Название | G.F. Barner Staffel 1 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959796682 |
Drüben links hingen die Rudleys mit zwei Freunden in der Ecke um den runden Tisch. Sie spielten lustlos Monte und hatten jetzt eine schlechte Zeit, denn die Rancher in den Bergtälern brannten die Winterkälber. Jetzt waren zu viele Cowboys auf den Weiden, darum tat sich für die Rudleys nicht viel, sie konnten schlecht Rinder stehlen.
Kleine Viehdiebe, die nur Vieh stehlen können, dachte Mort, mit denen würde ich nie etwas gemeinsam machen. Wir haben uns begrüßt, das war genug. Die haben kein Geld für Nancy…
Der Mann im Windschatten der Saloontür war schon interessanter. Er hieß Ludlow, war ein Spieler und, wie Tom Pillar gesagt hatte, vor einer Woche gekommen. Er schlief auch bis zum Mittag, weil sein Geschäft am Abend begann. Nach Pillars Worten hatte er mit dem jungen Bradley und ein paar Freunden dieses verzogenen Rancherlümmels gepokert. Sicherlich durfte Bradleys Vater nicht wissen, daß sein Sohn hier mit seinen Freunden verkehrte und mehr Geld verspielte, als der Alte ihm gab.
Brian Woods hockte einsam, die Arme auf der Tischplatte und den Kopf auf den Armen, seinen Frühwhisky verdauend und nun fest schlafend, links vom Eingang am Fenstertisch. Er war einmal Schmied gewesen, beschlug in Comanche immer noch Pferde, vertrank jedoch jeden Cent und siechte langsam dahin. Eines Tages würde er an diesem Tisch sitzen bleiben und nicht wieder aufstehen, Mort ahnte es.
In der anderen Ecke saß ein Fremder – ein Mann mit einem Umhang aus grobem Segeltuch. Der Mann hatte den Stuhl ganz in die Ecke geschoben, die Beine auf einen anderen Stuhl gelegt, den Hut ins Gesicht gestülpt und die Hände unter dem weiten Umhang. Seine Stiefel waren nicht sehr schmutzig und noch nicht alt, seine Hose auch so gut wie neu. Vielleicht schlief er, vielleicht war er aber auch wach. Er saß in der Ecke so gut, daß er schräg durch das Fenster blicken und jeden sehen konnte, der von Süden die Straße heraufkam. Zudem hockte er für alle, die hereinkamen, im toten Winkel. Er sah alle, aber sie ihn nicht.
Der, dachte Mort, der auch nicht – das ist ein Loofer, ein Einzelgänger. Ich wette, er hat ständig die Hand am Colt. Tom kennt ihn nicht, er war noch nie in Comanche und kam am frühen Morgen, als wir noch schliefen.
Draußen vor der Tür knarrte die Trittleiter, Tom schnaufte schwer, dann kam er mit einem Eimer weißer Farbe herein. Er hatte die Schilder über dem Vorbau neu gestrichen und die Namen nachgezogen. Das tat er in jedem Frühjahr.
»Na, was gefunden, Mort?«
»Ja«, sagte Mort grinsend. »Was diese Zeitungsschmierer da alles zusammengekleckst haben! Wußte gar nicht, daß wir damals so berühmt gewesen sind. Ich werde alles ausschneiden und für meine Enkelkinder aufheben!«
Der dicke Tom Pillar, dem jeden Tag zehn Haare ausgegangen sein mußten, denn er hatte diese Halbglatze vor zweieinhalb Jahren noch nicht getragen, lachte laut auf.
»Du denkst mächtig weit im voraus, Mort, was?«
»Muß man doch, muß man immer«, versicherte Tom grinsend. »Tom, wo steckt eigentlich Herbie?«
»Herbie Walton?« murmelte Tom überrascht. »Habe ich dir das nicht schon gestern erzählt?«
»Nein, Tom.«
Herbie Walton war der Meister im Brandzeichenfälschen. Er hatte eine so leichte und geschickte Hand, daß er ein neues Brandzeichen millimetergenau über ein altes setzte.
»Das habe ich dir nicht erzählt?« wunderte sich Pillar. »Der arme Herbie – er hat doch niemals etwas getan. Luke Kinley und Paradise Joe Sedgewick stritten sich eines Abends wegen Lilly, der Nachfolgerin von Liza. Paradise Joe bekam von Luke Prügel und flog hinaus, damit war die Sache entschieden – dachten wir. Drei Stunden später ging der arme Herbie nach Hause, Kinley folgte ihm – er wollte nur nach seinem Gaul sehen. In diesem Moment knallte es. Paradise Joe hatte draußen in der Dunkelheit gewartet, aber er schoß zweimal vorbei, ehe Luke ihn erwischte. Es war eine ganz klare Sache, Joe hatte es riskiert und verloren. Mit seiner dritten und letzten Kugel traf er den armen Herbie. Wir legten ihn auf den Tisch drüben. Er sagte wenig, er jammerte auch ein bißchen, verlangte nur einen anständigen Drink. Den bekam er auch, trank ihn aus, bedankte sich noch und war auf einmal tot. Es war eine große Beerdigung, stimmt es, Mike?«
Mike Rudley sah kurz hoch und nickte traurig.
»Kann man wohl sagen, Tom. So viele Leute waren noch nie hier. Schade um Herbie, er war ein feiner Bursche.«
»So ist das Leben«, murmelte Tom Pillar. Er ging am Tresen vorbei, Nancy hielt ihm die Tür auf, und als er sich an ihr vorbeischob, kniff er Nancy in die Hüfte. Sie sagte kein Wort
Sieh mal einer an, dachte Mort, der gute Tom war also bei ihr. Nun ja, sie soll erst zwei Wochen hier sein, sagte er – er muß ja wissen, ob sie gut ist. Darum hat er die Schilder gestrichen – er brauchte sicher frische Luft, um richtig munter zu werden…
Mort Dillons Blick wanderte wieder zu dem Fremden in der Ecke. Der Hut des Mannes bewegte sich nicht mehr, der Mann war hellwach, kein Zweifel. Warum war er wach geworden? Er hatte Tom kommen hören, das war es.
Einen Augenblick fragte sich Dillon, ob der Mann nicht etwa von Liza geschickt worden war, aber dann hätte er seinen Auftrag längst erledigen können. Die Dillons hatten ihm mehrmals den Rücken zugewandt.
Nein, den hat sie nicht bestellt, dachte Mort, der ist aus einem anderen Grund so mißtrauisch wie ein aufgescheuchter Präriehase. Er muß auf jemand warten, aber auf wen?
Ein Mann konnte auf viele Leute warten, auf gute Freunde, auf Geschäftspartner oder Auftraggeber, auf Feinde, die ihm ans Leben wollten oder auf das Gesetz.
In diesem Moment klirrte der Vorhang leise – Mort Dillon nahm jäh den Kopf herum. Und dann war ihm, als kröche Eiseskälte von seinen Zehen aus die Beine herauf. Die Kälte stieg innerhalb einer Viertelsekunde bis in Dillons Brust und breitete sich blitzschnell aus.
Neben Mort gab Charly einen erstickten Laut von sich. Charly Dillon bekam keine Luft mehr. Dort stand jemand – stand bereits im Saloon und hatte es geschafft – er hatte den Vorhang beinahe lautlos zur Seite geschoben und wieder zufallen lassen.
Früher hatten sie das einmal versucht – die Rudleys, die Dillons, Kinley und Paradise Joe, der hagere Mann, der seinen Spitznamen bekommen hatte, weil er immer behauptete, das Paradies warte auf ihn. Nicht einmal Herbie, der Mann mit den geschicktesten Fingern, hatte den Vorhang so leise zurückschieben und wieder fallen lassen können.
Der Vorhang war einmal von Tom angebracht worden, nachdem ihm jemand die Storekasse geleert hatte. Seitdem kam kein Mensch durch diese Tür, den das Klirren des Vorhanges nicht anmeldete.
Und doch – der Mann dort wäre beinahe lautlos hereingekommen.
Vor der Tür stand, die Rechte über dem Kolben seines schweren Revolvers in der Schwebe, State-Marshal Bill Logan.
Der Mann, den die beiden Dillons mehr als alles auf der Welt haßten, befand sich mit ihnen in einem Raum.
Darauf hat der Fremde gewartet, dachte Mort, als ihn die Kälte verließ und sein Verstand wieder arbeitete – das Gesetz ist hinter ihm her gewesen. Und nun hat es ihn eingeholt. Logan, du verfluchter Hund, wenn du doch einmal Pech im Leben hättest. Ich wollte, er würde dich erwischen. Wenn du dann zu meinen Füßen sterben müßtest, würde ich auf dich spucken.
Charly saß links neben ihm, sein Gesicht war schneeweiß, die Augen glommen in wildem Haß.
Nicht, du Narr, nicht ziehen, dachte Mort entsetzt, der schießt dich kaltblütig zusammen, du Idiot. Die Schere!
Mort hatte die Schere und nahm blitzschnell die Hand herum. Dann stieß er zu, jagte die Schere von oben nach unten und durch Charlys rechten Jackenärmel in die Tischplatte. Mehr konnte er nicht tun in dieser einen Sekunde, in der ihm klar wurde, daß Charly ziehen wollte. Charlys Arm zuckte einmal, aber er begriff, was Mort nicht haben wollte.
Charly Dillon starrte den Marshal an, seine Lippen zitterten heftig, weil er seinen Haß herausbrüllen wollte und doch schweigen mußte.
Der Blick Bill Logans, des Marshals von Colorado,