Perry Rhodan 3077: Unter dem Weißen Schirm. Verena Themsen

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Название Perry Rhodan 3077: Unter dem Weißen Schirm
Автор произведения Verena Themsen
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845360775



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Kraft dahinter gewesen, er eher der Mitläufer, auch wenn das unglaubliche Gebilde ihn ebenfalls faszinierte.

      Dancer, Schlafner und der TARA-Psi hatten sie empfangen und professionell in ihren Einsatz integriert, obwohl sie kaum mehr als Eierköpfe und in kritischen Situationen eher hinderlich als hilfreich waren. Wenn es um die Action ging, waren die Geschwister tonangebend, ging es um Technik, der TARA-Psi.

      Chione hatte zumindest ihr Fachwissen einbringen können, als es um die Entschlüsselung der Struktur des Sternenrads ging. Aber er ... er hatte bislang nichts Nennenswertes geleistet. Er hätte gehen und den cairanischen Jungen zurückbringen sollen, nicht Chione.

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      Illustration: Dirk Schulz

      Obioma seufzte. Die Welt schien ihm so düster und bedrohlich wie der Wald ringsum, daran konnte das Wunder des Schirms nichts ändern, der ihn in sanften Schimmer tauchte. Chione hätte ihn deswegen wohl als ewigen Pessimisten aufgezogen. Aber sie war nicht da.

      »Dancer hat recht. Ich darf mich nicht verrückt machen«, murmelte er. Aber es fiel ihm schwer, sich an diese Mahnung zu halten.

      Müde und kein bisschen optimistischer kehrte er in das Versteck zurück.

      Privates Verhörprotokoll Dupa Emuladsu, Teil II

      »Wenn du nur eine Wissenschaftlerin bist, wie du behauptest, und keine Agentin der Liga oder sonst einer galaktischen Gruppierung, was willst du dann im Sternenrad?«

      »Machst du Witze? Das hier ist ... lunar! Kosmisch! Absolut unglaublich! Ein leibhaftiges, an der sofortigen Selbstzerstörung gehindertes, mithin quasi gezähmtes Weißes Loch? Das ist jenseits von allem, was ich jemals erträumen konnte! Wie hätte ich als Astrophysikerin nicht versuchen sollen, diesem Phänomen näher zu kommen und mehr darüber zu erfahren?«

      »Die Ablehnung war dir klar mitgeteilt worden, und offensichtlich kam sie auch nicht unerwartet, denn du hattest dich für den Fall einer militärischen Abwehr vorbereitet. Sollte dich der Teleporter auch gestern abholen? Hat er dich hängen gelassen?«

      »Teleporter? Welcher Teleporter?«

      »Verkauf mich nicht für dumm! Als wir euch im Senkenwald aufgestöbert hatten, haben wir euren Roboter mit einem Bewusstlosen in seinem Tragekorb gestellt. Beide verschwanden vor unseren Augen, nachdem wir den Fünf-D-Schirm ausgeschaltet hatten. Da es an der Stelle keine verborgene Transmitterstation gab, muss der Mann im Korb ein Teleporter sein. Wahrscheinlich hatte er seine Bewusstlosigkeit nur vorgespielt.«

      »Dass der Mann ein Teleporter ist, höre ich zum ersten Mal. Ich kenne ihn kaum, wir sind eher durch Zufall zusammengekommen. Er wollte sich mit der FONAGUR einschleichen, ebenso wie ich, wobei ich seine Gründe nicht kenne. Wir bildeten eine Zweckgemeinschaft.«

      »Du willst also sagen, er war nicht dein Begleiter in dem Diskusraumer? Das finde ich sehr unwahrscheinlich, denn immerhin erscheint dein Überleben nach der Zerstörung des Raumers ähnlich wundersam wie sein Verschwinden im Senkenwald.«

      Ein Seufzen. »Erwischt. So sind wir an Bord der FONAGUR gekommen. Ich bin keine sonderlich gute Lügnerin, oder?«

      2.

      Orsaidd

      Lionel Obioma hatte miserabel geschlafen.

      Natürlich waren in ihrer Ausrüstung – klein zusammengefaltet – selbstaufblasende Matratzen gewesen, ebenso wie Schlafsäcke aus so hauchfeinem Stoff, dass sie problemlos in eine Hosentasche passten, und trotzdem reißfest und mit dem optimalen Mix aus Wärmeisolierung und Feuchtigkeitstransfer versehen. Aber es war trotzdem eine völlig andere Art, zu schlafen.

      Außerdem machte er sich Sorgen um Chione.

      »Achtung, wir kommen in hundert Metern auf freies Gelände«, warnte der TARA-Psi.

      »Deflektoren aktivieren!«, befahl Schlafner, obwohl sie im beginnenden Morgengrauen vermutlich ohnehin mit der Umgebung verschmolzen.

      Obioma gehorchte trotzdem, ohne nachzudenken. Unmerklich war Schlafner für ihn zum Anführer geworden. Er war lange genug auf Flottenschiffen geflogen und oft genug Teil eines Einsatzteams gewesen, um sich an Befehlsstrukturen zu gewöhnen, auch wenn es normalerweise nicht seine Art war.

      Es war das Geschäft des Wissenschaftlers, zu hinterfragen. Aber ihm war klar, dass so etwas bei Einsätzen zu kritischen Verzögerungen führen konnte. Also verlegte er das Hinterfragen soweit es nicht sein Fachgebiet betraf, auf hinterher und ordnete sich so lange den Erfahreneren unter.

      Sie folgten einer Route, die Dancer mit dem TARA-Psi ausgearbeitet hatte. Sie führte dort, wo sie sich nicht gut ohne technische Hilfsmittel verstecken konnten, unter selbst um diese Zeit viel beflogenen Gleitertrassen hindurch. Das gab ihnen gute Chancen, sich mit den Flugaggregaten für eine Weile gewissermaßen unter einen langsam fliegenden Gleiter zu kleben, um in dessen energetischen Emissionen zu verschwinden.

      Mit etwas Glück würden sie irgendwann einen finden, der nach Orsaidd flog, wo die FONAGUR gelandet worden war. Der wie ein nach Osten offener Kreisbogen mit verlängerten Armen geformte Kontinent Maixon war nicht sonderlich groß, und die Hauptstadt nur zwei Flugstunden von ihrem Versteck entfernt. Ihre Überlegung war, das Chione dort gemeinsam mit den Báalols und Naats des Schiffes interniert worden sein könnte.

      Gemeinsam hoben sie auf Schlafners Zeichen ab und jagten auf einen Lastengleiter zu. Obioma schlug das Herz bis zum Hals, als der Gleiter vor ihm immer weiter wuchs und ihm klar wurde, was sie da gerade taten. Wenn der Gleiter auch nur eine unerwartete Bewegung machte und dabei jemanden touchierte, konnte das für denjenigen das Aus bedeuten.

      Die Anzugpositronik würde rechtzeitig reagieren, versuchte er sich zu beruhigen. Es kann gar nichts passieren, lalala ... nicht dran denken ...

      Er lenkte sich damit ab, an den vorigen Abend zu denken. Dancer, Schlafner und der TARA-Psi hatten lange die Köpfe zusammengesteckt, um ihr Vorgehen zu planen. Obioma hatte dabei nicht zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass der Roboter für die Geschwister nicht nur wegen seiner Psi-Fähigkeiten etwas ganz Besonderes war.

      Manchmal gingen sie auf eine fast freundschaftliche Weise mit ihm um. Aber er war auch ein sehr weit entwickeltes Modell, und es mochte sein, dass er sogar einen Plasma-Anteil hatte. Das würde ihn in die Nähe der Posbis rücken, die eigene Persönlichkeiten hatten und mit denen man durchaus Freundschaft schließen konnte.

      Dancer packte ihn am Ärmel und riss ihn zurück. »Träum nicht, Lionel!«

      Erschrocken fuhr er zusammen und bemerkte, dass er beinahe unter der Deckung des Gleiters herausgedriftet wäre.

      »Entschuldige«, murmelte er. »Ich bin irgendwie nicht ganz auf der Höhe. Der Schlafmangel.«

      »Dann lass dir vom Cybermed ein Aufputschmittel spritzen.«

      Selbst über den Anzugfunk konnte Obioma den gereizten Tonfall hören. Klar, er gefährdet sie schließlich alle, wenn er nicht bei der Sache war. Wieder war er der Klotz am Bein.

      Er instruierte den Cybermed, und wenig später ging es ihm tatsächlich besser. Beinahe verdächtigte er die Medizinpositronik, einen Stimmungsaufheller beigemischt zu haben. Aber das war Unsinn. Solche Eigenmächtigkeiten waren völlig ausgeschlossen, solange der Träger des Anzugs bei klarem Bewusstsein war.

      Sie wechselten den Gleiter im Flug, als ihrer zur Seite wegschwenkte. Noch zwei Mal wiederholten sie das Manöver, und langsam bekam Obioma ein Gefühl dafür und genoss den Flug. Dann mussten sie jedoch landen. Ein weiteres Waldstück, dann arbeiteten sie sich durch bewirtschaftete Felder, deren hochstämmige Pflanzen ihnen Sichtdeckung gaben.

      Schließlich lagen sie wieder an einer Gleitertrasse auf der Lauer.

      »Lionel Obioma?«, drang die Stimme des TARA-Psi aus Lionels Funk.

      Verwundert registrierte er, dass der Roboter einen