solchen Durst«, stammelte sie. »Ich wollte mir nur schnell etwas zu trinken holen.«
»In Ordnung«, erwiderte er, ließ sie jedoch nicht aus den Augen. »Aber jetzt kommen Sie bitte, wir brauchen Sie dringend.«
Sie folgte ihm in eine der Notfallkabinen, wo Dr. Julia Martensen eine junge Frau untersuchte, die offenbar einen schweren Unfall gehabt hatte und vor Schmerzen schrie. Sie hatte mehrere heftig blutende Wunden.
»Geben Sie ihr Kochsalzlösung,