Название | Perry Rhodan 3077: Unter dem Weißen Schirm |
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Автор произведения | Verena Themsen |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan-Erstauflage |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845360775 |
Schlafner lächelte. »Wenn du lieber als Cairaner auftreten willst ...«
Lionel Obioma schüttelte sich. »Niemals. Ich ... kann so was nicht.«
»Genau deswegen werde ich ihn ja tragen. Ich denke, ich gebe einen passablen Cairaner ab, genau wie mein liebes Schwesterlein.«
Während Obioma sich mit dem Schutzanzug und der Fazialmaske vertraut machte, legten Dancer und Schlafner die SERUN-SR TT an. Die Stiefel hoben sie höher, der Stoff bauschte sich zu einer weiten Kleidung auf, wie sie bei Cairanern durchaus vorkam. Durch geschickte Steuerung des Faltenwurfes würde zudem kaschiert werden, dass die Knie an den falschen Stellen saßen.
Glücklicherweise war der Rumpf der Cairaner im Verhältnis zu ihrer Größe gedrungen, was ihn auf etwa die üblichen Proportionen eines Terraners brachte. Die verdickten Schultergelenke waren leicht zu simulieren.
Auch bei den Armen war keine Manipulation notwendig, sah man von den zusätzlichen Gespürhänden ab. Für diese hatten die Geschwister ihre Schleierhandschuhe mit den SERUNS gekoppelt und ebenso wie die zum Anzug gehörigen Handschuhe auf vierfingrige Ausgestaltung geschaltet.
Die eigentlichen Finger saßen dabei in den die gröberen Außenhände darstellenden Anzughandschuhen, mit dem Daumen im oberen Daumen und mit je zwei Fingern in den beiden Innenfingern. Der zweite Daumen wurde ebenso wie die Innenhände vollständig simuliert. Die Oberflächen der Handschuhe mussten sie nicht umgestalten. Es war bei den Cairanern üblich, zumindest an den empfindlichen, neuronal durchsetzten Gespürhänden Handschuhe zu tragen, oft aber auch an allen vier Händen.
Dancer ging als Erste ein paar Schritte. Ihre Bewegungen wirkten absolut natürlich, was aber auch auf ihr Bewegungstalent zurückzuführen sein mochte.
Obioma fühlte sich erleichtert, dass er lediglich einen normal gewachsenen Humanoiden spielen musste.
Er aktivierte die Fazialmaske, die ihn in einen Báalol verwandelte.
Während er dies tat, beobachtete er, wie sich die Gesichter der beiden Geschwister veränderten: Dancers kurzes schwarzes Haar verschwand, stattdessen bekam ihr ganzer Kopf eine goldfleckige Farbe, mit stärkerer Fleckung im Schädelbereich. Hinzu kam die Simulation eines Gesichts mit einem lippenlosen, verhornten Mund, einer flachen Nase und gelben Augen mit waagerechten Schlitzpupillen.
»Wir sind bereit«, stellte Dancer fest.
Obiomas Blick löste sich von ihr und wanderte zu Schlafner. Er sah ebenfalls wie ein Cairaner aus und bewegte sich mit der gleichen lässigen Selbstverständlichkeit wie seine Schwester.
Schlafners Fazialmaske tarnte Obioma nun als Báalol. Diese Programmierung hatte sie bereits vor Missionsbeginn erhalten, weil auf der FONAGUR mit Báalols und Maalitern zu rechnen gewesen war. Vorsichtshalber hatten Dancer und Schlafner beide Brudervölker einprogrammiert und zu Beginn ihrer Mission den Maaliter-Modus verwendet. Diese zweigleisige Vorgehensweise kam ihnen nun zugute, denn Maaliter wurden vermutlich sehr genau betrachtet, seit sie aufgeflogen waren.
Schauen wir, was daraus wird.
*
Sie ließen den TARA-Psi als Rückendeckung bei dem Raumschiff zurück, als sie weiterflogen. Im Zweifelsfall konnte er immer noch vorgeben, ein beschädigter Roboter von der FONAGUR zu sein, der die Orientierung verloren hatte. Wobei niemand wusste, was mit den Robotern der Naats passiert war. Obioma konnte nur hoffen, dass nicht die Devise ausgegeben worden war, sie alle ohne Warnung zu zerstrahlen.
Dancer steuerte den Gleiter. Solange sie in dem Gefährt sitzen bleiben konnten, bestand nur geringe Gefahr, dass ihre Tarnung durchschaut wurde. Dancer hatte trotzdem darauf bestanden, auch die Pseudobeine auszubilden, da man nie wissen konnte, was passieren würde.
Das kam Obiomas pessimistischer Erwartung durchaus entgegen.
Dancer steuerte den Gleiter auf das Schiff zu und schwenkte dann in Richtung einer der Wachen, ehe sie abbremste. Dort angekommen öffnete Dancer die Windschutzkuppel und wob mit den Händen eine komplizierte Grußgestik, die Obioma staunen ließ. Er hätte das mit den begrenzten Mitteln der Maske nie hinbekommen. Man merkte, wie viel Erfahrung die Kopfgeldjägerin im Umgang mit Masken hatte.
»Guten Tag. Ich bin Emla Perkunadsa, Mitarbeiterin der Terminalverwaltung. Bei uns ist ein Báalol aufgetaucht, der im Auftrag der Legatin von Kosmopolis mit den Báalols der FONAGUR Kontakt aufnehmen sollte. Seine Legitimation ist in Ordnung, aber anscheinend hat ihm vorher niemand gesagt, dass die Leute längst verlegt wurden. Leider weiß ich nicht, wohin sie gebracht wurden. Könnt ihr da weiterhelfen?«
»Ich weiß nicht ...« Der Wächter musterte Obioma gründlich. Die beiden Cairaner dagegen würdigte er kaum eines Blickes. Obioma drückte sich in die Polster des Rücksitzes, als wäre ihm das alles sehr peinlich.
»Wir suchen ein paar Flüchtige, die sich als Mitglieder eines Báalolvolkes maskiert hatten«, sagte die Wache. »Seid ihr euch sicher, dass er von der Legatin kommt?«
»Er hat uns seine ID-Kennung und eine Botschaft überspielt, die echt und recht überzeugend ist. Moment ...«
Dancer hob die Hand mit dem Komarmband und aktivierte ein Holo, das die terranische Legatin Denna Faskell zeigte.
»Dieser Mann, der Báalol Pontar Duun, ist mein Abgesandter«, sagte sie darin. »Bitte unterstützt ihn nach Kräften, damit er meinen Auftrag erfüllen kann.«
Sallu Brown hatte mit den Möglichkeiten seiner Positronik und seines Roboterkörpers diese Botschaft anhand der Aufnahme gefälscht, die Dancers Anzugpositronik während des Besuchs in Kosmopolis von der Legatin gemacht hatte. Zweifellos würde sie keiner eingehenden Prüfung standhalten, da sie keine Ahnung hatten, was für Signaturen oder andere Kennzeichen zur Verifizierung gebraucht wurden.
Obioma konnte nur hoffen, dass Schlafners Plan aufging. Aus Erfahrung war der Kopfgeldjäger der Meinung, dass die meisten Wachen sich in solchen Fällen überzeugen lassen wollten, damit ihr Leben einfach blieb – insbesondere, wenn ihnen so langsam die Müdigkeit in den Knochen saß. Und dafür konnte Schlafner problemlos sorgen.
»Ich könnte jemanden anfordern, der ihn abholt ...«, sagte die Wache. Sie atmete tief durch und blinzelte, als unterdrückte sie ein Gähnen.
Dancer winkte ab. »Solche Umstände sind nicht nötig. Er ist mit einem Dienstgleiter seiner Administration hier. Mit dem kann er vom Terminal aus selbst dorthin fliegen.«
»Ah, gut.« Der Cairaner wirkte erleichtert. »Ihr braucht also nur die Adresse?«
»Und den Namen eines Ansprechpartners vor Ort«, ergänzte Dancer. »Ich denke, wir werden ihn vorsichtshalber begleiten, damit er sicher dort ankommt. Als Báalol fehlt ihm für manches die Gespürhand.«
Obioma kam ein Gedanke, und er sprach ihn unversehens aus: »Vielleicht könntest du uns dort aber schon ankündigen. Das spart den Leuten vor Ort Arbeit, denn dann wissen sie, dass ihr meine Legitimation bereits überprüft habt.«
Die Wache stutzte und sagte sehr zögerlich: »Ja, das könnte ich ...«
»Es macht doch niemand gerne Arbeit noch mal, die schon ein anderer getan hat, oder?«, setzte Schlafner nach.
»Stimmt«, sagte die Wache, rieb sich die Augen und gab sich einen Ruck. »Also gut, ich werde dort Bescheid sagen, dass alles in Ordnung ist mit dem Botschafter ... äh ...«
»Pontar Duun«, ergänzte Dancer.
»Pontar Duun. Alles klar. Hier ist die Adresse ...«
Er rasselte Angaben herunter, die Obioma sich auf die Schnelle nicht einprägen konnte. Er konnte nur hoffen, dass es Dancer oder Schlafner gelang.
»Alles klar. Vielen Dank.« Dancer nahm den Gleiter in eine enge Wende und flog Richtung Terminal. Kaum waren sie außer Sichtweite der Cairaner, saß der TARA-Psi neben Obioma.
»Das lief gut«, stellte Dancer fest. »Aber Obioma – spar dir in Zukunft solche Alleingänge. Das hätte genauso gut nach hinten