Название | Blutige Verlockung |
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Автор произведения | Victory Storm |
Жанр | Современная зарубежная литература |
Серия | |
Издательство | Современная зарубежная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788835415633 |
Ich schnaubte verärgert. Es genügte, über Patty Shue zu reden, um mich in schlechte Laune zu versetzen.
„ Sag mir lieber, ob du bei der Klassenarbeit wirklich abgeschrieben hast,“, fragte er mich und versuchte das Thema zu wechseln.
„ Nein, daher habe ich auch eine Vier bekommen“, gestand ich traurig.
„ Weiß deine Tante das?“
„ Ich weiß nicht, wie ich es ihr sagen soll. Ich glaube, diesmal tue ich so, als ob nichts wäre“, überlegte ich.
„ Vera“ ermahnte er mich mit vorwurfsvollem Blick.
„ Ich mache ja nur Spaß.“
„ Hast du vielleicht irgendwas anderes angestellt?“
„ In der Tat, ja.“ flüsterte ich.
„ Was?“
„ Vorgestern habe ich heimlich eine Hämodose genommen.“
Pater Dominick war vor Schreck wie versteinert.
„ Reicht dir eine Dosis alle 20 Tage nicht mehr?“ fragte er mich sehr besorgt.
„ Doch, aber in letzter Zeit habe ich meinen Körper zu stark beansprucht, so dass ich alle Energien verbraucht hatte. In der Schule hatten wir einen Aushilfslehrer für Motorik, der nichts von meinem Problem weiß und so musste ich viele anstrengende Übungen machen".
„ Aber warum hast du es ihm nicht gesagt?“
„ Das wollte ich ja, aber dann fing diese blöde Kuh Patty Shue an, auf den Lehrer einzureden und sagte ihm, dass die 'Kranke', also ich, dies und jenes nicht tun könnte. Da wurde ich wütend. Ich wollte beweisen, dass ich es doch tun kann!“
„ Du hast etwas sehr Dummes getan!“
„ Das verstehst du nicht! Ich bin selber Schuld an meiner Schwäche, denn vorgestern hatte ich den Bus verpasst. Da meine Tante bereits mit Ahmed zum Hof der McDowells gefahren war, um Rinder zu kaufen, bin ich etwa fünf Kilometer gelaufen. Ich kam eine Stunde zu spät zur Schule, aber sie haben mir keine Schwierigkeiten gemacht, weil ich erzählt habe, dass ich mich unterwegs nicht wohlgefühlt hätte.
„ Deine Tante weiß wohl nichts von all dem“, mutmaßte der Pfarrer bekümmert.
„ Nein. Nur Ahmed weiß es, weil er gesehen hat, dass es mir nicht gut ging und ich ihm erzählt habe, was mir passiert ist.“ endete ich.
Gleichzeitig kehrte meine Tante ins Wohnzimmer zurück, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
„ Worüber habt ihr gesprochen?“
„ Nichts“, antworteten wir wie im Chor.
„ Nun, dagegen habe ich wunderbare Neuigkeiten für Vera. Als ich mit Mr. McDowell sprach, habe ich erfahren, dass sein Sohn Ron sehr gut in Naturwissenschaften ist, also fragte ich ihn, ob er dir Nachhilfe geben würde“, freute sich meine Tante.
„ Was hast du gemacht?“ Ich war wütend. Es stimmte, Ron war ein Genie in Mathematik und Naturwissenschaften, aber er war hochnäsig und wegen seines Atems, der nach toten Mäusen roch, war es besser, ihm nicht zu nahe zu kommen.
„ Du hast richtig gehört, und anscheinend hast du es auch dringend nötig, denn er hat mir gesagt, dass du nach der Klassenarbeit von gestern jetzt einen Durchschnitt von dreieinhalb Punkten hast“, zischte meine Tante.
Dieser eingebildete Verräter! Verdammter Kerl.
Wie konnte er es wagen, meiner Tante von meiner Note zu erzählen?
Ich war ja auch nicht zu seinem Vater gelaufen, um ihm zu sagen, dass sein Sohn dringend Pfefferminzbonbons brauchen würde.
Ich war stocksauer.
„ Wann wolltest du mir sagen, dass die letzte Klassenarbeit auch schief gegangen ist?"
„ Ich weiß nicht. Vielleicht in einem anderen Leben.“ versuchte ich zu scherzen, aber Tante schien überhaupt keinen Sinn für Humor zu haben.
Ich konnte nicht umhin, Pater Dominick anzuschauen, der sich mit dem typischen „Ich hab's-dir-ja-gesagt“ -Ausdruck ins Fäustchen lachte.
Mir wurde klar, dass es Zeit für den Rückzug war.
„ Dann gehe ich jetzt mal lernen." verabschiedete ich mich schüchtern.
„ Ja, das scheint mir angebracht.“ zischte meine Tante bedrohlich.
„ Gut. Also, auf Wiedersehen und viel Spaß ohne mich.“ wandte ich mich an Dominick.
„ Dann bis zum nächsten Mal. Tschüss, Vera“, der Pfarrer umarmte mich.
Ich nahm meinen Rucksack und ein weiteres Stück Kuchen und ging dann nach oben in mein Zimmer, um nachzudenken.
Ich stellte die Tasche auf den leeren Schreibtisch.
Ich hätte so gerne einen Computer darauf gestellt, aber den konnten wir uns leider nicht leisten.
Ich zog mich um, wobei ich versuchte, die kaputte Schranktür vorsichtig zu öffnen, in der Hoffnung, dass Ahmed sie irgendwann reparieren würde. Dann setzte ich mich nachdenklich auf das Bett und aß die letzten Krümel des Kuchens.
Der Aufsatz in Geschichte für den nächsten Tag konnte warten. Ich musste jetzt unbedingt einen Weg finden, um Ron loszuwerden. Ich wäre lieber gestorben, als eine Stunde Biologie mit ihm zu machen.
Ich könnte ihm sagen, dass meine Krankheit ansteckend sei.
Sicherlich hätte ich ihn mit so etwas ganz schnell wieder verscheucht.
Ich legte mich auf mein Bett und fing an, mir tausend Wege auszudenken, wie ich Ron ausweichen und, da ich schon mal dabei war, diese Hexe Patty vernichten könnte.
Irgendwann schlief ich ein und dachte an nichts mehr.
Als ich wieder aufwachte, war es fast Zeit zum Abendbrot.
Meine Kehle brannte, also beschloss ich, in die Küche zu gehen und etwas von dem Grapefruitsaft zu trinken, den ich morgens zum Frühstück geöffnet hatte.
Ich ging die Treppe hinunter, als ich Pater Dominicks Stimme hörte.
„… Hämodose?“.
„ Ja, das wusste ich. Ahmed hat es mir erzählt. Es ging ihr einfach nicht gut, aber ich glaube nicht, dass es etwas Ernstes ist. Kam sie dir verändert vor?“, fragte Tante.
„ Nein, keineswegs, aber der Orden ist jetzt hinter ihr her. Sie wollen immer wieder Berichte und noch mehr Berichte, und oft kommt jemand vorbei, um zu sehen, wie es läuft. Anscheinend geben sie sich in ihrer Schule manchmal auch als Vertretungslehrer aus. Es ist eine Schande!“
„ Das Wichtigste ist, dass Vera nichts merkt! Sie muss ihr Leben hier mit mir weiterleben. Ein ruhiges Leben“, murmelte Tante Cecilia mit gebrochener Stimme.
„ Nun beruhige dich doch! Solange Kardinal Montagnard lebt, wird ihr nichts geschehen. Trotz des Drängens von Kardinal Siringer kann der Orden ohne einen Befehl von Montagnard nichts tun, und er würde nie zulassen, dass Vera etwas geschieht“, beruhigte Pater Dominick sie.
„ Ja.“
Sie schwiegen.
Schließlich verabschiedeten sie sich voneinander und der Pfarrer ging.
Ich stand wie angewurzelt oben auf der Treppe.
Ich hörte das erste Mal von Kardinälen und diesem Orden. Wer waren sie? Was wollten sie?
Was noch wichtiger war, warum waren sie an mir interessiert?
Ich hätte gerne meine Tante um Erklärungen gebeten, aber ich wusste, dass