H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells

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Название H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор произведения Herbert George Wells
Жанр Языкознание
Серия Gesammelte Werke bei Null Papier
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962813628



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Ge­dan­ken­sprung, ver­band er die Er­schei­nung mit dem Licht­blitz auf dem Mars. Der Ge­dan­ke an das ein­ge­schlos­se­ne Ge­schöpf war ihm so furcht­bar, dass er die Hit­ze ver­gaß und an den Zy­lin­der her­ab­stürz­te, um die Dre­hung zu be­schleu­ni­gen. Zum Glück aber hielt ihn die lang­sa­me Auss­trah­lung zu­rück, sich an dem noch glü­hen­den Me­tall die Hän­de zu ver­bren­nen. Ei­nen Au­gen­blick stand er un­schlüs­sig da, dann wand­te er sich um, klet­ter­te aus der Höh­le her­aus, und lief Hals über Kopf nach Wo­king. Es moch­te da­mals etwa sechs Uhr ge­we­sen sein. Er be­geg­ne­te ei­nem Fuhr­mann und ver­such­te, ihm sein Er­leb­nis be­greif­lich zu ma­chen. Aber was er be­rich­te­te, dazu sein Auf­zug, das war al­les so wüst — sei­nen Hut hat­te er in der Höh­le ver­lo­ren — dass der Mann ein­fach wei­ter­fuhr. Ganz den­sel­ben Mis­ser­folg hat­te er bei ei­nem Wirt in der Nähe der Hor­sell-Brücke, der eben die Türe sei­ner Schen­ke auf­schloss. Der Mann hielt ihn für einen ent­sprun­ge­nen Irr­sin­ni­gen und mach­te einen er­folg­lo­sen Ver­such, ihn in der Schank­stu­be ein­zu­schlie­ßen. Das er­nüch­ter­te ihn ein we­nig, und als er Hen­der­son, den Lon­do­ner Jour­na­lis­ten, in sei­nem Gar­ten sah, rief er ihn an den Gar­ten­zaun her­an und ver­such­te nun, sich ver­ständ­lich zu ma­chen.

      »Hen­der­son«, rief er, »Sie ha­ben wohl die Stern­schnup­pe vo­ri­ge Nacht ge­se­hen?«

      »Nun?«, sag­te Hen­der­son.

      »Sie liegt jetzt drau­ßen aus der Hor­sell-Wei­de.«

      »Don­ner­wet­ter!«, rief Hen­der­son, »ein ge­fal­le­ner Me­teor­stein! Nicht übel!«

      »Aber es ist et­was mehr als ein Me­teor­stein. Es ist ein Zy­lin­der – ein künst­li­cher Zy­lin­der, Mann! Und es ist et­was drin­nen im Zy­lin­der.«

      Hen­der­son, den Spa­ten in der Hand, neig­te sich et­was vor.

      »Was sa­gen Sie da?«, frag­te er. Er ist auf ei­nem Ohr taub.

      Ogil­vy teil­te ihm nun al­les, was er ge­se­hen hat­te, mit. Hen­der­son be­durf­te etwa ei­ner Mi­nu­te, um es zu er­fas­sen. Dann ließ er sei­nen Spa­ten fal­len, griff nach sei­nem Rock und kam auf die Stra­ße hin­aus. Bei­de eil­ten nun so­fort auf die Wei­de zu­rück und fan­den den Zy­lin­der noch in der­sel­ben Lage. Das Geräusch in sei­nem In­nern aber hat­te auf­ge­hört, und ein schma­ler Reif glän­zen­den Me­talls zeig­te sich zwi­schen dem Schluss­teil und dem Kör­per des Zy­lin­ders. An die­ser Stel­le drang die Luft mit ei­nem schwa­chen zi­schen­den Laut ent­we­der hin­ein oder her­aus.

      Die Män­ner lausch­ten, dann schlu­gen sie mit dem Stock auf den Schup­pen­pan­zer. Da kei­ne Ant­wort kam, schlos­sen sie bei­de, dass der Mensch oder die Leu­te im In­nern be­wusst­los oder tot sei­en.

      Bei­de wa­ren na­tür­lich au­ßer­stan­de, et­was zu tun. Sie schri­en den Ein­ge­schlos­se­nen ei­ni­ge trös­ten­de Wor­te und Ver­spre­chun­gen zu und kehr­ten zur Stadt zu­rück, um Hil­fe zu ho­len. Es lässt sich den­ken, wie sie aus­sa­hen, be­deckt mit Staub, ver­stört und un­or­dent­lich, wie sie im hel­len Son­nen­licht die klei­ne Stra­ße ent­lang eil­ten, ge­ra­de als die La­den­be­sit­zer ihre Tü­ren auf­schlos­sen, und die Leu­te ihre Schlaf­zim­mer­fens­ter öff­ne­ten. Hen­der­son eil­te so­fort ins Sta­ti­ons­ge­bäu­de, um die Nach­richt nach Lon­don zu te­le­gra­fie­ren. Die Zei­tungs­ar­ti­kel hat­ten die Leu­te schon vor­be­rei­tet und sie für die­se Nach­richt emp­fäng­lich ge­macht.

      Um acht Uhr war schon eine An­zahl Kna­ben und un­be­schäf­tig­ter Leu­te nach der Wei­de auf­ge­bro­chen, um »die to­ten Män­ner des Mars« zu be­sich­ti­gen. Das war die Form, in der die Nach­richt sich ver­brei­te­te. Ich hör­te zu­erst da­von durch mei­nen Zei­tungs­jun­gen, als ich aus­ging, um mir mei­nen »Dai­ly Chro­nic­le« zu ho­len. Ich war na­tür­lich aufs Äu­ßers­te über­rascht und ver­lor kei­nen Au­gen­blick, fort­zu­ei­len, um mich über die Brücke von Ot­ters­haw nach dem Sand­hü­gel zu be­ge­ben.

      1 1 engl. Yard -- 91 Zen­ti­me­ter. <<<

      III. Auf der Horsell-Weide

      Ich fand eine klei­ne An­samm­lung von etwa zwan­zig Per­so­nen, die sich um die Höh­le schar­ten, in der der Zy­lin­der lag. Die Ge­stalt des un­ge­heu­ren in der Erde ge­bet­te­ten Kör­pers habe ich be­reits be­schrie­ben. Die auf­ge­wor­fe­ne Erde und die Sand­mas­sen schie­nen wie durch einen Zünd­schlag an­ge­häuft zu sein. Ohne Zwei­fel hat­te das Ein­schla­gen des Kör­pers eine Flam­men­bil­dung ver­ur­sacht. Hen­der­son und Ogil­vy wa­ren nicht dort. Ich ver­mu­te, dass sie nicht wuss­ten, was sie für den Au­gen­blick be­gin­nen soll­ten, und dass sie sich zu Hen­der­son be­ga­ben, um zu früh­stücken.

      Vier oder fünf Kna­ben hat­ten sich an den Rand der Höh­le ge­setzt, schlen­ker­ten mit den Bei­nen und un­ter­hiel­ten sich da­mit, den rie­si­gen Bau mit Stei­nen zu be­wer­fen, bis ich ih­nen das Hand­werk leg­te. Nach­dem ich mit ih­nen dar­über ge­spro­chen hat­te, be­gan­nen sie um die Grup­pe der Um­ste­hen­den her­um ein Fang­spiel.

      Un­ter den Leu­ten be­merk­te ich zwei Rad­fah­rer, einen Gar­ten­ar­bei­ter, den ich zu­wei­len be­schäf­tig­te, den Flei­scher Gregg und sei­nen klei­nen Sohn, ein Mäd­chen, das ein Kind trug, und zwei oder drei Mü­ßig­gän­ger und Ecken­ste­her, die ge­wöhn­lich in der Nähe des Bahn­hofs um­her­lun­ger­ten. Es wur­de sehr we­nig ge­spro­chen. In den nie­de­ren Stän­den Eng­lands hat­ten nur we­ni­ge Men­schen in je­nen Ta­gen mehr als sehr schwa­che astro­no­mi­sche Vor­stel­lun­gen. Die Meis­ten starr­ten nur schwei­gend das große tischar­ti­ge Ende des Zy­lin­ders an, das noch ge­nau so war, wie es Hen­der­son und Ogil­vy ver­las­sen hat­ten. Ich glau­be, dass die all­ge­mei­ne Er­war­tung der Leu­te, einen Hau­fen ver­kohl­ter Lei­chen zu fin­den, beim An­blick die­ser un­be­leb­ten Mas­se et­was ent­täuscht wur­de. Ei­ni­ge Per­so­nen gin­gen fort, wäh­rend ich dort war. An­de­re ka­men. Ich klet­ter­te in die Gru­be und es war mir, als hör­te ich un­ter mei­nen Fü­ßen eine schwa­che Be­we­gung. Der Ver­schluss hat­te of­fen­bar auf­ge­hört sich zu dre­hen.

      Erst als ich ganz nahe an den Kör­per her­an­ge­tre­ten war, sprang mir die Fremd­ar­tig­keit sei­ner Er­schei­nung in die Au­gen. Auf den ers­ten Blick hat­te er wirk­lich nichts Auf­fal­len­de­res an sich, als ein um­ge­wor­fe­ner Wa­gen oder ein ge­fäll­ter Baum, der den Weg ver­sperrt. Al­ler­dings nicht ganz so. Mehr als ir­gen­det­was an­de­rem glich er ei­nem ros­ti­gen halb­ver­gra­be­nen Gas­rohr. Es be­durf­te ei­ner ge­wis­sen Sum­me wis­sen­schaft­li­cher Bil­dung, um zu be­mer­ken, dass die graue Krus­te auf dem Kör­per kein ge­wöhn­li­ches Oxid war, dass das gelb­lich-wei­ße Me­tall, das auf der Spal­te zwi­schen dem De­ckel und dem Zy­lin­der glänz­te, einen fremd­ar­ti­gen Far­ben­ton be­saß. Der Be­griff »Au­ßer­ir­disch« hat­te für die meis­ten Zuschau­er kei­ne Be­deu­tung.

      Da­mals war ich schon fest da­von über­zeugt, dass der Ge­gen­stand vom Pla­ne­ten Mars ge­kom­men war. Aber ich hielt es für un­wahr­schein­lich, dass er le­ben­de We­sen ent­hal­ten wür­de. Ich ver­mu­te­te in der Schrau­ben­be­we­gung eine au­to­ma­ti­sche Tä­tig­keit. Trotz Ogil­vys An­sicht hielt ich an dem Glau­ben fest, dass es Le­be­we­sen auf dem Mars gebe. Von fan­tas­ti­schen Vor­stel­lun­gen er­füllt, be­schäf­tig­te ich